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MELDUNG/249: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 03.12.10 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Medizinische Akademie Hamburg eröffnet
→  Forschungsprojekt "Wie wird die Erbinformation abgelesen?"
→  Biologische Zahnräder treiben zelluläre Maschine zur Eiweißproduktion an
→  Neuer Forschungsansatz bei Leukämie
      Gesunde Zellen sollen Hinweise auf die Krankheitsentstehung liefern

Raute

Asklepios Kliniken Hamburg GmbH - 01.12.2010

Medizinische Akademie Hamburg eröffnet

Neue Ausbildungsstätte für Gesundheitsfachberufe von Asklepios und Internationalem Bund stärkt den Gesundheitsstandort Hamburg

Gut ausgebildetes medizinisches Personal ist gefragt. Um dem steigenden Bedarf und den wachsenden Ausbildungsanforderungen gerecht zu werden, beschreiten die Asklepios Kliniken Hamburg GmbH und der Bildungsträger Internationaler Bund e.V. jetzt einen neuen Weg. Mit der gemeinnützigen Ausbildungseinrichtung MAH Medizinische Akademie Hamburg haben die beiden Partner heute offiziell das umfassendste Kompetenzzentrum für staatlich anerkannte Gesundheitsberufe in Hamburg eröffnet. Die MAH hat ihren Sitz am Heidenkampsweg (nahe Berliner Tor) und bündelt unter einem Dach die Ausbildungsgänge der Berufsfachschulen für Ergotherapie, Logopädie und Physiotherapie. Dazu kommen zwei weitere Ausbildungsschwerpunkte, die den Gesundheitsstandort Hamburg stärken: Gleich zum Start hat die MAH ihr Angebot mit der Gründung der ersten Berufsfachschule für Medizinische Dokumentationsassistenten im Norden Deutschlands erweitert. Und mit Beginn des Sommersemesters 2011 bietet die MAH Fachschülern die Möglichkeit, ihre Ausbildung durch ein integriertes Hochschulstudium "Gesundheitswissenschaften" (Bachelor-Abschluss) zu ergänzen.

"Asklepios und den Internationalen Bund verbindet eine gute, langjährige Zusammenarbeit in der medizinischen Ausbildung", sagte Dr. Tobias Kaltenbach, Vorsitzender der Konzerngeschäftsführung der Asklepios Kliniken, anlässlich der Eröffnung der MAH in Hamburg. "Am Standort Hamburg engagieren wir uns jetzt erstmals gemeinsam als Träger einer Bildungseinrichtung, um dem steigenden Bedarf an gut ausgebildeten Therapeuten und Gesundheitsfachkräften in der Metropolregion Hamburg gerecht zu werden", so Dr. Kaltenbach. Der Geschäftsführer der MAH, Karl Friedrich Schaal, hob die besondere Kompetenz und Leistungsfähigkeit der neu geschaffenen Bildungseinrichtung hervor: "Die Bündelung der Schulen für Ergotherapie, Logopädie und Physiotherapie an einem Standort ermöglicht eine besonders enge und berufsübergreifende Vernetzung der Ausbildung. Das kommt später den Therapeuten und Patienten gleichermaßen zugute, etwa wenn es um die nachsorgende Behandlung von Schlaganfallpatienten geht, bei der die verschiedenen Spezialisten einen gemeinsamen, gut abgestimmten Therapieplan festlegen können." Der Internationale Bund e.V. betreibt mit seiner Sparte Medizinische Akademie bundesweit Schulen für Gesundheitsberufe.

Bewährte Kompetenz mit praxisnaher Ausbildung

Die Ausbildung an der MAH baut auf den bereits mit einem guten Namen versehenen Berufsfachschulen am ehemaligen Standort Nord-Ochsenzoll auf. Auf dem Klinikgelände wurden im Jahr 1984 die Berufsfachschulen für Ergotherapie und Physiotherapie eröffnet. Bewerber für diese beiden Einrichtungen kamen zuletzt aus dem gesamten Bundesgebiet. Die Logopädie-Ausbildung wird seit April 2010 von der Medizinischen Akademie angeboten und wurde jetzt ebenfalls unter dem Dach der MAH untergebracht. Eine möglichst enge Verzahnung von Theorie und Praxis gehört dabei zum hohen Ausbildungsstandard der MAH. "Unsere erfahrenen Lehrkräfte betreuen die Schülerinnen und Schüler während der drei Ausbildungsjahre intensiv vor Ort. Auf die Praxisanleitung und die Einzelbetreuung im Praktikum wird besonders viel Wert gelegt", hebt Dr. Brunhilde Hanke, Regionalleiterin der MAH, den Ausbildungsansatz hervor. Einen fachübergreifenden Unterrichtsschwerpunkt stellt das Fachgebiet Neurologie dar. Um der besonders aufwändigen Therapie von Schlaganfallpatienten gerecht zu werden, ermöglicht die MAH ihren Schülerinnen und Schülern zusätzliche Praxistage in den neurologischen Fachabteilungen der Asklepios Kliniken.

