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GESUNDHEIT/886: Deutsche Gesundheits-Korrespondenz Nr. 12 - Dezember 2010 (DGK)


DEUTSCHES GRÜNES KREUZ e.V. - informationsdienst

dgk - Deutsche Gesundheits-Korrespondenz Nr. 12 - Dezember 2010



Weihrauch und Weihnachtszeit ...
... gehören für viele zusammen. Doch Boswellia hat auch heilende Wirkungen
Winter - Belastungsprobe für Asthmatiker
Noch keine Entwarnung
Weiterhin hohes Risiko einer Polio-Ausbreitung in der Kaukasusregion und Zentralasien
Damit Weihnachten nicht auf den Magen schlägt
KIND UND GESUNDHEIT
Ohren auf beim Spielzeugkauf
Lautes Spielzeug gehört nicht unter den Weihnachtsbaum
Von rauchenden Müttern und schlaflosen Kindern
AUS WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG
Hormone verändern das Denken
Unterschiede zwischen Hirnleistungen von Männern und Frauen
MELDUNGEN
Computer: Harte Tastatur kann Schaden anrichten
Besser kein Schlummerlicht im Schlafzimmer
SERVICE

Raute

Weihrauch und Weihnachtszeit ....

­.... gehören für viele zusammen. Doch Boswellia hat auch heilende Wirkungen

(dgk) Die Heiligen Drei Könige aus dem Morgenland hatten bekanntlich die erlesensten Gaben der damaligen Zeit dabei: Gold, Myrrhe und Weihrauch. Den Wert von Gold schätzt man heute mehr denn je. Mit Myrrhe wurden damals Priester und Könige gesalbt. Und Weihrauch? Das ist der schwere Duft, der an Feiertagen die Luft katholischer Kirchen erfüllt.

Doch Weihrauch (Boswellia) kann wesentlich mehr, wie man schon in der ägyptischen Medizin wusste. Auch Hippokrates und Hildegard von Bingen verwendeten es als Heilmittel. Das Harz des Weihrauchstrauches wurde und wird genutzt als aromatisches, entzündungshemmendes und desinfizierendes Räuchermittel. Dafür wurde es in der Vergangenheit nicht nur bei den Ägyptern, sondern auch bei den Römern und später bei christlichen Ritualen eingesetzt. In der Kathedrale in Santiago de Compostela, dem Ziel des Jakobswegs, wird seit Jahrhunderten ein riesiges Weihrauchfass durch den Mittelgang geschwenkt. Mittelalterliche Pilger waren nach dem langen Fußweg durchgeschwitzt und voller Schmutz. In großen Massen in der Kathedrale versammelt, stellten sie nicht nur einen schweren Angriff auf den Geruchssinn dar, sondern auch die ideale Brutstätte für Parasiten und Krankheitserreger aller Art. Duften und desinfizieren war sicher auch eine wichtige Aufgabe, die das orientalische Harz in den Kirchen erfüllen sollte.

Hippokrates nutzte Weihrauch zur Wundreinigung, bei Verdauungsproblemen und Erkrankungen der Atemwege. Heute wird Weihrauch vor allem gegen chronische Arthritis und rheumatische Beschwerden eingesetzt. Es wirkt schmerzlindernd, entzündungshemmend und beruhigend. Um das Harz des Weihrauchbaumes zu gewinnen, wird die Rinde angeritzt. Der getrocknete Pflanzensaft ergibt fast geruchlose Körner, erst beim Verbrennen oder Räuchern entsteht der Duft. Neben ätherischen Ölen und Gerbstoffen sind in diesem Harz auch Boswellia-Säuren enthalten, die Entzündungsreaktionen des Körpers stoppen. Weihrauch soll bei chronischen Gelenkentzündungen helfen, aber auch bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen sowie bei Bronchitis, Asthma bronchiale und Schuppenflechte.

Es liegen allerdings bisher nur wenige Studien vor, die die Wirksamkeit von Weihrauch bei diesen Erkrankungen wissenschaftlich untermauern. In der Homöopathie wird Weihrauch bei Heiserkeit und Kratzen im Hals angewandt. Wegen seiner entzündungshemmenden Eigenschaften ist es in einigen medizinischen Kosmetika enthalten. In der Apotheke erfährt man genau, ob es ein geeignetes Präparat für das eigene Gesundheitsproblem gibt, oder ob man es beim Räuchermännchen belassen soll.

