Schattenblick →INFOPOOL →MEDIZIN → GESUNDHEITSWESEN

KASSEN/627: Kurznachrichten der Kassenärztlichen Bundesvereinigung vom 01.04.2009 (KBV)


KBV-Kompakt - Kurznachrichten aus der KBV vom 1. April 2009


→  Umfrage: Bürger erwarten weitere Reformen im Gesundheitswesen
→  BMG steht hinter Versandapotheken
→  KV-Vorstände für größere Gestaltungsspielräume in der Selbstverwaltung
→  KBV und KVen distanzieren sich von den Äußerungen Muntes
→  KVB-Vorstand: KVen sind reformbedürftig, aber unverzichtbar
→  KVH befürwortet Forderung nach mehr Selbstverwaltung
→  Vertreterversammlung der KVNO für Notstandsregelung während der Honorarumstellung
→  Thamer: Mit Veröffentlichung von Ärzte-Einkommen will Schmidt Neiddebatte hervorrufen
→  KVHB bietet 800 Euro für den Einstieg ins KV-SafeNet
→  Bremen: Jedes zweite Mädchen gegen HP-Viren geimpft
→  KVNO bietet Online-Suche für Weiterbildungsplätze an
→  Winn begrüßt Bekenntnis der KVen zu mehr Wettbewerb
→  Tarifabschluss für Universitätsärzte - Ärztestreik bei DRV vorerst ausgesetzt
→  BÄK: Vorschläge zur EU-Richtlinie gefährden Patientensicherheit
→  BÄK: Bund muss einheitliches Rauchverbot durchsetzen
→  Psychotherapeutenkammer für EU-Grünbuch
→  Wissenschaftlicher Beirat für Psychotherapie in neuer Besetzung
→  Österreich muss Bedarfsplan nachbessern
→  Ab 1. April: bestimmte Arzneimittel mit Paracetamol und Johanniskraut nur auf Rezept

Raute

___Aus Berlin___

Umfrage: Bürger erwarten weitere Reformen im Gesundheitswesen

Ungeachtet der Einführung des Gesundheitsfonds zu Jahresbeginn weiß ein Drittel der Deutschen nichts von der Neuerung. Lediglich 66 Prozent der Bürger haben vom Fonds gelesen oder gehört, allerdings fühlt sich nur die Hälfte von ihnen über den Sinn des neuen Systems zur Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) gut ,informiert. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts TNS Emnid im Auftrag des Verbands der forschenden Pharma-Unternehmen hervor. Wie die Umfrageergebnisse weiterhin aussagen, hält die Mehrheit der Bürger den Gesundheitsfonds in seiner jetzigen Ausgestaltung nicht für zukunftstauglich. Stattdessen erwarten sie weitere Reformen im Gesundheitswesen. Insbesondere im Hinblick auf die im September stattfindende Bundestagswahl glauben 68 Prozent der Deutschen, dass das Thema Gesundheitspolitik eine wichtige Rolle spielt.

(Pressemitteilung des Verbands der forschenden Pharma-Unternehmen, 1. April)


*


BMG steht hinter Versandapotheken

Der parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium für Gesundheit (BMG), Rolf Schwanitz (SPD), hat klargestellt, dass es bei Versandapotheken nicht zu einer Beschränkung auf nicht-verschreibungspflichtige Arzneimittel kommen soll. Vielmehr seien Versandapotheken eine sinnvolle Ergänzung zu Präsenzapotheken, da sie chronisch Kranken, multimorbiden Patienten, Gehbehinderten, Älteren und Berufstätigen den Zugang zu Arzneimitteln erleichtern, so Schwanitz. Sicherheitsprobleme sieht er nicht durch den Versandhandel. Bislang seien im legalen Versandhandel keine Fälschungen bekannt geworden.

