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ARTIKEL/1247: 17. Kongress Armut und Gesundheit, 9.-10. März 2012 in Berlin (Gesundheit Berlin-Brandenburg)


Gesundheit Berlin-Brandenburg / Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung - Berlin, 9. März 2012

17. KONGRESS ARMUT UND GESUNDHEIT

Prävention wirkt! Für ein gesundes Aufwachsen aller Kinder


In Deutschland wächst etwa jedes fünfte Kind unter schwierigen sozialen Bedingungen auf. Erhebliche Einschränkungen für die Gesundheit sind die Folge. Wie die Gesundheitschancen von Kindern und anderen Bevölkerungsgruppen in belastenden Lebenssituationen verbessert werden können, darüber diskutieren 2.200 Teilnehmende aus Politik, Praxis und Wissenschaft auf dem 17. Kongress Armut und Gesundheit, der am 9. und 10. März 2012 in der Technischen Universität Berlin stattfindet. Er wird von Gesundheit Berlin-Brandenburg zusammen mit zahlreichen Partnern wie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) veranstaltet.

"Kinder sind unsere Zukunft. Deshalb müssen wir ihnen ein gesundes Aufwachsen ermöglichen", sagt BZgA-Direktorin Prof. Dr. Elisabeth Pott. "Erfolgreiche Prävention und Gesundheitsförderung muss dort ansetzen, wo Kinder und Jugendliche aufwachsen, in der Familie, in Kitas, Schulen und Stadtteilen. Entscheidend ist, dass die verschiedenen Akteure aus dem Gesundheits-, Bildungs- und Sozialbereich eng zusammenarbeiten. Forschungsergebnisse zeigen, dass gerade bei Familien in schwierigen Lebenslagen durch früh einsetzende, vernetzte Hilfen die gesunde Entwicklung von Kindern deutlich gefördert werden kann."

Die Gründe für gesundheitliche Ungleichheiten sind vielfältig. So sinken die Chancen auf ein gesundes Leben, wenn Kinder mit nur einem Elternteil aufwachsen, die Eltern nur geringe formale Bildung aufweisen, einen Migrationshintergrund haben oder über längere Zeit hinweg arbeitslos sind.

Dies verdeutlicht auch die aktuelle Kindergesundheitsstudie Health Behaviour in School-aged Children. "In der HBSC-Studie 2009/10 zeigt sich, dass Wohlbefinden und subjektive Gesundheit durch die soziale Lage beeinflusst werden", sagt Dr. Jens Bucksch, Geschäftsführer des WHO Collaborating Centre for Child and Adolescent Health Promotion. "Eine gute Gesundheit hängt eng mit einer positiven Lebenszufriedenheit zusammen. Die Studie hat offen gelegt, dass 29,6 Prozent der Mädchen und 25,5 Prozent der Jungen aus weniger wohlhabenden Familien mit ihren Leben unzufrieden sind, wohingegen dies nur für 14,8 Prozent Mädchen und 10,1 Prozent der Jungen aus wohlhabenderen Familien gilt."

Präventiven Ansätzen für mehr gesundheitliche Chancengleichheit kommt eine große Bedeutung zu. Prof. Dr. Rolf Rosenbrock vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) stellt fest: "Prävention hat - wo ihr ein angemessener Stellenwert eingeräumt wird - längst bewiesen, dass sie wirkt. Es kommt jetzt darauf an, dass diese Chancen bewusst gemacht und genutzt werden."

Viele Kommunen aus dem gesamten Bundesgebiet wie die Stadt Dormagen am Rhein oder der Berliner Bezirk Marzahn-Hellersdorf haben sich bereits auf den Weg gemacht, ein kommunales Gesamtkonzept, so genannte Präventionsketten, zu entwickeln. Diese guten Ansätze gilt es nun in die Fläche zu bringen. Zu diesem Zweck hat der von der BZgA initiierte Kooperationsverbund "Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten" den kommunalen Partnerprozess "Gesund aufwachsen für alle!" gestartet. In einem ersten Schritt können Städte, Gemeinden und Kreise ihre guten Ansätze zur Gesundheitsförderung und Prävention sozial Benachteiligter auf der Internetseite www.gesundheitliche-chancengleichheit.de bekannt machen. Über Fachveranstaltungen in den Bundesländern wird zudem der Erfahrungsaustausch zwischen Kommunen gestärkt.

Der Zusammenhang von sozialer und gesundheitlicher Lage ist durch die Gesundheitsberichterstattung vielfach belegt: So verbringen Arbeitslose doppelt so viele Tage im Krankenhaus wie Berufstätige, ihre Sterblichkeit ist im Vergleich zu Menschen in Beschäftigung deutlich erhöht. Auch bei prekär Beschäftigten, Alleinerziehenden, Wohnungslosen und einigen Gruppen von Migrantinnen und Migranten liegen Morbidität und Mortalität über dem Durchschnitt.

Zugleich ist in den letzten Jahren der Trend zu beobachten, dass sich Armutslagen verstetigen. Laut Statistischem Bundesamt waren im Jahr 2011 etwa 16 Prozent der Bundesbürger/innen armutsgefährdet.

Der Kongress Armut und Gesundheit schafft seit 1995 ein kontinuierliches Problembewusstsein für Armut und Ausgrenzung. Mit mittlerweile 2.200 Teilnehmenden ist der Kongress Armut und Gesundheit das größte bundesweite Public Health-Forum in Deutschland. Er wird von Gesundheit Berlin-Brandenburg zusammen mit zahlreichen Partnern wie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) und dem Zentrum Technik und Gesellschaft veranstaltet.

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Quelle:
Gesundheit Berlin-Brandenburg
Pressemitteilung vom 9. März 2012
Merle Wiegand, Öffentlichkeitsarbeit
Friedrichstraße 231, 10969 Berlin
Telefon (030) 44 31 90 - 77
presse@gesundheitberlin.de
Internet: www.gesundheitberlin.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. März 2012

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