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AUSLAND/2278: Jemen - Denguefieber in Taiz greift um sich (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 1. September 2015

Jemen: Denguefieber in Taiz greift um sich - WHO fordert humanitären Korridor zur Versorgung der eingeschlossenen Menschen

Von Kanya D'Almeida


NEW YORK (IPS) - Angesichts der rasanten Ausbreitung des Denguefiebers in Taiz, der bevölkerungsreichsten Provinz des Jemens, hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Einrichtung eines "humanitären Korridors" gefordert, um die drei Millionen Zivilisten in dem abgeriegelten Bürgerkriegsgebiet mit Medikamenten versorgen zu können.

In Taiz, an der Südspitze des Landes gelegen, konzentrieren sich die Kämpfe zwischen den Huthi-Rebellen und der von Saudi-Arabien geführten Allianz arabischer Staaten, die die Verbündeten des im März 2015 gestürzten Präsidenten Abd-Rabbu Mansur Hadi unterstützt. Aufgrund der Zerstörung oder Unzugänglichkeit von drei Kliniken sind 3,2 Millionen Menschen ohne Zugang zu einer Basis-Gesundheitsversorgung.

Schätzungen zufolge sind seit Kriegsausbruch 832 Menschen gestorben, weitere 6.135 wurden verletzt. Und damit nicht genug, hat sich allein in den letzten beiden Wochen die Zahl der mutmaßlichen Denguefieber-Infektionen nahezu verdreifacht: von 145 Fällen Anfang August auf fast 421 Ende August.

Angesichts der eskalierenden Gewalt auf beiden Seiten, die auf Zivilisten keine Rücksicht nimmt, befürchtet die WHO, dass sich die Gesundheitssituation der Menschen weiter verschlechtern wird.


Feuerpause und Demilitarisierung der Gesundheitseinrichtungen gefordert

Am 27. August hatte der WHO-Regionaldirektor für die östliche Mittelmeerregion, Ala Alwan, alle Konfliktparteien zur Einhaltung einer Feuerpause und zur Demilitarisierung der Krankenhäuser und Gesundheitszentren in Taiz aufgerufen. Es gelte neben Maßnahmen zur Eindämmung des Denguefiebers die sichere Auslieferung der medizinischen Güter, die Behandlung der Infizierten und den Zugang zu den Kranken und Verletzten zu ermöglichen.

Die durch Aedes-Stechmücken übertragene Viruserkrankung verursacht grippeähnliche Symptome wie hohe Temperaturen und schwere Muskelschmerzen. Unbehandelt kann sie zu einem Mangel an Blutplättchen, einer verstärkten Gefäßpermeabilität, Blutungen und sogar zum Tod führen.

Die bevorzugten Brutplätze der Überträgermücken sind stehende Gewässer sowie Fässer, Eimer, alte Autoreifen und andere Behälter, in denen sich Wasser sammelt. Angesichts der vielen Bürgerkriegsflüchtlinge, die in überfüllten und ungesunden provisorischen Siedlungen ausharren, ist es somit kein Wunder, dass die Krankheit rapide um sich greift.

Aus einem jüngsten WHO-Bericht über die Gesundheitslage im Jemen ist von mehr als 5.600 mutmaßlichen Denguefieber-Infektionen seit März die Rede, wobei allein 3.000 auf die Küstenstadt Aden entfallen. Aufgrund der Kämpfe lassen sich aber keine verlässlichen Angaben über die Ausbreitung der Krankheit machen, was eine deutlich höhere Dunkelziffer nahelegt.

Die Gefahr, sich mit dem Hämorrhagischen Fieber anzustecken, einer verschärften Variante des Dengue, ist für Kinder besonders hoch. Dass es sich bei 600.000 der 1,5 Millionen jemenitischen Binnenflüchtlinge um Heranwachsende handelt, lässt bei Gesundheitsexperten sämtliche Alarmglocken läuten. In Ermangelung eines wirksamen Impfstoffes gegen die insgesamt vier Dengueuntergruppen ist Prävention die bisher einzige Möglichkeit, sich vor einer Ansteckung zu schützen.


Präventionsmaßnahmen

Die WHO verteilt mit anderen Organisationen und Lokalbehörden Moskitonetze, die mit Insektiziden durchtränkt sind. Außerdem werden Maßnahmen ergriffen, um die Bevölkerung über die Ursachen der Krankheit aufzuklären, den Mücken die Brutplätze zu entziehen und die Labore mit den erforderlichen Diagnoseinstrumentarien auszustatten, was angesichts der ständigen Luftangriffe und schweren Kämpfe kein leichtes Unterfangen ist.

Wie die WHO am 1. September erklärte, müsse die Sicherheit der Einsatzkräfte gewährleistet werden. An die Konfliktparteien richtete die Organisation den Appell, sich an internationales Kriegsrecht zu halten und das Gesundheitspersonal und die medizinischen Einrichtungen zu schonen. (Ende/IPS/kb/01.09.2015)


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http://www.ipsnews.net/2015/09/health-officials-warn-of-dengue-outbreak-in-war-torn-yemen

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IPS-Tagesdienst vom 1. September 2015
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veröffentlicht im Schattenblick zum 3. September 2015

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