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KASSEN/722: Kurznachrichten der Kassenärztlichen Bundesvereinigung vom 29.04.2010 (KBV)


KBV-Kompakt - Kurznachrichten aus der KBV vom 29. April 2010


→  DGB initiiert Aktionsbündnis, um Kopfpauschale zu verhindern
→  Tag der Niedergelassenen: Diskussionsrunde hochkarätig besetzt
→  KBV kontrovers: Solidarisch in den Abgrund?
→  KVen wollen die Versorgung von Menschen in Pflegeheimen verbessern
→  Honorar 2009 in Rheinland-Pfalz niedriger als erwartet
→  100.000 Euro für die Förderung ambulanter ärztlicher Versorgung in Thüringen

Raute

___Aus Berlin___

DGB initiiert Aktionsbündnis, um Kopfpauschale zu verhindern

Mit dem Aktionsbündnis "Köpfe gegen Kopfpauschale" wollen der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB), Wohlfahrts- und Sozialverbände, Frauen- und Jugendverbände, Migrantenverbände, Ärzteorganisationen, gesundheitliche Interessenvertretungen sowie eine Reihe Journalisten, Künstler und Politiker gegen einen Systemwechsel in der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) in Richtung Kopfpauschale protestieren. Stattdessen fordern sie den Erhalt und Ausbau der solidarischen Finanzierung. Ziel der Kampagne sei es, die gesellschaftliche Ablehnung der Kopfpauschale in eine Bürgerbewegung zu verwandeln. DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach rechnet mit potenziell 25 Millionen Anhängern. Sie betonte: "Selbst ein Einstieg in den Ausstieg aus der solidarischen Finanzierung durch eine kleine Kopfpauschale wäre völlig inakzeptabel. Wir laden alle Bürgerinnen und Bürger ein, sich im Rahmen des Bündnisses in den Ländern, Städten und Gemeinden gemeinsam für eine solidarische Krankenversicherung der Zukunft und gegen die Kopfpauschale zu engagieren."

(Pressemitteilung des DGB, 27. April)

Raute

___Aus KBV und KVen___

Tag der Niedergelassenen - Diskussionsrunde hochkarätig besetzt

Hochkarätig besetzt ist der Tag der Niedergelassenen, den die KBV am 7. Mai zum zweiten Mal veranstaltet. Auf dem Podium im Berliner ICC sitzen Dr. Daniel Rühmkorf, Staatssekretär im Ministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz Brandenburg, Annette Widmann-Mauz, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium, Dr. Cornelia Goesmann, Vizepräsidentin der Bundesärztekammer, Dr. Annette Mainz-Perchalla, niedergelassene Neurologin, sowie der KBV-Vorstandsvorsitzende Dr. Andreas Köhler. Titel der Runde ist "Der Arzt im Wandel: Beruf statt Berufung?" Neben der Frage, ob der Arzt immer stärker von ökonomischen und bürokratischen Zwängen gelenkt wird, werden in der Debatte aktuelle gesundheitspolitische und Fragen zur Zukunft der vertragsärztlichen Versorgung aufgegriffen. Außerdem gehören verschiedene Workshops zum Programm des Tages der Niedergelassenen. Vertragsärzte und -psychotherapeuten können sich noch bis zum 30. April unter www.tag-der-niedergelassenen.de zu der Veranstaltung anmelden.

(KBV-Pressemitteilung, 26. April)


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KBV kontrovers: Solidarisch in den Abgrund?

"Im Kern geht es in den kommenden Jahren um die Frage, wie die Leistungsmenge und die dafür zur Verfügung stehenden Mittel in ein Gleichgewicht gebracht werden können. Das erfordert eine öffentliche, gesamtgesellschaftliche Diskussion, in der auch Fragen der Priorisierung nicht ausgeklammert werden können." Dies hat Dr. Carl-Heinz Müller, Vorstand der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), zum Auftakt der Diskussionsveranstaltung KBV kontrovers heute in Berlin gesagt. Diese stand unter der Überschrift "Aktionismus oder Lethargie: Wie geht's weiter im Gesundheitswesen?"

Die Diskussion eröffneten Birgit Fischer, Vorstandsvorsitzende der Barmer GEK, und Dr. Andreas Köhler, Vorstandsvorsitzender der KBV, mit der Frage "... und alles heilt der Wettbewerb?" Wettbewerb sei kein Allheilmittel, sagte die Kassenvertreterin. Auch ein Zwangsmonopol für bestimmte Akteure helfe nicht weiter. Der KBV-Vorsitzende stimmte Fischer zu, dass Wettbewerb als Suchmodell sinnvoll sei. Selektive Vollverträge und der Kollektivvertrag seien jedoch auf Dauer nicht kompatibel. "Regelungen, die im Kollektivvertrag gelten, wie Mindestmengen oder bestimmte Qualitätsvorgaben, gelten in Selektivverträgen nicht. Das ist unfair!" Köhler warnte außerdem davor, dass Ärzte und damit auch deren Patienten in direkte Abhängigkeit von Krankenkassen geraten, die als Vertragsmonopolisten auftreten könnten. Er verlangte außerdem nach der Evaluation von Selektivverträgen: "Mir ist keine Studie bekannt, die zeigt, ob solche Verträge wirklich Verbesserungen, etwa bei den Kosten, bringen."