(Pressemitteilung des Bundesministeriums für Gesundheit, 28. März)

Raute

___Aus KBV und KVen___

KV-Vorstände für größere Gestaltungsspielräume in der Selbstverwaltung

"Die ärztliche Selbstverwaltung muss wieder mehr Gestaltungsspielräume bekommen." Das hat der Vorstandsvorsitzende der KBV, Dr. Andreas Köhler, auf der Sonder-Vertreterversammlung (VV) seiner Organisation in Berlin gefordert. "Nur das Notwendigste darf gesetzlich verankert werden", betonte er. Ein freiheitlich selbstverwaltetes Gesundheitswesen sei zwingend notwendig, um den Arzt als freien Beruf und damit seine Unabhängigkeit bei medizinischen Entscheidungen zu erhalten. Die KBV und die Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) sind für den Wettbewerb - sofern er zum Wohle der Patienten ist. Um ihre Forderungen zusammenzufassen, verabschiedeten die Delegierten der VV eine Deklaration.

(KBV-Pressemitteilung, 26. März)


*


KBV und KVen distanzieren sich von den Äußerungen Muntes

Die Delegierten der Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) haben auf der Sonder-Vertreterversammlung (VV) der KBV die Äußerungen des Vorsitzenden der KV Bayerns, Dr. Axel Munte, entschieden zurückgewiesen. Munte hatte in der Süddeutschen Zeitung das KV-System als "Sinnbild des gierigen Arztes" bezeichnet und beklagt, dass durch die Honorarreform die "mittelmäßigen Ärzte auf Kosten der Spezialisten" gewinnen würden. Der VV-Vorsitzende, Dr. Andreas Hellmann, sagte dazu: "Die VV distanziert sich ausdrücklich von den Vorwürfen Herrn Muntes. Sie stellt sich ohne Wenn und Aber hinter die 0niedergelassenen Ärzte. Diese versorgen jedes Jahr 500 Millionen Mal in Deutschland Patienten auf anerkannt hohem Niveau." Zahlreiche KVen distanzierten sich zusätzlich von dem bayerischen KV-Chef: "Herr Dr. Munte beleidigt und verunglimpft diejenigen, die ihn gewählt und bezahlt haben. Ich fordere ihn zum sofortigen Rücktritt auf", gab der Vorstandvorsitzende der KV Sachsen, Dr. Klaus Heckemann, zu verstehen. Der sich seit längerem abzeichnende zunehmende Realitätsverlust Muntes hätte mittlerweile ein unerträgliches Ausmaß angenommen, hieß es aus der KV Sachsen. Bayerns KV-Chef Munte dementierte später seine Aussage.

(KBV-Pressemitteilung, 26. März, Pressemitteilung der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen, 27. März, Süddeutsche Zeitung, 26. März)


*


KVB-Vorstand: KVen sind reformbedürftig, aber unverzichtbar

Reformbedürftig, aber unverzichtbar seien die Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen). Das war das Fazit des Vorstands der KV Bayerns (KVB) nach der jüngsten außerordentlichen Vertreterversammlung der KBV in Berlin. Die KVB-Spitze unterstützte die dabei verabschiedete Deklaration, in der die Ärztevertreter von der Politik die nötigen Gestaltungsräume zurückfordern. Der erste stellvertretende KVB-Vorstandsvorsitzende, Dr. Gabriel Schmidt, verlangte eine Korrektur des Honorarsystems, insbesondere eine transparente Honorierung der Leistungen in Euro und Cent und mehr regionale Spielräume. Neben dem KV-System gebe es, so der zweite stellvertretende KVB-Vorstandsvorsitzende, Rudi Bittner, "kein besseres Konzept als den Kollektivvertrag. Und als dessen Hüter nehmen die KVen eine wichtige gesellschaftspolitische Funktion wahr".

(Pressemitteilung der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns, 30. März)


*


KVH befürwortet Forderung nach mehr Selbstverwaltung

Die Vertreterversammlung (VV) der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg (KVH) hat sich hinter die Politik der KBV gestellt. Die Delegierten befürworteten insbesondere die Forderung nach mehr Selbstverwaltung und nach Einzelleistungsvergütungen. Der Hamburger VV-Vorsitzende, Dr. Michael Späth, erklärte: "Es geht nicht an, dass das Gängelband, an dem die Politik uns führt, immer kürzer wird, während wir gleichzeitig gerügt werden, unsere Aufgaben nicht zu erfüllen." Das gleiche gelte für die Honorierung, so Späth: "Seit Jahren muss das KV-System die Aufgabe erledigen, mit einer begrenzten Geldsumme ein unbegrenztes Leistungsversprechen zu erfüllen - das geht so nicht weiter." Der VV-Vorsitzende forderte, beides aufeinander abzustimmen und deshalb die Einzelleistungsvergütung einzuführen. "Wenn nach der Bundestagswahl auf unsere Forderungen nicht eingegangen wird, werden wir dieses System nicht mehr unterstützen", mahnte Späth.

