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GESUNDHEIT/924: Jodtabletten als Schutz vor Radioaktivität - Nicht in Eigenregie einnehmen (StWt)


Stiftung Warentest - Donnerstag, 17. März 2011

Jodtabletten als Schutz vor Radioaktivität

Nicht in Eigenregie einnehmen


Angesichts der Atomkatastrophe in Japan fragen sich viele Menschen in Europa, ob sie vorsorglich Jodtabletten schlucken sollen. Nein, sagt das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. Denn die Einnahme birgt ihrerseits Gesundheitsrisiken. Daher soll sie nur auf behördliche Anordnung erfolgen.

Hochdosiertes Kaliumjodid kann die Schilddrüse vor Schäden durch radioaktives Jod schützen, das bei Atomunfällen entweicht. Dazu reicht eine einmalige Gabe, deren Dosis sich nach dem Alter richtet. Das hilft aber nicht gegen andere Strahlenschäden. Das Bundesumweltministerium warnt davor, diese Tabletten auf eigene Faust prophylaktisch einzunehmen. "Erstens wirken die Mittel nur wenige Stunden vor bis wenige Stunden nach einer radioaktiven Belastung vorbeugend, und zweitens können sie schwere Schilddrüsenerkrankungen verursachen", erklärt Prof. Dr. Gerd Glaeske vom Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen und Leiter der Arzneimittelbewertungen der Stiftung Warentest. Besonders gefährdet sind demnach Menschen über 45 Jahre mit Jodallergien oder Schilddrüsenüberfunktion.

Die Einnahme von Jodtabletten soll nur auf behördliche Anordnung erfolgen. Bis jetzt gibt es keinen Grund zu handeln, so das Umweltministerium, denn aufgrund der großen Entfernung sei eine Gefahr für Deutschland praktisch ausgeschlossen. Für den Fall der Fälle halten deutsche Behörden das Mittel vorrätig.

Es würde dann nicht reichen, einfach Tabletten gegen Jodmangel einzunehmen, schreibt die Website der Stiftung Warentest, test.de. Denn sie sind viel zu niedrig dosiert. So müsste ein Erwachsener 1.300 Tabletten à 100 Mikrogramm schlucken. Theoretisch lassen sich hochdosierte Notfallpräparate in der Apotheke kaufen und zu Hause aufbewahren. Doch die Einnahme darf nur auf behördliche Anordnung erfolgen.


Mehr Informationen zum Thema unter:
www.test.de/japan


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Quelle:
Pressemitteilung vom 17. März 2011
Stiftung Warentest
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veröffentlicht im Schattenblick zum 19. März 2011