Neu in Hamburg: Ausbildung zum Medizinischen Dokumentationsassistenten Die neu gegründete Berufsfachschule für Medizinische Dokumentationsassistenz (MDA) hat als Bestandteil der MAH ihren Betrieb bereits am 1. November aufgenommen. Die auf zwei Jahre ausgelegte Ausbildung zum Medizinischen Dokumentationsassistenten (MDA) ist medizinisch ausgerichtet und gehört zu den gefragten verwaltungstechnischen Berufen im Gesundheitswesen. Ziel ist es, den Auszubildenden eine umfassende Kompetenz im Umgang mit den neuen Informationstechnologien zu vermitteln. Damit verbunden ist ein hoher wissenschaftlicher Anspruch, denn ein MDA sammelt, kodiert und archiviert nicht nur medizinische Daten, sondern wertet sie auch im Rahmen klinischer oder epidemiologischer Studien aus.

Kontakt:
Dr. Brunhilde Hanke
Regionalleiterin
MAH Medizinische Akademie Hamburg GmbH
Heidenkampsweg 43-45
20097 Hamburg
Brunhilde.Hanke@med-akademie.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.med-akademie.de/hamburg.html

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution586

Quelle: Asklepios Kliniken Hamburg GmbH, Mathias Eberenz, 01.12.2010

Raute

Universität Duisburg-Essen - 02.12.2010

Wie wird die Erbinformation abgelesen?
Weiterförderung des GRK 1431

"Hervorragende Arbeit - weiter so!" lautet das Fazit der Gutachter der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), als sie die bisherige Arbeit des Graduiertenkollegs "Transkriptionskontrolle, Chromatinstruktur und DNA-Reparatur in Entwicklung und Differenzierung" (GRK 1431) an der Universität Duisburg-Essen (UDE) zu bewerten hatten. Jetzt liegt der Förderbescheid für die kommenden viereinhalb Jahre vor.

Sprecherin Prof. Dr. Ann Ehrenhofer-Murray: "Ich freue mich vor allem für unsere 14 Nachwuchswissenschaftler, die unter diesem Dach weiterhin exzellent in ihrer Forscherkarriere unterstützt werden können." Im Mittelpunkt der gemeinsamen Arbeit steht eine scheinbar einfache Verständnisfrage: Wie liest eine Zelle die in ihrem Kern gespeicherte genetische Information (DNA) ab? Und wie schafft sie es, diese Information für die Entwicklung eines ganzen Organismus mit unterschiedlichen Geweben und Zelltypen nutzbar zu machen?

Eine Gruppe ausgewiesener Wissenschaftler am Zentrum für Medizinische Biotechnologie (ZMB) der UDE bearbeitet diese zentrale Forschungsidee. Prof. Ehrenhofer-Murray: "Das GRK ist gleichzeitig auch eine Chance für die UDE und das Uniklinikum, denn es bündelt die hervorragenden Forschungskompetenzen auf dem Gebiet der Genregulation."

Das GRK ist ein spezielles Qualifizierungsprogramm für Promotionsstudierende, das neben der experimentellen Arbeit auch ein fokussiertes Ausbildungsprogramm vorsieht durch spezialisierte Vorlesungen, Seminare und Blockkurse. Nationale und internationale Gastwissenschaftler werden gezielt in das Programm eingebunden. Ehrenhofer-Murray: "Auf diese Weise spricht sich auch international immer mehr herum, dass wir an der UDE bestens aufgestellt sind im Bereich der Chromatinforschung und Epigenetik."

