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MELDUNG/400: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 12.08.11 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Immunsystem entscheidend für Multiple Sklerose verantwortlich
      Internationale Studie identifiziert 29 neue Genvarianten
→  Frankreich:
      Die ersten beiden Labels für "Standorte für integrierte Krebsforschung" (SIRIC) vergeben


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Christian-Albrechts-Universität zu Kiel - 11.08.2011

Immunsystem entscheidend für Multiple Sklerose verantwortlich

Internationale Studie identifiziert 29 neue Genvarianten

Einem internationalen Wissenschaftsverbund unter Beteiligung des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH) und des Schleswig-Holsteinischen Exzellenzclusters Entzündungsforschung ist es gelungen, 29 neue Genvarianten zu identifizieren, die mit der Entstehung von Multipler Sklerose (MS) in Verbindung stehen und tiefe Einblicke in die Biologie einer der häufigsten neurologischen Krankheiten gewähren. Da viele der erkannten Gene in direktem Zusammenhang mit dem Immunsystem stehen, konnten die Experten eine Immunschwäche als wahrscheinliche Ursache von MS ausmachen.

"Dieser Forschungserfolg ist ein Meilenstein auf dem Weg der Entdeckung der Entstehungsmechanismen der Multiplen Sklerose", sagt Professor Dr. Stefan Schreiber, Direktor der Klinik für Allgemeine Innere Medizin am UKSH und Sprecher des Exzellenzclusters Entzündungsforschung. "Diese Arbeit wird großen Einfluss auf die Debatte über die Ursachen der MS nehmen und damit neue Wege zur Erforschung kausaler Therapien eröffnen", ergänzt der Neurologe Professor Dr. Dr. Kuhlenbäumer, Direktor des Instituts für Experimentelle Medizin am UKSH.

MS ist eine der am weitesten verbreiteten Erkrankungen des Nervensystems. Betroffen sind weltweit 2,5 Millionen, zumeist junge Erwachsene. Die Krankheit entsteht durch einen Defekt von Nervenfasern in Gehirn und Rückenmark und deren Isolierung, der Markscheide. Die verletzten Nervenbahnen können für alltägliche Handlungen wie das Sehen, Gehen, Fühlen, Denken und die Kontrolle von Darm und Blase keine korrekten Informationen mehr weiterleiten. Die nun veröffentlichten Erkenntnisse belegen die Schlüsselrolle der körpereigenen Abwehrkräfte und erklären, wie sich der Angriff auf Gehirn und Rückenmark vollzieht.

Die Forschungsarbeit eines internationalen Forscherverbundes, geleitet von den Universitäten von Cambridge und Oxford, wurde heute im Wissenschaftsjournal "Nature" veröffentlicht. Es ist die weltweit größte MS-Genomstudie. 250 Wissenschaftler untersuchten die DNA von 9.772 MS-Betroffenen und 17.376 nicht betroffenen Kontrollpersonen. Dabei gelang es, 23 bereits bekannte genetische Verbindungen zu bestätigen und 29 neue genetische Varianten zu entschlüsseln, die zur Auslösung der MS beitragen.

Eine große Zahl der identifizierten Gene spielen eine Schlüsselrolle für die Funktion des Immunsystems - insbesondere bei der Funktion der T-Zellen. Diese weißen Blutkörperchen sind einerseits für die Abwehr fremder Erreger zur Erhaltung des Autoimmunsystems verantwortlich. Andererseits aktivieren sie die körpereigenen Botenstoffe in den Zellen des Immunsystems (Interleukine). Auffällig am Forschungsergebnis ist, dass ein Drittel der identifizierten Gene bereits für die Entstehung anderer Autoimmunkrankheiten (Morbus Crohn, Diabetes Typ 1) ausgemacht wurden. Damit sind ist offensichtlich, dass gleiche Auslöser in unterschiedlichen Krankheitsbildern auftreten.

