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MELDUNG/398: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 10.08.11 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Biochemiker entdecken neuen Proteinimportweg in Mitochondrien
→  Medizinmanagement
      Neuer, berufsbegleitender Studiengang der Hochschule Magdeburg-Stendal und Eum
→  Anton-von-Tröltsch-Preis für Nanomediziner - Winzige Magnete revolutionieren Krebstherapie


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Eberhard Karls Universität Tübingen - 09.08.2011

Biochemiker der Universität Tübingen entdecken neuen Proteinimportweg in Mitochondrien

Mitochondrien sind die Kraftwerke der Zellen. Vor Milliarden von Jahren entstanden diese Organellen durch Endosymbiose, indem einfache Vorläuferorganismen durch andere Zellen aufgenommen wurden. Die genetische Information des Endosymbionten wurde im Verlauf der Evolution zum überwiegenden Teil in den Kern der "Wirtszelle" übertragen. Die Folge ist, dass die meisten mitochondrialen Proteine in das Mitochondrium eingeschleust und in seine verschiedenen Bereiche gezielt eingebaut werden müssen.

In der aktuellen Ausgabe der renommierten Fachzeitschrift "Journal of Cell Biology" werden die Ergebnisse der Arbeiten von Forschern des Interfakultären Institutes für Biochemie (IFIB) der Universität Tübingen publiziert. Für einen speziellen Typus mitochondrialer Proteine hat die Arbeitsgruppe von Doron Rapaport nun einen bislang unbekannten Importweg entdeckt. Dies betrifft Proteine der mitochondrialen Außenmembran mit mehreren Domänen, die die Membran durchqueren.

Die Fragestellung wurde anhand isolierter Mitochondrien aus Bäckerhefe und radioaktiv markierten Proteinen untersucht. Im Rahmen Ihrer Projekte verwendet die Gruppe unterschiedlichste Methoden der Genetik, der Proteinbiochemie und der molekularen Zellbiologie. In der aktuellen Arbeit werden neue Komponenten beschrieben, die notwendig für den Einbau dieser Aussermembranproteine sind..

Damit trägt die Gruppe maßgeblich zum Verständnis der Entstehung und Erhaltung von Mitochondrien in eukaryotischen Zellen bei. Mitochondriale Defekte spielen eine Rolle bei einer Vielzahl von menschlichen Erkrankungen. Deshalb können diese Erkenntnisse auf lange Sicht dazu beitragen diese Krankheiten besser zu verstehen.

Kontakt:
Professor Dr. Doron Rapaport
Universität Tübingen
Interfakultäres Institut für Biochemie (IFIB)
Hoppe-Seyler-Str. 4, 72076 Tübingen
doron.rapaport[at]uni-tuebingen.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution81

Quelle: Eberhard Karls Universität Tübingen, Michael Seifert, 09.08.2011


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Hochschule Magdeburg-Stendal - 09.08.2011

"Medizinmanagement" - Neuer, berufsbegleitender Studiengang der Hochschule Magdeburg-Stendal und Eum

Die Versorgungslandschaft verändert sich - weg von der Einzelpraxis hin zu praxisübergreifenden Kooperationsformen wie medizinische Versorgungszentren. Diese Veränderungen stellen neue Anforderungen an das Management von Gesundheitseinrichtungen. Das neuartige Bachelor-Studium Medizinmanagement bildet Fach- und Führungskräfte aus, die strategisch und operativ Praxen planen und stringentes Controlling durchführen können.

Studieninhalte sind betriebswirtschaftliche Führung und Organisation von Arztpraxen, rechtliche und gesundheitspolitische Grundlagen, Führungspsychologie, Controlling und Kundenmanagement sowie Forschungsmethoden.

Der Studiengang richtet sich an berufserfahrenes medizinisches oder kaufmännisches Fachpersonal, das auf dem berufsbegleitendem Weg den akademischen Titel Bachelor of Arts erwerben möchte. Zulassungsvoraussetzungen sind Abitur oder eine erfolgreich absolvierte Feststellungsprüfung, eine abgeschlossene Berufsausbildung oder mehrjährige Berufserfahrung in einer Arztpraxis.

Das Studium beginnt neu zum Wintersemester 2011/12.
Bewerbungsschluss ist der 15. September 2011. Das Studium ist gebührenpflichtig.

Ansprechpartner:
EUMEDIAS Heilberufe AG
Jeanette de la Barré
Hegelstr. 39
39104 Magdeburg
E-Mail: jdelabarre@eumedias.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.hs-magdeburg.de
http://www.eumedias.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution380

Quelle: Hochschule Magdeburg-Stendal, Norbert Doktor, 09.08.2011


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Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften, Medizin / Kommunikation - 09.08.2011

Anton-von-Tröltsch-Preis für Nanomediziner - Winzige Magnete revolutionieren Krebstherapie

Bonn - Magnete in der Größe von wenigen Millionstel Millimetern eröffnen neue Perspektiven für die Behandlung von Krebs. Diese Nanopartikel sind in der Lage, Krebsmedikamente im Tumor anzureichern oder die Geschwulst durch Wärme zu zerstören. Der Hals-Nasen Ohren-Mediziner Professor Dr. med. Christoph Alexiou aus Erlangen hat diese therapeutischen Ansätze maßgeblich erforscht. Für seine anwendungsorientierte Grundlagenforschung verleiht ihm die Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie (DGHNO KHC) den "Anton-von-Tröltsch-Preis". Der Preis ist mit 8.000 Euro dotiert.

