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GESUNDHEIT/953: Wie gut schlafen Sie? (welt der frau)


welt der frau 2/2011 - Die österreichische Frauenzeitschrift

GESUNDE NACHTRUHE
Wie gut schlafen Sie?

Von Katrin Rupp


Im Normalfall verbringen wir rund ein Drittel unseres Lebens mit Schlafen. Auf diese Weise kommen wir zur Ruhe, die der Körper zur Regeneration und zum täglichen inneren "Hausputz" benötigt. Die meisten Menschen nehmen sich jedoch zu wenig Zeit dafür. Nicht selten leiden sie auch an Schlafstörungen.


Ausgeruht in den neuen Tag starten, gedankenversunken den letzten Traumfetzen nachhängen, für die meisten Menschen eine Wunschvorstellung. Erst recht ohne Wecker erwachen zu müssen, was oft nur am Wochenende gelingt. Denn viele schlafen nicht ausreichend und jede/r fünfte ÖsterreicherIn ist sogar von Schlafstörungen betroffen. Das ergab eine Umfrage der Österreichischen Gesellschaft für Schlafmedizin und Schlafforschung (ÖGSM). Die häufigsten Probleme bereiten dabei Schnarchen und nächtliche Atemaussetzer sowie Albträume (je 22%) und unruhige Beine (21%), auch Restless-Legs-Syndrom genannt.

Wissenschaftlich bewiesen ist inzwischen, dass Frauen mehr Schlaf brauchen als Männer: bis zu neun Stunden im Gegensatz zu sieben bis acht Stunden. Allerdings: "Die meisten Menschen nehmen sich nicht genug Zeit für den Schlaf und glauben, dass sechs Stunden ausreichen", beobachtet Univ.-Prof.in Dr.in Birgit Högl, Leiterin des Schlaflabors und der Spezialambulanz für Schlafstörungen an der Universitätsklinik für Neurologie in Innsbruck. "Vor allem Frauen stehen durch Mehrfachbelastungen oft unter Druck und sind bereit, eher beim Schlaf zu sparen. Das ist auf Dauer nicht gesund, wie viele Langzeitstudien zeigen."


Raubbau

Abgesehen davon, dass bei einer Nachtruhe von nur fünf bis sechs Stunden Schlaf die Leistungsfähigkeit leidet, hat das auch gesundheitliche Konsequenzen. "Wer zu wenig schläft, betreibt Raubbau an seiner Gesundheit, was sich langfristig negativ auswirkt. Diese Menschen sind nachweislich anfälliger für Fettleibigkeit, Diabetes und hohen Blutdruck. Denn durch den längeren Wachrhythmus nimmt man automatisch mehr Kalorien zu sich", so die Schlafexpertin.

Doch was ist eigentlich der Sinn des Schlafs? Wirklich geklärt ist diese Frage unter SchlafforscherInnen, ChronobiologInnen und NeurologInnen nicht. Zwar weiß man, dass während dieser Ruhephase der Körper viele Aufgaben erledigt, quasi "Hausputz" betreibt, aber auf welchen Prozess man dabei am ehesten verzichten könnte, ist unklar. Der Körper erlebt dabei eine Art Runderneuerung. Ob Gehirn, Organe, Muskeln, Haut oder Teile des Immunsystems - alles dient der Regeneration und dem Energietanken. Abfallprodukte müssen entsorgt werden. Während des Tiefschlafs werden entsprechende Wachstumshormone ausgeschüttet. Das ist auch der Grund, warum Kinder deutlich mehr schlafen als Erwachsene, nicht zuletzt ist der Schlaf für die Reifung des Gehirns notwendig.


Schlaflabor für zu Hause

Mit dem Alter sinkt jedoch das Schlafbedürfnis. Das haben ForscherInnen der University of Surrey in England anhand einer Studie herausgefunden. Im Gegensatz zu 20- bis 30-Jährigen, die durchschnittlich auf sieben Stunden und 13 Minuten kommen, schlafen 66- bis 83-Jährige sechseinhalb Stunden. Das ist um fast eine Dreiviertelstunde weniger. Dafür wachen ältere Menschen während der Nacht häufiger auf, und auch die Tiefschlafphasen werden mit dem Alter kürzer.

Tatsache ist: Das Schlafverhalten und das Schlafbedürfnis sind bei jedem sehr unterschiedlich. Problematisch wird und einer Abklärung bedarf, wenn die Nachtruhe massiv gestört wird und der Erholungseffekt ausbleibt. Aufschluss darüber kann zum Beispiel der Test in einem Schlaflabor geben. Inzwischen gibt es auch die Möglichkeit, ein Schlafprofil zu Hause erstellen zu lassen. Mithilfe eines Gerätes (SOMNOwatch plus) wird ein EEG (Elektroenzephalogramm) erstellt, das die Gehirnströme aufzeichnet und so die verschiedenen Schlafphasen während der Nacht überwacht. Anhand dieses Profils erfolgt dann die Diagnose.

Die Schlafmedizin unterscheidet mehr als 90 verschiedene Schlafstörungen. Entsprechend groß ist die Bandbreite, die von Zähneknirschen oder Sodbrennen über unergründliche innere Unruhe bis zu Depressionen oder Schlafwandeln reicht. Hier die wichtigsten:

Insomnie:
Schlaflosigkeit ist eines der am weitesten verbreiteten Probleme. Rund 20 Prozent der ÖsterreicherInnen leiden darunter.

Apnoe-Syndrom:
Häufige Atemaussetzer während der Nacht sind oft Folge von Schnarchen. Der Schlaf wird nicht als erholsam erlebt.

Restless-Legs-Syndrom (RLS):
Der quälende Bewegungsdrang von unruhigen, nervös herumzappelnden Beinen macht rund 900.000 Menschen zu schaffen.

Hypersomnie:
Das krankhaft erhöhte Schlafbedürfnis äußert sich in Schläfrigkeit, einem unwillkürlicher Drang zu schlafen.

Narkolepsie:
Bei der Schlafanfallkrankheit ist man ständig müde und schläft, ohne es verhindern zu können, für 10 bis 20 Minuten ein.


DAS FÖRDERT ERHOLSAMEN SCHLAF

Bei einem guten, ruhigen Schlaf schlägt das Herz regelmäßiger als im Wachzustand und der Puls sinkt. Das Gehirn ist dennoch aktiv und damit beschäftigt, Informationen und Emotionen zu ordnen, zu verarbeiten und zu speichern.

Was Sie von außen für einen erholten Schlaf tun können:

UMGEBUNG. Kühle Zimmertemperatur, Licht- und Schalldämpfung, bequeme Matratze.
ABENDGESTALTUNG. Die Abendstunden entspannt gestalten - auf Kreislauf anregende sowie hoch konzentrierte Tätigkeiten verzichten.
SPORT. Regelmäßiges Training wirkt sich günstig auf den Schlaf aus, aber 4-6 Stunden vor dem Zubettgehen.
ERNÄHRUNG. Schwer verdauliche Speisen vermeiden. Ebenso schlecht: hungrig schlafen gehen. Für eine ungestörte Nachtruhe auf Koffein, Cola, Schwarztee verzichten. Das gilt auch für Nikotin- und Alkoholkonsum.


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Quelle:
welt der frau - Die österreichische Frauenzeitschrift,
Februar 2011, Seite 54-55
mit freundlicher Genehmigung der Redaktion und der Autorin
Herausgeberin: Katholische Frauenbewegung Österreichs
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veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Juni 2011