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Winter - Belastungsprobe für Asthmatiker

(dgk) Menschen mit Asthma bronchiale sehen der kalten Jahreszeit mit gemischten Gefühlen entgegen: Denn im Winter fliegen zwar kaum Pollen, die eine Verengung der Bronchien nach sich ziehen könnten, doch gibt es andere Reize, die den Bronchien Probleme bereiten. Dazu gehört beispielsweise kalte Luft. Durch die ständige Atemwegsentzündung bei Asthmatikern kommt es zu einer Übererregbarkeit (Hyperreagibilität) der Bronchien. Die Folge: An sich harmlose Reize, wie kalte Luft, bewirken eine Verengung der unteren Luftwege. Noch stärker ist dieser Effekt, wenn die Luft zusätzlich feucht ist. Auch Anstrengung ist ein unspezifischer Reiz, der überempfindliche Bronchien verengen lässt (Belastungsasthma). Besonders vorsichtig müssen Asthmatiker daher sein, wenn sie sich in kalter Luft zusätzlich anstrengen.

Nun sollen Betroffene die Bewegung in der frischen Luft keinesfalls meiden. Ganz im Gegenteil: Ein moderates, regelmäßiges Training verbessert die Lungenfunktion und senkt die Reizschwelle für die Entstehung eines Asthmaanfalls. Doch im Zweifel sollte vor dem Gang nach draußen inhaliert werden, um die Bronchien zu weiten. Dem Kälteschock der Lunge können Asthmatiker vorbeugen, indem sie durch die Nase atmen oder, wenn das nicht geht, einen Schal vor das Gesicht binden.

Die größte Herausforderung für Astmatiker sind jedoch die im Winter vermehrt kursierenden Atemwegsinfekte, wie Erkältungen, grippale Infekte oder echte Grippe (Influenza). Jeder Infekt, der die Bronchien betrifft, kann zu einer schlagartigen Verschlechterung des Asthmas führen. Daher sind vorbeugende Maßnahmen für Menschen mit Asthma besonders wichtig. Hierzu zählt alles, was das Immunsystem stärkt, wie ausreichender Schlaf, Sport, gesunde Ernährung und Stressabbau. Auch der regelmäßige Gang in die Sauna kann Erkältungen erwiesenermaßen vorbeugen. Asthmatiker profitieren besonders, wenn sie direkt im Anschluss an das Schwitzen in den Außenbereich gehen und die kühle Luft einatmen, denn das härtet die Bronchien ab. Guter Nebeneffekt der Schwitzkur: Die Muskulatur der Bronchien entspannt sich in der Wärme, weshalb vielen Atemwegspatienten nach der Sauna das Atmen leichter fällt.

Patienten mit chronischen Atemwegserkrankungen sollten besonders genau auf ihren Impfschutz achten. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt bei Asthma neben den Standardimpfungen, zu denen auch die gegen Keuchhusten gehört, zusätzliche Impfungen gegen Influenza und Pneumokokken.

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Noch keine Entwarnung

Weiterhin hohes Risiko einer Polio-Ausbreitung in der Kaukasusregion und Zentralasien

(dgk) Darauf weist die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in einer Veröffentlichung vom 13. November 2010 hin. Zurzeit wird ein Ausbruch von Kinderlähmung in Zentralasien und der Nordkaukasusregion gemeldet. Genanalysen des Polioivirus, das von einem im August dieses Jahres erkrankten Kind aus Kasachstan isoliert wurde, bestätigen, dass das Virus immer noch zirkuliert. Es ist bereits für einen großen Ausbruch von Kinderlähmung in Tadschikistan und die Ausbreitung nach Russland, Turkmenistan und vermutlich auch Usbekistan verantwortlich.

Die Entdeckung eines weiteren Falles innerhalb der russischen Föderation in der Republik Dagestan im September zeigt ebenfalls die immer noch bestehende Ausbreitung in der Nordkaukasusregion.

