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MELDUNG/114: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 04.05.10 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  "Junk"-DNA entpuppt sich als gefährlicher Krebstreiber
→  Austrian Institute of Technology organisiert hochkarätige wissenschaftliche Tagung
      "eHealth2010" in Wien
→  Studierende entwickeln telemedizinisches Szenario zur Dosierung
      von Blutgerinnungs-Medikamenten mittels Handy und iPhone

Raute

Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch - 02.05.2010

"Junk"-DNA entpuppt sich als gefährlicher Krebstreiber

Forscher der Charité und des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin (MDC) in Berlin sowie der Universität Leeds in Großbritannien haben einen neuen Mechanismus der Aktivierung von Krebsgenen und des Krebswachstums entdeckt. Beim Hodgkin-Lymphom, einem Lymphdrüsenkrebs, konnten sie erstmals für eine Tumorerkrankung des Menschen nachweisen, dass wiederholt auftretende Abschnitte im Genom, sogenannte LTRs, als gefährliche Krebstreiber agieren können. Dr. Stephan Mathas (Charité, MDC) und Prof. Constanze Bonifer (Universität Leeds) vermuten, dass aktivierte LTRs auch bei der Entstehung anderer Krebsarten eine wichtige Rolle spielen (Nature Medicine, doi 10.1038/nm.2129)*.

Fast die Hälfte des menschlichen Genoms besteht nach bisherigen Annahmen der Wissenschaft aus DNA, deren Funktion unbekannt ist. Sie umfasst Regionen außerhalb der eigentlichen Gene, die keine Information für ein Protein tragen, darunter befindet sich auch sogenannte Junk-DNA (Englisch "junk" steht für überflüssiger Krempel).

Dazu zählen unter anderem DNA-Schnipsel, die wiederholt im gesamten Genom vorkommen und als LTRs (long terminal repeats) bezeichnet werden. Vor Jahrmillionen sind sie von Retroviren zu Tausenden in das Genom des Menschen gelangt. Solche Viren haben die Fähigkeit, ihr eigenes genetisches Material in das Wirtsgenom einzubauen. Sie werden über verschiedene Vorgänge (zum Beispiel DNA-Methylierung) jedoch in der Regel stillgelegt und richten somit keinen Schaden an.

Untersuchungen am Hodgkin-Lymphom

Geht diese Kontrolle verloren, können die zuvor stummen DNA-Stücke angeschaltet werden und Gene in ihrer Nachbarschaft aktivieren, darunter prinzipiell auch solche, die Krebs auslösen. Das konnten Forscher bereits in Mäusen zeigen, nicht jedoch bei Krebserkrankungen des Menschen. Björn Lamprecht, Dr. Stephan Kreher und Dr. Mathas von der Charité und dem MDC (Forschungsgruppe Prof. Bernd Dörken) sowie Dr. Korden Walter und Prof. Bonifer (Leeds Institute of Molecular Medicine, Universität Leeds) haben jetzt erstmals für das Hodgkin-Lymphom, einem Lympdrüsenkrebs beim Menschen, nachgewiesen, dass aktivierte LTRs zur Krebsentstehung beitragen können.

Verwirrende Eigenschaften

Die Krebszellen des Hodgkin-Lymphoms, die sogenannten Hodgkin-/Reed-Sternberg-Zellen, waren ursprünglich Zellen des Immunsystems, haben aber fast alle Eigenschaften ihrer Ursprungszellen, der B-Zellen, verloren. Abhanden gekommen ist diesen Krebszellen auch der normalerweise für das Überleben von B-Zellen nötige B-Zell-Rezeptor-er fehlt auf den Hodgkin-/Reed-Sternberg-Zellen. Was aber hält die Hodgkin-/Reed-Sternberg-Zellen am Leben und bringt sie zum Wachsen, wenn der ursprüngliche B-Zell-Rezeptor verloren gegangen ist?

