Schattenblick →INFOPOOL →MEDIZIN → FAKTEN

MELDUNG/119: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 11.05.10 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  "Medizintechnik": neuer interuniversitärer Studiengang Tübingen/Stuttgart
→  Stammzellen regen Gefäßneubildung an und sorgen so für optimiertes Einwachsen
      von Textilimplantaten
→  Tagung zu Telemedizin und Kommunikation - Erfolgreicher Studiengang Medizininformatik
→  Sexualität im Internet - 34. Jahrestagung für Sexualmedizin an der Universität Potsdam
→  Wissenschaftsrat: Mehr Engagement auf dem Weg zu einer Universitätsmedizin Mittelhessen

Raute

Eberhard Karls Universität Tübingen - 10.05.2010

"Medizintechnik"
Neuer interuniversitärer Studiengang Tübingen/Stuttgart

Für technikbegeisterte Naturwissenschaftler und medizinbegeisterte Techniker

Ab dem Wintersemester 2010/11 wird an den Universitäten Tübingen und Stuttgart ein neuer interuniversitärer Bachelor-Studiengang im Bereich "Medizintechnik" angeboten. Es ist der bundesweit einzige Studiengang für Medizintechnik, der Kerndisziplinen und Schwerpunkte zweier Universitäten vereinigt: die Ingenieurwissenschaften in Stuttgart und die Medizin in Tübingen.

100 Studierende werden jährlich das sechssemestrige Studium beginnen können. Ihnen werden modulartig in den ersten vier Semestern Grundkenntnisse beispielsweise in Experimentalphysik, Zell- und Humanbiologie, Informatik und Biochemie in Tübingen vermittelt, in Stuttgart unter anderem höhere Mathematik, Medizingerätetechnik, Elektrotechnik sowie Regelungstechnik und Optik-Design. Im dritten Studienjahr können die Studierenden dann zwischen zwei Richtungen wählen: Medizinische Ingenieurwissenschaften in Stuttgart oder Biomedizinische Technologie in Tübingen, die jeweils weitere Spezialisierungen in Vertiefungsfächern ermöglichen.

Der neue Studiengang richtet sich an Bewerber, die eine ausgeprägte Neigung zu den Natur- und Ingenieurwissenschaften haben oder sich medizinischen Themen nähern möchten, ohne das Berufsziel Arzt im Blickfeld zu haben. Das neue Angebot stellt aber auch gute Einstiegschancen in Berufe bei mittelständischen Unternehmen der Medizintechnikbranche in Aussicht.

Ermöglicht wird der Studiengang auch durch vier neue Professuren, die im Hinblick auf den doppelten Abitursjahrgang 2012 vom Land Baden-Württemberg eingerichtet werden. Die Universität Tübingen erhält so neue Lehrstühle für Technologie vitaler Implantate und organisch-anorganische Grenzflächen, die Universität Stuttgart für Konstruktion in der Medizingerätetechnik sowie für Optisches Design, Sensorik und Bildgebung.

Die Absolventen des Studiengangs können entweder gleich in die Industrie gehen oder zwischen zwei englischsprachigen Masterstudiengängen wählen, die in drei Jahren als internationale Studiengänge eingerichtet werden sollen: "Medical Engineering" in Stuttgart und "Biomedical Technology" in Tübingen.

Da die Studierenden zwischen Stuttgart und Tübingen pendeln müssen, sind die Vorlesungspläne darauf abgestimmt, dass jeweils ganze Tage an einem Standort studiert werden. Außerdem können die Studierenden durch den Einsatz von Videotechnik und E-Learning-Plattformen die Lehrveranstaltungen nachbereiten.

Grundlage der neuen Kooperation zwischen einer technischen und einer klassischen Universität ist das Interuniversitäre Zentrum für Medizinische Technologie Stuttgart-Tübingen (IZST), das schon seit Jahren die Forschungsaktivitäten beider Hochschulen und ihrer außeruniversitären Partner in den Bereichen Medizintechnik und Regenerative Medizin bündelt. Der besondere Reiz des Studiengangs ist die starke Vernetzung mit der Medizintechnischen Industrie in Baden-Württemberg, die etwa 60 Prozent des deutschen Marktes ausmacht und hohe Weltmarktanteile hat. Schon während des Studiums können die Studierenden in Betrieben Praktika absolvieren, für bestimmte Kompetenzfelder stehen Dozenten aus der Industrie zur Verfügung. Und schließlich wird es über eine Stiftung von der Industrie gesponserte Stipendien ab dem ersten Semester geben. Diese werden damit von Anfang an einen direkten Kontakt zur Wirtschaft für die besonders Begabten ermöglichen.

