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STATISTIK/286: Schleswig-Holstein - Frauen haben 23 Prozent mehr Fehltage als Männer (DAK-Gesundheit)


DAK-Gesundheit - 19. April 2016

Schleswig-Holstein: Frauen haben 23 Prozent mehr Fehltage als Männer

DAK-Gesundheitsreport zeigt große Unterschiede in den Krankheitsprofilen und im Umgang mit Krankschreibungen


Frauen in Schleswig-Holstein fehlen häufiger im Job als Männer. Ihr Krankenstand lag im vergangenen Jahr 23 Prozent höher. Das geht aus dem aktuellen DAK-Gesundheitsreport hervor. Die Studie zeigt auch, dass Männer und Frauen anders krank sind: In Schleswig-Holstein haben Männer 83 Prozent mehr Fehltage bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Frauen 92 Prozent mehr bei seelischen Leiden. Insgesamt erreichte der Krankenstand in Schleswig-Holstein mit vier Prozent den höchsten Wert seit 16 Jahren.

Für die Studie wertete das IGES Institut die Fehlzeiten aller erwerbstätigen Mitglieder der DAK-Gesundheit in Schleswig-Holstein aus. Es wurden zudem bundesweit mehr als 5.000 Beschäftigte im Alter von 18 bis 65 Jahren befragt. Dabei ging es insbesondere um Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Beim Krankenstand im nördlichsten Bundesland zeigt sich: Von 1.000 erwerbstätigen Frauen fehlten 2015 im Durchschnitt pro Tag 45 bei der Arbeit, bei Männern waren es nur 36. "Damit ist der viel zitierte kleine Unterschied größer als gedacht", sagt Regina Schulz, Landeschefin der DAK-Gesundheit in Schleswig-Holstein. "Die Studie zeigt, dass Männer und Frauen von ganz unterschiedlichen Krankheitsprofilen betroffen sind."

Männer in Schleswig-Holstein leiden häufiger als Frauen unter Herz-Kreislauf-Problemen (+ 83 Prozent mehr Fehltage) und sie haben 35 Prozent mehr Fehltage wegen Verletzungen. Frauen in Schleswig-Holstein fehlen hingegen deutlich öfter wegen psychischer Erkrankungen (+ 92 Prozent) wie beispielsweise Depressionen. Sie haben auch mehr Fehltage wegen Krebsleiden (+ 78 Prozent), was durch das vergleichsweise frühe Auftreten von Brustkrebs bedingt ist. "Betroffene Frauen stehen oft noch voll im Erwerbsleben", erklärt Schulz. Die häufigste Krebserkrankung bei Männern, der Prostatakrebs, trete hingegen erst im höheren Alter auf - meist ab etwa 60 Jahren. "Diese Krebsfälle bei den Männern werden von unserer Statistik, die sich ausschließlich auf Erwerbstätige bezieht, meist nicht mehr erfasst", so Schulz. Grundsätzlich sei das Krebsrisiko bei Männern und Frauen gleich.

Schwangerschaftskomplikationen spielten insgesamt eine eher kleine Rolle im Krankheitsgeschehen in Schleswig-Holstein. Bei genauerer Betrachtung wird aber deutlich: Sie erklären über alle Altersgruppen hinweg acht Prozent des Unterschiedes beim Krankenstand von Frauen und Männern. Bei den 25- bis 29-jährigen Frauen sind sogar 28 Prozent des Unterschiedes auf Schwangerschaftskomplikationen zurückzuführen.

Ein Teil des Unterschieds bei den Fehltagen könnte sich auch durch den anderen Umgang von Männern und Frauen mit Krankheit erklären lassen. Berufstätige Männer in Schleswig-Holstein besuchen im Durchschnitt nur vier Mal pro Jahr einen Arzt. Berufstätige Frauen hingegen sind etwa sieben Mal in ärztlicher Behandlung. "Selbst wenn man Vorsorgeuntersuchungen und schwangerschaftsbedingte Behandlungen nicht einrechnet, sind Männer weitaus seltener beim Arzt", so Schulz.

Frauen engagieren sich beruflich sehr und gaben bei der Befragung im Rahmen des DAK-Reports an, auch bei Krankheit häufig zur Arbeit zugehen. Experten sprechen vom Präsentismus: 79 Prozent der Frauen in Schleswig-Holstein gaben bei der DAK-Befragung an, 2015 mindestens einmal krank bei der Arbeit gewesen zu sein. Von den Männern sagten das 60 Prozent. Als Hauptgründe nannten Frauen, dass sie ihre Kollegen nicht hängen lassen wollten (86 Prozent) oder ihre Arbeit fertigstellen müssten (70 Prozent).

"Für eine geschlechtersensible Gesundheitsförderung in den Betrieben können die Ergebnisse unserer Studie eine wichtige Grundlage sein", sagt DAK-Landeschefin Regina Schulz. "Wo Männer und Frauen unterschiedliche Bedürfnisse haben, sollen sie von den Betrieben auch geschlechtsspezifische Angebote bekommen." Die DAK-Gesundheit stehe den Unternehmen in Schleswig-Holstein sowohl bei der Bedarfsanalyse als auch bei der Entwicklung und Evaluation von passgenauen Maßnahmen kompetent zur Seite.

Der DAK-Gesundheitsreport untersuchte auch den Krankenstand in Schleswig-Holstein. Er war im vergangenen Jahr mit vier Prozent höher als im Vorjahr (3,9 Prozent). 2015 waren demnach von 1.000 erwerbstätigen Mitgliedern der DAK-Gesundheit durchschnittlich pro Tag 40 krankgeschrieben. Vor allem Erkältungen machten den Menschen zu schaffen. Die Anzahl der Fehltage aufgrund von schweren Atemwegserkrankungen wie Bronchitis stieg im Vergleich zum Vorjahr um 30 Prozent an und verursachte rund 15 Prozent aller Fehltage. Für die meisten Ausfalltage waren aber mit rund 22 Prozent Muskel-Skelett-Erkrankungen wie Rückenschmerzen verantwortlich, gefolgt von psychischen Erkrankungen mit einem Anteil von 18,9 Prozent.

Die Branchen mit dem höchsten Krankenstand in Schleswig-Holstein waren 2015 das Gesundheitswesen mit 4,8 Prozent und die öffentliche Verwaltung mit 4,2 Prozent. Den niedrigsten Krankenstand hatte der Wirtschaftszweig Rechtsberatung mit 3,2 Prozent.

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Quelle:
DAK-Gesundheit - Zentrale
Pressemitteilung vom 19. April 2016
Nagelsweg 27-31, 20097 Hamburg
Telefon: 040/239 60
Internet: http://www.dak.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. April 2016

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