Es gelang den Forschern zu zeigen, dass das Wachstum der Hodgkin -/Reed-Sternberg-Zellen wesentlich von einem Faktor abhängt, der normalerweise nicht auf den B-Zellen vorkommt. Dieser Faktor, kurz CSF1R, (die englische Abkürzung steht für colony stimulating factor 1 receptor) kontrolliert eigentlich die Bildung anderer Immunzellen, der Monozyten und Makrophagen. Weiter wiesen die Forscher nach, dass aus dem Ruder gelaufene LTRs das Gen für diesen Faktor in Hodgkin-/Reed-Sternberg-Zellen aktivieren und damit das Überleben der Krebszellen sichern.

Genomweite Aktivierung von LTRs

Hodgkin-/Reed-Sternberg-Zellen sind aber nicht die einzigen Krebszellen, die mit diesem Mechanismus die normale Wachstumskontrolle unterlaufen. Hinweise auf eine Aktivierung dieser LTRs und des Faktors CSF1R fanden die Forscher auch im anaplastisch großzelligen Lymphom, einer anderen Form von Lymphdrüsenkrebs. Die Krebsforscher vermuten deshalb, dass die Aktvierung des Faktors CSF1R durch LTRs bei der Entstehung weiterer Lymphome eine Rolle spielt.

Außerdem konnten sie zeigen, dass in Hodgkin Lymphomen nicht nur ein einzelnes LTR aktiviert wird, sondern hunderte, wenn nicht gar tausende von ihnen überall im Genom. Die Konsequenz dieser Genom-weiten Aktivierung von LTRs ist im Augenblick noch unklar. Die Forscher spekulieren jedoch, dass solche Aktivierungsprozesse große Auswirkungen auf die Stabilität des Genoms von Lymphomzellen haben könnten und dazu beitragen, dass Krebszellen über einen längeren Zeitraum irreversible genetische Schäden anhäufen. Solche Vorgänge könnten deshalb nach ihrer Ansicht in Zukunft für Diagnose, Verlauf und Therapie dieser unterschiedlichen Krebserkrankungen von Bedeutung sein.

* De-repression of an endogenous long terminal repeat activates the CSF1R proto-oncogene in human lymphoma
Björn Lamprecht 1,2,10; Korden Walter 3,10; Stephan Kreher 1,2,10; Raman Kumar 4, Michael Hummel 5, Dido Lenze 5, Karl Köchert 1,2; Mohamed Amine Bouhlel 3, Julia Richter 6, Eric Soler 7, Ralph Stadhouders 7, Korinna Jöhrens 5, Kathrin D. Wurster 1,2; David Callen 4, Michael F. Harte 8, Maciej Giefing 6,9; Rachael Barlow 3, Harald Stein 5, Ioannis Anagnostopoulos 5, Martin Janz 1,2; Peter N. Cockerill 3, Reiner Siebert 6, Bernd Dörken 1,2; Constanze Bonifer 3, and Stephan Mathas 1,2

1 Max-Delbrück-Center for Molecular Medicine, 13125 Berlin, Germany
2 Hematology, Oncology and Tumorimmunology, Charité University Medical School, CVK, 13353 Berlin, Germany
3 Section of Experimental Haematology, Leeds Institute of Molecular Medicine, University of Leeds, St. James's University Hospital, Leeds LS9 7TF, UK
4 Breast Cancer Genetics Group, Discipline of Medicine, University of Adelaide and Hanson Institute, Adelaide, South Australia 5000, Australia
5 Institute of Pathology, Charité University Medical School, CBF, 12200 Berlin, Germany
6 Institute of Human Genetics, Christian-Albrechts University Kiel & University Hospital Schleswig-Holstein, Campus Kiel, 24105 Kiel, Germany;
7 Erasmus MC, University Medical Center, Department of Cell Biology, 3015 GE Rotterdam
8 Cytopia Research Pty Ltd, Richmond, Victoria 3121, Australia
9 Institute of Human Genetics, Polish Academy of Sciences, 60-479 Poznan, Poland
10 These authors contributed equally to this work

Barbara Bachtler
Pressestelle
Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch
Robert-Rössle-Straße 10
13125 Berlin
e-mail: presse@mdc-berlin.de
http://www.mdc-berlin.de/

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.mdc-berlin.de/en/research/research_teams/haematoloy_oncology_and_tumorimmunology/index.html
http://limm.leeds.ac.uk/research_sections/experimental_haematology/