(Pressemitteilung der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg, 27. März)


*


Vertreterversammlung der KVNO für Notstandsregelung während der Honorarumstellung

Die Vertreterversammlung (VV) der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO) tritt für die Einrichtung einer zeitlich befristeten Notstandsregelung während der Umstellung auf das neue Honorarsystem ein. "Wir brauchen diese Übergangsphase, damit die Praxen sich auf das neue Honorarsystem einstellen können", sagte Dr. Leonhard Hansen, Vorsitzender der KVNO. Die Krankenhäuser hätten vier Jahre lang Zeit gehabt, sich auf ein vergleichbares System einzustellen. Die Kassenärzte sollten dies in drei Wochen leisten. "Das ist unmöglich", so Hansen.

Die Vertreter betonten, dass es nicht auf Dauer akzeptabel sei, dass Ärzte Honorarverluste nur durch "kollegiales Sponsoring" vermeiden könnten. Deshalb unterstützt die VV die Bundesratsinitiative der Länder Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg, die eine Revision der Honorarreform noch in diesem Jahr vorsieht.

Die Vertreterversammlung schloss sich zudem der Aufforderung des Präsidenten der Bundesärztekammer, Prof. Jörg-Dietrich Hoppe, an, keine neuen Geräte zum Einlesen der elektronischen Gesundheitskarte anzuschaffen, solange wesentliche Punkte noch in der Diskussion sind.

(Pressemitteilung der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, 30. März)


*


Thamer: Mit Veröffentlichung von Ärzte-Einkommen will Schmidt Neiddebatte hervorrufen

"Was dürfen Ärzte und Psychotherapeuten denn verdienen, um Anspruch auf eine verlässliche und angemessene Vergütung für ihre Leistungen zu haben?" Das hat der Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL), Dr. Ulrich Thamer, gefragt, angesichts des Vorstoßes der Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD), die niedergelassenen Mediziner sollten nun regelmäßig ihr Einkommen veröffentlichen. Laut Thamer will die Ministerin mit einer Neiddebatte von dem Chaos in der Honorarverteilung ablenken, zu dem die detaillierten Vorschriften der Regierung geführt hätten. Der KVWL-Vorsitzende betonte, dass die niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten immer noch einen freien Beruf ausüben und forderte, die ärztlichen Leistungen nach der vorher vereinbarten Gebührenordnung abzurechnen. Thamer verwies darauf, dass das Honorar für Ärzte seit mehr als 15 Jahren eng budgetiert ist. Die bundesweite Honorarreform zu Anfang dieses Jahres habe offenbart, zu welch geringen Preisen die einzelnen Versicherten über die Quartale hinweg betreut werden müssten.

(Pressemitteilung der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe, 27. März)


*


KVHB bietet 800 Euro für den Einstieg ins KV-SafeNet

Bremer Vertragsärzte und -psychotherapeuten erhalten von der Kassenärztlichen Vereinigung Bremen (KVHB) künftig bis zu 800 Euro, wenn sie sich an das Online-Tool KV-SafeNet anschließen. Die Delegierten der Vertreterversammlung haben das Förderpaket bis Jahresende verlängert. Allerdings gibt es für Abrechnungen über KV-SafeNet insgesamt 200 Euro weniger als bisher. "Diejenigen, die Pionierarbeit geleistet und sich schon jetzt angeschlossen haben, wollen wir nicht benachteiligen", begründete dies EDV-Leiter Gottfried Antpöhler. Bislang haben sich in Bremen rund 200 Praxen angeschlossen. Das KV-SafeNet erlaubt es Ärzten und Psychotherapeuten, über ein virtuelles nicht-öffentliches Netz sicher mit anderen Ärzten oder Psychotherapeuten, mit Krankenhäusern und den KVen zu kommunizieren. Am 1. Januar 2010 wird die Online-Abrechnung für alle Vertragsärzte und -psychotherapeuten verbindlich.