Am Nachmittag debattierten Vertreter aus der Gesundheitspolitik und der Versorgung die Frage "Werte ohne Wert: solidarisch in den Abgrund?" Es diskutieren Prof. Eckart Fiedler vom Institut für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie der Universität zu Köln, Dr. Heinrich Höfer, Leiter der Abteilung Forschung, Innovation und Technologie des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, KBV-Vorstand Müller, Dr. Jenny De la Torre, Ärztin und Vorsitzende der Jenny De la Torre-Stiftung, sowie der Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Wolfgang Zöller (CSU).

(KBV-Pressemitteilung, 28. April)


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KVen wollen die Versorgung von Menschen in Pflegeheimen verbessern

13 der bundesweit insgesamt 17 Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) haben sich auf ein gemeinsames Rahmenkonzept geeinigt, mit dem die medizinische Versorgung von Menschen in Pflegeheimen künftig deutschlandweit nachhaltig verbessert werden soll. "Wir haben mit dem Rahmenkonzept eine einheitliche Basis für Verhandlungen mit den Krankenkassen geschaffen", erklärte der Initiator der Bundesinitiative Pflegeheim, Dr. Gabriel Schmidt, erster stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB). "Nur durch den Abschluss eines Pflegeheimvertrages mit allen Krankenkassen kann man auf die bevorstehenden Herausforderungen der demografischen Entwicklung und den damit verbundenen Anstieg der Zahl Pflegebedürftiger adäquat reagieren", so Schmidt.

Das Rahmenkonzept soll nun deutschlandweit Grundlage solcher Pflegeheimverträge der KVen mit allen Krankenkassen sein. Kern des interdisziplinären Konzepts ist eine strukturell verbesserte Kooperation von niedergelassenen Ärzten untereinander sowie mit den Pflegeverantwortlichen in Heimen. Dabei stehen Ziele wie eine verbesserte Versorgungsqualität, eine abgestimmte Steuerung der Versorgung, Wirtschaftlichkeit sowie Transparenz im Vordergrund.

(Pressemitteilung der KV Bayerns, 27. April)


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Honorar 2009 in Rheinland-Pfalz niedriger als erwartet

Die endgültigen Zahlen zum Honorar 2009, dem ersten Jahr mit der neuen Honorarsystematik, liegen der Kassenärztliche Vereinigung (KV) Rheinland-Pfalz jetzt vor. Sie zeigen, dass der Honorarzuwachs für Rheinland-Pfalz mit rund vier Prozent bei den Hausärzten (bereinigt um Sonderzahlungen und die Laborreform) und rund fünf Prozent bei den Fachärzten niedriger liegt als in vielen anderen KVen. Dieses Ergebnis liege auch unter den Prognosen der KBV aus dem Herbst 2008. Die Honorarentwicklung verteile sich zudem ungleichmäßig über die Arztgruppen. So haben einzelne Facharztgruppen Umsatzrückgänge von bis zu 15 Prozent, meldet die KV. Dies liege in der Honorarsystematik begründet, die bisher diejenigen Praxen benachteiligt hat, die wenige Leistungen außerhalb der Regelversorgung anbieten. Hier gebe es ab dem 3. Quartal 2010 Änderungen. "Diese Änderungen führen zwar zu einer differenzierteren Honorarverteilung", erläutert der Vorsitzende der KV Rheinland-Pfalz, Sanitätsrat Dr. Günter Gerhardt, "bringen aber nicht mehr Geld für Rheinland-Pfalz." Durch die Änderungen werde jedoch eine deutliche Stärkung der Regelversorgung erwartet. Zudem werden die Honorarzahlungen für 2010 in jedem Fall deutlich gleichmäßiger als 2009, so dass ein Absturz einzelner Fachgruppen wie im 4. Quartal 2009 sehr unwahrscheinlich ist, so die KV.

(Pressemitteilung der KV Rheinland-Pfalz, 27. April)


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100.000 Euro für die Förderung ambulanter ärztlicher Versorgung in Thüringen

Die Krankenkasse AOK Plus unterstützt die Stiftung zur Förderung ambulanter ärztlicher Versorgung in Thüringen mit 100.000 Euro. Damit ist die AOK Plus die erste Thüringer Krankenkasse, welche diese Stiftung finanziell unterstützt und so dazu beiträgt, dass es in in dem Bundesland auch zukünftig genügend niedergelassene Ärzte in allen Regionen gibt.

"Die Stiftung und wir haben das gleiche Ziel; eine zukunftssichere, ärztliche Versorgung im Freistaat. Deshalb ist diese Unterstützung für uns selbstverständlich. Wir möchten mit diesem Engagement darüber hinaus ein Signal setzen, ärztlichen Nachwuchs besonders für ländliche Regionen zu gewinnen", so der Vorsitzende des Vorstandes der AOK Plus, Rolf Steinbronn.

Als Vertreterin der Stiftung begrüßte Regina Feldmann, erste Vorsitzende des Vorstandes der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Thüringen, die finanzielle Unterstützung und rief andere Kassen auch dazu auf: "Die Finanzmittel, die zugewendet werden, stehen direkt messbaren Aktionen gegen den Ärztemangel in Thüringen zur Verfügung. So steht derzeit im Vordergrund, junge Thüringer Mediziner durch ein Stipendium an Thüringen zu binden und in besonders vom Ärztemangel bedrohte Fachgruppen zu lenken."

(Pressemitteilung der KV Thüringen, 27. April)

Raute

Quelle:
Newsletter KBV-Kompakt vom 29. April 2010
Herausgeber: Kassenärztliche Bundesvereinigung
Dr. Andreas Köhler (1. Vorsitzender der KBV, v.i.S.d.P.)
Redaktion:
Dezernat Kommunikation der KBV
Tel: 030 / 4005 - 2203
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veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Mai 2010