In Tadschikistan, dem Zentrum der Epidemie, wurden bisher 458 Erkrankungsfälle gemeldet. Seit Juli sind hier keine neuen Fälle hinzugekommen, da sechs große Impfkampagnen die Viruszirkulation erfolgreich unterbrechen konnten. Auch in Russland wurden für November große Impfkampagnen geplant mit dem Ziel, alle Kinder zwischen 6 Monaten und 15 Jahren zu erreichen.

Die WHO rät allen Ländern, in denen eine Einschleppung aus der Kaukasusregion oder Zentralsasien möglich ist, weiterhin auf eine strikte Überwachung aller Fälle von schlaffen Lähmungen zu achten, da Poliomyelitis eine der Ursachen sein kann. Auch wird dringend geraten, hohe Impfraten in der Bevölkerung aufrecht zu erhalten, um eine Einschleppung und Ausbreitung in einer ungeschützten Population zu verhindern.

Reisende in Polio-Endemiegebiete sollten auf Empfehlung der WHO und auch der deutschen Ständigen Impfkommission (STIKO) unbedingt einen vollständigen Polio-Impfschutz besitzen. Dies gilt auch für Reisende, die aus solchen Gebieten kommen. In Deutschland wird die Impfung gegen Polio mit einem inaktivierten Impfstoff nicht nur Kindern und Jugendlichen als Standardimpfung empfohlen. Auch alle Erwachsenen sollten eine vollständige Grundimmunisierung und mindestens eine Auffrischimpfung nachweisen können. Liegt die letzte Impfung länger als 10 Jahre zurück, wird vor Einreise in ein Endemiegebiet eine weitere Auffrischung empfohlen. Die Kosten werden von den Krankenkassen getragen.


Weitere Informationen:

European Region website Global Polio Eradication Initiative

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Damit Weihnachten nicht auf den Magen schlägt

(RalA/dgk) Schlemmen und genießen - so lautet das Motto an den Weihnachtstagen. Nach einem üppigen Frühstück mit Brötchen, Eiern und Orangensaft geht es gleich weiter zu den Großeltern, wo - nach alter Familientradition - Suppe, Braten und Klöße auf den Tisch kommen. Nach einer kurzen Esspause passen dann noch ein Stück Christstollen und ein paar Dominosteine in den Magen. Ganz hartgesottene Zeitgenossen legen am Abend noch einmal nach: Gemütlichkeit verspricht ein Raclette-Essen mit viel Käse, begleitet von einem Fläschchen Wein. Da wundert es nicht, wenn selbst das robusteste Verdauungssystem rebelliert. Manch ein überforderter Magen quittiert das Zuviel an fetten, süßen oder scharfen Speisen mit einer Überproduktion von Säure. Die Folgen: Sodbrennen, saures Aufstoßen und Oberbauchschmerzen. Aber auch Beschwerden wie Übelkeit, Magenkrämpfe und Völlegefühl sind an den Feiertagen weit verbreitet.

Gegen Magenprobleme infolge zu üppiger weihnachtlicher Schlemmereien helfen oft schon einfache "Erste Hilfe-Maßnahmen" wie ein ausgiebiger Spaziergang an der frischen Luft und eine Tasse Kräutertee. Bewährte Verdauungshelfer sind beispielsweise Kümmel-, Fenchel-, Schafgarben-, Wermut- und Pfefferminztee. Sie wirken viel besser als ein Kräuterschnaps nach dem Essen, denn sie belasten den Körper nicht noch zusätzlich durch Alkohol. Bewährt haben sich auch rein pflanzliche Arzneimittel, die unterschiedliche "Magenkräuter" miteinander kombinieren. Hierin entfalten bittere Schleifenblume, Angelikawurzel, Kümmel- und Mariendistelfrüchte ihre Wirkung.

