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MELDUNG/164: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 22.07.10 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  W. Hirsch Institut für Tropenmedizin gegründet
→  Wichtiger Schritt zum Verständnis der Entstehung von Ziliopathien

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Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf - 21.07.2010

W. Hirsch Institut für Tropenmedizin gegründet

Die Vertragsunterzeichnung am Mittwoch, den 21. Juli, zwischen der Adama University in Äthiopien und Heinrich-Heine-Universität / Universitätsklinikum Düsseldorf besiegelt die Gründung des W. Hirsch Instituts für Tropenmedizin an der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie des Universitätsklinikums Düsseldorf. Standort des Institutes ist der Medizin-Campus der Adama University in der 2.200 m hoch gelegenen Stadt Asela.

Der Institutsbau wird finanziert durch eine Spende des Düsseldorfer Unternehmers Wolfgang Hirsch, dem Gründer und Geschäftsführenden Gesellschafter der Hirsch Gruppe. Mit seinem Engagement möchte er die Internationalisierungsbestrebungen der Düsseldorfer Klinik unterstützen sowie die bilaterale Beziehung zwischen ihr und der äthiopischen Universität stärken. Das Institut soll der Erforschung von Tropenkrankheiten und dem regelmäßigen Wissens- und Forschungstransfer zwischen den beiden Ländern dienen sowie die Adama University beim Ausbau ihrer medizinischen Leistungsfähigkeit tatkräftig unterstützen.

Ferner stellt es einen Standort der tropenmedizinischen Feldforschung dar, die sich insbesondere Doppel- oder Mehrfachinfektionen (HIV, Schistosomiasis - auch als Bilharziose bekannt - , Malaria, Tuberkulose, etc.) widmen möchte. Prof. Dr. Dieter Häussinger, an dessen Klinik das Institut angebunden ist, freut sich über die großzügige Förderung, die die in den letzten Jahren systematisch aufgebaute Infektionsmedizin nun durch diese internationale Komponente verstärkt. Damit gehört die Klinik zu den wenigen Institutionen in Deutschland, die über eine solche Außenstelle in Afrika verfügen.

"Das W. Hirsch Institute for Tropical Medicine ermöglicht den Ärzten meiner Klinik die Spezialisierung in der Tropenmedizin durch beruflichen Einsatz vor Ort. Wir übertragen außerdem diagnostische Methoden und Behandlungsstandards auf die dortigen Gegebenheiten. Dazu werden wir auch in Düsseldorf Fortbildungen für die äthiopischen Ärzte durchführen." Wissenschaftliche Schwerpunkte der Zusammenarbeit liegen u.a. in der Transfusionssicherheit, der Endoskopie, molekularbiologischer Diagnostik, Parasitologie, Mikrobiologie, Doppelinfektionen und der Hepatologie. Das Institut wird nach den Vorgaben der Düsseldorfer Klinik errichtet.

Prof. Dr. Herbert Eichele, Präsident der Adama University, ist sich sicher, dass das W. Hirsch Institut für Tropenmedizin zum Ansehen der Bundesrepublik Deutschland und der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf in Äthiopien beitragen wird. "Wir freuen uns sehr über die Institutsgründung, die wir sehnsüchtig erwartetet haben. Sie wird außerdem ein wichtiges Element des Ausbaus unseres Medizin-Campus sein", erläutert Eichele weiter.

Adama stellt eine äthiopische Modelluniversität nach deutschem Vorbild dar, die derzeit noch von deutschen akademischen Stäben geführt wird, bis die Übergabe an äthiopische Amtsträger erfolgt. Der Standort, so Häussinger, bietet exzellente Voraussetzungen für den Aufbau des Tropenmedizinischen Institutes, wovon er sich im vergangenen Jahr anlässlich der Zeichnung eines beiderseitigen Letters of Intent - in Gegenwart des zuständigen äthiopischen Ministers, Demeke Mokennen, und des deutschen Vizebotschafters Michael Biontino - überzeugen konnte.

Weitere Informationen finden Sie unter
- http://www.uniklinik-duesseldorf.de
- http://www.adama-university.net/
   Adama University, Ethiopia

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution223

Quelle: Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Susanne Dopheide, 21.07.2010

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Helmholtz Zentrum München / Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt - 21.07.2010

Wichtiger Schritt zum Verständnis der Entstehung von Ziliopathien

Neuherberg, 21. Juli 2010. Das Team um Dr. Heiko Lickert vom Helmholtz Zentrum München hat eines der ersten Gene gefunden, das entscheidend für den physiologisch korrekten Abbau von Zilien ist. Fehler im Zilienaufbau führen zu zahlreichen Krankheitsbildern, jedoch sind die Folgen durch fehlerhaften Abbau noch gänzlich unerforscht. Die Ergebnisse sind in der aktuellen Ausgabe des renommierten Fachjournals Developmental Cell veröffentlicht.