(Pressemitteilung der Kassenärztlichen Vereinigung Bremen, 27. März)


*


Bremen: Jedes zweite Mädchen gegen HP-Viren geimpft

In Bremen und Bremerhaven hat sich fast jedes zweite Mädchen im Alter von 12 bis 17 Jahren mittlerweile gegen humane Papillomaviren (HPV) impfen lassen. Das ergab eine Analyse der Kassenärztlichen Vereinigung Bremen (KVHB) der vergangenen zwei Jahre. Seit 2007 ist die HPV-Impfung eine Kassenleistung und somit für junge Patientinnen kostenfrei. HPV-Infekte können in seltenen Fällen ein Gebärmutterhalskrebs auslösen. "Die hohe Durchimpfungsrate freut uns", sagte KVHB-Vorstandsvorsitzender Dr. Till Spiro. "Sie bedeutet im Umkehrschluss aber: Jedes zweite Bremer Mädchen setzt sich noch immer den Gefahren einer Infektion aus", gab Spiro zu bedenken. Einige Experten bemängeln die Verträglichkeit und Wirkung der Impfung. Auch schützt sie nicht vor allen HP-Viren. "Mädchen und Frauen sollten deshalb unbedingt weiter Abstrichkontrollen vom Gebärmutterhals vornehmen lassen", empfahl Spiro.

(Pressemitteilung der Kassenärztlichen Vereinigung Bremen, 1. April)


*


KVNO bietet Online-Suche für Weiterbildungsplätze an

Als neue Serviceleistung bietet die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVNO) eine Vermittlung von Weiterbildungsstellen für Assistenzärzte an. Diese können auf der Website der KVNO eine Anzeige aufgeben. Umgekehrt können Praxen hier einen Assistenten suchen. Knapp 60 Angebote sind bereits eingestellt. Die Beschäftigung von Weiterbildungsassistenten ist eine Möglichkeit, mittelfristig die Praxisnachfolge vorzubereiten. Die kostenlose Online-Vermittlung ist Teil des Masterplans wider den drohenden Ärztemangel, den die KVNO aufgesetzt hat. Er ergänzt den Aktionsplan des Landesgesundheitsministeriums in Nordrhein-Westfalen.

(Pressemitteilung der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, 25. März)

Raute

___Aus den Verbänden___

Winn begrüßt Bekenntnis der KVen zu mehr Wettbewerb

0Der Vorsitzende des Hartmannbundes (HB), Prof. Kuno Winn, hat die von der Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) beschlossene Forderung nach einer klaren Wettbewerbsordnung unterstützt. "Gleichberechtigter Wettbewerb muss dann aber auch bedeuten, dass die Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) sich an der Ausschreibung aller selektiven Verträge beteiligen können", sagte Winn. Zu prüfen sei, ob nicht derjenige, der den Auftrag für die Versorgung bekomme, künftig auch ihre Sicherstellung zu gewährleisten habe. Dies wäre letztendlich nur konsequent, so Winn. Zudem forderte er, das Prinzip der Kostenerstattung endlich in aller Konsequenz umzusetzen. Damit geht er über die Pläne des KBV-Vorstandsvorsitzenden, Dr. Andreas Köhler, hinaus, der "das Kostenerstattungsprinzip parallel zum Sachleistungsprinzip" stärken will. Winn begrüßte abschließend ausdrücklich, dass sich die KBV-Vertreterversammlung eindeutig von denjenigen distanziert habe, die zwar Lust hätten, sich von "gierigen" Ärzten ihr Gehalt finanzieren zu lassen, aber keine Lust mehr dazu verspürten, deren Interessen zu vertreten.

