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KASSEN/633: Kurznachrichten der Kassenärztlichen Bundesvereinigung vom 14.05.2009 (KBV)


KBV-Kompakt - Kurznachrichten aus der KBV vom 14. Mai 2009


→  Institut für Patientensicherheit in Bonn eröffnet
→  Fünf bis zehn Euro pro Arzttermin sollen Gesundheitssystem schützen
→  AOK Bayern kürzt Zahlungen an KVB
→  KVBW legt neuen Versorgungsbericht vor
→  Krankenhäuser sorgen sich um medizinischen Fortschritt
→  Zu wenige Behandlungsplätze für psychisch Kranke
→  Bessere Arbeitsbedingungen für Ärztinnen gefordert
→  GBA will Qualitätssicherung verbessern
→  Augenärzte demonstrieren für mehr Geld
→  Marburger Bund fordert ebenfalls Rationierungsdebatte

Raute

___Aus Berlin___

Institut für Patientensicherheit in Bonn eröffnet

In Bonn wird künftig das Institut für Patientensicherheit (IfPS) wissenschaftliche Erkenntnisse sammeln und auf deren Grundlage Vorschläge für Maßnahmen zur Stärkung der Patientensicherheit erarbeiten. Anlässlich der Eröffnung des Instituts an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn erklärte Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD): "Wir brauchen fundierte und umfassende Informationen der Bevölkerung, um die Patientensicherheit weiter zu erhöhen. Die Einrichtung des ersten Instituts für Patientensicherheit in Deutschland ist ein Meilenstein für mehr Patientenorientierung und Qualität der medizinischen Versorgung. Damit wird auch der Stellenwert des Themas in Forschung und Lehre erhöht." Das IfPS ist aufgrund der Arbeit des Aktionsbündnisses Patientensicherheit e.V. (APS) entstanden, dem eine Vielzahl von Akteuren des Gesundheitswesens angehört.

(Pressemitteilung des Bundesministeriums für Gesundheit, 8. Mai)

Raute

___Aus KBV und KVen___

Fünf bis zehn Euro pro Arzttermin sollen Gesundheitssystem schützen

Jeder Arztbesuch soll den Patienten fünf bis zehn Euro Praxisgebühr kosten. Das hat der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO), Dr. Leonhard Hansen, in der Rheinischen Post vorgeschlagen. "Angesichts von durchschnittlich 18 Arztbesuchen im Jahr, langen Wartezeiten auf der einen Seite und wenig Zeit für den einzelnen Patienten auf der anderen Seite sowie einer weltweit einmaligen Arztdichte, muss die Frage gestattet sein, ob und wie steuernd eingegriffen werden kann", kommentierte Hansen weiter. Durch die Einführung einer Praxisgebühr wolle er das Gesundheitssystem vor Überforderungen schützen. Hansens Meinung nach müssten chronisch Kranke, Bedürftige, sowie Kinder von zusätzlichen Gebühren befreit bleiben. Mit scharfer Kritik haben Krankenkassen und Gesundheitspolitiker auf Hansens Vorstoß reagiert. Der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Hamburg, Dieter Bollmann, sprach sich gegen die Einführung der Praxisgebühren aus. Auch der Vorstandsvorsitzende der KBV, Dr. Andreas Köhler, ist skeptisch: "Bevor wir über höhere Zuzahlungen sprechen, müssen wir klären, wie stark die Versicherten schon belastet sind", sagte Köhler in der Bild-Zeitung.

(Pressemitteilung der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, 12. Mai)


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AOK Bayern kürzt Zahlungen an KVB

Ohne vorherige Ankündigung hat die AOK Bayern die monatlichen Zahlungen an die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB) um 40 Millionen Euro gekürzt. Der Grund für diesen Abzug ist der direkte Vertrag zur hausarztzentrierten Versorgung zwischen der AOK Bayern und der Hausärztlichen Vertragsgemeinschaft. Der Vorstand der KVB schätzt das Vorgehen der Krankenkasse als rechtlich angreifbar ein und wird vor Gericht eine einstweilige Anordnung gegen die AOK Bayern anstreben. Das eigenmächtige und unabgestimmte Handeln der AOK Bayern habe Folgen für die Hausärzte, die am Hausarztvertrag mit der AOK Bayern teilnehmen, kommentierte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der KVB, Rudi Bittner. Alle bayerischen Hausärzte, die an diesem Vertrag teilnehmen, werden in diesem Monat geringere Abschlagszahlungen von der KVB erhalten als bislang üblich. "Mit der Beteiligung an einem Selektivvertrag wird das Honorar der teilnehmenden Ärzte anders verteilt: Ein Teil der Vergütung wird nun direkt durch die Kassen ausbezahlt, während sich das durch die KV ausbezahlte Honorar verringert", erklärte Bittner.

