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KRIEGSMEDIZIN/024: Radioaktives Kalium-40 im serbischen Boden (Zeit-Fragen)


Zeit-Fragen Nr. 23 vom 8.6.2009
Wochenzeitung für freie Meinungsbildung, Ethik und Verantwortung
für die Bekräftigung und Einhaltung des Völkerrechts, der Menscherechte und des Humanitären Völkerrechts

Radioaktives Kalium-40 im serbischen Boden

von Erika Vögeli, Dr. med. Andreas Bau und Dr. sc. nat. Hans Könitzer


Was für Waffen wurden hier eingesetzt?

Dass Kriege immer wieder auch dazu verwendet werden, neue Waffen zu testen, ist bekannte, grausame Realität. Und dass die unzähligen Wissenschaftler und Ingenieure im Dienste der Waffenindustrie ihre Gehälter nicht einfach mit Neuauflagen alter Waffen verdienen, kann sich jeder denken - auch wenn die Geheimhaltung in diesem Bereich massiv ist, öffentliche Debatten darüber nicht erwünscht sind und zum Teil mit allen Mitteln unterdrückt werden. Mittlerweile lässt es sich aber nicht mehr länger totschweigen: Im Irak, in Somalia, in Serbien und Kosovo, Afghanistan, Libanon und Gaza - überall da, wo die USA und ihre Verbündeten Kriege führten oder Waffen dazu lieferten, hinterliessen sie nicht nur unmittelbar Tod und Zerstörung. Aus all diesen Ländern kamen und kommen alarmierende Meldungen über unbekannte Verletzungen und Krankheitsbilder oder bisher nie dagewesene Zunahmen an Krebserkrankungen, Berichte von genetischen Schädigungen und Missbildungen bei Neugeborenen.

In den Gebieten des ehemaligen Jugoslawien fiel auf, dass gewisse Erkrankungen schon sehr bald nach dem Waffeneinsatz aufgetreten sind. Eine weitere Auffälligkeit stellt die massive Häufung an Mehrfachtumoren dar: Die Menschen erkranken nicht nur an einer Krebsform, sondern gleich an deren zwei oder drei.

Einige Erkenntnisse wurden inzwischen gewonnen. Etwa bezüglich des sogenannten abgereicherten Urans. Der beim Aufprall bzw. der Verbrennung freigesetzte Uranstaub in der Winzigkeit von Nanopartikeln, welche biologische Barrieren wie die Blut-Hirn-Schranke oder die Plazenta-Schranke überwinden und in die Zellen dringen können, hat schwerwiegende radiotoxische und chemotoxische Folgen.

Die Untersuchung von Bodenproben aus Serbien hat nun aber weitere Resultate zutage gefördert. Man fand nicht nur Uran und dessen Zerfallsprodukte, sondern weitere radioaktive Elemente/Substanzen. Diese Befunde werfen schwerwiegende Fragen auf - etwa das vorgefundene Isotopenverhältnis im Kalium, was so in der Natur nicht vorkommt, in keinem Zusammenhang mit Zerfallsprodukten von Uran steht, aber als Folge von Kernwaffenversuchen bekannt ist. Was bedeutet das? Was für Waffen wurden hier eingesetzt? Nach der Bombardierung der nationalen Fernsehstation im Zentrum Belgrads waren zwei Leichname der 16 getöteten Fernsehmitarbeiter nicht auffindbar. Sie seien buchstäblich «verdampft», wird im Film «Jugoslawien: der vermeidbare Krieg»[1] berichtet. Die Hitzeeinwirkung der eingesetzten Munition muss immens gewesen sein - so gross, dass als Erklärung fast nur der Einsatz radioaktiver Waffen bzw. einer erfolgten Nuklearexplosion im Kleinformat in Frage kommt. Wurde hier eine neue Generation von Nuklearwaffen getestet?

Angesichts der gesundheitlichen Probleme in den betroffenen Ländern, die analog auch bei den heimgekehrten Soldaten der US/Nato-Armeen beobachtet werden, ist es die völkerrechtliche Pflicht der Länder, die diese Waffen eingesetzt haben, hier endlich Klarheit zu schaffen. Die Menschheit hat ein Anrecht darauf zu wissen, womit sie es hier zu tun hat und was das für ihre Lebensgrundlagen bedeutet. Und zwar bald. Sonst verkommt jedes Reden über Recht, Menschenrechte und Demokratie, aber auch über Ökologie und Schutz der natürlichen Umwelt zur Farce.

