Schattenblick → INFOPOOL → MEDIZIN → KRANKHEIT


DEMENZ/311: 15 Jahre Beratung am Alzheimer Telefon (Alzheimer Info)


Alzheimer Info, Ausgabe 1/17
Nachrichten der Deutschen Alzheimer Gesellschaft Selbsthilfe Demenz

15 Jahre Beratung am Alzheimer Telefon

von Susanna Saxl


Im Januar 2002 klingelte das Alzheimer-Telefon zum ersten Mal. Seitdem haben die Beraterinnen und Berater der Deutschen Alzheimer Gesellschaft mehr als 80.000 Mal Fragen von Menschen mit Demenz, Angehörigen und Profis beantwortet, Rat gegeben, Trost zugesprochen und Mut gemacht. Und auch nach 15 Jahren lässt die Zahl der Anfragen nicht nach.

Am häufigsten sind es Partnerinnen und Partner, Töchter und Söhne, die sich an uns wenden, sie machen mittlerweile fast zwei Drittel der Anrufer aus, während ihr Anteil im Jahr 2002 nur bei 42 % lag. Auch Menschen, die selbst eine Demenz-Diagnose bekommen haben oder sich Sorgen machen, weil sie an Gedächtnisstörungen leiden, wenden sich ans Alzheimer-Telefon. Ihr Anteil ist mit 4 bis 7% über die Jahre relativ konstant. Mitarbeitende aus Pflege und Beratung riefen 2016 deutlich seltener an als 2002. Sie machten nur noch 9 statt zuvor 19 % der Anrufe aus. Möglicherweise deutet dies darauf hin, dass in Aus- und Fortbildungen das Thema Demenz heute häufiger und besser behandelt wird als vor 15 Jahren. Die häufigsten Fragen der Angehörigen, die sich melden, betreffen den Umgang mit den Erkrankten. Insbesondere wenn Verhaltensweisen auftreten, die das Zusammenleben schwierig gestalten, wie Aggressivität, starke Unruhe oder grundlose Vorwürfe, wie zum Beispiel jemand würde Geld stehlen. Am zweithäufigsten geht es um die Belastungen, die Angehörige selbst erleben, weil sie durch die Betreuung 24 Stunden am Tag eingebunden sind, keine Entlastung haben oder selbst ebenfalls gesundheitlich beeinträchtigt sind. Der dritte große Komplex, um den sich die Fragen drehen, ist die medizinische Versorgung. Dazu gehört die Suche nach einem kompetenten Facharzt ebenso wie die Frage nach Möglichkeiten der medikamentösen Behandlung. Oft wird auch die Frage nach der Abgrenzung zwischen "normaler" Vergesslichkeit und einer beginnenden Demenz gestellt. Insbesondere, wenn die behandelnden Ärztinnen und Ärzte die diesbezüglichen Sorgen der Angehörigen nicht ernst nehmen.

Die Beraterinnen und Berater vom Alzheimer-Telefon verfügen über langjährige Erfahrungen und erweitern ihr Wissen regelmäßig durch Fortbildungen und Supervision. Sie gehen auf alle Fragen individuell ein und versuchen, Möglichkeiten und Alternativen für den nächsten Schritt aufzuzeigen. Sie vermitteln den Kontakt zu regionalen Alzheimer-Gesellschaften und ermutigen zum Austausch mit anderen Angehörigen.

Finanziell wird das Alzheimer-Telefon vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend unterstützt. Dies ist auch in Zukunft wichtig, denn jedes Jahr sind etwa 300.000 Menschen und ihre Angehörigen neu von einer Demenz betroffen. Sie alle brauchen kompetente und unabhängige Beratung.

*

Was sollen denn die Nachbarn im Dorf denken?

Tipps vom Alzheimer-Telefon:

Frau Zimmer erzählt am Telefon: "Mein Vater hat Demenz. In letzter Zeit ist es vorgekommen, dass er Bekannte aus dem Dorf nicht erkannt und dann recht unwirsch reagiert hat. Auch habe ich Sorge, dass er eines Tages den Weg nach Hause nicht mehr findet. Für meine Mutter ist das sehr belastend. Sie möchte aber auch nicht, dass die Demenzerkrankung meines Vaters öffentlich wird. In dem Dorf kennt jeder jeden. Mein Vater hatte einen eigenen Handwerksbetrieb und war sehr angesehen. Ich weiß nicht wie ich mich am besten verhalten soll."

"Auch wenn es zunächst schwer fällt, kann ein offener Umgang mit der Krankheit Ihres Vaters das Leben vielleicht vereinfachen. Zum einen spart Ihre Mutter die Kraft und Energie, die nötig ist, um die Fassade aufrecht zu erhalten. Zum anderen können die Bekannten merkwürdiges Verhalten Ihres Vaters besser einordnen - dadurch kann das Entstehen von "Tratsch" sogar verhindert werden. Vielleicht kann Ihre Mutter zunächst diejenigen einweihen, zu denen sie einen guten Kontakt hat. Hilfreich ist es, Informationen zur Krankheit zu geben und zu erklären, wie man damit umgehen kann. Etwa so: 'Mein Mann hat eine Demenz, deshalb kann es sein, dass ihm dein Name nicht mehr einfällt. Wenn du ihn triffst, hilft es ihm zu sagen: 'Hallo, ich bin's der Rudi, wir kennen uns doch aus dem Schützenverein.' Auch die Orientierungsprobleme sollten klar thematisiert werden: 'Mein Mann hat eine Demenz, deshalb findet er manchmal nicht nach Hause. Es würde mir sehr helfen, wenn du ihn dann ein Stück begleitest oder bei uns anrufst, damit ich ihn abholen kann.'

Es zeigt sich immer wieder, dass Menschen sehr verständnisvoll reagieren und gerne bereit sind zu helfen. Und je konkreter um Hilfe gebeten wird, desto besser.

Laura Mey, DAlzG


So erreichen Sie das Alzheimer-Telefon:
Tel: 030-259 37 95 14
sowie unter der Servicenummer 018 03 - 17 10 17 (9 Cent/Min)
Mo - Do: 9 - 18 Uhr Fr: 9 - 15 Uhr

*

Quelle:
Alzheimer Info, Ausgabe 1/17, S. 12 - 13
Nachrichten der Deutschen Alzheimer Gesellschaft Selbsthilfe Demenz
Friedrichstraße 236, 10969 Berlin
Telefon: 030/259 37 95-0, Fax: 030/259 37 95-29
Alzheimer-Telefon: 030/259 37 95-14
E-Mail: info@deutsche-alzheimer.de
Internet: www.deutsche-alzheimer.de
 
Das Alzheimer Info erscheint vierteljährlich.
Jahresabonnement: 12,00 Euro, Einzelheft: 3,00 Euro


veröffentlicht im Schattenblick zum 31. Mai 2017

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang