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AUSLAND/1954: Armenien - Neue Hoffnung für TB-Patienten durch mobile Chirurgie (Ärzte ohne Grenzen)


Ärzte ohne Grenzen - 7. Mai 2013

Armenien: Neue Hoffnung für TB-Patienten durch mobile Chirurgie

Team von Ärzte ohne Grenzen operiert erstmals medikamentenresistente Tuberkulose-Patienten



7. Mai 2013. Eine mobile Chirurgie-Einheit von Ärzte ohne Grenzen hat im armenischen Yeravan erfolgreich sechs medikamentenresistente Tuberkulose-Patienten operiert. Es war das erste Mal, dass die internationale medizinische Nothilfeorganisation solche Eingriffe mit einem mobilen Chirurgie-Team durchgeführt hat.

Bevor es effektive medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten gab waren chirurgische Eingriffe bei Tuberkulose-Patienten üblich. Bei der Operation wird ein Teil der von der Krankheit befallenen Lunge oder ein ganzer Lungenflügel entfernt. In den 60er Jahren brachte die Entwicklung neuer Medikamente gegen TB gute Erfolge und chirurgische Eingriffe wurden seltener.

In den vergangenen Jahren gibt es aber immer mehr Patienten mit einer multiresistenten (MDR) oder sogar extremresistenten Form von Tuberkulose (XDR). Diese haben kaum eine Chance, allein durch medikamentöse Behandlung eine Besserung zu erlangen oder gar geheilt zu werden. Daher hat die Bedeutung der TB-Chirurgie im Kampf gegen die tödliche Krankheit wieder zugenommen.

TB-Chirurgie allein kann Kranke weder vollständig heilen noch die langwierige medikamentöse Behandlung verkürzen. Sie kann aber in bestimmten Fällen die Chancen für eine wirksame Behandlung erheblich verbessern, besonders bei Patienten, die auf keine der gängigen Medikamente ansprechen.

Bei einem der nun operierten Patienten war vor drei Jahren multiresistente Tuberkulose (MDR-TB) diagnostiziert worden. Seitdem lag er im Krankenhaus und nahm täglich Medikamente ein. Sein Zustand verbesserte sich aber nicht, er blieb ansteckend. Er konnte keinen Kontakt zu seiner Familie haben.

"Der Mann hat kein Licht am Ende des Tunnels gesehen. Er konnte nicht einmal seine Enkel in den Arm nehmen", beschreibt Annabelle Djeribi, Landeskoordinatorin von Ärzte ohne Grenzen. "Der chirurgische Eingriff bedeutete für ihn eine unglaubliche Erleichterung. Für ihn ist es jetzt wieder vorstellbar, irgendwann nach Hause zurückzukehren."

Die Haupthindernisse für die armenischen Gesundheitsbehörden die vom Ärzte ohne Grenzen-Team durchgeführte TB-Chirurgie selbst vorzunehmen sind, wie in vielen Ländern weltweit, das Fehlen von moderner chirurgischer Ausrüstung, von Maßnahmen zur Kontrolle von Infektionen sowie von chirurgischem Personal, das Erfahrungen mit den aktuellen Behandlungsprotokollen hat.

Gemeinsam mit anderen Akteuren wie der deutschen Kreditanstalt für Wiederaufbau und der deutschen Entwicklungsberatungsstelle GOPA unterstützt Ärzte ohne Grenzen daher das armenische Gesundheitsministerium bei der Verbesserung der nationalen TB-Chirurgie. Das mobile Chirurgie-Team der Organisation hat Mitarbeiter des nationalen armenischen TB-Krankenhauses in den neusten chirurgischen Verfahren und Methoden trainiert und die dortige postoperative Behandlung und Pflege verbessert.

Das Ärzte ohne Grenzen-Team plant weitere Besuche in Armenien, um die Fertigkeiten und die Kompetenzen der lokalen Mitarbeiter weiter zu verbessern und den Patienten die Chance zu geben, in ein normales Leben zurückzufinden.

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Quelle:
Ärzte ohne Grenzen
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veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Mai 2013