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LEITLINIE/054: Vorteile des Disease-Management-Programms Asthma für Kleinkinder nicht belegt (IQWiG)


Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) - 06.05.2009

DMP Asthma für Kleinkinder
Keine Aussagen über Schaden und Nutzen möglich

Interventionen für Kinder zwischen 2 und 4 Jahren schlecht untersucht
Für Fluticasonpropionat nur begrenzter Nutzen nachweisbar


Ob 2- bis 4-Jährige mit bronchialer Obstruktion oder Asthma bronchiale von Maßnahmen profitieren, die im Disease-Management-Programm (DMP) Asthma bislang nur älteren Kindern angeboten werden, bleibt unklar. Zu diesem Ergebnis kommt der am 6. Mai 2009 veröffentlichte Abschlussbericht des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen. Geprüft wurden dabei sowohl medikamentöse als auch nichtmedikamentöse Verfahren. Für die meisten der im DMP Asthma etablierten Interventionen lagen jedoch keine Untersuchungen über Nutzen und Schaden bei Kleinkindern vor.

Der Abschlussbericht ist Teil eines Auftragspakets, das der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) dem Institut erteilt hat. Das Gremium möchte mithilfe der IQWiG-Expertise die Frage beantworten, ob das bestehende DMP auf Kinder im Vorschulalter ausgeweitet werden soll. DMP sind strukturierte Behandlungsprogramme für chronisch Kranke. Bisher können Kinder erst ab einem Alter von 5 Jahren in das DMP Asthma eingeschrieben werden. Das Institut untersucht dabei, nicht nur Möglichkeiten der Behandlung, sondern auch der Diagnose.


Asthma und bronchiale Obstruktion bei Kleinkindern schwer unterscheidbar

Asthma bronchiale beginnt häufig im frühen Kindesalter, ist zu diesem Zeitpunkt aber nur schwer eindeutig zu diagnostizieren. Viele der Kleinkinder, die typische Symptome wie etwa Husten, Giemen, Atemnot oder Engegefühl in der Brust aufweisen, sind beschwerdefrei, sobald sie das Schulalter erreichen. Sollen Kinder bereits ab dem dritten Lebensjahr in ein DMP eingeschrieben werden, ist deshalb zum einen die Sicherheit der Diagnose von besonders hoher Bedeutung. Zum anderen müssen medizinische Interventionen auch danach beurteilt werden, welchen Nutzen und welchen Schaden sie für Patienten haben können, die eine Asthma-Therapie bekommen, ohne an dieser chronischen Erkrankung zu leiden.


Therapeutische Maßnahmen nur unzureichend untersucht

In ihre Analyse einbezogen haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler insgesamt 14 Interventionen, die bislang Bestandteil des DMP Asthma sind. Dazu gehören Medikamente der Bedarfs- und Dauertherapie ebenso wie verschiedene nichtmedikamentöse Maßnahmen, u.a. Sport, Atemtherapie, Schulung oder psychologische Betreuung.

Für 12 dieser 14 Verfahren konnten sie keine Studien finden, die qualitativ hochwertig genug waren, um zuverlässige Aussagen über Nutzen oder Schaden für Kinder in der Altersgruppe zwischen 2 und 4 Jahren zuzulassen.


Nur zwei Studien zum inhalativen Kortikosteroid Fluticasonpropionat

Klinische Vergleiche gibt es zu Fluticasonpropionat, einem inhalativen Kortikosteroid, und zum Leukotrienrezeptorantagonisten Montelukast. Wie die beiden Studien zu Fluticasonpropionat zeigen, sinkt bei Einnahme dieses Medikaments die Rate akuter Verschlechterungen (Exazerbationen) und die Zahl asthmafreier Tage steigt. Die geschilderten Vorteile müssen aber gegen ein höheres Schadenspotenzial in Form eines gebremsten Längenwachstums abgewogen werden. Für Fluticasonpoprionat ist insofern nur ein begrenzter Nutzen nachweisbar.

Zwar gibt es auch zwei Studien zum Leukotrienantagonisten Montelukast in der fraglichen Altersklasse. Ihre Ergebnisse können allerdings nicht auf Kleinkinder in Deutschland übertragen werden, weil in der Studie Patienten behandelt wurden, für die das Medikament hierzulande nicht zugelassen ist. Somit ist hier keine Aussage zum Nutzen oder Schaden einer Therapie mit Montelukast möglich.

Die Wissenschaftler fanden keine Anhaltspunkte, dass das Nutzen- und Schadenspotenzial der beiden untersuchten Arzneimittel für Kinder mit späterem Asthma anders ausfällt als für Kinder mit bronchialer Obstruktion, die später kein Asthma entwickeln.


Zum Ablauf der Berichtserstellung

Die vorläufigen Ergebnisse, den sogenannten Vorbericht, hatte das IQWiG im Juli 2008 veröffentlicht und zur Diskussion gestellt. Nach dem Ende des Stellungnahmeverfahrens wurde der Vorbericht überarbeitet und als Abschlussbericht Mitte März 2009 an den Auftraggeber versandt. Die Dokumentation der schriftlichen Stellungnahmen sowie ein Protokoll der mündlichen Erörterung werden in einem eigenen Dokument zeitgleich mit dem Abschlussbericht publiziert.


Weitere Informationen finden Sie unter:
http://www.iqwig.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution906


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen
(IQWiG), Dr. Anna-Sabine Ernst, 06.05.2009
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Mai 2009