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Universitätsklinikum Heidelberg - 28.07.2010

Herausragende Forschung zur Therapie von Hirntumoren ausgezeichnet

Heidelberger RadioOnkologin Privatdozentin Dr. Stephanie Combs erhielt Hermann Holthusen-Preis der Deutschen Gesellschaft für RadioOnkologie

Für die Verbesserung der Therapie bei bösartigen Hirntumoren ist Privatdozentin Dr. Stephanie Combs, RadioOnkologin am Universitätsklinikum Heidelberg, im Juni 2010 mit dem Hermann Holthusen-Preis ausgezeichnet worden. Der mit 5.000 Euro dotierte Preis ist die höchste Auszeichnung der RadioOnkologie, die durch die Deutsche Gesellschaft für RadioOnkologie (DEGRO) in Deutschland vergeben wird. Sie wurde auf der Jahrestagung der DEGRO in Magdeburg verliehen. Wegweisend sind vor allem Arbeiten der Preisträgerin, die auf eine Wirksamkeit der Bestrahlung mit Schwerionen bei bösartigen Hirntumoren hinweisen. Sie sind Basis für eine klinische Studie, die derzeit am Heidelberger Ionenstrahl-Therapiezentrum HIT durchgeführt wird. Das HIT wurde als weltweit einmalige Bestrahlungsanlage im November 2009 eröffnet; seitdem sind dort mehr als 100 Patienten behandelt worden.

Der Preis ist benannt nach dem renommierten Hamburger Radiologen Professor Dr. Hermann Holthusen (1886-1971), der durch seine Forschung maßgeblich dazu beigetragen hat, Strahlenschäden bei der Strahlentherapie zu vermeiden.

Bösartige Hirntumoren sprechen schlecht auf Standardtherapie an

Gliome sind die häufigsten und bösartigsten Hirntumoren bei Erwachsenen. Die durchschnittliche Lebenserwartung beträgt ein bis zwei Jahre; Standardtherapie ist die möglichst vollständige Entfernung des Tumors gefolgt von einer herkömmlichen Strahlentherapie mit Photonen, meist in Kombination mit Chemotherapie. Dennoch sind die Therapieresultate unbefriedigend, da der Tumor eine hohe Widerstandskraft besitzt und frühzeitig nachwächst. Neue Behandlungsansätze werden daher dringend benötigt.

Hier setzt die wissenschaftliche und klinische Forschung von Privatdozentin Dr. Stephanie Combs, Oberärztin in der Abteilung für RadioOnkologie und Strahlentherapie der Radiologischen Universitätsklinik Heidelberg, an: Mehrere mit ihrem Team erarbeitete Therapiekonzepte haben sich bereits in klinischen Studien bewährt bzw. werden gerade im Rahmen von Studien geprüft. "Durch die klinische Umsetzung innovativer neuer Konzepte konnten die Therapieergebnisse entscheidend verbessert werden. Sowohl in der Primärbehandlung, d.h. direkt nach der ersten Diagnose eines Hirntumors, als auch in der Rezidivsituation, wenn der Tumor wieder gewachsen ist, konnten wir weltweit anerkannte neue klinische Konzepte umsetzen", sagt Dr. Combs. So konnte u. a. eine Rezidivbestrahlung, d.h. eine zweite Strahlentherapie zur Behandlung von fortschreitenden Hirntumoren, in der klinischen Routine etabliert werden.

Schwerionenbestrahlung mit herkömmlicher Strahlentherapie verglichen

So etablierte Dr. Combs Behandlungskonzepte zur Hochpräzisions-Strahlentherapie sowie zur kombinierten Strahlen- und Chemotherapie bei bösartigen Hirntumoren. In ihren Arbeiten konnte sie zeigen, dass Schwerionenbestrahlung deutlich besser gegen Hirntumorzellen wirkt als die herkömmliche Strahlentherapie. Schwerionen zeichnen sich dadurch aus, dass sie den Tumor sehr präzise und mit hoher Energie treffen und zerstören. Die Heidelberger Wissenschaftlerin und Ärztin erforscht derzeit, ob die Kombination von Chemotherapie und Schwerionenbestrahlung die Behandlungsergebnisse der einzelnen Therapien bzw. der herkömmlichen Radiochemotherapie übertreffen. Basierend auf diesen Vorarbeiten wurde unter Leitung von Dr. Combs die erste randomisierte Studie zur Behandlung von bösartigen Hirntumoren (Glioblastomen) mit Schwerionen (CLEOPATRA-Studie) am Heidelberger Ionenstrahl-Therapiezentrum HIT initiiert.

Einen vielversprechenden Ansatzpunkt für eine gezielte Therapie entdeckte Dr. Combs beim Vergleich der Eiweiße in Glioblastomzellen und gesunden Gehirnzellen: Ein bestimmter Wachstumsfaktor (EGFR), der die Zellteilung fördert, wird von den Tumorzellen verstärkt gebildet. "Unsere Versuche haben gezeigt, dass Wirkstoffe, die diesen Wachstumsfaktor blockieren, auch die Teilung der Tumorzellen verlangsamen", so Dr. Combs. Eine Studie, bei der Patienten mit Glioblastomen diese Hemmstoffe des Wachstumsfaktors in Kombination mit einer Chemotherapie sowie einer Strahlentherapie erhielten, zeigte exzellente Ergebnisse. Sie wurden im letzten Jahr auf dem weltweit größten Kongress für Onkologie, der American Society for Clinical Oncology (ASCO) vorgestellt.

Die Arbeiten der Heidelberger Radioonkologin wurden durch die Medizinische Fakultät sowohl im Rahmen des PostDoc Programms sowie durch das Olympia-Morata-Habilitationsförderprogramm unterstützt. Sie sind in renommierten Fachzeitschriften wie dem "Journal of Clinical Oncology", "Cancer" oder dem "International Journal of Radiation Oncology" publiziert. Neben der Forschung an Hirntumoren leitet Dr. Stephanie Combs im Heidelberger Ionenstrahl-Therapiezentrum HIT auch Studien zur Behandlung verschiedener anderer Tumorarten wie z.B. Leberkrebs durch Schwerionenbestrahlung.

Weitere Informationen im Internet:
www.hit-heidelberg.com
www.klinikum.uni-heidelberg.de/Radioonkologie-und-Strahlentherapie.106715.0.html

Ansprechpartnerin:
Privatdozentin Dr. med. Stephanie E. Combs
Abteilung für Radioonkologie und Strahlentherapie
Universitätsklinikum Heidelberg
Im Neuenheimer Feld 400, 69120 Heidelberg
E-Mail: Stephanie.Combs@med.uni-heidelberg.de


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Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang

Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der größten und renommiertesten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international bedeutsamen biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung neuer Therapien und ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 7.600 Mitarbeiter und sind aktiv in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 40 Kliniken und Fachabteilungen mit ca. 2.000 Betten werden jährlich rund 550.000 Patienten ambulant und stationär behandelt. Derzeit studieren ca. 3.400 angehende Ärzte in Heidelberg; das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland.
www.klinikum.uni-heidelberg.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution665

Quelle: Universitätsklinikum Heidelberg, Dr. Annette Tuffs, 28.07.2010

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Quelle:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Juli 2010