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GESUNDHEIT/696: Informationsdienst "Das gesunde Kind" 3/4 - März/April 2009 (DGK)


DEUTSCHES GRÜNES KREUZ e.V. - informationsdienst

pgk - das gesunde Kind - Nr. 3/4 - März/April 2009



Schnuller oder Daumen?
Der deutsche Beruhigungssauger wird 60
Cola, Limo & Co sind schlecht für Kinderknochen und behindern Nährstoffzufuhr
Negativer Einfluss von Softdrink-Konsum
Studie: Vermehrter TV-Konsum verursacht Depressionen bei Kindern
AUS WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG
Neues Puzzleteil zur Entschlüsselung von Nervenkrebs bei Kindern entdeckt
Fortschritt in der Neuroblastom-Forschung
Vitamin D stärkt Mädchen-Muskeln Substanz verbessert Sprungkraft von Teenies
MELDUNGEN
Verbot von "Lauflernhilfen" gefordert
Keine Förderung der motorischen Entwicklung
Gesundheitsgefahr für Kinder: Alaun in selbstgemachter Knete
Experten fordern Verbot von Schokoladenzigaretten

Raute

Schnuller oder Daumen?

Der deutsche Beruhigungssauger wird 60

(pgk) Noch in den 1940er-Jahren wurden in Deutschland Säuglingen zur Beruhigung Nuckelläppchen (Zuzel) gereicht, in die übereifrige Mütter süßen Zwiebackbrei stopften. Die Folge: Gleich die ersten Milchzähne wurden von Karies befallen. 1949 erfanden Professor Wilhelm Baltes und Dr. Adolf Müller den "natürlichen und kiefergerechten Beruhigungssauger und Kieferformer" (NUK), der Zahnschäden vorbeugen sollte. Als Zahnarzt hatte Müller auch häufig Kinder mit Kiefer- und Gebissfehlstellungen behandeln müssen, die durch Daumenlutschen verursacht worden waren. Kinder, die lange gestillt worden waren, zeigten kaum Deformationen. Also entwickelte Müller zusammen mit dem Kieferorthopäden Baltes eine Prothese aus nachgiebigem Gummi, die insgesamt der Mutterbrust ähnelte und mit ihrer abgeschrägten Spitze der Gaumenform angepasst war.

Die optimale Form
Der moderne Schnuller besteht im Wesentlichen aus einem Mundteil, das aus Latex oder Silikon hergestellt ist, und einem Schild, der das Verschlucken des Mundteils verhindert. Der ideale Sauger übt wenig Druck auf den Kiefer aus, lässt der Zunge genügend Spielraum und stört das Kind nicht bei Schlucken.

Silikon oder Latex?
... das entscheidet meist der Geschmack des Kindes. Wenn der Schnuller nicht schmeckt, wird er einfach ausgespuckt. Latex besteht aus natürlicher Kautschukmilch, enthält Fette, fühlt sich sehr weich an, ist zudem äußerst beiß- und reißfest. Ein Latexschnuller wird allerdings auch schneller unansehnlich. Ein Austausch nach etwa sechs bis acht Wochen ist ratsam. Manche Babys reagieren allergisch auf die im Latex enthaltenen Proteine (Eiweiße).

Silikon ist ein in der Medizintechnik häufig verwendetes Material, das sehr temperaturbeständig ist und daher einfach, sicher und nahezu unbegrenzt oft desinfiziert werden kann. Silikon ist vollkommen geschmacks- und geruchsneutral und bleibt auch bei Sonnenlicht und Wärme zwar gut in Form, kann aber schneller durchgebissen werden. Wenn die ersten Zähnchen sprießen, ist regelmäßige Kontrolle des Saugers auf Gebrauchsspuren angesagt.