Besonders sauer reagieren empfindliche Mägen auf ein sehr spätes und fettreiches Abendessen. Zwischen Abendessen und Zubettgehen sollten daher eigentlich etwa drei Stunden Zeit liegen. Doch wer kann oder mag sich zu Weihnachten an solche zeitliche Vorgaben halten? Auch Stress, beispielsweise durch aufwändige Vorbereitungen, kann zu saurem Aufstoßen führen. Daher ist es ratsam, für solche Fälle etwas parat zu haben. In der Apotheke gibt es eine Reihe rezeptfreier Medikamente: Dazu gehören Antazida, welche überschüssige Magensäure neutralisieren. Aufgrund des schnellen Wirkeintritts und der guten Verträglichkeit sind sie bei akuten Beschwerden - beispielsweise nach dem Genuss der fetten Weihnachtsgans - sinnvolle Helfer.

Hält das Sodbrennen jedoch über einen längeren Zeitraum an oder kommt es immer wieder vor, ist ein Arztbesuch unerlässlich.

Mehr zu diesem Thema erfahren Sie im kommenden "Ratgeber aus Ihrer Apotheke"/Ausgabe 12B/2010 (15. Dezember 2010)

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KIND UND GESUNDHEIT

Ohren auf beim Spielzeugkauf

Lautes Spielzeug gehört nicht unter den Weihnachtsbaum

(dgk) Wenn die Kinder an Weihnachten ihre Geschenke ausgepackt haben, kann von einer stillen Nacht oft keine Rede mehr sein. Viele Spielsachen sind laut, manche sogar viel lauter, als für Kinderohren gut ist. Wer Kinder beschenken möchte, sollte daher schon beim Kauf auf die Lautstärke achten. Was zu sehr dröhnt oder kracht, sollte im Regal bleiben. Denn manche Quietsche-Entchen, Tröten, Trommeln, Spielzeug-Handys und Pistolen erreichen, wenn man sie direkt ans Ohr hält, solche Lautstärken, dass sie das Gehör des Kindes für immer schädigen können.

Wer Spielzeug kaufen möchte, sollte zunächst mit eigenen Ohren überprüfen, wie laut es ist. Aber bitte vorsichtig: Denn auch Erwachsene können ein Knalltrauma erleiden, wenn sie mit einer Spielzeugpistole schießen. Diese Plastikwaffen sind mit 150 Dezibel so laut, dass ein einziger Schuss zu einer Hörminderung führen kann.

Doch auch harmlos wirkende Spielsachen für Babys und Kleinkinder können übermäßig laut sein. Professor Dr. Eckhard Hoffmann, Leiter des Studiengangs Hörakustik der Fachhochschule Aalen, hat Messungen mit einem Kunstkopf durchgeführt. Demnach kann eine Rassel, nah ans Ohr gehalten, mit 93 Dezibel lauter sein als ein vorbei fahrender Zug. Eine Quietsche-Ente kann laut Hoffmann 130 Dezibel erreichen, was einem lauten Rockkonzert entspricht. Manche Trillerpfeife belastet die Ohren mit 126 Dezibel, vergleichbar mit einem vorbeifliegenden Düsenjet. "Schwerhörigkeit ist oft auf ein Knalltrauma in der Kindheit zurückzuführen", wie Hoffmann betont.

Wichtig ist deshalb, Kinder über die Gefahren von lauten Tönen und Knallen zu informieren. Nur so kann man vermeiden, dass sie sich und andere mit Lärm schädigen. Auch wenn die Lautstärke eines Spielzeugs gerade noch so erträglich erscheint, sollte man bedenken, dass Kinder ja nicht nur einmal tröten, trommeln oder lärmende Computerspiele betreiben, sondern unter Umständen stundenlang. Die Belastung für das Gehör nimmt dann mit jedem Lärm-Ereignis zu. Übrigens sollte man ruhig auch an die Eltern denken. Durch den Abstand zum Spielzeug mag deren Gehör zwar außer Gefahr sein, doch die Nerven leiden bestimmt. Mit leisen Geschenken tut man der ganzen Familie einen Gefallen.

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Von rauchenden Müttern und schlaflosen Kindern

(dgk) Mit jeder Zigarette in der Schwangerschaft wächst die Gefahr, dass das Kind später Schlafprobleme hat. US-Forscher untersuchten 808 Kinder aus den Vereinigten Staaten, deren Mütter in der Schwangerschaft Alkohol, Drogen oder Nikotin konsumiert haben. Bei den Kindern rauchender Mütter zeigte sich ein eindeutiger Zusammenhang zwischen dem Zigarettenrauchen in der Schwangerschaft und Schlafstörungen der Kinder in den ersten zwölf Lebensjahren. Unabhängig von allen anderen Faktoren wurde im Rauchen die Ursache für schlechten Schlaf gefunden. Je mehr die werdenden Mütter rauchten, desto gravierender waren die Schlafprobleme der Kinder.

