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MELDUNG/111: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 29.04.10 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Erste Professur für Spiritual Care in Deutschland
→  Neue Pflanzenarten tragen Namen von Marburger Pharmazeuten      
→  Neuer Multi-Kinase-Inhibitor zur Behandlung von Krebs

Raute

Hochschule für Philosophie München - 27.04.2010

Erste Professur für Spiritual Care in Deutschland

- LMU beruft Facharzt und Psychoanalytiker Eckhard Frick SJ
- Teilung des Auftrags mit evangelischem Theologen Traugott Roser

Als erste Universität in Deutschland hat die Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München eine Professur für das wissenschaftlich noch wenig erschlossene Feld der Spiritualität in der Medizin eingerichtet. Als erster Professor für die neue medizinische Disziplin Spiritual Care wurde der Facharzt für Psychosomatische Medizin, Psychiater und Psychoanalytiker Eckhard Frick SJ (55) berufen.

Frick hat Medizin, Philosophie und Theologie an den Universitäten Freiburg, Münster und Dijon studiert. 1982 hat er sich an der Psychiatrischen Klinik an der Universität in Münster bei Prof. Dr. R. Tölle promoviert. 1986 ist er in die Gesellschaft Jesu eingetreten und hat einen philosophischen wie theologischen Magister abgelegt (München/Innsbruck). Seit 1987 ist er Facharzt für Psychiatrie. 2007 habilitierte er sich in Psychosomatischer Medizin und Psychotherapie an der Medizinischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München, seit 2008 ist er Professor an der Hochschule für Philosophie.

Frick lehrt bereits als Professor für Psychosomatische Anthropologie an der Hochschule für Philosophie der Jesuiten in München. Diese Tätigkeit wird er auch weiter ausüben. Den Auftrag der neuen Professur an der LMU wird er zu 50 Prozent wahrnehmen. Die andere Hälfte wird der evangelisch-lutherische Theologe Traugott Roser (46) übernehmen. Die beiden haben bereits beim Projekt Seelsorge im interdisziplinären Zentrum für Palliativmedizin in München und im gleichfalls interdisziplinären Arbeitskreis Medizin und Spiritualität mit Experten der LMU zusammengearbeitet. Zum Thema des Arbeitskreises hatten sie vor einem Jahr ein Buch mit Beiträgen von Ärzten, Psychologen, Klinikseelsorgern, Soziologen, Theologen und Ethikern publiziert, das in Fachkreisen als richtungweisend gilt.

Spiritualität im Krankenhaus und bei der Begleitung Sterbender wird mit der Einrichtung der Professur in Deutschland zu einer anerkannten medizinischen Disziplin. Spiritual Care ist für Patienten, ihre Angehörigen sowie für die behandelnden und pflegenden Berufe eine wichtige Orientierung, besonders bei der Erfahrung und Bewältigung von Grenz- und Schwellensituationen. In mehreren englischsprachigen Ländern und in der Schweiz ist Spiritual Care bereits anerkannt, vor allem in der Behandlung von Tumoren und in der Palliativmedizin. Dabei werden Glaubens-, Wert- und Weltanschauungssysteme aller Patienten berücksichtigt, nicht nur der religiösen Menschen.

Kontakt:
Hochschule für Philosophie
Dr. Michael Reder
Kaulbachstr. 31a, 80539 München
michael.reder@hfph.mwn.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution945

Quelle: Hochschule für Philosophie München, Maria Zwirner, 27.04.2010

Raute

Philipps-Universität Marburg - 28.04.2010

Neue Pflanzenarten tragen Namen von Marburger Pharmazeuten

Der Pharmazeut Professor Dr. Michael Keusgen ist Namenspatron zweier neu beschriebener Zwiebelgewächse: Die beiden Allium-Arten wurden nach dem Dekan des Marburger Fachbereichs Pharmazie auf die Namen Allium keusgenii und Allium michaelis getauft. Mit der Benennung wurden die Verdienste des Wissenschaftlers für die Erforschung zentralasiatischer Zwiebelgewächse gewürdigt.

Allium keusgenii ist im Iran heimisch, Allium michaelis wächst in Usbekistan. Beide Pflanzen sind auch für die Forschungstätigkeit von Keusgen und seinem Team am Institut für Pharmazeutische Chemie der Philipps-Universität Marburg von großem Interesse: Eines von deren Hauptarbeitsgebieten liegt auf der Untersuchung der Schwefelchemie wilder Laucharten und der Identifikation von neuartigen Schwefelverbindungen.

Die Namensgebung beruht auf einem Vorschlag, den Dr. Reinhard Fritsch vom Leibniz-Institut für Pflanzen-Genetik und Kulturpflanzenforschung Gatersleben und Dr. Furkat Khassanov von der Akademie der Wissenschaften Usbekistan unterbreitet hatten. Die Erstbeschreibung der beiden neuen Arten wurde im vergangenen Jahr mit der Eintragung in die so genannte Species-Datenbank abgeschlossen. Mit der ehrenvollen Benennung sind für den Namenspaten auch Rechte und Pflichten verbunden, etwa die Verpflichtung, sich weiter um die Heilpflanzen der Ursprungsländer zu kümmern.