Hygiene
Viele Mütter schlecken den heruntergefallenen Schnuller ab, bevor sie ihn dem Baby geben - aus Hygienegründen. Zwar befreit diese "Mundreinigung" von Schmutz, Staub und Fusseln, aber damit können Pilze und vor allem Kariesbakterien von der Mutter auf das Kind übertragen werden. Zwar ist das Risiko nicht besonders hoch, besser ist es dennoch, den Schnuller oder andere Gegenstände, die das Baby in den Mund nimmt, abzuwaschen. Oder man hat für unterwegs einen Ersatz dabei. Für die tägliche Pflege empfiehlt sich Auskochen in einem kleinen Topf mit kochendem Wasser.

Zahnschäden
Oftmals nuckeln die Kleinen weit bis in das Kindergartenalter hinein. Spätestens ab dem zweiten Lebensjahr sollte das Kind jedoch auch nachts ohne diese Hilfsmittel auskommen können. Nach Ansicht von Wissenschaftlern der Universität Iowa schadet der "Nunu" den Zähnen. Falsche Bisse, vorstehende Eckzähne und Verschiebungen der Backenzähne kommen bei Schnuller-Kindern häufiger vor als bei Kindern, die wenig nuckeln. Bis sich der Kiefer durch die Verwendung eines Schnullers verschiebt, dauert es aber seine Zeit. Laut einer skandinavischen Studie vergehen zwei Jahre, bis sich Veränderungen am Oberkiefer, drei Jahre, bis sich Veränderungen am Unterkiefer zeigen.

Guter Schnuller oder Alternative Daumen
Der richtige Schnuller ist aber allemal besser als der Daumen, da dieser hart und nicht "kiefergerecht" geformt ist. Lutschen Kinder am Daumen, können Fehlbildungen am Kiefer und Zahnfehlstellungen entstehen, die nur sehr aufwendig und langwierig zu regulieren sind, sich negativ auf die Aussprache auswirken und manchmal das Abbeißen unmöglich machen. Das weiche Material und seine optimal angepasste Form des Schnullers sollen diese Risiken minimieren.

Raute

Cola, Limo & Co sind schlecht für Kinderknochen und behindern Nährstoffzufuhr

Ernährungsstudien belegen negativen Einfluss von Softdrink-Konsum bei Heranwachsenden

(pgk) Softdrinks sind nach wie vor beliebte Getränke bei Kindern und Jugendlichen. Der Haken: Sie können durchaus negative Folgen für deren Gesundheit haben. Das ist nicht neu, dennoch ignorieren das viele Kinder und deren Eltern offenbar. Dabei gewinnt die Wissenschaft immer neue Argumente für ihre Empfehlung, dass Kinder und Jugendliche möglichst wenig Softdrinks zu sich nehmen sollten. So bestätigt eine Studie des Forschungsinstituts für Kinderernährung (FKE, der Universität Bonn angegliedert), dass Softdrinks bei Kindern und Jugendlichen die Zufuhr verschiedener Mikronährstoffe (Vitamine und Mineralstoffe) und die Gesamtqualität ihrer Ernährung offenbar verschlechtern.

Ausgewertet wurden über 7.000 Ernährungsprotokolle von 1.069 Studienteilnehmern in Deutschland im Alter von 2 bis 19 Jahren. Die Daten stammen aus der sogenannten DONALD-Studie des FKE ("DONALD" steht für DOrtmund Nutritional and Anthropometric Longitudinally Designed Study). Darin erfassen die Forscher seit 1985 die Ernährungsgewohnheiten von Kindern und Jugendlichen. Bei einer Vielzahl von Teilnehmern hatte man zudem computertomographisch den Knochenmineralgehalt gemessen. Diese Daten setzten die FKE-Wissenschaftler nun in Bezug zum Softdrink-Konsum. Ergebnis: Der Verzehr von Erfrischungsgetränken stand bei Jungen wie Mädchen mit einer deutlich geringeren Zufuhr bestimmter wichtiger Vitamine und Mineralstoffe im Zusammenhang. Das galt besonders für Mädchen. Bei ihnen sank mit steigendem Konsum von Erfrischungsgetränken die Zufuhr der Vitamine A, K, Riboflavin und Folat sowie der Mineralstoffe Kalzium, Magnesium, Phosphor und Kalium. Bei Jungen sank dagegen die Zufuhr von Riboflavin, Pantothensäure, Kalzium, Eisen, Phosphor und Kalium.