(Pressemitteilung der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns, 11. Mai)


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KVBW legt neuen Versorgungsbericht vor

Die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) hat den Versorgungsbericht 2008 vorgelegt, der auf 84 Seiten die ambulante Versorgung des Landes darstellt. Daraus ist Folgendes zu lesen: Für die Versorgung von rund 10,7 Millionen Menschen in Baden-Württemberg sind 18.087 Ärzte und Psychotherapeuten zugelassen. In der ambulanten Medizin sind Ärzte überwiegend als Freiberufler tätig. Besorgniserregend sei die Altersstruktur der Ärzte und das zeitgleiche Wegbrechen des ärztlichen Nachwuchses, gab Dr. Gisela Dahl, Vorstandsmitglied der KVBW, zu bedenken. "Hier besteht die Gefahr eines massiven regionalen Ärztemangels, besonders im Facharztbereich", so Dahl weiter. Es gibt bereits Probleme, den Notfalldienst in einem vertretbaren Umfang zu organisieren. Einen großen Teil des Versorgungsberichts nehmen die Beiträge von Ärztinnen und Ärzten aus ihrem Praxisalltag ein. Diese nehmen Stellung zur Lage der Haus- und Fachärzte und schildern neue Schwerpunkte, wie die Palliativmedizin.

(Pressemitteilung der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg, 7. Mai)

Raute

___Aus den Verbänden___

Krankenhäuser sorgen sich um medizinischen Fortschritt

Krankenhäuser sollen auch weiterhin neue Behandlungsmethoden anwenden dürfen, ohne dass hierfür zwingend wissenschaftliche Studien vorliegen. Dass fordert der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Georg Baum. Hintergrund ist die Entscheidung des Bundessozialgerichts, die Protonenbehandlung bei Brustkrebs aus der Leistungspflicht der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) auszuschließen. "Wenn in Zukunft auch in der Krankenhausmedizin nach der Regel 'liegen keine Studien vor, ist der Nutzen nicht belegt' verfahren wird, könnten von vornherein von den Krankenkassen Leistungsausschlüsse für GKV-Versicherte primär aus Kostenargumenten herbeigeführt werden. Damit liefen neue Methoden Gefahr, ausgeschlossen zu werden, ohne dass überhaupt die Chance bestanden hätte, in der klinischen Anwendung Erfahrungen zu sammeln", warnt Baum.

(Pressemitteilung der Deutschen Krankenhausgesellschaft, 8. Mai)


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Zu wenige Behandlungsplätze für psychisch Kranke

"Die Wartelisten für psychisch kranke Menschen sind katastrophal lang. Wir brauchen endlich eine realistische Bedarfsplanung, die die massive Unterversorgung von psychisch Erkrankten beendet." Das hat Prof. Rainer Richter, Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer, auf dem 14. Deutschen Psychotherapeutentag am 9. Mai in Berlin gefordert. Psychisch kranke Menschen warten zwei Monate auf ein erstes diagnostisches Gespräch, auf eine psychotherapeutische Behandlung sogar vier bis fünf Monate. Der Grund sind zu wenige Behandlungsplätze: Nach dem Bundesgesundheitssurvey 1998 sind jährlich fünf Millionen psychisch kranke Patienten zu behandeln. Dafür stehen jedoch nur rund eine Million ambulante und etwa 500.000 stationäre Behandlungsplätze zur Verfügung.

(Pressemitteilung der Bundespsychotherapeutenkammer, 9. Mai)


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Bessere Arbeitsbedingungen für Ärztinnen gefordert

Auf bessere Arbeitsbedingungen im Zusammenhang mit der zunehmenden Feminisierung der Medizin hat der Deutsche Ärztinnenbund hingewiesen. Die Präsidentin des Deutschen Ärztinnenbundes, Dr. Astrid Bühren, sagte auf einer Pressekonferenz: "Immer mehr wissenschaftliche Studien weisen darauf hin, dass weibliche Ärzte ihre Patienten besser therapieren. Sie sind deutlich zugewandter, fürsorglicher und empathischer." Bühren forderte eine forcierte Umsetzung der familien- und frauenfreundlichen Arbeitsbedingungen in Kliniken und Praxen. Auch der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe, Prof. Rolf Kreienberg, befürwortete mehr Ärztinnen in der Medizin: "Unser vorrangiges Ziel ist es, durch eine familienfreundliche Umgestaltung des Berufsalltags hoch qualifizierte Frauen nachhaltig im Fach zu halten. Mögliche Lösungsansätze sind hier unter anderem neue Arbeitszeitmodelle mit Jobsharing und einer modernen und zeitgemäßen Dienstplangestaltung", betonte Kreienberg.