Es ging bei dieser Studie lediglich um Schlafprobleme. Die schwerwiegenden Folgen, die mütterlicher Alkohol- und Drogenkonsum auf die Kinder hat, wurden hierbei ausgeklammert.


Quelle:
Stone KC, LaGasse LL, Lester BM, Shankaran S, Bada HS, Bauer CR, Hammond JA: Sleep problems in children with prenatal substance exposure: the Maternal Lifestyle study. Arch Pediatr Adolesc Med. 2010 May; 164(5): 452-456

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AUS WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG

Hormone verändern das Denken

Unterschiede zwischen Hirnleistungen von Männern und Frauen

(dgk) Mädchen spielen gern mit Puppen, und Jungs rennen lieber einem Ball hinterher. Das sind natürlich Rollenklischees. Aber sie treffen doch auf eine breite Mehrheit zu. Woher kommen die Unterschiede der Geschlechter? Neben Erziehung und Genen spielen offenbar die Hormone eine wichtige Rolle. Sie haben einen verblüffend großen Einfluss auf die Arbeit unseres Gehirns.

Männer und Frauen sind unterschiedlich. Männer können nachweislich geometrische Probleme schneller lösen und Frauen sprachliche. Sie nutzen, wie man schon länger weiß, auch ihre Gehirne unterschiedlich. Während bei Männern meist vor allem eine Hirnhälfte aktiv ist, ist das Gehirn bei Frauen eher symmetrisch organisiert. Es werden also beide Hirnhälften zugleich angesprochen. Das wurde in vielen Tests bewiesen. Doch aktuelle Studien von Prof. Dr. Onur Güntürkün, Biopsychologe aus Bochum, zeigen, dass diese Unterschiede schwinden, sobald die Geschlechtshormone der Frau zurückgehen. Das ist an den ersten Tagen der Menstruation oder nach den Wechseljahren der Fall. Dieselbe Frau, die sich während ihrer fruchtbaren Zyklus-Phase eher schwer damit tut, sich Drehungen von geometrischen Figuren vorzustellen, kann dies zwei Wochen später problemlos.

Wenn die Menstruation einsetzt, sind die weiblichen Sexualhormone auf dem Tiefstand, und Frauenhirne arbeiten so asymmetrisch wie die von Männern. Unabhängig von bestehenden biologischen Unterschieden im Gehirn und allen gesellschaftlichen Prägungen verfügen Frauen dann über ein besseres räumliches Vorstellungsvermögen. Professor Güntürkün: "Wir gehen davon aus, dass die Hormone letztlich auch den Denkprozess verändern."

Bei den geistigen Leistungen gibt es ohnehin nur geringe Unterschiede zwischen den Geschlechtern. "Deutlichere Effekte findet man überall dort, wo einem schnell ein bestimmtes Wort einfallen muss oder eine grammatikalische Konstruktion. Da sind die Mädchen besser", so der Biopsychologe. "Da, wo sich Dinge im Raum drehen, wenn man zum Beispiel überlegt, wie Zahnräder ineinander greifen, sind die Jungs besser."

Interessant sind hier auch Geschlechtsumwandlungen. Aufgaben mit räumlichem Vorstellungsvermögen werden von Frauen, die sich als Mann fühlen, so gut gelöst, wie es bei Frauen durchschnittlich der Fall ist. Nach der massiven Hormontherapie können sie es aber so gut wie andere Männer. Umgekehrt verlieren Männer, die als Frau leben möchten, ihren Vorsprung beim räumlichen Denken, sobald die Hormontherapie greift. Ihre jahrzehntelangen Erfahrungen mit geometrischem Vorstellungen helfen nicht. "Wir haben hier erwachsene Menschen, die mit ihrem gesamten kulturellen Hintergrund als Frauen oder Männer groß geworden sind. Zusammen mit den Veränderungen auf der Hormonseite verändern sich ihre Denkprozesse", so Güntürkün.