Der Prorektor für Forschung der Universität Tübingen, Prof. Herbert Müther, begrüßt die neue Kooperation in Forschung und Lehre zwischen den benachbarten Universitäten: "Stuttgart nimmt in den Ingenieurwissenschaften einen Spitzenplatz ein, Tübingen in der Medizin. Beide Stärken werden nun in einem attraktiven und innovativen Studiengang verschmolzen. Die Studierenden werden an beiden Universitäten eingeschrieben sein und erhalten von beiden einen Abschluss."

Kontakt:
Eberhard Karls Universität Tübingen
Hochschulkommunikation
Abteilung Presse und Forschungsberichterstattung
Michael Seifert
Wilhelmstr. 5, 72074 Tübingen
E-Mail: michael.seifert[at]uni-tuebingen.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution81

Quelle: Eberhard Karls Universität Tübingen, Michael Seifert, 10.05.2010

Raute

Hohenstein Institute - 10.05.2010

Hohensteiner Forscher erzielen Fortschritt bei der Biotoleranz textiler Implantate

Stammzellen regen Gefäßneubildung an und sorgen so für optimiertes Einwachsen von Textilimplantaten

BÖNNIGHEIM (hm) In der Regenerationsmedizin spielt die Verträglichkeit eines textilen Implantats im Körper - die so genannte Biotoleranz - eine wichtige Rolle. Textilimplantate werden jedoch nicht immer vom Körper toleriert. Selbst moderne Implantate aus resorbierbaren Biopolymeren, wie z. B. Polymilchsäure, bauen sich zwar nach einer gewissen Zeit im Körper ab, doch zerfallen sie in saure Einzelbestandteile. Sie sorgen rund um den Implantationsort mitunter für erhebliche Probleme, die von Entzündungen bis hin zu Abstoßungsreaktionen reichen können. Ein deshalb für die Biotoleranz von Implantaten entscheidender Faktor ist die schnelle Neubildung von Blutgefäßen am Implantationsort (die so genannte Angiogenese). Neue Kapillaren sorgen dafür, dass die sauren Zerfallsprodukte bioresorbierbarer Textilimplantate rasch abtransportiert werden können. Zugleich gewährleistet die neue Blutversorgung, dass auch die am Gewebeaufbau beteiligten Zellen ausreichend mit Nährstoffen versorgt werden und das Implantat einwächst, ohne als Fremdkörper abgekapselt zu werden.

Mit der Frage, wie sich die Gefäßneubildung gezielt an textilen Implantaten anregen lässt, beschäftigt sich das Institut für Hygiene und Biotechnologie (IHB) an den Hohenstein Instituten bereits seit Langem. Erst kürzlich konnte das von Prof. Dr. Dirk Höfer geleitete Forscherteam aus Medizinern und Humanbiologen zeigen, dass sich speziell modifizierte Textilfasern auch als Träger für humane adulte Stammzellen eignen, auf Basis derer sich neues, gesundes Gewebe entwickeln kann.

Nun ist den Hohensteiner Wissenschaftlern auch im Hinblick auf die Verträglichkeit von Implantaten ein Kardinalexperiment gelungen: Mit Stammzellen besiedelte Textilien wurden auf die mit Gefäßen durchzogene Membran eines Hühnereis gegeben. Bei diesem Versuch handelt es sich um eine tierversuchsfreie Ersatzmethode, das so genannte Chorion-Allantois-Membran (CAM)-Modell. Der Gefäßreichtum der CAM und die fehlende Immunkompetenz ermöglichen optimale Untersuchungen an einem funktionalen Kreislaufsystem. Ziel der Hohensteiner Wissenschaftler war es, dass das Implantat selbst die nötigen Wachstumsfaktoren ausschüttet, welche die Neubildung von Blutgefäßen anregen. Diese Aufgabe sollten die Stammzellen übernehmen.

Zunächst beschichteten die Forscher die Fasern der Textilimplantate mit spezifischen Adhäsionsmolekülen und besiedelten diese anschließend mit humanen adulten Stammzellen, von denen bekannt ist, dass sie Wachstumsfaktoren zur Anregung neuer Gefäße absondern. Um das Schicksal der eingesetzten Stammzellen auf den Fasern exakt verfolgen zu können, wurden die Alleskönner zuvor gentechnisch modifiziert, so dass sie einen roten Fluoreszenzfarbstoff produzieren, der es erlaubt, die Integration der Stammzellen ins umliegende Gewebe visuell zu verfolgen (Abb. 3).

In mehreren Versuchsreihen konnten die Forscher auf diese Weise eine gerichtete Gefäßeinsprossung in das textile Implantat hinein beobachten, sowohl makro-, als auch mikroskopisch (Abb. 1+4). Neue Blutgefäße wuchsen in das Implantat und bildeten dort ein funktionelles kapillares Netzwerk. Wurden die Textilien mit Bindegewebszellen besiedelt die keine Wachstumsfaktoren ausschütten, blieb die Gefäßeinsprossung hingegen aus (Abb. 2).

Die neuen Forschungsergebnisse des Instituts für Hygiene und Biotechnologie lassen sich künftig dazu nutzen, mit Hilfe von patienteneigenen Stammzellen biologisierte Textilimplantate (wie beispielsweise Herniennetze) schneller und ohne Abstoßungsreaktionen in das Gewebe des Patienten zu integrieren und somit zerstörtes Körpergewebe erfolgreich zu regenerieren. Das in Hohenstein angewandte System ermöglicht es darüber hinaus, zahlreiche weitere Aspekte der Durchblutung textiler Implantate zu beleuchten und diese routinemäßig für den medizinischen Einsatz zu optimieren. Dies stellt einen wichtigen Meilenstein für die Weiterentwicklung der textilen Regenerationsmedizin dar. Die Hohensteiner Forscher beabsichtigen, die Ergebnisse in einem wissenschaftlichen Fachjournal zu veröffentlichen.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.hohenstein.de/content/content1.asp?hohenstein=33-0-0-768-2010
http://www.hohenstein.de

Kontaktadressen für nähere Informationen
Prof. Dr. Dirk Höfer
(Direktor des Instituts für Hygiene und Biotechnologie an den Hohenstein Instituten)
E-Mail: d.hoefer@hohenstein.de

Dr. Timo Hammer
E-Mail: t.hammer@hohenstein.de
Bönnigheim, 5. Mai 2010

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:

http://idw-online.de/pages/de/image115437
Schema: Mit Stammzellen besiedelte Textilfasern sondern Signalmoleküle ab, welche das Aussprossen neuer Kapillaren aus bestehenden Gefäßen anregen.

http://idw-online.de/pages/de/image115438
Schema: Mit Stammzellen besiedelte Textilfasern sondern Signalmoleküle ab, welche das Aussprossen neuer Kapillaren aus bestehenden Gefäßen anregen.

Zu dieser Mitteilung finden Sie Anhänge unter:
http://idw-online.de/pages/de/attachment3272
Biotoleranz textiler Implantate

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution726

Quelle: Hohenstein Institute, Rose-Marie Riedl, 10.05.2010

Raute

Fachhochschule Brandenburg - 10.05.2010

Medizinische Versorgung über räumliche Distanz

- Tagung zu Telemedizin und Kommunikation
- Erfolgreicher Studiengang Medizininformatik

Gerade in einem Flächenland wie Brandenburg wird es zunehmend schwierig, allen Einwohnern eine medizinische Versorgung auf dem aktuellen Stand zu gewährleisten. Abhilfe könnte die Telemedizin schaffen, die beispielsweise die Konsultation eines Facharztes über eine große räumliche Distanz ermöglicht. Mit Telemedizin und verschiedenen Aspekten der Kommunikation in der Medizin befasste sich die Tagung 'eHealth Brandenburg 2010', zu der am Donnerstag vergangener Woche etwa 70 Fachbesucher ins Audimax der Fachhochschule Brandenburg (FHB) kamen. Unterstützt von der Alcatel-Lucent-Stiftung für Kommunikationsforschung wurde die Veranstaltung von den Fachbereichen 'Wirtschaft' und 'Informatik und Medien' der FHB und dem BürgerServiceNetz-Verein e.V. ausgerichtet.

