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BILDUNG/700: Sparentscheidungen von Land und Goethe-Universität bedrohen Medizinstudienplätze (idw)


Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt a. M. - 19.11.2010

"Die Sparentscheidungen von Land und Goethe-Universität bedrohen Medizinstudienplätze"

Der Frankfurter Fachbereich Medizin empört sich über unverhältnismäßige Mittelkürzungen seit 2002


Arm ist in Deutschland laut der offiziellen Definition, wer weniger als 60 Prozent verdient als der Durchschnitt der Bevölkerung. Nach dieser Definition sind die drei hessischen Fachbereiche die Armen. Fast alle anderen Medizinfakultäten verfügen über wesentlich mehr Geld pro Student als die hessischen. Prof. Dr. Josef Pfeilschifter, Dekan des Fachbereichs Medizin der Goethe-Universität Frankfurt, fordert daher: "Holt die Medizin aus der Armut. Denn die Sparbeschlüsse des Landes Hessen und der Frankfurter Goethe-Universität bedrohen die Medizin! Anders als in allen anderen Bundesländern haben die medizinischen Fakultäten in Hessen kein separates, geschütztes Budget. Die Finanzierung durch das Land Hessen erfolgt über die allgemeinen Universitätshaushalte."

Medizin jahrelang nicht am Wachstum beteiligt

Prof. Pfeilschifter ist Dekan seit 2002. Heute hat sein Fachbereich einen Etat, der inflationsbereinigt um 20 Prozent niedriger ausfällt als noch vor acht Jahren. Obwohl das Budget der Goethe-Universität im gleichen Zeitraum um rund 20 Prozent angestiegen ist, hat der Fachbereich Medizin in Frankfurt hieran nicht partizipiert. Bei den aktuellen, drastischen Mittelkürzungen jedoch erwartet die Universitätsleitung von den Medizinern Solidarität im Verzicht.

Die Lage ist akut. Das Land Hessen hat seinen Universitäten einen strikten Sparplan auferlegt. Jährlich müssen 30 Mio. Euro von den staatlichen Hochschulen eingespart werden. Die Goethe-Universität soll gut 10 Mio. an den Einsparungen schultern, der Fachbereich Medizin hiervon allein 1,65 Mio. Euro.

Aktueller Sparzwang bedroht Ausbildungserfolg und internationale Erfolge

Schon vor der aktuellen Sparforderung aus Wiesbaden war die Lage für die Frankfurter Medizin eng. Seine Leistungsfähigkeit konnte der Fachbereich aufgrund der kargen Mittel nur aufrecht erhalten, indem Institute geschlossen wurden. Dies trifft zu auf die Institute für Sexualwissenschaft, die Kinderkardiologie, die Umwelthygiene, die Medizinische Informatik, die Humangenetik und einzelne Lehrstühle in anderen Lehrbereichen. Nichtsdestotrotz ist es den verbliebenen Instituten und Kliniken gelungen, dieses Jahr in die weltweite Topliga aufzusteigen. Im international renommierten Shanghai-Ranking, das die Forschungsleistungen von Hochschulen weltweit misst, ist Frankfurt nach München die zweitbeste deutsche Universitätsmedizin, und liegt insgesamt unter den ersten Fünfzig der Welt. Dieser Aufstieg droht durch den Sparzwang allerdings schon wieder abgewürgt zu werden. Denn den neuerlichen Kürzungen kann nur durch die Schließung von weiteren, zur Wiederbesetzung anstehenden Einrichtungen begegnet werden. Kandidaten, denen die Einstellung droht, sind u.a. die Institute für Medizinische Soziologie oder die Rechtsmedizin. "Damit ist der Kernauftrag 'medizinische Ausbildung' in höchster Gefahr", so Prof. Pfeilschifter. Ein Abbau von Studienplätzen ist unvermeidlich.

Gerade das widerspräche aber der von Bundes- und Landesregierung propagierten Notwendigkeit der Ausweitung von Medizinstudienplätzen wegen des sich deutlich abzeichnenden Ärztemangels. Auch sieht der Kaufmännische Direktor, Dr. Hans-Joachim Conrad, ein Problem in der Rechtspflege im Großraum Rhein-Main, wenn die Rechtsmedizin nicht mehr weitergeführt werden könnte. Daher fordert auch er von der Landesregierung eine Absicherung des Budgets für den Fachbereich Medizin.


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt a. M.,
Johannes Eisenberg, 19.11.2010
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veröffentlicht im Schattenblick zum 23. November 2010