Insgesamt sieht der Biopsychologe zwischen den Geschlechtern wesentlich mehr Ähnlichkeit als Unterschiede. "Männer und Frauen sind gar nicht so verschieden." Außerdem betont er, dass es meist schwierig ist, festzustellen, wovon bestimmtes menschliches Verhalten stärker beeinflusst wird - von der Biologie oder der Kultur. Güntürkün: "Wir Menschen sind eine Kulturspezies. Als Neurowissenschaftler haben wir bewiesen, dass Biologie und Psychologe untrennbar miteinander verbunden sind. Das müssen wir auch bei der Betrachtung der Geschlechtsunterschiede miteinbeziehen."


Quellen:
"Kleine Unterschiede im Gehirn" in Neurologie&Psychiatrie 2010, Nr. 7-8, S. 4-5",
Frauenhirn, Männergehirn - Fakten und Mythen zu einer sehr alten Frage", Prof. Dr. Onur Güntürkün, Vortrag am 21.7.2010 in der Bayerischen Staatsbibliothek, Sendung vom 10.11.2010:
http://wissen.dradio.de/neurowissenschaften-frauengehirn-maennergehirn.88.de.html?dram:article_id=6585

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MELDUNGEN

Computer: Harte Tastatur kann Schaden anrichten

(dgk) Die meisten Menschen schenken der Qualität ihrer Computer-Tastatur kaum Aufmerksamkeit. Doch das wäre wichtig: Eine Forscherin der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) in Zürich hat herausgefunden, dass eine harte Tastatur Entzündungen im Handgelenk begünstigen kann. Die Untersuchungen an der ETH zeigten, dass mit zunehmender Härte der Tastatur die Unterarmmuskeln stärker beansprucht wurden. Erstaunlicherweise betraf das aber nicht nur, wie vermutet, die Beugemuskulatur, sondern vor allem die Streckermuskulatur des Handgelenks und der Finger. Dies kann bei längerer Belastung zu Entzündungen und damit beispielsweise zum Tennisarm führen.


Quellen:
Laura Tomatis: The relationship between muscle activity and work-related musculoskeletal disorders.
Dissertation 2009, Eidgenössische Technische Hochschule Zürich
http://www.wirbewegenzuerich.ch/forschung/

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Besser kein Schummerlicht im Schlafzimmer

(dgk) Forscher der Ohio State University haben an Versuchen mit Zwerghamstern herausgefunden, dass Dämmerlicht im Schlafzimmer Depressionen begünstigen könnte. In ihren Versuchen hielten sie die Kleinsäuger nachts nicht, wie üblich, in Dunkelheit, sondern setzten sie zur Schlafenszeit einem schummrigen Licht - etwa in der Stärke eines flimmernden Fernsehers - aus. Resultat: Die Tiere zeigten nach acht Wochen Zeichen von depressivem Verhalten. Zudem konnten Veränderungen im Hippocampus nachgewiesen werden. Der Hippocampus ist ein Hirnareal, das eine wichtige Rolle u.a. bei Stimmungsregulation spielt. In früheren Untersuchungen an Mäusen fanden die Forscher bereits heraus, dass nächtliches Licht zu Gewichtszunahme führen kann.


Quellen:
Bild der Wissenschaft online vom 18.11.2010.
Laura K. Fonken, Joanna L. Workman, James C. Walton, Zachary M. Weil, John S. Morris, Abraham Haim, and Randy J. Nelson: Light at night increases body mass by shifting the time of food intake. Proceedings of the National Academy of Sciences, September 2010

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Quelle:
dgk - Deutsche Gesundheits-Korrespondenz - informationsdienst
51. Jahrgang, Nr. 12 - Dezember 2010
Herausgeber: DEUTSCHES GRÜNES KREUZ e.V.
Nikolaistraße 3, 35037 Marburg
Redaktion dgk: Dr. med. Sigrid Ley-Köllstadt
- verantwortlich -
Nikolaistraße 3, 35037 Marburg
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veröffentlicht im Schattenblick zum 18. Dezember 2010