Weitere Informationen:

Ansprechpartner: Professor Dr. Michael Keusgen
Institut für Pharmazeutische Chemie
E-Mail: keusgen@staff.uni-marburg.de
Internet: www.uni-marburg.de/fb16/ipc/ag_keusgen

Interview zur Namensgebung mit Professor Dr. Michael Keusgen in der Pharmazeutischen Zeitung vom 22. April 2010:
www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=33530

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:

http://idw-online.de/pages/de/image114507
Allium keusgenii wächst im Iran.

http://idw-online.de/pages/de/image114508
Allium michaelis stammt aus Usbekistan.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution376

Quelle: Philipps-Universität Marburg, Johannes Scholten, 28.04.2010

Raute

Klinik für Tumorbiologie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg - 28.04.2010

Neuer Multi-Kinase-Inhibitor zur Behandlung von Krebs

Wissenschaftlern im Forschungsbereich ProQinase der Klinik für Tumorbiologie Freiburg gelang es, in Zusammenarbeit mit dem Biotechnologieunternehmen 4SC AG eine Substanz zu identifizieren, die für die Behandlung von Krebs eingesetzt werden soll. Der Wirkstoff wird jetzt im Rahmen einer Phase-I-Studie an gesunden Probanden hinsichtlich Sicherheit und Verträglichkeit geprüft.

"Bei dem Wirkstoff, der die Bezeichnung 4SC-203 erhalten hat, handelt es sich um einen sogenannten Multi-Kinase-Inhibitor", so Dr. Christoph Schächtele, Direktor des Forschungsbereichs ProQinase an der Klinik für Tumorbiologie Freiburg, der mit seinem Team seit rund zehn Jahren an der Erforschung dieser neuen Generation von Krebsmedikamenten arbeitet. Im Fokus des Interesses der Wissenschaftler stehen die Proteinkinasen, die unter anderem bei der Regulation der Zellteilung und der vom Tumor ausgelösten Gefäßneubildung (Tumorangiogenese) eine zentrale Rolle spielen. Im Falle einer Überaktivität können die Proteinkinasen unkontrolliertes Zellwachstum und damit Krebs verursachen. Aufgabe von Kinase-Inhibitoren ist es, in diesen Prozess einzugreifen, die unkontrollierte Zellteilung zu hemmen und die Versorgung des Tumors mit Nährstoffen zu unterbinden.

Der Multi-Kinase-Inhibitor 4SC-203 bindet an mehrere Proteinkinasen, wobei vor allem FLT3 und VEGF-R2 von Bedeutung sind. FLT3 ist ein besonders attraktiver therapeutischer Angriffspunkt für die Behandlung der akuten myeloischen Leukämie (AML), der häufigsten Leukämie-Erkrankung des Erwachsenen. Beim gesunden Menschen ist FLT3 für das Wachstum und die Reifung normaler Blutzellen relevant. Bei AML-Patienten hingegen wird diese Kinase häufig in zu großen Mengen gebildet oder liegt in veränderter (mutierter) Form vor. Diese Mutationen gehen mit einer reduzierten Heilungschance für AML-Patienten einher, da ihr Auftreten zu einer hohen Wiedererkrankungsrate führt. Der neue Wirkstoff 4SC-203 hemmt sowohl die normale Form von FLT3 als auch die bisher bei AML-Patienten gefundenen Mutanten. Dies konnten Forscher der Klinik für Tumorbiologie im Rahmen der präklinischen Untersuchungen zeigen. "Die jetzt gestartete Phase-I-Prüfung erfolgt an gesunden Probanden. Die weitere klinische Entwicklung von 4SC-203 zielt jedoch darauf ab, diese Substanz zunächst zur Behandlung von Patienten mit AML einzusetzen", so Schächtele. "Da 4SC-203 aber gleichzeitig VEGF-R2, einen Schlüsselregulator der Tumorangiogenese hemmt, besteht die Chance, dass der Wirkstoff auch bei der Behandlung solider Tumoren Anwendung finden kann."

Die Phase-1-Studie soll im Laufe des Jahres abgeschlossen werden.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.tumorbio.uni-freiburg.de
http://www.proqinase.com
http://www.clinicaltrials.gov
http://www.4sc.com

Kontakt:
Dr. Christoph Schächtele
Direktor Forschungsbereich ProQinase
Klinik für Tumorbiologie
Breisacher Str. 117, 79106 Freiburg
schaechtele@tumorbio.uni-freiburg.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution770

Quelle: Klinik für Tumorbiologie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Barbara Riess, 28.04.2010

Raute

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. April 2010