Es geht hier um offensichtliche Kriegsverbrechen, die immer klarer zutage treten - wer mithilft, sie zu decken, macht sich mitschuldig. Das ist eine Konsequenz, welche die Völkergemeinschaft aus dem Zweiten Weltkrieg gezogen hatte und die sie mit den entsprechenden völkerrechtlichen Regeln festhielt. Jeder Regierungsverantwortliche und jeder Volksvertreter der Kriegsallianz ist hier unmittelbar in die Pflicht genommen.

Der nebenstehende Artikel erläutert die Wirkung von radioaktivem Kalium-40 auf den Organismus. Er zeigt unter anderem, wie Zellreparaturmechanismen, das heisst wichtige Abwehrfunktionen des Körpers gegen die Bildung von Krebszellen, zerstört werden. Und er vermittelt eine Ahnung davon, was das Ausbringen bzw. Hervorbringen solcher Stoffe dem Leben auf der Erde antut.

Erika Vögeli


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Funktion und Bedeutung von Kalium für den menschlichen Körper

Mögliche Auswirkungen durch erhöhte Aufnahme von radioaktivem Kalium-40

von Dr. med. Andreas Bau und Dr. sc. nat. Hans Könitzer


Seit Februar 2009 liegen Untersuchungsergebnisse von Bodenproben aus Serbien vor, in denen Dipl.-Ing. H. W. Gabriel und Dr. D. Schalch u. a. bemerkenswerte Veränderungen in der Isotopenzusammensetzung des Kaliums fanden.[2] Im Vergleich zum natürlichen Kalium wurde ein bis über 100-fach erhöhter Anteil an radioaktivem Kalium-40 gemessen.

Das Element Kalium kommt in der Natur als Gemisch der drei Isotopen Kalium-39, Kalium-40 und Kalium-41 mit ihren relativen Anteilen von 93,94%, 0,0117% und 6,73% vor. Das radioaktive Kalium-40 - ein Beta- und Gamma-Strahler mit einer sehr langen Halbwertszeit - hat also einen sehr geringen Anteil von 0.0117%.

Die Bodenproben wurden mittels Gammaspektrometrie und chemotechnischer Analyse untersucht; die Ergebnisse sind sehr zuverlässig und reproduzierbar. Bemerkenswert ist der ausserordentlich hohe Anteil von Kalium-40, nämlich bis über 100mal so hoch wie beim natürlichen Isotopenverhältnis. Wenn man davon ausgeht, dass eine allfällige unterschiedliche Bodenbeschaffenheit nur eine unwesentliche (etwa 1o/oo) Veränderung der natürlichen Isotopenverteilung bedingen kann, muss man sich die Frage nach der Ursache der erhöhten Kalium-40-Konzentration stellen.

Kalium-40 kommt nicht in den Zerfallsreihen von Thorium oder Uran als Zerfallsprodukt vor. Dies schliesst Uran als Ausgangsmaterial für Kalium-40 aus. Kalium-40 kann nur entstehen durch eine strahlenverursachte Umwandlung eines anderen Elements. So entsteht beispielsweise aus dem nicht radioaktiven Calcium-40 durch Neutronenbeschuss das radioaktive Kalium-40. Weil ferner die Analyse der Proben einen Hinweis auf eine erhöhte Konzentration weiterer radioaktiver Isotope wie Kohlenstoff-14 und Beryllium-10 gibt, muss man davon ausgehen, dass die erwähnten Radioisotope durch Kernreaktionen an Ort und Stelle erst gebildet werden. Das deutet auf den Einsatz von Waffen hin, bei denen die entsprechenden Kernreaktionen stattfinden (taktische Atomwaffen).

Es stellt sich uns die Frage, welche Gefahren für den menschlichen Organismus durch eine stark erhöhte Aufnahme von radioaktivem Kalium-40 entstehen. Im folgenden möchten wir zunächst die medizinischen Grundlagen für die Bedeutung des Kaliums darlegen.


Funktion und Bedeutung von Kalium für den menschlichen Körper

Wenn wir jetzt von Kalium sprechen, meinen wir das natürlich vorkommende Kalium, so wie wir es täglich mit der Nahrung aufnehmen. Kalium kommt in der Natur ausschliesslich als Kation (positiv geladenes Ion) vor. Es ist das wichtigste Kation innerhalb aller Zellen des menschlichen und tierischen Organismus, und es ist für die Zellfunktion unentbehrlich. Besonders kaliumhaltige Nahrungsmittel sind Fleisch, Bananen, Aprikosen, Kiwi, Johannisbeeren, Kartoffeln, Blumenkohl, Grünkohl, Fenchel, Spinat und Sellerie. Weiter weisen Pilze und Nüsse einen hohen Kaliumgehalt auf.

