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GESUNDHEIT/1212: Adipositas im Jugendalter nimmt zu - Teilhabe am Leben und Erfolg auf dem Arbeitsmarkt erleichtern (idw)


Deutsche Diabetes Gesellschaft - 18.11.2014

Adipositas im Jugendalter nimmt zu: Teilhabe am Leben und Erfolg auf dem Arbeitsmarkt erleichtern



In Deutschland leben circa 200.000 Jugendliche mit einer extremen Form des Übergewichts. Als 15-Jährige bringen sie mitunter 150 Kilogramm auf die Waage. Die Folgen davon sind Diabetes Typ 2, Gelenkbeschwerden, ein Schlaf-Apnoe-Syndrom oder Bluthochdruck. Aber auch die Psyche der Betroffenen leidet. Mit Diäten allein schaffen sie es nicht, ihre Gewichtsprobleme zu lösen und sich aus sozialer Isolation zu befreien. Welche neuen Ansätze es gibt, junge Menschen mit Adipositas unter anderem bei einem erfolgreichen Einstieg in den Arbeitsmarkt zu unterstützen, diskutieren Experten auf der Pressekonferenz der 8. Herbsttagung der DDG und der 30. Jahrestagung der DAG am 21.11.2014 in Leipzig.

Die gemeinsame Tagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) und der Deutschen Adipositas-Gesellschaft (DAG) findet vom 21. bis 22. November 2014 im Congress Center Leipzig (CCL) statt.

Jugendliche mit extremer Adipositas werden von Gleichaltrigen ausgegrenzt, gehänselt und von Erwachsenen diskriminiert. Viele ziehen sich von Mitschülern und Eltern zunehmend zurück und finden nach Schulabschluss oft auch keine Ausbildungsstelle. "Fettleibige junge Menschen neigen zu Depressionen und selbstverletzendem Verhalten, sie werden auch häufiger straffällig", berichtet Professor Dr. med. Martin Wabitsch, Leiter Abteilung für experimentelle und klinische Endokrinologie, Diabetologie und Adipositas an der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin Ulm und Präsident der Deutschen Adipositas-Gesellschaft (DAG) e.V..

Für Beratungen und Therapieprogramme sind Betroffene kaum zu motivieren. Diäten lehnen sie nach gescheiterten Therapieprogrammen und Selbstversuchen in der Regel ab. "Um überhaupt Kontakt zu solchen Jugendlichen zu bekommen, steht daher die Gewichtsabnahme nicht im Zentrum unserer Angebote", sagt Professor Wabitsch: "Die vorrangigen Ziele sind die Steigerung des Selbstbewusstseins, die Unterstützung bei der Jobsuche und die frühzeitige Diagnose und Behandlung von Folgekrankheiten." Die medizinischen Untersuchungen bieten oft Gelegenheit, gesundheitliche Folgen der Adipositas zu besprechen und gemeinsam nach Lösungsmöglichkeiten zu suchen. "Da sich Abnehmprogramme auch mit psychologischer Unterstützung weitgehend als wirkungslos erwiesen haben, sprechen wir mit den Jugendlichen auch über die Option einer Operation", erklärt Professor Wabitsch. Die sogenannten bariatrischen Eingriffe, bei denen der Magen verkleinert und/oder der Darm verkürzt wird, waren lange bei Jugendlichen tabu. Inzwischen werden sie durchgeführt und Professor Wabitsch prüft derzeit in der JA-Studie
(www.ja-studie.de), die im Rahmen des Kompetenznetzes Adipositas vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird, ob die chirurgischen Eingriffe bei Jugendlichen sicher und effektiv sind.

"Wir müssen aber auch erkennen, dass betroffene Jugendliche nicht allein für ihre Situation verantwortlich sind und gesamtgesellschaftliche Hilfe benötigen", betont Professor Wabitsch. Nötig seien Eingliederungsmaßnahmen wie etwa eine Förderung der Berufsausbildung und die Schaffung entsprechender Arbeitsplätze. "Wir brauchen Regelungen und Kooperationen zur Gleichberechtigung von Menschen mit Adipositas", so Wabitsch, Sprecher des Konsortiums "Jugendliche mit extremer Adipositas" des Kompetenznetzes Adipositas.

Eröffnet wird die Diabetes Herbsttagung und die Adipositas Jahrestagung am Freitag, den 21. November 2014, um 10:15 Uhr im Plenarsaal des CCL, die Vorträge beginnen jedoch schon um 8.30 Uhr! Die Fort- und Weiterbildung aller mit Diabetes und Adipositas befassten Berufsgruppen ist ein wichtiges Anliegen der DDG und der DAG. Das Tagungsprogramm ist im Internet unter
www.herbsttagung-ddg.de abrufbar. Interessierte können sich dort direkt online anmelden.


Terminhinweise:

Eröffnungsveranstaltung
am Freitag, den 21. November 2014
(Vortragsbeginn am Freitag, den 21. November 2014 um 8.30 Uhr!)
10.15 bis 11:45 Uhr, Plenarsaal, CCL Leipzig

Symposium "Motivation bei Diabetes und Adipositas fördern.
Wie kann Psychotherapie dabei helfen?"
Termin: Freitag, 21. November 2014, 08.30 bis 10.00 Uhr
Ort: Saal 10 im CCL Leipzig

Informationen und Programmübersicht im Internet:
8. Herbsttagung der DDG und 30. Jahrestagung der DAG
21. bis 22. November 2014, Congress Center Leipzig (CCL)
http://www.herbsttagung-ddg.de


Über die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG):
Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) gehört mit 8.700 Mitgliedern zu den großen medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften in Deutschland. Sie unterstützt Wissenschaft und Forschung, engagiert sich in Fort- und Weiterbildung, zertifiziert Behandlungseinrichtungen und entwickelt Leitlinien. Ziel ist eine flächendeckend wirksame Prävention und Behandlung der Volkskrankheit Diabetes, von der Millionen von Menschen in Deutschland betroffen sind.


Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.herbsttagung-ddg.de
http://www.ddg.info

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution1246

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Deutsche Diabetes Gesellschaft, Julia Voormann, 18.11.2014
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. November 2014