(Pressemitteilung des Hartmannbundes, 27. März)


*


Tarifabschluss für Universitätsärzte - Ärztestreik bei DRV vorerst ausgesetzt

Der Tarifabschluss für die 22.000 Ärzte an Universitätskliniken ist unter Dach und Fach. Die Große Tarifkommission der Ärztegewerkschaft Marburger Bund stimmte dem zwischen ihr und der Tarifgemeinschaft deutscher Länder ausgehandelten Abschluss zu. Damit ist nun unter anderem der Weg frei für höhere Ärztegehälter, eine Ausdehnung des Geltungsbereiches auf weitere im Landesdienst beschäftigte Mediziner und eine Angleichung der niedrigeren Ostgehälter ans West-Niveau. Die Gehälter der Universitätsärzte werden ab dem 1. Mai 2009 um 3,8 Prozent und zum 1. August 2010 um weitere 1,2 Prozent steigen.

(Pressemitteilung des Marburger Bundes, 28. März)


*


Währenddessen hat der Marburger Bund den seit Ende Februar andauernden Ärztestreik bei der Deutschen Rentenversicherung (DRV) vorerst unterbrochen. Grund hierfür ist die Ankündigung der DRV, "die Aufnahme von Tarifverhandlungen mit dem Marburger Bund in den kommenden Wochen ernsthaft zu prüfen", erklärte der zweite Vorsitzende der Ärztegewerkschaft, Dr. Andreas Botzlar.

(Pressemitteilung des Marburger Bundes, 1. April)


*


BÄK: Vorschläge zur EU-Richtlinie gefährden Patientensicherheit

Die Bundesärztekammer (BÄK) sieht die Patientensicherheit durch Vorschläge zu Änderungen der Arbeitszeitrichtlinie der Europäischen Union (EU) gefährdet. "Aus unserer Sicht sind die Vorschläge von Kommission und Ministerrat eine direkte Bedrohung der Arbeitsschutzrechte. Ärzte und Krankenschwestern verdienen angemessene Arbeitszeiten, eine faire Regelung für Überstunden sowie Schutzregeln vor der Überlastung durch Bereitschaftsdienste", erläuterte der Vizepräsident der BÄK, Dr. Frank Ulrich Montgomery. Sollte es zur Umsetzung der Vorschläge kommen, würde dies die Sicherheit der Patienten gefährden, so der BÄK-Vize.

(Pressemitteilung der Bundesärztekammer, 31. März)


*


BÄK: Bund muss einheitliches Rauchverbot durchsetzen

Die Bundesärztekammer (BÄK) sieht den Bund in der Pflicht, den Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz auch in gastronomischen Betrieben durchzusetzen. "Die eine Million Beschäftigten in der Gastronomie haben das Recht auf einen rauchfreien Arbeitsplatz", sagte BÄK-Präsident Prof. Jörg-Dietrich Hoppe zu einem Gesetzentwurf der Grünen zur Verankerung eines umfassenden Schutzes vor Passivrauchen im Arbeitsschutzgesetz. Die BÄK begrüßt ausdrücklich den Vorstoß der Grünen, ein konsequentes Rauchverbot in allen Betrieben einschließlich der Gastronomie gesetzlich zu verankern. "Die Ausnahmeregelung in der Arbeitsstättenverordnung für Betriebe mit Publikumsverkehr widerspricht den Anforderungen eines umfassenden Gesundheitsschutzes der Beschäftigten. Vor allem die Mitarbeiter in der Gastronomie sind viel stärker als andere Arbeitnehmer den Schadstoffen des Tabakrauchs ausgesetzt. Deshalb darf es hier keine Ausnahmeregelungen geben", so Hoppe.

(Pressemitteilung der Bundesärztekammer, 26. März)


*


Psychotherapeutenkammer für EU-Grünbuch

Die Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) hat die Initiative der Europäischen Kommission begrüßt, die Folgen des demografischen Wandels für die Gesundheitsberufe in einem Grünbuch zu beschreiben und zu bewerten. Gesundheitsberufe müssen in einer alternden Gesellschaft auch künftig ein attraktives Berufsziel bleiben, so die BPtK. Dabei müsse die grundsätzliche Frage beantwortet werden, wie die Gesundheitsberufe weiterentwickelt werden können, um eine bestmögliche Versorgung zu gewährleisten. Bei psychischen Erkrankungen sei das deutsche Modell eines ausdifferenzierten Berufs des Psychotherapeuten ein erfolgreicher Ansatz.