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Ann Ehrenhofer-Murray,
ann.ehrenhofer-murray@uni-due.de

Redaktion:
Beate H. Kostka

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.uni-due.de/zmb/studycourses/gk/gk_home.shtml

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilungunter:
http://idw-online.de/pages/de/institution801

Quelle: Universität Duisburg-Essen, Beate Kostka M.A., 02.12.2010

Raute

Charité-Universitätsmedizin Berlin - 02.12.2010

Biologische Zahnräder treiben zelluläre Maschine zur Eiweißproduktion an

Forschergruppe löst Grundproblem der Molekularbiologie

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Charité - Universitätsmedizin Berlin haben in Zusammenarbeit mit Arbeitsgruppen an mehreren deutschen und US-amerikanischen Forschungsstandorten eine Schlüsselfrage bei der Herstellung von Eiweißen in der Zelle beantworten können. Eine mögliche Anwendung dieser Entdeckung sehen die Forscher, deren Arbeit im führenden Fachmagazin "Nature"* veröffentlicht wurde, in der Entwicklung von verbesserten Antibiotika.

Eiweiße entstehen im Zusammenspiel zweier Ribonukleinsäuren (RNS) in den Ribosomen, den "Eiweißfabriken" der Zelle. Dabei wird der Bauplan der Eiweiße, die sogenannte Boten-RNS, wie ein Magnetfilm an der Nahtstelle zwischen den beiden Untereinheiten des Ribosoms abgelesen. Anschließend werden die Eiweiße kettenartig aus Aminosäuren aufgebaut. Leser der Boten-RNS und gleichzeitig Träger der Aminosäuren sind die Transfer-RNS. Diese transportieren die zum Aufbau der Eiweiße benötigten Aminosäuren solange zum Ort der Synthese, bis der Bauplan das Ende dieser Arbeit signalisiert.

Damit ist der genetische Code, der in der Abfolge der Nukleinsäuren gespeichert ist, von der Nukleinsäurewelt in ein Produkt der Proteinwelt übersetzt worden. Das fertige Eiweiß verlässt dann über einen Tunnel das Ribosom. Unklar war bislang, wie die Boten-RNS und die Transfer-RNS durch das Ribosom bewegt werden.

Den Forschern und Forscherinnen aus Berlin, Marburg, München, Frankfurt/Main, Los Alamos, San Diego, Tallahassee und Houston gelang es nun zu dokumentieren, dass die Bewegung durch gegenläufige Drehungen der beiden Untereinheiten des Ribosoms zustande kommt. "Dabei wird Wärmeenergie genutzt. Diese sorgt für die interne Bewegung des Ribosoms, und dadurch wiederum werden Transfer- und Boten-RNS durch das Ribosom bewegt", erklärt Prof. Christian Spahn, Direktor des Instituts für Medizinische Physik und Biophysik am Campus Charité Mitte, der die multinationale Forschungsgruppe koordinierte. Vergleichen lässt sich die Arbeit der Untereinheiten des Ribosoms mit einer mechanischen Ratsche. Eine Schlüsselstellung nimmt dabei die Kopfdomäne der kleinen Untereinheit ein, welche die Transfer-RNS wie auf einem Fließband herbeitransportiert. Moderiert wird der Vorgang von einem Helferprotein, das so zu sagen als dynamische Sperrklinke dient und die Bewegung in Zielrichtung gewährleistet.

Die Lösung dieses langjährigen Problems der Molekularbiologie wurde durch die strukturelle Untersuchung mittels dreidimensionaler Kryo-Elektronenmikroskopie ermöglicht. Bei dieser Methode werden die Ribosomen in flüssigem Ethan bei minus 192 Grad Celsius schockgefroren und mehrere 100.000 zweidimensionale Einzelbilder von Ribosomen nach Sortierung in zwei dreidimensionale Rekonstruktionen zurückprojiziert.

Kontakt:
Prof. Christian Spahn
Institut für Medizinische Physik und Biophysik
Campus Charité Mitte
christian.spahn[at]charite.de

* Andreas H. Ratje et al.:
Head swivel on the ribosome facilitates translocation by means of intra-subunit tRNA hybrid sites.
In: Nature, Volume 468, 02 Dezember 2010, 713-716.
DOI: 10.1038/nature09547

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution318

Quelle: Charité-Universitätsmedizin Berlin, Stefanie Winde, 02.12.2010

Raute

Deutsche Krebshilfe e. V. - 02.12.2010

Neuer Forschungsansatz bei Leukämie

Gesunde Zellen sollen Hinweise auf die Krankheitsentstehung liefern

München (gb) - Die akute myeloische Leukämie (AML) ist eine Krebserkrankung des Blutes. Bei ihrer Entstehung spielen Veränderungen im Erbgut des Patienten eine entscheidende Rolle. Viele der fehlerhaften Gene sind jedoch noch unbekannt. Die Wissenschaftler um Dr. Philipp A. Greif und Prof. Stefan K. Bohlander von der Medizinischen Klinik und Poliklinik III der Ludwig-Maximilians-Universität München verfolgen eine neue Strategie: Sie untersuchen anstatt des kompletten Erbguts lediglich die Gene, die in den Leukämiezellen aktiv sind, und vergleichen sie mit denen gesunder Zellen. In einer von der Deutschen Krebshilfe mit 296.000 Euro geförderten Studie wollen sie so die an der Entstehung von Leukämie beteiligten Gene identifizieren. Das Verständnis der genetischen Mechanismen, die zu einer AML führen, soll zukünftig die Entwicklung neuer Behandlungsmethoden ermöglichen.