In der Europäischen Union erkranken jährlich rund 1,6 Millionen Menschen an Krebs. Bei fortgeschrittenem Krebs bleiben den Patienten nur Chemotherapie und Bestrahlung. Häufig müssen Ärzte die Medikamente hoch dosieren, damit sie wirken. Doch je höher die Dosis, desto mehr leidet der Patient an Nebenwirkungen wie Übelkeit, Haarausfall oder Organschäden. Dagegen setzt Professor Alexiou, Sektionsleiter für Experimentelle Onkologie und Nanomedizin am Universitätsklinikum Erlangen, auf eine zielgerichtete Krebstherapie: Nanopartikel sollen die Behandlung effektiver machen und gleichzeitig Nebenwirkungen vermeiden.

Aufgrund ihrer geringen Größe von etwa 100 Nanometern - ein Nanometer ist ein Millionstel Millimeter - gelangen die Partikel durch die Wände feiner Blutgefäße in das Gewebe. Dies machen sich Forscher zunutze, indem sie Krebsmedikamente an magnetisierbare Nanopartikel binden. Anschließend spritzen sie diese in ein Blutgefäß, das zum Tumor führt. Von außen legen sie im Bereich des Tumors einen Magneten auf den Körper des Patienten. Davon angezogen reichern sich die Nanoteilchen mit den Wirkstoffen im Tumor an. "Die Konzentration kann auf diese Weise auf mehr als das Hundertfache erhöht werden", berichtet Professor Alexiou. Das verringere die Wirkstoffmenge, die zur Behandlung eines Tumors notwendig sei und schone darüber hinaus das gesunde Gewebe. "Schwer lösliche oder instabile Wirkstoffe können durch das neue Verfahren überhaupt erst für die Krebstherapie genutzt werden", betont der Experte. Die Magnetpartikel selbst seien ungefährlich: sie würden später in Leber und Milz abgebaut.

Ein zweiter zielgericheter Ansatz ist die Hyperthermie. Dabei zerstören die Nanopartikel den Tumor durch Hitze. "Nach dem gezieltem Einspritzen von Nanopartikeln in den Tumor erzeugen wir außerhalb des Körpers ein Magnetfeld, das die Nanopartikel erwärmt", erläutert Alexiou. Die Temperatur in den Partikeln steigt dabei auf bis zu 47 Grad Celsius, so dass die Krebszellen absterben. "Nach einer Behandlung, die nicht länger als 30 Minuten dauert, kühlt die Tumorregion rasch wieder ab", so Alexiou.

Für seine erfolgversprechenden Forschungsansätze zeichnete die DGHNO KHC den Forscher mit dem "Anton-von-Tröltsch-Preis" aus. "Professor Alexiou ist in der Anwendung nanoskaliger Arzneistoffträger für die Tumorbehandlung sowohl national als auch international führend", erläutert Professor Dr. med. Roland Laszig, Past-Präsident der DGHNO KHC die Entscheidung der Fachgesellschaft. Das Ziel seiner Arbeiten sei es, die Voraussetzung für eine Anwendung dieser neuen Therapieform bei Tumorpatienten zu schaffen und ihnen dadurch eine höhere Lebensqualität zu gewährleisten. Der "Anton-von-Tröltsch-Preis" wird jährlich von der DGHNO KHC zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses vergeben. Die Finanzierung des Preises erfolgt aus den Spenden und aus den Beiträgen der Mitglieder und ist mit 8.000 Euro dotiert.

Ihr Kontakt für Rückfragen:
Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e.V.

Quelle:
Alexiou C, Tietze R, Schreiber E, Lyer S.
Pharmakotherapie mittels Nanomedizin
Magnetische Nanopartikel für Drug Delivery und Hyperthermie - neue Chancen für die Krebsbehandlung
Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz. 2010; 53: 839-45.

Die Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie
verfolgt die Förderung der wissenschaftlichen und praktischen HNO-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie. Zu ihren Aufgaben zählen die Wahrung der Einheit des Fachgebietes der HNO-Heilkunde, die Weiter- und Fortbildung auf dem Fachgebiet sowie die Unterstützung und Beratung anderer wissenschaftlicher Gesellschaften, von Gesundheitsbehörden und anderen Einrichtungen bei Belangen der HNO-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie. Die Deutsche Gesellschaft für HNO-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie ist mit ihren knapp 4.500 Mitgliedern in Klinik und Praxis die größte Vereinigung klinisch und praktisch tätiger HNO-Ärzte in Deutschland und in Europa.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.hno.org/info/preis_troeltsch.html
http://www.hno.org

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution76

Quelle:
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften, Medizin / Kommunikation - 09.08.2011


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. August 2011