(Pressemitteilung der Bundespsychotherapeutenkammer, 31. März)


*


Wissenschaftlicher Beirat für Psychotherapie in neuer Besetzung

Die Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats Psychotherapie (WBP) haben Prof. Manfred Cierpka und Prof. Dietmar Schulte zu alternierenden Beiratsvorsitzenden ernannt. Der WBP erstellt unter anderem Gutachten zur wissenschaftlichen Anerkennung psychotherapeutischer Verfahren und Methoden. Träger des WBP sind die Bundespsychotherapeutenkammer und die Bundesärztekammer.

(Gemeinsame Pressemitteilung von Bundesärztekammer und
Bundespsychotherapeutenkammer, 27. März)

Raute

___Aus der Welt___

Österreich muss Bedarfsplan nachbessern

Österreich muss seine Bedarfsplanung für ambulante ärztliche Leistungen nachbessern. Das hat der Europäische Gerichtshof (EuGH) entschieden und verwarf Regelungen, wie sie heute existieren, als "inkohärent".

In Österreich bedarf die Errichtung eines selbständigen Ambulatoriums mit angestellten Ärzten einer vorherigen behördlichen Genehmigung. Diese kann nur erteilt werden, wenn das bereits bestehende Versorgungsangebot, insbesondere durch Vertragsärzte, nicht ausreicht. Der EuGH begründete sein Urteil damit, dass Österreich das Ziel einer "qualitativ hochwertigen, ausgewogenen und allgemein zugänglichen medizinischen Versorgung" nicht schlüssig verfolge. Da nur für Ambulatorien mit angestellten Ärzten eine solche Genehmigung erforderlich ist, sind diese in ihrer Niederlassungsfreiheit eingeschränkt. Weil die Regelungen jedoch nicht für Gruppenpraxen mit einem vergleichbaren Angebot gelten, müssten diese nachgebessert werden.

(Pressemitteilung des Europäischen Gerichtshofs, 10. März)

Raute

___Außerdem___

Ab 1. April: bestimmte Arzneimittel mit Paracetamol und Johanniskraut nur auf Rezept

Auf strengere Regelungen in den Apotheken müssen sich Verbraucher seit dem 1. April einstellen, da die Rezeptpflicht auf weitere Arzneimittel ausgeweitet worden ist. So sind Medikamente zur Behandlung mittelschwerer Depressionen rezeptpflichtig, wenn sie Johanniskraut-Extrakte enthalten. Nur solche Präparate mit Johanniskraut, die für andere Anwendungsgebiete gedacht sind, zum Beispiel für die Behandlung von leichten depressiven Verstimmungen, bleiben von dieser Neuregelung ausgenommen. Die Einführung der Verordnungspflicht erfolgt vor dem Hintergrund, dass mit der Einnahme von Johanniskraut-Präparaten durch schwer depressive Patienten ein Suizidrisiko einhergeht. Auch Medikamente, die mehr als zehn Gramm des Wirkstoffs Paracetamol enthalten, bedürfen seit Monatsbeginn der Verschreibung durch einen Arzt. Zur Begründung verweist die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker auf die Gefahr, dass Medikamente mit einer zu hohen Dosis Paracetamol lebensbedrohliche Vergiftungszustände aufgrund von Leberschäden hervorrufen können.

(Pressemitteilung der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, 30. März)

Raute

Quelle:
Newsletter KBV-Kompakt vom 1. April 2009
Herausgeber: Kassenärztliche Bundesvereinigung
Dr. Andreas Köhler (1. Vorsitzender der KBV, v.i.S.d.P.)
Redaktion: Dezernat Kommunikation der KBV
Herbert-Lewin-Platz 2, 10623 Berlin
E-Mail: info@kbv.de
Internet: www.kbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. April 2009