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AUSLAND/1876: Malawi - Gesundheitszentren und Fachpersonal auf dem Land senken Kindersterblichkeit (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 20. September 2012

Malawi: Gesundheitszentren und Fachpersonal auf dem Land senken Kindersterblichkeit

von Charity Chimungu Phiri



Chikhwawa, Malawi, 20. September (IPS) - Die zunehmende Zahl von Gesundheitszentren in ländlichen Gebieten und die Einführung von Gesundheitsarbeitern auf Gemeindeebene hat in Malawi dazu beigetragen, die Sterblichkeitsrate der unter Fünfjährigen in den letzten zehn Jahren um 64 Prozent zu senken.

Wie aus einem neuen Bericht des Weltkinderhilfswerks UNICEF hervorgeht, verzeichnete das Land 1990 noch 227 Todesfälle pro 1.000 Lebendgeburten. 2011 lag das Verhältnis bei nur noch 83 zu 1.000. Insgesamt ging die Sterblichkeitsrate bei Kindern unter fünf Jahren im Afrika südlich der Sahara um 39 Prozent zurück, während die Zahl auf der ganzen Welt von fast zwölf Millionen 1992 auf 6,9 Millionen im vergangenen Jahr nahezu halbiert wurde.

Der am 13. September veröffentlichte Report 'Committing to Child Survival: A Promise Renewed' stellte ferner fest, dass Malawi einer von weltweit neun wirtschaftlich schwachen Staaten sei, die die Sterblichkeitsrate in dieser Altersgruppe um mehr als 60 Prozent reduzieren konnten.

In dem Dorf Mafunga in dem ländlichen Distrikt Chikhwawa im Süden Malawis leben die rund 1.200 Einwohner von Ackerbau und Viehzucht. Da die Ernten in diesem Jahr spärlich ausfallen, könnte es in der Region zu Nahrungsengpässen kommen. Besser ist es hingegen um die medizinische Versorgung bestellt. Wenn das drei Monate alte Baby Simplicious Gift eine Behandlung braucht, muss seine Mutter Margaret Gift nur 300 Meter bis zur nächsten Klinik laufen. "Ich gehe immer hierher, wenn mein Kind Fieber, Durchfall oder Husten hat. Außerdem erkundige ich mich nach Verhütungsmitteln", sagt sie.


Bauernstaat

90 Prozent der Bevölkerung in dem südafrikanischen Land sind verarmte Bauern, die von der Subsistenzwirtschaft leben. Da sie kaum Zugang zu Transportmitteln haben, können sie Krankenhäuser in der Regel nicht schnell erreichen. Das jeweilige Distriktkrankenhaus liegt durchschnittlich 21 Kilometer entfernt, wie aus einem Bericht im 'East and Central African Journal of Surgery' vom vergangenen Dezember hervorgeht. Laut der unabhängigen Plattform 'Every Mother Counts' beträgt die Durchschnittsdistanz zur nächsten Klinik in Tansania sogar 31 Kilometer, während der Mittelwert in ganz Subsahara-Afrika bei acht Kilometern liegt.

In Chikhwawa gibt es zwölf Gesundheitszentren, die von den etwa 350.000 Einwohnern der Region genutzt werden können. Das Zentrum Makhwira bietet fast 59.000 Menschen eine medizinische Versorgung an. Kennedy Thala, die als Gemeinde-Gesundheitsarbeiterin in dem Zentrum tätig ist, sieht einen Rückgang der Kindersterblichkeit vor allem seit der Einführung der Frühdiagnose bei Kleinkindern 2010. "Als die Diagnose eingeführt wurde, behandelten wir gerade 229 Kleinkinder, von denen nur drei zwischen Juli und September des Jahres gestorben sind. Davor war die Rate viel höher gewesen, leider gibt es darüber aber keine Aufzeichnungen."