Die AML entsteht im Knochenmark, wo sich funktionsuntüchtige Vorläuferzellen der weißen Blutkörperchen, die Leukämiezellen, schnell und unkontrolliert vermehren. Indem sie die gesunden Abwehrzellen verdrängen, legen die entarteten Zellen schließlich das gesamte Immunsystem lahm. Ursache dafür sind genetische Veränderungen, so genannte Mutationen, in den blutbildenden Zellen des Knochenmarks. Viele der für den Blutkrebs verantwortlichen Gene sind jedoch noch nicht bekannt und die Suche nach Veränderungen im Erbgut ist äußerst zeitintensiv, aufwändig und teuer. Daher untersuchen die Wissenschaftler um Greif und Bohlander lediglich Gene, die in den Leukämiezellen aktiv sind. Diese vergleichen sie mit denselben Genen in gesunden Blutzellen. Unterscheiden sich die Gene voneinander, liegt möglicherweise eine Leukämie-auslösende Mutation vor.

Dieser Ansatz und neueste molekularbiologische Methoden ermöglichen es den Wissenschaftlern, etwa zehnmal schneller und kostengünstiger zu arbeiten als bisher. Die in den bösartigen Zellen auftretenden genetischen Veränderungen sollen Aufschluss über den genauen Entstehungsprozess der Krankheit geben. Die Mutationen sind dabei nicht auf einzelne Gene beschränkt. "Vermutlich gibt es eine große Anzahl genetischer Veränderungen, von denen jeweils mehrere zusammenwirken müssen, um eine gesunde Zelle in eine unkontrolliert wachsende Leukämiezelle zu verwandeln", erläutert Greif.

Ziel des Projektes ist es, möglichst viele solcher Gen-Mutationen zu identifizieren. "Unsere Arbeit ist wegbereitend, um in Zukunft die individuellen genetischen Ursachen einer Krebserkrankung zu erkennen. Damit schaffen wir die Voraussetzung für die Entwicklung neuer und zielgerichteter Behandlungsmethoden", betont Greif. Gerd Nettekoven, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krebshilfe, erläutert: "Um wirkungsvolle Therapien entwickeln zu können, ist es notwendig, eine Krebserkrankung bis hin zu den molekularen Details zu verstehen." Die gemeinnützige Organisation fördert das Projekt mit 296.000 Euro.

Für die Identifizierung von neuartigen Mutationen bei AML, die zwei bisher kaum bekannte Gene betreffen, ist Philipp A. Greif vor kurzem mit dem Forschungspreis von der Anne-Liese-Gaebel-Stiftung sowie mit dem "Merit Award" von der "International Society of Oncology and Biomarkers" ausgezeichnet worden.

Hintergrund-Information: Leukämie - Warum entsteht sie?

In Deutschland erkranken jährlich etwa 10.000 Menschen neu an Leukämie. Auch wenn insgesamt noch wenig über die Ursachen für diese Krebsart bekannt ist, konnten in den letzten Jahren bestimmte Erkrankungsrisiken identifizieren werden. Es gilt heute als gesichert, dass ionisierende Strahlung, also radioaktive und Röntgenstrahlung, genetische Veränderungen an den für die Blutbildung zuständigen Zellen hervorrufen können. Dabei gilt: Je höher die Strahlendosis, der ein Mensch ausgesetzt war, desto mehr nimmt das Erkrankungsrisiko zu. Andere Faktoren, die zu einer Erkrankung führen können, sind bestimmte chemische Stoffe wie Pflanzenschutzmittel oder organische Lösungsmittel wie etwa Benzol.

Eine erbliche Veranlagung für eine Leukämieerkrankung ist bisher nicht nachgewiesen.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
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Quelle: Deutsche Krebshilfe e. V., Dr. med. Eva M. Kalbheim, 02.12.2010

Raute

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. Dezember 2010