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MELDUNG/263: Akkreditierung von Hausarztpraxen als "Akademische Forschungspraxen" (idw)


Universitätsklinikum Heidelberg, 21.10.2011

Forschung aus der Praxis für die Praxis

Medizinische Fakultät Heidelberg hat erstmals 60 Hausarztpraxen als "Akademische Forschungspraxen" akkreditiert / Deutschlandweit einmalige Kooperation


Wie kann die Versorgung chronisch kranker Patienten oder speziell älterer Menschen durch den Hausarzt verbessert werden? Welche organisatorischen Strukturen sind dafür nötig? Was ist umsetzbar? Fragen wie diese lassen sich nur vor Ort in der Hausarztpraxis wissenschaftlich prüfen und beantworten. Die Medizinische Fakultät und das Universitätsklinikum Heidelberg haben nun erstmals "Akademische Forschungspraxen" als feste Kooperationspartner in der Versorgungsforschung akkreditiert. Diese vertraglich vereinbarte Form der engen Zusammenarbeit ist bislang deutschlandweit einmalig.

Die ersten 21 Forschungspraxen erhielten ihre Akkreditierungsurkunden am 8. Oktober 2011 im Rahmen des 15. Tages der Allgemeinmedizin am Universitätsklinikum Heidelberg, einer halbjährlich stattfindenden Fortbildungsveranstaltung speziell für Hausärzte und Praxisteams. "Motivierte Hausärzte mit ihren Teams sind unsere unverzichtbaren Partner für eine erfolgreiche Versorgungsforschung", so Professor Dr. Joachim Szecsenyi, Leiter der Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung. Bis Ende Oktober erhalten weitere 39 Praxen ihre Ernennungsurkunden. Insgesamt sollen innerhalb der nächsten zwei Jahre zwischen 100 und 150 Praxen akkreditiert werden.

Planungssicherheit für große Studien

"Mit der vertraglichen Anbindung der akkreditierten Praxen schaffen wir eine Verbindlichkeit, die besonders für die Umsetzung groß angelegter Studien eine wichtige Voraussetzung ist", erklärt Privatdozent Dr. Frank Peters-Klimm, Facharzt an der Abteilung für Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung. "Durch verlässliche Partner haben wir die Sicherheit, eine ausreichende Zahl von Patienten zu erreichen und verwertbare Daten zu erhalten. Das spielt auch für die Einwerbung von Drittmitteln und damit die Finanzierung der Projekte eine wichtige Rolle."

Um akkreditiert zu werden, müssen die Praxen in den vergangenen drei Jahren mindestens einmal erfolgreich an einem größeren wissenschaftlichen Projekt der Abteilung teilgenommen haben. "Die Akkreditierung zur offiziellen "Akademischen Forschungspraxis" ist eine schöne Anerkennung", sagt Dr. Boye Hoops, der sich mit seiner Praxis in Gaggenau schon seit zehn Jahren regelmäßig in Forschungsprojekten des Universitätsklinikums engagiert. "Und der Titel zeigt den Patienten, dass ihre Daten frei von industriellen Interessen verwendet werden und sie die wissenschaftliche Forschung unterstützen."

Die Praxen nehmen an mindestens zwei weiteren Projekten im Akkreditierungszeitraum von drei Jahren teil. Sollen dabei z.B. neue Versorgungskonzepte geprüft werden, sind zuvor Schulungen durch die Studienkoordinatoren sowie Änderungen der Praxisabläufe erforderlich: zusammen mit der Dokumentation der Patientendaten ein Mehraufwand für das gesamte Team.

Enge Einbindung der Praxisteams

Mit einem eingespielten Praxisteam sei das aber kein Problem, findet Dr. Hoops. "Außerdem profitiert die Patientenversorgung, wenn es z.B. wie in einigen Studien um eine intensivere Betreuung von Patienten mit chronischen Erkrankungen geht." Und wenn die eigene Praxis der Kontrollgruppe zugeteilt wird, die lediglich Vergleichsdaten liefert, während andere Praxen die innovativen Verfahren erproben? "Innerhalb unseres Netzwerks tauschen wir uns regelmäßig aus", so der Hausarzt. Die Abteilung für Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung bezieht die Hausärzte in die Projektplanung ein und informiert über Ergebnisse - so ist jeder unmittelbar beteiligt.

Wichtigste Voraussetzung ist aber nicht zuletzt das hohe Maß an Motivation: "Die Hausarztmedizin ist in der Forschung unterrepräsentiert und wird bisher zu wenig unterstützt, das sollte sich ändern", erklärt Beate Lauscher-Schüller, Hausärztin in einer akkreditierten Gemeinschaftspraxis in Schwetzingen. Sie erhofft sich vor allem neue Konzepte gegen den bevorstehenden Ärztemangel. "Außerdem macht es Spaß, besonders wenn man mit Liebe bei der Sache ist", ergänzt Dr. Boye Hoops.
TB


Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg
Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang
Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der größten und renommiertesten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international bedeutsamen biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung neuer Therapien und ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 10.000 Mitarbeiter und sind aktiv in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 Departments, Kliniken und Fachabteilungen mit ca. 2.000 Betten werden jährlich rund 550.000 Patienten ambulant und stationär behandelt. Derzeit studieren ca. 3.600 angehende Ärzte in Heidelberg; das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland.
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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Universitätsklinikum Heidelberg, Dr. Annette Tuffs, 21.10.2011
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veröffentlicht im Schattenblick zum 25. Oktober 2011