Nach Beobachtungen von Kennedy hat auch ein von UNICEF 2010 lanciertes SMS-Programm wesentlich zur Verbesserung der Lage beigetragen. "Wir erhalten Textnachrichten mit den Ergebnissen von HIV-Tests, die bei den Kindern durchgeführt wurden", berichtet sie. Die Resultate kämen zumeist nach drei bis vier Wochen, während früher monatelange Wartezeiten normal waren.

Die Kleinkinder werden im Rahmen eines Wachstumskontrollprogramms beobachtet. Säuglinge, die geringfügig unterernährt sind, erhalten therapeutische Nahrungsergänzungen wie angereicherte Erdnussbutter, mit Speiseöl gemischtes Mais- und Sojamehl sowie Medikamente und Vitamine. In ganz Malawi werden Kliniken in Dörfern von Gesundheitsarbeitern geleitet. Außerdem besuchen sie zwei Mal wöchentlich Gesundheitszentren, um bei Impfungen sowie der Versorgung Schwangerer und HIV-Infizierter zu helfen.

"Wir glauben, dass Mütter durch diese Programme Informationen aus erster Hand erhalten, um einer Mangelernährung ihrer Kindern vorzubeugen", sagt Victor Chinyama von UNICEF Malawi. Nach Ansicht von Vertretern des Kinderhilfswerks ist es sehr wichtig gewesen, die Gesundheitsdienste näher zu der Bevölkerung zu bringen. Dadurch sei auch der Weg zur nächstgelegenen medizinischen Behandlungsmöglichkeit deutlich verringert worden.

"In Malawi liegen viele Distrikthospitäler in großer Entfernung zu den Dörfern. Mütter mussten früher weit laufen. Nun erhalten die Menschen medizinische Hilfe dort, wo sie leben. " Der Sprecher des Gesundheitsministeriums, Henry Chimbali, führt die Fortschritte zu einem großen Teil auf das Projekt 'Safe Motherhood' zurück. Die Dorfkrankenhäuser und die Gesundheitsarbeiter stünden in direkter Verbindung zu den Müttern, um Todesfälle bei Kindern zu verhindern.


Bessere Nahrungs- und Impfversorgung

Die Kinderärztin Queen Dube, die am 'Queen Elizabeth Central Hospital' in der Wirtschaftshauptstadt Blantyre tätig ist, führt die höheren Überlebenschancen von Kleinkindern auch auf die bessere Nahrungsversorgung im Land seit 2005 zurück. "Früher hatten wir Hunderte Kinder in der Abteilung, in der Mangelernährte versorgt wurden. Momentan behandeln wir nur 16." Im Rahmen der 'Out-Patient Therapeutic Care', die bereits vor etwa 30 Jahren angelaufen ist, besuchen die Gesundheitsarbeiter Mütter und zeigen ihnen, wie sie Kinder vor Erkrankungen bewahren können.

Seit den sechziger Jahren werden in Malawi außerdem Impfkampagnen durchgeführt, die laut Dube derzeit etwa 90 Prozent der Kinder erreichen. Seit dem vergangenen Jahr würden Babys auch gegen Lungenentzündung immunisiert. Mehr als 90 Prozent aller Schwangeren im Land ließen sich inzwischen mindestens ein Mal untersuchen.

Nach wie vor sei die Sterblichkeit bei Neugeborenen jedoch sehr hoch, erklärt Dube. Sie trage zu etwa einem Drittel der Todesfälle bei unter Fünf-Jährigen bei. Aktuellen Statistiken zufolge kommen in dem Land auf jeweils 1.000 Lebendgeburten 79 Todesfälle bei Babys unter einem Jahr. UNICEF zufolge liegt die globale Rate derzeit bei 22 Todesfällen pro 1.000 Lebendgeburten. (Ende/IPS/ck/2012)


Links:

http://www.apromiserenewed.org/
http://www.unicef.org/
http://www.ipsnews.net/2012/09/saving-the-lives-of-malwais-children/

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IPS-Tagesdienst vom 20. September 2012
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veröffentlicht im Schattenblick zum 22. September 2012