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution672

Quelle: Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch, Barbara Bachtler, 02.05.2010

Raute

AIT Austrian Institute of Technology GmbH - 03.05.2010

Austrian Institute of Technology organisiert hochkarätige wissenschaftliche Tagung "eHealth2010" in Wien

6. und 7. Mai 2010:
AIT organisiert hochkarätige wissenschaftliche Tagung "eHealth2010"
in Wien

Am 6.und 7. Mai 2010 findet die vom AIT (Safety & Security Department) organisierte wissenschaftliche eHealth-Tagung bereits zum vierten Mal statt. Internationale Expertinnen und Experten diskutieren dabei über eine effizientere medizinische Versorgung durch den Einsatz von Computer, Internet und Mobiltelefon. Schwerpunkte der Konferenz liegen u.a. auf Themen wie Ambient Assisted Living (AAL), Gesundheitsinformationssysteme, Home Monitoring und Homecare sowie Informationssicherheit in der Medizin und umfassen neben technologischen auch ethische, juristische und wirtschaftliche Aspekte von eHealth.

Im Rahmen der Podiumsdiskussion "eHealth auf Rezept" werden Expertinnen und Experten aus den Bereichen Medizin, Sozialversicherungen, Industrie und Patientenanwaltschaft diskutieren, welchen Stellenwert Konzepte wie Telemedizin bei chronischen Erkrankungen in der zukünftigen Gesundheitsversortung spielen werden.

Darüber hinaus werden im erstmals durchgeführten Bundesländer Benchmarking namhafte Vertreterinnen und Vertreter der einzelnen Bundesländer ihre eHealth-Strategie und den aktuellen Stand ihrer Entwicklungen vorstellen.

Ziel der Konferenz ist es, Forschung und Praxis miteinander zu verbinden. Durch die Förderung von Informations- und Kommunikationstechnologien werden neue Wege aufgezeigt, die medizinische Versorgung von PatientInnen zu fördert und zu verbessern. Dazu tragen sowohl eingereichte Präsentationen und Poster, als auch eingeladene Vorträge und Workshops bei.

Die "eHealth 2010" steht unter der Schirmherrschaft des Bundesministeriums für Gesundheit (bmg) und des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie (bmvit) sowie des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung (BMW_F). Veranstalter sind das AIT Austrian Institute of Technology gemeinsam mit der Österreichischen Computer Gesellschaft (OCG), der Österreichischen Gesellschaft für Biomedizinische Technik (ÖGBMT), sowie der Privaten Universität für Gesundheitswissenschaften, Medizinische Informatik und Technik (UMIT) und der Austrian Scientific Society for Telemedicine and eHealth (ASSTeH).

Eine Reihe von Industrieunternehmen wird im Rahmen der Tagung die Interoperabilität ihrer IKT-Lösungen live demonstrieren. Weitere Informationen einschließlich dem detaillierten Tagungsprogramm sind unter http://www.ehealth2010.at abrufbar.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.ehealth2010.at

Rückfragehinweis:
Michael w. Mürling
Marketing and Communications
Safety & Security Department
e-mail michael.muerling@ait.ac.at

Michael Hlava
Head of Corporate & Marketing Communications
michael.hlava@ait.ac.at
http://www.ait.ac.at

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution1216

Quelle: AIT Austrian Institute of Technology GmbH, Mag. Michael Hlava, 03.05.2010

Raute

Fachhochschule Joanneum - 03.05.2010

Studierende entwickeln telemedizinisches Szenario zur Dosierung von Blutgerinnungs-Medikamenten mittels Handy und iPhone

Bei der internationalen Tagung "eHealth 2010" von 6. bis 7. Mai in Wien werden bereits zum 4. Mal Studierende des Studiengangs "Health Care Engineering" der FH JOANNEUM vertreten sein. In Kooperation mit der eHealth-Forschungsgruppe des AIT Austrian Institute of Technology (Safety & Security Department), dessen Leiter Günter Schreier auch Lehrender am Studiengang ist, wird in diesem Jahr in einem Workshop die telemedizinische Umsetzung der angepassten Dosierung von Blutgerinnungs- Medikamenten mit Hilfe von Handy und iPhone gezeigt.