In einer weiteren, neueren Studie des FKE fanden die Wissenschaftler Belege dafür, dass Limonaden bei Jugendlichen einen konkreten negativen Einfluss auf den Mineralgehalt der Knochen und damit auf ihre Stabilität zu haben scheinen. Jugendliche, die ihren Durst häufig mit Softdrinks löschen, haben danach im Schnitt weniger mineralhaltige - und damit weniger stabile - Knochen. Worauf dieser Effekt zurückzuführen ist, ist noch nicht vollständig geklärt. Die Folge davon könnte aber für Kinder sein, dass sie als Erwachsene eher an Osteoporose erkranken. Denn mit dem, was wir in jungen Jahren essen und trinken, bestimmen wir bis ins hohe Alter die Stabilität unserer Knochen mit, erklären die Wissenschaftler. Eine gesunde Ernährung in der Jugend sei daher die beste Osteoporose-Vorbeugung.

"Je mehr derartiger Limonaden Jugendliche zu sich nehmen, desto geringer der Mineralgehalt ihrer Knochen", bringt Studienleiter Professor Thomas Remer das Hauptergebnis der jüngsten Studie auf den Punkt. Dabei zeigten sich zwei Effekte: Zumindest bei koffeinhaltigen Softdrinks stellten die Forscher eine direkte Auswirkung auf den Knochenstoffwechsel fest. Dazu komme noch ein indirekter Effekt: Wer seinen Durst vermehrt mit Cola, Apfelschorle oder Zitronenlimo stillt, nimmt im Schnitt weniger Proteine mit der sonstigen Nahrung zu sich. Proteine sind aber wichtig für die Knochenentwicklung. Grundsätzlich scheint ein hoher Softdrink-Konsum in engem Zusammenhang mit einer generell unausgewogenen Ernährung zu stehen. Eine weitere Studie der FKE-Forscher bestätigt das: Wer auf zuckersüße Limonaden steht, bevorzugt demnach eine insgesamt kohlenhydratreichere und proteinärmere Kost.

Quellen:
Erfrischungsgetränke und Ernährungsqualität, Forschungsinstituts für Kinderernährung (FKE), 14.11.2008, www.fke-do.de/

Weiche Knochen dank Softdrinks? Limonaden scheinen bei Jugendlichen einen Einfluss auf den Mineralgehalt der Knochen zu haben, Forschungsinstituts für Kinderernährung (FKE), 8.12.2008, www1.uni-bonn.de/

Raute

Vermehrter TV-Konsum verursacht Depressionen bei Kindern

Studie: Zusammenhang zwischen Fernsehen und psychischen Erkrankungen bei Jugendlichen

(pgk) Kinder und Jugendliche verbringen einen Großteil ihrer Freizeit mit Fernsehen, Computerspielen oder Radiohören. Aber je mehr sie diese elektronischen Medien konsumieren, desto größer ist die Gefahr, dass sie später Depressionen entwickeln. Das jedenfalls lässt eine neue amerikanische Studie vermuten, in der Wissenschaftler um Dr. Brian Primack von der University of Pittsburgh die Daten von 4.142 Heranwachsenden aus einer repräsentativen nationalen Langzeitstudie von Mitte der 1990-er Jahre an (National Longitudinal Survey of Adolescent Health (Add Health)) auswerteten.

In der groß angelegten Befragungsstudie hatten 1994/5 die teilnehmenden Teenager genaue Auskunft über ihren TV-Konsum und die Nutzung elektronischer Medien gegeben. Damals zeigten die im Durchschnitt etwa 14 Jahre alten Jungen und Mädchen noch keinerlei Anzeichen von Depressionen. DVDs und Internet spielten damals übrigens noch keine Rolle und sind also in der Untersuchung nicht berücksichtigt.