Nach der Tagung zur Elektronischen Gesundheitskarte vor zwei Jahren war die diesjährige Veranstaltung die zweite zum Thema Gesundheit in der Tradition der vom BürgerServiceNetz mit der Alcatel-Lucent-Stiftung ausgerichteten Tagungen. Eine tiefgehende Einschätzung zu den aktuellen technologischen und politischen Entwicklungen der Gesundheitstelematik gab auch in diesem Jahr wieder der Mentor und Akteur dieser Szene, Dr. Christoph Goetz, von der kassenärztlichen Vereinigung Bayern. Aus der Sicht der für die Einführung der Elektronischen Gesundheitskarte verantwortlichen Gesellschaft gematik stellte Sven Marx den erreichten Stand und die weiteren Perspektiven dar.

Der Bachelor-Studiengang Medizininformatik im Fachbereich Informatik und Medien startete zum Wintersemester 2007/2008 an der FHB und ist mittlerweile sehr nachgefragt. Wie die Beauftragte für Medizininformatik, Prof. Dr. Gabriele Schmidt, in ihrem Vortrag mitteilte, ist ein konsekutives (fortführendes) Master-Angebot in Vorbereitung. Durch die von der Städtisches Klinikum Brandenburg GmbH gestiftete Professur, die in Kürze besetzt werden wird, und die bereits vorhandene Professur von Dr. Thomas Schrader ist eine gute personelle Ausstattung des Studiengangs gewährleistet. Zusätzlich zur wissenschaftlichen Lehre liegt ein weiterer Schwerpunkt auf medizintechnischer Forschung und Entwicklung. Neben mehreren Projekten zur Verwaltung von medizinischen Dokumenten und zur Telekonsultation verfolgen Prof. Dr. Schrader und Prof. Dr. Harald Loose unter anderem Ideen in der Signal- und Bildverarbeitung: Das Projekt 'Pocket EEG'. beinhaltet die Konzeption und das Design eines tragbaren Elektronenenzephalogramms zur Untersuchung von Schlafstörungen. Demnächst soll auch die psychophysiologische Untersuchung von Medienwirkungen am Beispiel von Computerspielern erforscht werden.

Unter dem Titel "Mündige Patienten - wie erreichen wir sie"? informierte Prof. Dr. Dietmar Wikarski (Studiengang Wirtschaftsinformatik im Fachbereich Wirtschaft) u.a. über die neueste Entwicklung im BürgerServiceNetz: Die über das Internet verbundenen barrierefreien elektronischen Kioske mit standort-orientierter Benutzeroberfläche sollen zu so genannten GesundheitsKiosken weiterentwickelt werden. 'Traditionelle' BürgerKioske stehen seit mehreren Jahren auch den Patienten des Städtischen Klinikums Brandenburg zur Verfügung.

Neben einem spannenden Bericht über personalisierte vernetzte eHealth-Technologien (Prof. Dr. Astrid Böger, BTU Cottbus), der Darstellung des aktuellen Standes der Telemedizin (Frau Kujumdshieva-Böhning, iDoc - Institut für Telemedizin und Gesundheitskommunikation) und einer eindrucksvollen Präsentation der erfolgreichen telemedizinischen Versorgung herzkranker Patienten (Prof. Dr. Michael Oeff, Städtisches Klinikum Brandenburg) wurden das im Fokus der Tagung stehende Thema der Kommunikation im medizinischen Bereich (Prof. Dr. Thomas Enzmann, Städtisches Klinikum Brandenburg) anschaulich illustriert.

Der aktuelle und tiefgehende Beitrag von Prof. Dr. Eberhard Beck zur Prozessmodellierung im Krankenhaus gab den Auftakt zum sehr zukunftsträchtigen Thema der Prozessmodellierung im Gesundheitswesen, das am Ende der Tagung in einer offenen Diskussion des Auditoriums weiter geführt wurde und möglicherweise das Thema einer Nachfolge-Tagung sein wird.

Als ebenfalls sehr zukunftsträchtig und prädestiniert für den Ausbau der Kooperation zwischen Klinikum und FHB sowie den Vereinen 'Gesund in Brandenburg' und 'BürgerServiceNetz' erwies sich der gemeinsame Beitrag der Betriebsärztin des Klinikums Ute Wolf und Studentin Antje Bogedaly zum Präventionskatalog und der Entwicklung einer entsprechenden Gesundheitsplattform im Internet.