Vorherige Studien haben bereits auf einen Zusammenhang zwischen Vitamin D-Mangel und einem erhöhten MS-Risiko hingewiesen. Gemeinsam mit zahlreichen Genen, die direkt mit dem Immunsystem in Verbindung stehen, haben die Forscher zwei Gene identifiziert, die am Vitamin D-Stoffwechsel beteiligt sind und damit das Zusammenspiel von genetischen und umweltbedingten Risikofaktoren erklären helfen.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.uni-kiel.de/aktuell/pm/2011/2011-105-ms-studie.shtml
http://www.nature.com/nature/journal/v476/n7359/full/nature10251.html

Veröffentlichung:
http://www.nature.com/nature/journal/v476/n7359/full/nature10251.html

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution235

Quelle: Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Dr. Boris Pawlowski, 11.08.2011


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Wissenschaftliche Abteilung, Französische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland - 11.08.2011

Frankreich - Die ersten beiden Labels für "Standorte für integrierte Krebsforschung" (SIRIC) vergeben

Das französische Krebsforschungsinstitut (INCa) hat zwei Einrichtungen mit dem Gütesiegel "Standorte für integrierte Krebsforschung" (SIRIC) ausgezeichnet. Diese Labelisierung wurde im Rahmen der ersten Maßnahme des nationalen Aktionsplans "Plan Cancer 2009-2013" [1] durchgeführt. Insgesamt sollen bis 2013 fünf SIRIC gegründet werden.

Die SIRIC sollen die Bündelung der treibenden Kräfte der Grundlagenforschung, der klinischen und der epidemiologischen Forschung in den Bereichen Gesundheitswesen, Humanwissenschaften und Gesellschaftslehre erleichtern. Aus dieser Zusammenarbeit sollen Ergebnisse hervorgehen, die in Form von diagnostischen Verfahren, Medikamenten, sozialen Diensten und Maßnahmen des öffentlichen Gesundheitswesens (Vorbeugung und Früherkennung) schnell dem Patienten zugute kommen.

Die gewählten Standorte verfügen über eine beträchtliche Anzahl an Ärzten, Forschern und Patienten sowie an technologischer Spitzenausrüstung. Sie müssen über eine hohe internationale Sichtbarkeit verfügen. Die ersten beiden SIRIC werden über fünf Jahre mit 1,8 Millionen Euro pro Jahr gefördert. Die Hälfte übernimmt die Generaldirektion für Pflegedienste (DGOS) durch Einnahmen aus den Krankenversicherungsbeiträgen mit dem Ziel, die Strukturen der SIRIC zu stärken, übergreifende Forschungsprojekte zu entwickeln und die gewonnenen Erkenntnisse zu verbreiten. Das französische Institut für Gesundheit und medizinische Forschung (Inserm) wird die SIRIC im ersten Jahr mit 0,5 Millionen Euro pro Standort für weitere Ausrüstungen fördern.

[1] Weitere Informationen unter:
http://www.wissenschaft-frankreich.de/de/gesundheit/canceropoles-franzosische-krebszentren-mit-spitzenkompetenz-im-kampf-gegen-krebs/

[2] ESPCI-ParisTech:
Hochschule für industrielle Physik und Chemie der Stadt Paris CNRS: französisches Zentrum für wissenschaftliche Forschung

INSB:
Institut für Biowissenschaften (Abteilung für Biologie des CNRS)

[3] GCS:
Verband für Zusammenarbeit im Gesundheitssektor

Eine neue Projektausschreibung wird im Herbst gestartet und hat die Gründung drei weiterer SIRIC zum Ziel.

Quelle:
Pressemitteilung des INCa - 20.06.2011
http://www.e-cancer.fr/toutes-les-actualites/2634-les-appels-a-projets/6382-linca-labellise-les-deux-premiers-sites-de-recherche-integree-sur-le-cancer-siric

Redakteurin:
Claire Cécillon
claire.cecillon@diplomatie.gouv.fr

SIRIC Institut Curie
Das SIRIC Institut Curie vereinigt die ESPCI- ParisTech, das CNRS, das INSB [2], das Inserm sowie die Universitäten Paris V, VI und XI. Es setzt sich aus 83 Forschungsgruppen zusammen und bietet acht Programme für integrierte Forschung mit den Schwerpunkten: Brustkrebs und andere gynäkologische Krebserkrankungen, Krebs bei Kindern und Augenkrebs.

SIRIC in Lyon (LYRIC)
Das SIRIC in Lyon (LYRIC) wird vom GCS [3] Lyon für universitäre Krebsforschung geleitet und vereinigt das Léon-Bérard-Zentrum, die zivilen Hospize der Stadt Lyon, die Stiftung Synergie Lyon, das Internationale Krebsforschungszentrum (CIRC) und die Universität Claude Bernard, Lyon I. Es werden drei Forschungsprogramme mit folgendem Schwerpunkt angeboten: Beschleunigung der Entwicklung gezielter Therapien.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution688

Quelle: Wissenschaftliche Abteilung, Französische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland, Marie de Chalup, 11.08.2011


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. August 2011