Sieben Jahren später untersuchten die Wissenschaftler die Probanden erneut und diagnostizierten bei 308 der jungen Erwachsenen (7,8 Prozent) eine Depression. Ihren Ergebnissen zufolge wächst mit jeder Stunde, die Jugendliche vor dem Fernsehgerät oder dem Computer verbringen, ihr Risiko für eine Depressionserkrankung signifikant. Ausschlaggebend dafür ist laut Studie offenbar in erster Linie der Fernsehkonsum, weniger die Computerspiele oder das Radiohören. Interessant ist auch, dass hauptsächlich junge Männer von den Depressionsentwicklungen betroffen waren. Bei gleicher Konsumdauer waren sie anfälliger für Depressionen als die weiblichen Teilnehmerinnen.

Die genauen Ursachen für diese Resultate müssen noch erforscht werden. Nach Ansicht der Wissenschaftler gibt es verschiedene Erklärungsmöglichkeiten: So könnte die Zeit vor dem Fernsehgerät oder dem Computer zu Lasten von sozialen Kontakten und sportlichen Aktivitäten gehen, die wiederum vor einer Depression schützen. Ferner könnten die gesendeten Inhalte - sprich das Fernsehprogramm oder bestimmte PC-Spiele - Ängste oder Aggressionen verstärken und eher zu Depressionen führen. Ebenso sei es möglich, dass die Jugendlichen dadurch, dass sie oft nachts die Medien nutzen, zu wenig Schlaf bekommen, der aber unverzichtbar für eine normale, körperlich wie seelisch gesunde Entwicklung ist.

Quelle:
Brian A. Primack, Brandi Swanier, Anna M. Georgiopoulos, Stephanie R. Land, Michael J. Fine, Association Between Media Use in Adolescence and Depression in Young Adulthood, A Longitudinal Study, Arch Gen Psychiatry. 2009; 66 (2) :181-188, http://archpsyc.ama-assn.org/cgi/

Raute

AUS WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG

Neues Puzzleteil zur Entschlüsselung von Nervenkrebs bei Kindern entdeckt

Neuroblastom: Marburger Wissenschaftlern gelang wichtiger Fortschritt in der Forschung

(pgk) Molekularbiologen an der Philipps-Universität Marburg haben einen wichtigen Schritt zur Aufklärung der Ursache einer vor allem bei Kindern verbreiteten Krebserkrankung, dem Neuroblastom, gemacht. Sie identifizierten ein daran beteiligtes Protein und seine Funktionen. Mit dieser Entdeckung könnte ein weiteres Puzzleteil zur künftigen Entwicklung entsprechender Krebsmittel gegen diese Krebsform gefunden worden sein.

Das Neuroblastom ist eine Krebserkrankung des Nervensystems, die meist Kleinkinder bis zum sechsten Lebensjahr betrifft. Es entsteht aus entarteten, unreifen (embryonalen) Zellen des sogenannten sympathischen Nervensystems, das als Teil des autonomen Nervensystems Funktionen wie Herz-Kreislauf, Darm- und Blasentätigkeit mitsteuert. Neuroblastome entstehen am häufigsten im Nebennierenmark (rund 50 Prozent der Fälle) sowie im Bereich der Nervengeflechte auf beiden Seiten der Wirbelsäule, dem sogenannten Grenzstrang. So können sich Neuroblastome im Bauch-, Becken-, Brust- und Halsbereich entwickeln.

Bei Kindern ist das Neuroblastom nach Leukämien und Hirntumoren die häufigste bösartige Neubildung, bei Kindern unter einem Jahr sogar die häufigste Krebsart überhaupt. In Deutschland erkranken etwa 150 Kinder jährlich neu daran. Die Erkrankung lässt sich in vier verschiedene Stadien einteilen: Eine Einstufung in das Stadium 1 verspricht, dass der junge Patient sehr gute Heilungschancen hat, Stadium 4 dagegen bedeutet eine wesentlich schlechtere Prognose.

