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Universitätsklinikum Jena - 07.05.2015

Patienten mit Sepsis vor Herzversagen bewahren

Die Nachwuchswissenschaftlerin Dr. Dr. med. Sina Coldewey vom Universitätsklinikum Jena erhält das Fresenius-Forschungsstipendium 2015 der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin. Damit würdigt die Fachgesellschaft die experimentellen Ergebnisse der Anästhesistin, in denen sie Bedeutung und Signalwege eines Botenstoffes aus dem Fettstoffwechsel für die Herzmuskelschwäche bei Sepsis aufklären konnte.

Trotz verbesserter intensivmedizinischer Behandlungsmöglichkeiten stirbt etwa ein Drittel bis die Hälfte aller Patienten an dieser Erkrankung, die im Volksmund häufig "Blutvergiftung" genannt wird. Eine Sepsis entsteht, wenn die körpereigene Abwehrreaktion gegen eine Infektion das eigene Gewebe und die Organe schädigt. Von einer solchen Störung kann auch die Herzfunktion betroffen sein.

Sina Coldewey und ihre Kollegen untersuchten das Zusammenspiel von Sphingosin-1-Phosphat, einem Signalmolekül aus dem Fettstoffwechsel, und dessen Rezeptoren, wenn eine Infektion die Pumpleistung des Herzens beeinträchtigt. "Dabei konnten wir nicht nur wesentliche Schritte der Signalkette aufklären, sondern auch zeigen, dass die medikamentöse Erhöhung der Konzentration des Botenstoffs S1P im Serum die Herzfunktion verbessert", so die Wissenschaftlerin und Oberärztin der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin. "Das eröffnet Ansätze für die Entwicklung neuer pharmakologischer Behandlungsstrategien der septischen Kardiomyopathie."

In Würdigung ihrer "herausragenden wissenschaftlichen Leistungen" zeichnet die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin Sina Coldewey mit dem von der Fresenius-Stiftung gestifteten DGAI-Forschungsstipendium 2015 aus. Die mit 15.000 Euro dotierte Auszeichnung wird am 7. Mai bei der feierlichen Eröffnung des jährlichen Deutschen Anästhesiekongresses in Düsseldorf übergeben.

Sina Coldewey studierte Medizin an der Medizinischen Hochschule Hannover, wo sie auch ihre Facharztausbildung absolvierte. Nach einem mehrjährigen Forschungsaufenthalt am William Harvey Research Institute der Queen Mary University of London wechselte sie wegen des Sepsisschwerpunktes an das Jenaer Universitätsklinikum, wo sie in einer eigenen Arbeitsgruppe mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft und des Bundesministeriums für Bildung und Forschung am "Center for Sepsis Control and Care" Forschungsprojekte zur Sepsis und anderen Infektionskrankheiten bearbeitet.

* Kontakt:
Dr. Dr. med. Sina Coldewey
Klinik für Anästhesiologie und lntensivmedizin
Universitätsklinikum Jena
E-Mail: Sina.Coldewey[at]med.uni-jena.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution1461

Quelle: Universitätsklinikum Jena, Dr. Uta von der Gönna, 07.05.2015

Raute

Universität Rostock - 07.05.2015

Wie ein Krimi: Rostocker forschen im Nanometerbereich

Wissenschaftler der Unimedizin liefern Werkzeug zur Untersuchung von Zellstrukturen

Eine weite, graue Landschaft, durchzogen von Hügeln und Grasbüscheln: Dieses Bild offenbart sich Dr. Marcus Frank, wenn er auf seinen Computerbildschirm schaut. Als Leiter des Elektronenmikroskopischen Zentrums (EMZ) der Universitätsmedizin Rostock untersucht er Zellstrukturen unter extremer Vergrößerung. Jüngst beteiligte sich sein Team an einer Studie, in der Zellstrukturen untersucht wurden, die zu Erkrankungen der Atemwege führen können.

Ursache für solche Krankheiten können Defekte in Zilien sein: "Winzige, bewegliche Fortsätze von Zellen, die in verschiedenen Geweben gebraucht werden", erklärt Frank. "Wenn sie nicht richtig funktionieren oder zu wenige davon gebildet werden, kommt es zu gesundheitlichen Problemen." Auch in der Luftröhre und den Bronchien lassen sich Zilien finden. "Dort halten sie die Atemwege frei und sorgen dafür, dass Schleim und Rückstände abtransportiert werden können." Werden an dieser Stelle nicht ausreichend Zilien gebildet, leiden die Atemwege. Welche Mechanismen hierbei eine Rolle spielen, ist bisher kaum bekannt.

Mit der Studie unter Federführung des Universitätsklinikums Freiburg konnte jetzt mehr Licht in die graue Zilien-Landschaft gebracht werden. Während die Freiburger im Tiermodell molekulare Untersuchungen anstellen, beschäftigen sich die Rostocker im Elektronenmikroskop mit strukturellen Veränderungen in den Zellen.

"Sehr spannend", sagt Frank begeistert. "Fast wie ein kleiner Krimi: Wir wissen, dass etwas passiert - aber warum ? Das wollen wir herausfinden." Dazu hat das Team um Frank über Monate Zilien untersucht: aus Freiburg zugeschicktes Gewebe präpariert, auf kleine Plättchen übertragen und diese winzigen Strukturen unterm Mikroskop analysiert. Seit letztem Jahr haben die Forscher der Unimedizin dafür ein besonderes Werkzeug zur Hand. Ein modernes Rasterelektronenmikroskop, mit dem hohe Auflösungen bis in den Nanometerbereich und darunter erzielt werden können. "Die Zilien sieht man am besten bei einer 15.000-fachen Vergrößerung", sagt Frank. "Ein durchaus schöner Anblick."

Als Ursache für das Wachstum der Zilien in den Zellen der Atemwege konnte ein bestimmtes Protein ausgemacht werden. "Es trägt dazu bei, dass genügend Zilien gebildet werden", sagt Frank. "Fehlt es, werden daher auch zu wenige oder defekte Zilien produziert." Diese Erkenntnis bilde nun die Grundlage für weitere Untersuchungen, aus denen sich langfristig Aussagen zum Verlauf solcher genetisch bedingten Atemwegserkrankungen ergeben könnten.

Die Studie wurde im April im renommierten und international anerkannten Wissenschaftsmagazin "The EMBO Journal" abgedruckt. Für die Rostocker Forscher ein besonderer Höhepunkt: Eine Aufnahme aus ihrem Rasterelektronenmikroskop, die hügelige Landschaft der Zilien-Struktur, erstreckt sich über die ganze Titelseite der Ausgabe - "eine Premiere für uns, auf die wir sehr stolz sind", sagt Frank.

* Ansprechpartner:
Dr. Marcus Frank
Arbeitsbereich Medizinische Biologie und Elektronenmikroskopisches Zentrum
Universitätsmedizin Rostock

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution210

Quelle: Universität Rostock, Ingrid Rieck, 07.05.2015

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. Mai 2015

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