Die Wissenschaftler um Dr. Heiko Lickert, Arbeitsgruppenleiter am Institut für Stammzellforschung des Helmholtz Zentrums München, haben das erste Gen entdeckt, dessen Funktion beim Zilienabbau im lebenden Organismus nachgewiesen werden konnte. Ist das Gen defekt, entstehen doppelte und gegabelte Zilien - daher der Name Pitchfork (dt. Heugabel). Folgen sind eine für viele Ziliopathien typische Störung der Links-Rechts-Symmetrie des Körpers und Herzversagen.

Die funktionellen Untersuchungen wurden überwiegend am Mausmodell gemeinsam mit dem Institut für Entwicklungsgenetik und der Abteilung Proteinanalytik des Helmholtz Zentrums München durchgeführt. Allerdings konnten Lickert und sein Kollaborationspartner Nicolas Katsanis von der Duke Universität in den USA auch bei Patienten mit Ziliopathien Mutationen im Pitchfork-Gen nachweisen. Der Austausch von nur einer einzigen Aminosäure, also einem Baustein, im Pitchfork-Protein kann beim Menschen zur seitenverkehrten Anlage aller Körperorgane (Situs Inversus), zu Nieren- und Lebererkrankungen, aber auch zu schweren Herzfehlern führen. "Unsere Untersuchungen bilden die Basis für ein tieferes Verständnis, aber auch eine genauere Klassifizierung von Ziliopathien", sagt Lickert.

Weitere Informationen:

Originalveröffentlichung:
Kinzel D. et al.:
Pitchfork regulates primary cilia disassembly and left-right asymmetry.
Developmental Cell 2010
Developmental Cell 19(1) pp. 66 - 77.

Das Helmholtz Zentrum München ist das deutsche Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt. Unser Ziel ist es, eine personalisierte Medizin für die Prävention und Therapie großer Volkskrankheiten wie Diabetes mellitus, Erkrankungen der Lunge und des Nervensystems zu entwickeln. Als ein weltweit führendes Zentrum mit der Ausrichtung auf Environmental Health untersuchen wir hierfür das Zusammenwirken von Genetik, Umweltfaktoren und Lebensstil. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 1.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens auf einem 50 Hektar großen Forschungscampus. Das Helmholtz Zentrum München gehört der größten deutschen Wissenschaftsorganisation, der Helmholtz-Gemeinschaft an, in der sich 16 naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische Forschungszentren mit insgesamt 26.500 Beschäftigten zusammengeschlossen haben.
www.helmholtz-muenchen.de

Das Institut für Stammzellforschung untersucht die Hauptelemente der Regulation des Zellschicksals und der Zellvermehrung in unterschiedlichen Organsystemen. Die Wissenschaftler erforschen Stammzellen unterschiedlicher Organe, etwa des Nervensystems oder des Hämatopoese-Systems, um die molekularen und zellulären Mechanismen aufzuklären, die für das gemeinsame Hauptmerkmal aller Stammzellen verantwortlich sind. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Regulation der Entstehung spezifischen Zelltypen aus Stammzellen in Hinblick auf einen rekonstitutierenden therapeutischen Ansatz.
www.helmholtz-muenchen.de/isf

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.helmholtz-muenchen.de/presse-und-medien/pressemitteilungen/pressemitteilungen-2010/pressemitteilung-2010-detail/article/13339/44/index.html


Hintergrund:
Zilien sind 5 bis 10 nm lange und 250 nm dicke härchenartige Zellfortsätze, die fast auf allen menschlichen oder tierischen Zellen vorkommen. Sie übernehmen auf Zellen eine Antennenfunktion und spielen eine zentrale Rolle bei der Wahrnehmung des zelluläre Umfeldes und der Signalübertragung.
Fehlerhafte Zilien haben meist genetische Ursachen und schwerwiegende Folgen: In den letzten Jahren konnten über 30 Krankheiten auf Ziliendysfunktionen zurückgeführt werden. Diese Ziliopathien betreffen zahlreiche Organsysteme und zeigen diverse klinische Erscheinungsbilder, aber die molekulare und zelluläre Grundlage hierfür ist noch unverstanden. Beispiele für resultierende Krankheitsbilder sind neben Entwicklungsdefekten wie polyzystischen Nieren-, Leber- und Pankreaserkrankungen (Inzidenz 1:800), Herzdefekte und Adipositas. Auch ein erhöhtes Risiko für Volkskrankheiten wie Diabetes oder Krebs ist sehr wahrscheinlich. Trotz der weitreichenden Bedeutung der Zilien sind viele Aspekte der Biologie dieser Organellen noch nicht bekannt. Fragen betreffen etwa die Regulation körpereigener Prozesse (Homeostase), die Signalübertragung zwischen Zellen, die Organ- und Embryonalentwicklung und den Auf- und Abbau der Zilien in den verschiedenen Phasen des Zellzyklus.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution44

Quelle: Helmholtz Zentrum München - Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt, Swen Winkler, 21.07.2010

Raute

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de

eröffentlicht im Schattenblick zum 23. Juli 2010