Entscheidend für diese Einteilung ist das Auftreten eines Tumormarkers namens N-Myc, der von einer Marburger Arbeitsgruppe intensiv erforscht wird. Je mehr N-Myc in den Krebszellen zu finden ist, desto ungünstiger ist auch der Krankheitsverlauf. Die Molekularbiologen konnten nun einen weiteren wichtigen Faktor in diesem Zusammenhang identifizieren: ein Protein namens Aurora A. Sie stellten fest, dass Aurora A den tumorfördernden Faktor N-Myc stabilisieren kann, indem es dessen Abbau hemmt. Damit steht Aurora A höchstwahrscheinlich in direktem Zusammenhang mit dem Krankheitsverlauf der am Neuroblastom leidenden Kinder.

Aurora A ist bereits aus der Erforschung anderer Krebsarten wie zum Beispiel Brustkrebs bekannt und wurde früh als ein mögliches Objekt in der Antitumortherapie identifiziert. In aktuellen klinischen Studien konnte dabei eine Funktion von Aurora A, nämlich dessen Fähigkeit, eine Phosphatgruppe an andere Proteine zu hängen, durch Medikamente gehemmt werden.

Die Marburger Forscher konnten jedoch nachweisen, dass die Stabilisierung von N-Myc und damit die Förderung des Krebswachstums beim Neuroblastom unabhängig von dieser Funktion Auroras ist. Damit liefern sie einen wichtigen Hinweis für die Entwicklung wirksamer Krebsmedikamente, bei denen die neu erkannte Funktion von Aurora A berücksichtigt werden muss. Bis diese Erkenntnisse möglicherweise einmal zu einer Therapie für krebskranke Kinder führen können, sind nach Angaben der Wissenschaftler allerdings noch viele Jahre Forschungsarbeit nötig.

Autorin: Anne Dwertmann

Quelle:
"Stabilization of N-Myc Is a Critical Function of Aurora A in Human Neuroblastoma", Tobias Otto, Sebastian Horn, Markus Brockmann, Ursula Eilers, Lars Schüttrumpf, Nikita Popov, Anna Marie Kenney, Johannes H. Schulte, Roderick Beijersbergen, Holger Christiansen, Bernd Berwanger und Martin Eilers, Cancer Cell, Vol. 15 (1), Seiten 67-78, 6. Januar 2009, doi:10.1016/j.ccr.2008.12.005 www.sciencedirect.com/

Raute

Vitamin D stärkt Mädchen-Muskeln

Zusammenhang zwischen Sprungkraft von weiblichen Teens und ihrem Vitamin-D-Spiegel

(pgk) Was Studien bereits für ältere Leute belegen konnten, verstärkt jetzt eine aktuelle britische Untersuchung an jungen Mädchen: Vitamin D macht stark! Die positive Wirkung von Vitamin D auf Knochen und Muskeln ist schon seit längerem bekannt. Eine 2007 veröffentlichte Studie (1) konnte zum Beispiel nachweisen, dass Senioren, die täglich Vitamin D ergänzend zu sich nahmen, weniger anfällig für Stürze waren als Altersgenossen ohne die Vitamin-Zufuhr. Die Wissenschaftler um Professorin Heike Bischoff-Ferrari an der Boston University stellten damals fest, dass die Vitamin-D-Gabe das Sturz-Risiko von über 65-Jährigen um fast ein Viertel senken konnte, indem es offenbar die Muskelkraft positiv beeinflusst. Nun ermittelten britische Forscher bei weiblichen Jugendlichen, dass sie umso höher und schneller sprangen, also eine größerer Muskelkraft aufwiesen, je mehr Vitamin D sich in ihrem Blut befand. (2)

