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UMWELT/612: 65 Jahre Nagasaki - Gefahr radioaktiver Strahlung drastisch unterschätzt (IPPNW)


IPPNW-Pressemitteilung vom 9. August 2010
Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges, Ärzte in sozialer Verantwortung

65. Jahrestag - Spätfolgen der Atombombenangriffe auf Hiroshima und Nagasaki

Gefahr radioaktiver Strahlung drastisch unterschätzt


Durch Fehler in der statistischen Auswertung der Daten von Hiroshima und Nagasaki wurde die Gefahr radioaktiver Strahlung über viele Jahre drastisch unterschätzt. Zu diesem Schluss kommt die IPPNW (Internationale Ärzte gegen den Atomkrieg) in einem Überblickspapier zu den gesundheitlichen Spätfolgen der Atombombenabwürfe, in dem auch die Diskussion zur Auswertung der Daten aus Japan zusammengefasst wird.

Die Verlässlichkeit der Aussagen des japanischen Forschungsinstituts für Strahlenfolgen (RERF) über die Zahl der Krebserkrankungen infolge der Atombombenabwürfe sei in Frage zu stellen, so die Ärzteorganisation. Die Zahl müsse weit höher liegen, weil die so genannte Kontrollgruppe, die als "gesunder" Vergleich gelte, ebenfalls der Strahlung ausgesetzt gewesen war. Darüber hinaus war die Gruppe der Menschen, die untersucht wurde, sehr robust - denn schwächere Menschen (vor allem Kinder und alte Menschen) waren zum Zeitpunkt der Untersuchung bereits gestorben. Diese Überlebenden als Referenzgruppe zu nehmen, verfälsche aber das Ergebnis.

Ins Gewicht fällt diese Verfälschung auch, weil die Internationale Kommission für Strahlenschutz ICRP die Daten aus Japan als Grundlage für Strahlen-Grenzwerte nahm: "Auf der Grundlage solcher falscher, aber wissenschaftlich legitimierter Daten wurden Strahlenwirkungskurven erstellt. Diese wiederum dienten viele Jahre dazu, Niedrigstrahlung zu verharmlosen und Menschen einer gefährlichen Strahlenbelastung auszusetzen, z.B. beim Arbeitsschutz", heißt es im Papier der IPPNW. Erst seit 5 Jahren ist es allgemein akzeptiert, dass bei jeder Strahlendosis Krebs ausgelöst werden kann. (BEIR VII Report)

Die IPPNW will mit diesem Papier darauf hinweisen, dass radioaktive Strahlung gefährlich für die Gesundheit ist, egal in welcher Höhe. Diese gesundheitliche Gefahr, auch von Niedrigstrahlung, sollte bei der Diskussion über Laufzeit-Verlängerung der AKW berücksichtigt werden.

Heute vor 65 Jahren explodierte die zweite Atombombe über der japanischen Stadt Nagasaki.


Link zum IPPNW-Papier:
http://www.ippnw.de/commonFiles/pdfs/Atomwaffen/Medizinische_Spaetfolgen_von_Hiroshima_und_Nagasaki.pdf


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Quelle:
Pressemitteilung vom 9. August 2010
Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges,
Ärzte in sozialer Verantwortung e.V. (IPPNW), Sektion Deutschland
Körtestr. 10, 10967 Berlin
Tel. 030/69 80 74-0, Fax: 030/69 38 166
E-Mail: ippnw@ippnw.de
Internet: www.ippnw.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. August 2009