Gezielte Medikamenten-Dosierung

Als geeigneten Anwendungsfall für das sogenannte Closed-Loop-Telemonitoring-Szenario wählten die Studierenden die orale Antikoagulationstherapie aus, in deren Mittelpunkt die Gabe von Medikamenten zur Blutgerinnung steht. Das von den Studierenden entwickelte Szenario verläuft folgendermaßen:

Die Patientinnen und Patienten nehmen täglich ihre gerinnungshemmenden Medikamente zu sich, wobei sie die Pillen aus sogenannten Smart Blistern entnehmen.
Diese elektronischen Blister speichern Position und Zeitpunkt der Tablettenentnahme und können diese Daten mittels Nahfunk an ein Mobiltelefon übertragen.
Die Patientinnen und Patienten messen in regelmäßigen Abständen die Blutgerinnung anhand eines Messgerätes für den Heimgebrauch, das die Messdaten ebenfalls an ein Mobiltelefon übertragen kann.
Die am Mobiltelefon gesammelten Daten (eingenommene Dosis und Gerinnungswert) werden in standardisierter Form an die Datenzentrale übermittelt, wo sie mit den individuellen therapiespezifischen Zielparametern verglichen werden.
Als Folge wird ein automatisches Feedback generiert, das gegebenenfalls eine Dosierungsanpassung oder eine Verhaltensänderung vorschlägt.
Dieses Feedback wird zur Freigabe bzw. Modifikation durch die behandelnde Ärztin oder den behandelnden Arzt auf ihrem/seinem iPhone dargestellt.
Erst nachdem die Ärztin oder der Arzt die Freigabe erteilt hat, wird die Feedbacknachricht an das Mobiltelefon der Patientinnen und Patienten geschickt, die diese Anweisung in ihrer Selbsttherapie berücksichtigen.

Am Projekt arbeiten die Studierenden Stefan Raschhofer, Birgit Allmer, Stephanie Fürst, Katharina Haring, Simon Hirschmann, Christian Karl Krainer, Rene Labenbacher, Georg Ofner, Bernadette Pierer, Carina Seerainer, Gernot Michael Schwarz, Daniela Waltritsch, Sebastian Zöscher und Manuel Obenaus mit.

Sie werden von Stefan Sabutsch und Harald Burgsteiner vom Studiengang "Health Care Engineering" der FH JOANNEUM sowie Jürgen Morak und Karl Kreiner vom AIT Austrian Institute of Technology (Safety & Security Department) betreut.

Bestnoten für die Workshops

Studiengangsleiter Helfrid Maresch: "Im Rahmen der Kooperation mit dem AIT ergibt sich für unsere Studierenden die Möglichkeit, aktiv an Forschungsarbeiten mitzuwirken und gleichzeitig ihre Ergebnisse auf dem Prüfstein einer internationalen wissenschaftlichen Veranstaltung vorzustellen. Bereits in den letzten Jahren wurden diese kooperativen Workshops von den Tagungsteilnehmerinnen und -teilnehmern mit Bestnoten bewertet. Wir sind dem AIT und Herrn Schreier für diese ideale Verknüpfung von Wissenschaft, berufspraktischer Anwendung und Hochschullehre sehr dankbar, weil sie unsere Studierenden zu außerordentlichen Leistungen anspornt."

Die internationale wissenschaftliche Tagung "eHealth 2010" wird bereits zum vierten Mal vom AIT Austrian Institute of Technology (Safety & Security Department) organisiert und steht in diesem Jahr unter dem Motto "Patient Centered Systems - der Mensch im Fokus". Die Tagung bringt internationale Expertinnen und Experten zusammen, um über eine effizientere medizinische Versorgung durch den Einsatz von Computer, Internet und Mobiltelefon zu diskutieren. Weitere Informationen einschließlich des detaillierten Tagungsprogramms sind unter http://www.ehealth2010.at abrufbar.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.fh-joanneum.at/hce
Studium "Health Care Engineering" der FH Joanneum

Kontaktdaten zum Absender der unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution1147

Quelle: Fachhochschule Joanneum, Kathrin Podbrecnik, 03.05.2010

Raute

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 05. Mai 2010