An der neuen Studie der University of Manchester nahmen 99 Mädchen zwischen 12 und 14 Jahren teil. Zunächst wurde neben Körpergröße und Gewicht die Vitamin-D-Konzentration im Blut der Mädchen bestimmt, wobei maßgeblich der Spiegel des 25-Hydroxyvitamin-D3 als Indikator für die Vitaminzufuhr der letzten Monate herangezogen wurde. Die Teenies wiesen insgesamt eher niedrige Blutspiegel des Vitamins auf. Anschließend hatten die Jugendlichen verschiedene ein- und beidbeinige Sprungübungen zu absolvieren. Kraft und Geschwindigkeit der Sprünge wurden mittels des Verfahrens der Sprung-Mechanographie registriert. Als Ergebnis zeichnete sich - nach Berücksichtigung der unterschiedlichen körperlichen Voraussetzungen der Jugendlichen - ein deutlicher Zusammenhang zwischen dem Vitamin-D-Spiegel und der Leistungsfähigkeit bzw. Muskelkraft ab: Die Mädchen mit einer mangelhaften Versorgung mit Vitamin D schnitten in puncto Absprunggeschwindigkeit, Sprunghöhe und der Muskelleistung besonders schlecht ab.

"Wir wissen, dass ein Vitamin-D-Mangel das Muskel- und Skelettsystem schwächen kann, aber bis jetzt war wenig über die Verbindung zwischen Vitamin D und Muskelkraft und -leistung bekannt", sagt Dr. Kate Ward, Leiterin der Studie. Ein einfacher Sprung-Test sei daher möglicherweise eine sensible Methode, um geringe Vitamin-D-Konzentrationen bei einem Menschen festzustellen, schlussfolgern die Wissenschaftler.

Viele Menschen in unseren Breitengraden weisen - insbesondere im Winter - einen Mangel an Vitamin D auf. Besonders bestimmte "Risikogruppen" zeigen Vitamin-D-Defizite: So wurde im Rahmen der deutschen EsKiMo-Studie (3) bei sechs- bis elfjährigen Kindern, die für ihr Wachstum Vitamin D besonders benötigen, ein deutlicher Mangel an diesem Mikronährstoff ermittelt.

Vitamin D kann vom Körper selbst produziert werden - allerdings nur mittels ausreichenden ultravioletten B-Strahlen der Sonne. Es bildet sich innerhalb weniger Minuten, wenn die Haut direktem Sonnenlicht ausgesetzt ist.

Quellen:
(1) A higher dose of vitamin d reduces the risk of falls in nursing home residents: a randomized, multiple-dose study. Broe KE, Chen TC, Weinberg J, Bischoff-Ferrari HA, Holick MF, Kiel DP, http://www.ncbi.nlm.nih.gov/

(2) Vitamin D status and muscle function in post-menarchal adolescent girls. Kate A Ward, Geeta Das, Jacqueline L Berry, Stephen A Roberts, Rainer Rawer, Judith E Adams, and Zulf Mughal, Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism, Februar 2009, (JCEM 2009; 94: 559-563) DOI 10.1210/jc.2008-1284, http://jcem.endojournals.org/cgi/

(3) EsKiMo: Was essen unsere Kinder? http://www.rki.de/

Raute

MELDUNGEN

Kinder- und Jugendärzte fordern Verbot von Lauflernhilfen

Gefährliche Geräte fördern die motorische Entwicklung eines Kindes nicht

(pgk) Gehfrei, Babywalker, bunte Gestelle auf Rädern mit und ohne angebauter Spielkonsole, Lauflernwagen oder Lauflernhilfen mit Schaukel gefährden Kleinkinder mehr, als dass sie ihnen nützen. Halb sitzend, halb strampelnd können sich Säuglinge bereits ab dem sechsten Lebensmonat mit solchen Geräten fortbewegen und kurzfristig Geschwindigkeiten von bis zu zehn Stundenkilometern erreichen, ohne dabei eine eigene Kontrolle über das Gerät zu haben.

Im Säuglings- und Kleinkindalter stehen Unfälle überwiegend in Zusammenhang mit Wickeltisch, Lauflernhilfen, Kinderhochstuhl und Kinderautositz. Verletzungen mit Gehfrei, Lauflernhilfe, Lauflernschule oder Babywalker nehmen mit 82 Prozent einen extrem hohen Anteil ein. Besonders betroffen sind Kinder zwischen sechs und zwölf Monaten, der Altersgipfel liegt bei etwa neun Monaten.

