Christian-Albrechts-Universität zu Kiel - 26.09.2014
Strategien zur Erkennung, Therapie, Vorbeugung und Ausrottung von Virusinfektionen
Die Deutsche Vereinigung zur Bekämpfung von Viruskrankheiten (DVV) tagte seit gestern (Donnerstag, 25. September) anlässlich ihrer Jahrestagung in Kiel. Mehr als 100 Fachleute diskutierten bei dieser Zusammenkunft mit namhaften nationalen und internationalen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern die neuesten Erkenntnisse zum Beispiel über die Wirksamkeit einer Impfung gegen Humane Papillomviren (HPV), die unter anderem Gebärmutterhalskrebs verursachen können.
Tagungspräsident Professor Helmut Fickenscher, Medizinische Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) und Leiter des Instituts für Infektionsmedizin am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, setzte das Rahmenthema "Durch Impfungen verhinderbare Virusinfektionen" als Schwerpunkt der diesjährigen Tagung an. Neben Papillomviren waren auch altbekannte Infektionskrankheiten wie Masern, Windpocken und Polio ein Thema. Aufgrund einer weiterhin bestehenden Impfmüdigkeit der Bevölkerung seien einige dieser Krankheiten immer wieder auf dem Vormarsch. "Wir dürfen sie nicht aus den Augen verlieren", betonte Fickenscher. Die Expertinnen und Experten diskutierten während der Tagung auch über Strategien zur Ausrottung von Virusinfektionen. Das Nachvollziehen der Infektionsketten und Fragen der Krankenhaushygiene seien dabei genauso wichtig, wie die regelmäßige Überprüfung, ob die existierenden Impfungen ihr Ziel erreichten, so Fickenscher.
"Mit jedem Jahr kommen wir unserem Ziel näher, der Bekämpfung und vielleicht sogar der Ausrottung verheerender Viruskrankheiten. Dieser Fortschritt ist für jeden einzelnen Mitbürger und jede Mitbürgerin wichtig, denn von der gewöhnlichen Grippe bis zur HIV-Infektion zählen die verschiedensten Krankheiten zu den Viruserkrankungen", sagte DVV-Präsidentin Professorin Barbara Gärtner. Umso wichtiger sei der regelmäßige Austausch aller Expertinnen und Experten, um gemeinsam an Lösungen zu arbeiten. Gärtner: "Als Verein ist es unsere Aufgabe, die wissenschaftlichen Erkenntnisse aus solchen Diskussionen in die Praxis umzusetzen." Deshalb arbeite man sehr eng sowohl mit Forschenden als auch mit dem öffentlichen Gesundheitsdienst und mit den Ländern zusammen.
Ein Thema der Fachtagung war die Impfung gegen Papillomviren, die in Deutschland zurzeit insbesondere jungen Frauen empfohlen wird. Humane Papillomviren (HPV) rufen unter anderem den Gebärmutterhalskrebs aber auch andere Infektionskrankheiten wie Genitalwarzen hervor. Professorin Ulrike Wieland, Universität Köln, berichtete über die umfangreichen epidemiologischen Daten. Seit sieben Jahren gebe es auf Bundesebene eine Impfempfehlung gegen HPV. "Unter den geimpften Mädchen gibt es Null Prozent Infektionen mit diesen HPV-Typen. Die Impfung ist also sehr wirksam und noch dazu sehr nebenwirkungsarm", befindet Wieland. Dabei bezieht sie sich unter anderem auch auf Daten aus Australien, wo die Impfung bei Jungen wie bei Mädchen auf hohe Akzeptanz stoße. Als Resultat verzeichne Australien seit der Einführung der Impfung einen "drastischen Einbruch der Zahl der Fälle von Gebärmutterhalskrebs und seiner Vorstufen", so Wieland. Ein Ziel für Deutschland müsse sein, "noch mehr Mädchen zur Impfung zu bringen. Wenn wir flächendeckend impfen, können wir diese HPV-Infektionen ausrotten."
Kontakt:
Prof. Dr. Helmut Fickenscher
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Institut für Infektionsmedizin
E-Mail: fickenscher@infmed.uni-kiel.de
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Presse, Kommunikation und Marketing, Dr. Boris Pawlowski
Postanschrift: D-24098 Kiel
E-Mail: presse@uv.uni-kiel.de
Internet: www.uni-kiel.de
Text: Dr. Tebke Böschen/Claudia Eulitz
Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.uni-kiel.de/download/pm/2014/2014-291-viruserkrankungen.pdf
Hintergrundinformationen
Das empfohlene Alter für die HPV-Impfung wurde im August 2014 von der
Ständigen Impfkommission (STIKO) auf 9 bis 14 Jahre vorgezogen. Damit
senkte die Kommission das empfohlene Impfalter um drei Jahre. Diese
Entscheidung begründete die STIKO mit aktuellen Daten zur Jugendsexualität
in Deutschland, wonach der Anteil der Mädchen, die ihren ersten
Geschlechtsverkehr hatten, bereits nach dem 14. Geburtstag kontinuierlich
zunimmt. Rund 50 Prozent aller Mädchen in Deutschland zwischen 14 und 17
Jahren haben mindestens eine der drei Impfdosen erhalten. Zum Vergleich:
Die HPV-Impfquote in Deutschland ist in etwa vergleichbar mit der bei
Mädchen in den USA. Dagegen startete in Australien 2007 ein öffentlich
finanziertes Impfprogramm mit Schulimpfungen, durch das im Jahr 2011 bei
15-Jährigen Impfquoten (3 Impfdosen) von landesweit etwa 70 Prozent
erreicht werden konnten.
www.rki.de/DE/Content/Infekt/Impfen/ImpfungenAZ/HPV/HPV.html
Die DVV ist ein Verein der Bundesländer und des Bundes, in dem
Vertreterinnen und Vertreter der Ministerien und des öffentlichen
Gesundheitsdienstes interdisziplinär mit Virologinnen und Virologen aus
Klinik und Forschung zusammen arbeiten. Die DVV besteht seit 60 Jahren und
wurde ursprünglich gegründet, um die Polio in Deutschland zu bekämpfen.
Nachdem diese Erkrankung hierzulande beinahe ausgerottet ist, erweiterte
die DVV ihre Ausrichtung auf all diejenigen Virusinfektionen, die für den
öffentlichen Gesundheitsschutz relevant sind.
www.dvv-ev.de
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution235
*
Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Dr. Boris Pawlowski, 26.09.2014
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de
veröffentlicht im Schattenblick zum 30. September 2014
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