Der gesunde menschliche Körper kann eine erhöhte Aufnahme von Kalium mit der Nahrung sehr gut ausregulieren. Das heisst, eine hohe Aufnahme von Kalium, zum Beispiel durch Essen vieler Bananen, führt nicht zu einer Erhöhung des Kaliumgehaltes der Zellen. Anders sieht die Sache aus, wenn wir Kalium aufnehmen, das in seiner natürlichen Zusammensetzung durch eine erhöhte Konzentration von Kalium-40 verändert ist.1 Diesen durch Kriegsereignisse unnatürlich erhöhten Anteil an Kalium-40 im Boden nehmen wir über die Nahrung auf. Aber auch über Staubwolken kann Kalium-40 in den Körper gelangen.

Es ist eine Tatsache der Chemie, dass die Isotopen eines chemischen Elements grundsätzlich chemisch nicht unterscheidbar sind. Die Biochemie des Stoffwechsels von Menschen, Tieren und Pflanzen kann also Kalium-39, Kalium-40 und Kalium-41 nicht voneinander unterscheiden. Der Organismus nimmt die ihm angebotene Isotopenmischung auf. Er hat insbesondere keine Möglichkeit, das radioaktive Kalium-40 von den nicht radioaktiven Isotopen vor den Stoffwechselvorgängen abzutrennen.


Kalium - bedeutendster Faktor der inneren Strahlenbelastung

Die im Körper vorkommende Menge an Kalium befindet sich zu 98% in der Zelle und nur zu 2% ausserhalb der Zelle. «Die innere Strahlenbelastung des Menschen wird bislang überwiegend durch Kalium-40 bestimmt. Sie beträgt etwa 0,2 mSv/a. Bei einer Erhöhung der Konzentration von Kalium-40 um den Faktor 100 erreicht die Belastung (20 mSv/a!!) ein sehr bedenkliches Niveau. [...]»1 So wird verständlich, dass das radioaktive Isotop Kalium-40, das in den untersuchten Gebieten um den Faktor 100 erhöht vorgefunden und durch die Nahrungsaufnahme in die Zellen transportiert wird, durch seine Strahlung die lebenswichtigen Funktionen des Zellkerns und der Zellorganellen, insbesondere der Mitochondrien, schädigt, wobei der Zellkern der strahlenempfindlichste Teil der Zelle ist.


Mitochondrien - die Kraftwerke der Zelle

Um die herausragende Aufgabe der Mitochondrien zu verstehen, machen wir einen kleinen Ausflug in die Beschreibung ihrer Funktion: Mitochondrien sind eiförmige Gebilde, die mit etwa 300-800 nm Länge und einigen 100 nm Dicke neben dem Zellkern die grössten Organellen in den Zellen darstellen. Sie sind von einer Doppelmembran umgeben. Sie befinden sich in der Zelle in der Nähe des Zellkerns. Die Mitochondrien haben eine eigene DNS (Desoxyribonukleinsäure = Träger der Erbsubstanz) und sind somit in der Lage, eigene Eiweisse zu synthetisieren. Sie sind der Ort der «Zellatmung», und ihre Hauptaufgabe besteht in der Synthese des ATP (Adenosintriphosphat), dem wichtigsten Energieträger für alle Stoffwechselvorgänge. Deshalb werden die Mitochondrien auch als «Kraftwerke der Zellen» bezeichnet.


Schädigung der körpereigenen Zellreparatur

Die Energie in Form von ATP wird unter anderem auch benötigt, um das im wasserlöslichen Teil der Zellflüssigkeit enthaltene Antioxidans Glutathion (GSH) herzustellen. GSH ist das Reparatursystem der ersten Stufe für die meisten Zellstrukturen, die durch freie Radikale beschädigt worden sind. Freie Radikale sind hochreaktionsfähige chemische Teilchen, und radioaktive Strahlung (ionisierende Strahlung) wirkt überwiegend durch die Bildung freier Radikale. GSH hat zudem eine Schutzwirkung gegen die Wirkung chemischer Mutagene (das Erbgut verändernde Stoffe), die eine Gefahr für die Zellen darstellen. Diese antioxidative Funktion des GSH wird normalerweise als Eigenschaft betrachtet, die vor Krebs schützt, weil sie die Wirkung freier Radikale neutralisiert. Ohne den Energieträger ATP kann aber nicht genügend GSH gebildet werden, und Zellreparaturmechanismen fallen aus.[3] Das mit der Nahrung aufgenommene und anschliessend in die Zelle eingeschleuste Kalium-40 schädigt den Zellkern sowie die ATP-Synthese in den Mitochondrien und damit den Reparaturvorgang!