"Lauflernhilfen sind eine der schädlichsten Erfindungen für Kinder", sagt der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, Dr. Wolfram Hartmann, und kritisiert damit die europäische Sicherheitsnorm (DIN EN 1273) vom August 2005 für Lauflernhilfen, die der Sicherheit der Geräte dient. Danach gibt es zum Beispiel Bremsen gegen Treppenstürze, Feststellvorrichtungen des Untergestells nach allen Seiten und Warnhinweise. Die Geräte, die dem Kind das Laufenlernen erleichtern sollen, verursachen trotzdem jedes Jahr zahlreiche schwere Unfälle, manche davon enden sogar tödlich. "Die EU sollte diese Geräte endlich konsequent verbieten anstatt nur neue Sicherheitsnormen für sie festzulegen", so Hartmann. In Kanada ist der Verkauf von Lauflernhilfen seit 2004 verboten.

Jährlich stürzen tausende Kleinkinder mit solchen Geräten Treppen hinunter, kippen um, wenn sie versuchen, sich über Türschwellen oder Teppichkanten zu bewegen. Kopfverletzungen - von Schürfwunden bis zu Schädelbrüchen - sind dabei die häufigste Verletzungsart. In anderen Fällen erleiden Kinder Verbrühungen oder Verbrennungen, da sie durch die größere Reichweite im Gehfrei Tassen oder Schüsseln mit heißer Flüssigkeit vom Tisch herunterreißen. Erwachsene Aufsichtspersonen unterschätzen oft mögliche Gefahrenquellen, die durch den erweiterten Spielraum der Kleinkinder entstehen.

"Auch wenn durch die neuen Vorschriften das Umkippen der Geräte erschwert wird - ausschließen können sie es nicht. Und die größten Gefahren, nämlich Verbrühungen, Verbrennungen und Treppenstürze werden auch durch größere Stabilität nicht abgewendet. Im Übrigen weisen wir nachdrücklich darauf hin, dass Lauflernhilfen Kindern keineswegs helfen, früher laufen zu lernen. Kinder lernen laufen, wenn dies ihrer individuellen Entwicklung entspricht. Lauflernhilfen sind also völlig überflüssig", so Hartmann.

Quellen:
BAG Bundesarbeitsgemeinschaft Mehr Sicherheit für Kinder e.V.;
Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJD), www.kinderaerzte-im-netz.de/

Raute

Gesundheitsgefahr für Kinder: Alaun in selbstgemachter Knete

(pgk) Eltern freuen sich immer, wenn sie für ihre Kleinen selber etwas basteln oder herstellen können, um Geld zu sparen. So gibt es in vielen Internetforen und auf anderen Websites beispielsweise Rezepte, wie man aus Salz, Mehl, Öl und anderen Lebensmitteln selber Knetmassen für Kinder herstellen kann. Ein Bestandteil dieser Rezepturen ist oft Alaun (Kaliumaluminiumsulfat), eine Chemikalie, die nicht in Kinderhände gehört, wie Gesundheitsexperten warnen.

Alaun ist eine kristalline Substanz, die schwach desinfizierend wirkt, in der Apotheke erhältlich ist und die Knetmasse vor einem Befall mit Mikroorganismen schützen soll, um sie länger haltbar zu machen. Grenzwerte für eine gefahrlose orale Aufnahme von Alaun existieren zwar nicht, doch sollten Kinder - wenn überhaupt - nur unter Aufsicht von Erwachsenen mit Alaun-haltigen Knetmassen spielen, damit sie nichts verschlucken. Vergiftungsanzeichen können unter anderem Brennen im Mund, Übelkeit, Erbrechen oder Schluckstörungen sein. Besondere Vorsicht ist geboten bei Kindern mit Hauterkrankungen. Nach jedem Kontakt mit Alaun-haltiger Knetmasse sollten die Hände gründlich gewaschen werden, rät die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker und empfiehlt generell: "Alaun ist eine Chemikalie und hat in Kinderspielzeug nichts zu suchen. Wer Knetmassen selbst herstellen will, sollte sich auf Lebensmittel als Zutaten beschränken." Eine Alternative zu Alaun ist zum Beispiel Weinsteinsäure-Pulver.