Als Rahmenthemen, zu denen Fachleute aus dem gesamten Bundesgebiet Vorträge beisteuerten, ließen sich die folgenden identifizieren:

Transparenz und Selbstbestimmung: Medizinische Versorgung soll transparent für alle Anwender sein und dabei den Schutz der persönlichen Information berücksichtigen. Modellierung und Optimierung der dabei ablaufenden Prozesse können wesentlich dabei helfen, diese Ziele zu erreichen.
BürgerInnen und PatientInnen: Die Telemedizin wird zunehmend nicht nur Kranken bzw. Patienten helfen, sondern auch von Gesunden in Anspruch genommen werden, die gesund bleiben wollen. Telemonitoring, Eigeninitiative, Selbstbestimmung und gezielte Auswahl medizinischer und Vorsorgeleistungen sind hier wichtige Entwicklungsrichtungen.
Wirtschaftlichkeit und Risiko: Aus ökonomischer Sicht ist der Durchbruch der Telemedizin in der breiten Anwendung, also der Übergang aus der Phase der sog. 'Early Adaptors' zum Mainstream noch nicht erfolgt. Für Firmen bedeutet das Engagement im Bereich Telemedizin und eHealth ein großes ökonomisches Risiko. Lohnt es sich, dieses zu tragen?

Weitere Informationen zur Tagung sind im Internet unter
http://ehealth2010.fh-brandenburg.de/
zu finden, wo in Kürze auch die Vorträge zu finden sein werden.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution284

Quelle: Fachhochschule Brandenburg, Stefan Parsch M. A., 10.05.2010

Raute

Universität Potsdam - 10.05.2010

Sexualität im Internet
34. Jahrestagung für Sexualmedizin an der Universität Potsdam

Die international führenden Sexualwissenschaftler treffen sich vom 12. bis 15 Mai an der Universität Potsdam zu ihrer 34. Jahrestagung. Die Konferenz steht unter dem Motto "Internet und neue Medien - Chancen und Risiken aus der Sicht der Sexualmedizin". Neben den Vorträgen über Diagnostik und Therapie von sexuellen Störungen werden sowohl die verschiedenen Arten von Sozialen Netzwerken, als auch Verabredungs- und Partnerschaftsportalen in ihrer Bedeutung für die Sexualmedizin behandelt. Das Institut für Informatik der Universität Potsdam veranstaltet diese Tagung gemeinsam mit der Akademie für Sexualmedizin Berlin, der Gesellschaft für Informatik Bonn und dem Institut für Sexualwissenschaft und Sexualmedizin der Charité Berlin. Eröffnet wird der Kongress am Abend des 12. Mai mit einem Grußwort der Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Dr. Kristina Schröder.

Die neuen technischen Möglichkeiten der Information und Kommunikation bieten sowohl Chancen als auch Risiken. So kann das Internet zur Wissensvermittlung über mögliche Auswirkungen einer Krankheit oder ihre Behandlung, aber auch zur therapeutischen Unterstützung eingesetzt werden. Andererseits - Kinder beispielsweise haben heute schon sehr früh Erstkontakt mit Internetpornographie. Täter nutzen diese Möglichkeiten, um an ihre minderjährigen Opfer zu gelangen. Menschen mit sexuellen Präferenzstörungen vernetzen sich und stellen entsprechendes Bildmaterial ins Netz. Dieses Spannungsfeld will die 34. Jahrestagung für Sexualmedizin an der Universität Potsdam ausloten. Die Tagung hat das Ziel, im Dialog zwischen Sexualmedizin und Informatik gemeinsame Lösungsstrategien zu entwickeln, um präventive, diagnostische und therapeutische Aufgaben in einem breiteren Umfang bewältigen zu können.

Weitere Informationen im Internet:
www.sexualmedizin-akademie.de/aktuell.php

Diese Pressemitteilung ist auch im Internet abrufbar:
www.uni-potsdam.de/pressmitt/2010/pm124_10.htm

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution156

Quelle: Universität Potsdam, Sylvia Prietz, 10.05.2010

Raute

Wissenschaftsrat - 10.05.2010

Wissenschaftsrat: Mehr Engagement auf dem Weg zu einer Universitätsmedizin Mittelhessen

Die Privatisierung des fusionierten Universitätsklinikums Gießen und Marburg hat zu erheblichen infrastrukturellen Investitionen des privaten Betreibers an beiden Standorten geführt, mit denen die baulichen Rahmenbedingungen für die Krankenversorgung und die patientenorientierte klinische Forschung auf ein wettbewerbsfähiges Niveau angehoben wurden. Auch durch zusätzliche Investitionen des Landes konnten die Bedingungen für Forschung und Lehre verbessert werden.