(Pressemitteilung des Deutschen Ärztinnenbund, 11. Mai)


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GBA will Qualitätssicherung verbessern

Die Qualitätskontrolle implantierter Medizinprodukte, beispielsweise Hüftprothesen, und die der Patientenversorgung sollten verbessert werden. Dies hat das für Qualitätssicherung zuständige Unparteiische Mitglied des Gemeinsamen Bundesausschusses, Dr. Josef Siebig gefordert. Anlass war eine Anhörung des Bundestagsausschusses für Gesundheit zum Medizinproduktegesetz. Danach sollten alle Hersteller von Endoprothesen - also Implantaten, die dauerhaft im Körper verbleiben - gesetzlich verpflichtet werden, notwendige Produktinformationen in einer Datenbank bereitzustellen. Außerdem sei eine herstellerübergreifend einheitliche Barcode-Kennung der Implantate notwendig, so dass im Krankenhaus bei der Implantation das Implantat sicher und effizient dokumentiert werde könne. "Wenn der Produktdatenbank dafür von den Herstellern rechtlich bindend die notwendigen Daten zur Verfügung gestellt würden, könnte die im Endoprothesenkonzept auf Freiwilligkeit beruhende Einbeziehung der Hersteller stringenter gefasst und damit die Qualitätssicherung der Patientenversorgung wirkungsvoller gestaltet werden", argumentierte Siebig.

(Pressemitteilung des Gemeinsamen Bundesausschusses, 11. Mai)


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Augenärzte demonstrieren für mehr Geld

"Das Sehvermögen der Bürger ist der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, den Kassen und der Politik nichts wert." Das behauptet der Berufsverband der Augenärzte (BVA) in einer Pressemitteilung und verlangt eine höhere Honorierung der nicht operativen Augenheilkunde. Anderenfalls sei die Existenz der modernen, nicht operativen Augenheilkunde in ihrer Existenz bedroht und somit auch die Zukunft der augenärztlichen Grundversorgung. Bestätigt sieht sich der BVA durch Äußerungen des Vorstandsvorsitzenden der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Dr. Andreas Köhler, der in einem Zeitungsinterview gesagt hatte, dass die Augenärzte trotz Honorarreform bislang finanziell benachteiligt seien. "Doch der Erkenntnis müssen auch Taten folgen - nun sind KBV und Kassen gefordert, die dringend notwendigen Korrekturen an der Honorarreform vorzunehmen", betont der erste BVA-Vorsitzende, Prof. Bernd Bertram.

(Pressemitteilung des Berufsverbandes der Augenärzte Deutschlands, 12. Mai)


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Marburger Bund fordert ebenfalls Rationierungsdebatte

Wie die Bundesärztekammer wünscht sich auch der Marburger Bund eine Debatte über die Rationierung medizinischer Leistungen. "Besser wir führen diese Debatte jetzt als dann, wenn die Wirtschaftskrise das Gesundheitswesen erreicht hat. Die Debatte kann nicht unter Verschluss bleiben, weil sie dem Bundesgesundheitsministerium vor der Wahl nicht gefällt", so der erste Vorsitzende der Ärztegewerkschaft, Rudolf Henke. Dabei sprach er sich für eine "ehrliche" Debatte aus, denn "so zu tun, als gäbe es die schleichende Rationierung nicht, ist scheinheilig und unehrlich."

(Pressemitteilung des Marburger Bunds, 13. Mai)

Raute

Quelle:
Newsletter KBV-Kompakt vom 14. Mai 2009
Herausgeber: Kassenärztliche Bundesvereinigung
Dr. Andreas Köhler (1. Vorsitzender der KBV, v.i.S.d.P.)
Redaktion: Dezernat Kommunikation der KBV
Herbert-Lewin-Platz 2, 10623 Berlin
E-Mail: info@kbv.de
Internet: www.kbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Mai 2009