Auch die Vergiftungs-Informations-Zentrale der Universitätsklinik Freiburg warnt aktuell vor der Verwendung von Alaun in Kinderknete. Mit nur rund 20 bis 40 Gramm Alaun pro einem Kilogramm Knete sei zwar die Konzentration dieser Chemikalie sehr gering und mit schweren Gesundheitsschäden durch Alaun in der fertigen Knetmasse sei meist nicht zu rechnen.

Doch könne Alaun reizend wirken, wenn sich Kinder die Knete in den Mund stecken. Gefährlicher sei aber auch das Salz, dass neben Alaun, Mehl und Wasser ebenfalls für die Knete verwendet wird. Denn auch Kochsalz könne in großen Mengen tödlich sein, so die Vergiftungsexperten. Wenn die Kinder größere Mengen (mehr als 1 Teelöffel) solcher Knete essen, sollte unbedingt ein Giftinformationszentrum kontaktiert werden, um Dosis und Umstände zu klären und gegebenenfalls eine Behandlung einzuleiten.

Quellen:
Selbstgemachte Knetmasse mit Alaun kann Kinder gefährden, www.aponet.de/
Falsches Medikament hätte lebensbedrohliche Folgen haben können, Presse-Information des Universitätsklinikums Freiburg, 15.01.2009, Informationen der Vergiftungs-Informations-Zentrale Freiburg, www.uniklinik-freiburg.de/giftberatung/

Raute

Experten fordern Verbot von Schokoladenzigaretten

(pgk) Pippi Langstrumpf liebte sie und verschenkte sie in Astrid Lindgrens Bestseller massenweise an andere Kinder auf dem Jahrmarkt. Nun haben Krebsforscher und Verbraucherschützer ein gesetzliches Verbot von Schokoladenzigaretten in Deutschland gefordert. Zigaretten aus Schokolade oder Kaugummi führten bei Kindern später häufig zum Rauchen, teilten das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg und der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) mit.

Es bestehe die Gefahr, dass Kinder durch den Konsum und das Spielen mit zigarettenähnlichen Süßwaren Rauchen als normales Verhalten und harmloses Vergnügen ansehen. Die Süßigkeit sei das Sprungbrett zum richtigen Rauchen. Die Experten beziehen ihre Bedenken auf eine repräsentative Umfrage aus den USA. Danach verdoppele sich bei Zwölfjährigen, die Schokoladenzigaretten konsumieren, unabhängig vom Rauchverhalten der Eltern die Wahrscheinlichkeit, später selbst zum Raucher zu werden. In einigen anderen europäischen Ländern wie Großbritannien, Finnland, Norwegen oder Irland gibt es bereits entsprechende gesetzliche Verbote. Auch Deutschland sei nun zum Handeln verpflichtet. Im Durchschnitt rauchen Kinder ihre erste Zigarette im Alter von etwa 13 Jahren. 18 Prozent der 12- bis 17-Jährigen sind regelmäßige Raucher.

Quellen:
http://idw-online.de/pages/de/news286865;
www.tabakkontrolle.de/pdf/AdWfP_Kinderzigaretten.pdf


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Quelle:
das gesunde Kind - informationsdienst
43. Jahrgang, Nr. 3/4 - März/April 2009
Herausgeber: DEUTSCHES GRÜNES KREUZ e.V.
Redaktion pgk: Andrea Ulrich - verantwortlich -
Dr. rer. physiol. Ute Arndt
Michaela Heck
Dr. med. Sigrid Ley-Köllstadt
Gerolf Nittner
im Kilian, Schuhmarkt 4, 35037 Marburg
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veröffentlicht im Schattenblick zum 8. April 2009