Gestörter Abbau von Schwermetallen

Das GSH hat noch eine weitere wichtige Funktion, es trägt nämlich dazu bei, die Zellen von giftigen Schwermetallen zu befreien. Schwermetalle binden sich an GSH und werden aus der Zelle und zur Gallenblase transportiert, wo sie ausgeschieden werden. Dieser Prozess hat zwei praktische Anwendungen, einerseits kann er überschüssiges GSH abbauen, anderseits ist er in der Lage, die Zellen von Schwermetallen zu entgiften.2 So wird verständlich, warum eine Schädigung der unersetzlichen Funktion der Mitochondrien durch strahlende Substanzen, zum Beispiel Kalium-40, so verheerende Folgen hat.


LebensbedrohlicheVerschiebungen des Elektrolytgehaltes

Das aus dem «Kraftwerk der Zellen» stammende ATP wird noch für eine weitere für das menschliche Leben unentbehrliche Aufgabe benötigt. Körper- und Zellflüssigkeit sind wegen der darin enthaltenden Ionen Elektrolyte. Durch das Vorhandensein von bestimmten Ionen an biologischen Membranen der Zelle und der Zellorganellen entstehen an diesen Membranen elektrische Potentiale, die für die Lebensfunktion unverzichtbar sind. In diesem Zusammenhang ist vor allem das Verhältnis der Natrium- und Kalium-Ionen von grösster Bedeutung. Im Inneren der Zelle hat es mehr Kalium, ausserhalb der Zelle mehr Natrium. Das Natrium-Kalium-Gleichgewicht wird durch das Zusammenwirken der Natrium-Kalium-Pumpe und der Durchlässigkeit (Permeabilität) der Zellwand aufrechterhalten. Die Natrium-Kalium-Pumpe ist ein Enzymsystem mit hohem Energiebedarf, der 30% bis 70% des im Körper gebildeten Adenosintriphosphats (ATP) verbraucht. Die herausragende Bedeutung des ATP wurde oben im Rahmen der Funktion der Mitochondrien beschrieben. Ohne ausreichende ATP-Versorgung kommt es zu Störungen der Natrium-Kalium-Pumpe und einer gestörten Durchlässigkeit der Zellwand. Diese Störungen führen schliesslich zu lebensbedrohlichen Verschiebungen des Elektrolytgehaltes des intra- und extrazellulären Raumes und als Folge davon unter anderem zu einer Veränderung des Zellvolumens.

Mit diesen Ausführungen wird die zentrale Bedeutung von Kalium für die Aufrechterhaltung lebensnotwendiger Funktionen des Organismus deutlich. Und ebenso deutlich wird aber auch die lebensbedrohende und lebensvernichtende Gefährdung dieser Lebensvorgänge durch das radioaktive Kalium-40, ein schreckliches Nebenprodukt einer absolut unmenschlichen Waffe eines absolut unmenschlichen Krieges.


[1] Deutsche Fassung des Dokumentarfilms «Yugoslavia: the avoidable war», USA/D 1999/2001, Regie: George Bogdanich und Martin Lettmayer.
Englische Version im Internet unter
video.google.com/videoplay?docid=5860186121153047571 (Teil 1) und
video.google.com/videoplay?docid=6371060303901674397 (Teil 2).

[2] Dipl.-Ing. H.W. Gabriel, Dr. D. Schalch. Gammaspektrometrie, Energie der Beta-Strahler, Prüfung von Veränderungen der natürlichen Isotopenverhältnisse. Zeit-Fragen Nr. 13 vom 30.3.2009

[3] Dr. Rosalie Bertell. Berufsrisiken des Krieges. Zeit-Fragen Nr. 41 vom 11.10.2006.


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Quelle:
Zeit-Fragen Nr. 23 vom 8.6.2009
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veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Juni 2009