Die Fachbereiche dagegen haben es bisher versäumt, eine die Kapazitäten beider Standorte bündelnde gemeinsame Strategie für Forschung und Lehre zu entwickeln. Diese Bündelung ist aus Sicht des Wissenschaftsrates jedoch notwendig, um national wie international sichtbare Schwerpunkte in Forschung und Krankenversorgung zu etablieren. Am 1. Februar 2006 war das fusionierte Universitätsklinikum Gießen und Marburg als erstes und bislang einziges Universitätsklinikum in Deutschland privatisiert worden. Der Wissenschaftsrat hat diesen Prozess mit einer Stellungnahme im November 2005 begleitet. In Anbetracht der Bedeutung dieses Vorgangs für die strukturelle Weiterentwicklung der Universitätsmedizin in Deutschland hat der Wissenschaftsrat nun die Leistungsfähigkeit der Standorte in Forschung, Lehre und Krankenversorgung überprüft.

"Die Chance, die in der Fusion zu einem Universitätsklinikum liegt, wird noch nicht mit ausreichender Entschlossenheit ergriffen", schildert der Vorsitzende, Professor Peter Strohschneider, die Eindrücke des Gremiums vom Besuch vor Ort. "Die beiden Medizinischen Fachbereiche haben bisher keine gemeinsame Strategie in Abstimmung mit den Universitäten und dem Universitätsklinikum entwickelt." Dieser Prozess müsse nun unverzüglich begonnen werden. Außerdem erwarte der Wissenschaftsrat, dass sich die Universitäten und Fachbereiche mittelfristig ernsthaft mit dem Thema 'Fusion' der beiden Fachbereiche zu einer Universitätsmedizin Mittelhessen beschäftigen und diese aktiv mit dem Land herbeiführen.

Der vom Land durch die Verschmelzung der Universitätsklinika in Gießen und Marburg zu einem Klinikum angestoßene Fusionsprozess kann aus Sicht des Wissenschaftsrates ohne externe Moderation nicht erfolgreich verlaufen. Das Land sollte den Entwicklungsprozess und die Kooperation der beteiligten Fachbereiche und Universitäten weiter aktiv fördern. Um die Fachbereiche und das UKGM zu unterstützen, empfiehlt der Wissenschaftsrat dem Land außerdem, einen gemeinsamen externen wissenschaftlichen Beirat zu berufen.

Im Einzelnen erwartet der Wissenschaftsrat von einer gemeinsamen Strategie für Forschung, Lehre und Krankenversorgung folgendes:

eine weitgehende Komplementarität der Fächerstrukturen einschließlich der organisatorischen und strukturellen Zusammenführung der beiden Abteilungen für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde an einem Standort
starke gemeinsame Forschungsschwerpunkte
einen abgestimmten Lehrplan und gemeinsame Lehrangebote
eine gemeinsame Schwerpunktsetzung in der Krankenversorgung
eine gemeinsame Ressourcenplanung

In die Strategiebildung sollte die UKGM GmbH als gleichberechtigter Partner einbezogen werden. Das Land wird gebeten den verhältnismäßig geringen Landeszuführungsbetrag zu erhöhen und gezielte Investitionen für Forschung und Lehre so einzusetzen, dass die Fachbereiche auch als materiell starke Partner des UKGM in gemeinsamen Schwerpunkten auftreten können.

Da aufgrund der erst vor wenigen Jahren erfolgten Struktur- und Rechtsformänderungen noch keine abschließende Stellungnahme zu den Auswirkungen der Privatisierung auf Forschung und Lehre möglich ist, behält sich der Wissenschaftsrat vor, eine erneute Begutachtung frühestens nach fünf Jahren vorzunehmen.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.wissenschaftsrat.de/aktuelles-presse/pressemitteilungen/2010/

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution415

Quelle: Wissenschaftsrat, Dr. Christiane Kling-Mathey, 10.05.2010

Raute

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Mai 2010