Alzheimer Info, Ausgabe 2/18
Nachrichten der Deutschen Alzheimer Gesellschaft Selbsthilfe Demenz
Umgang mit Schluckstörungen bei Demenz
von Melanie Weinert
Der Mensch schluckt etwa 2.000 Mal am Tag, größtenteils unbewusst. In jeder Phase des Schluckens kann es zu Problemen kommen - dann spricht man von einer Schluckstörung (alt-griechisch: Dysphagie). Menschen mit Demenz haben sehr häufig Schluckstörungen.
Schluckstörungen nach Schlaganfall
Durchblutungsstörungen im Gehirn und Schlaganfälle können zu Schluckstörungen führen. Rund 60 Prozent aller Schlaganfallpatienten sind davon betroffen. Die Schluckstörung bildet sich meist nicht vollständig selbstständig zurück. Etwa ein Viertel aller Betroffenen verstirbt kurz nach einem Schlaganfall. Häufigste Ursache innerhalb des ersten Jahres ist die Aspirationspneumonie, also eine Lungenentzündung, die durch das Einatmen bzw. Einschlucken von Nahrung oder Getränken beim Schlucken verursacht wird.
Weil am Schluckvorgang verschiedene Bereiche des Gehirns beteiligt sind, kann die Schluckstörung ganz unterschiedlich ausfallen - je nachdem, welcher Teil des Gehirns geschädigt wird. Wenn zum Beispiel das Kleinhirn betroffen ist, kann es zu motorischen Störungen kommen. Dann können die feinen Bewegungsabläufe, die zum Schlucken notwendig sind, nicht mehr umgesetzt werden. Eine andere Folge können kognitive Probleme sein, die dazu führen, dass der Schluckvorgang nicht mehr begonnen oder umgesetzt wird.
Schluckstörungen aufgrund kognitiver Probleme
Nicht alle Teile des Schluckvorgangs müssen bewusst gesteuert werden. Das Schlucken beginnt aber mit der Intention, etwas zu essen oder zu trinken. Zunächst muss also in der sogenannten präoralen Phase das erkannt werden, was gegessen oder getrunken werden soll. Die Wahrnehmung passiert über das Sehen und Riechen, manchmal auch das Hören und letztlich das Erkennen dessen, was in den Mund genommen werden soll. Danach, in der oralen Vorbereitungs- und Transportphase, muss das Öffnen und Schließen des Mundes, das Kauen und der erste Teil des Herunterschluckens gesteuert werden. Im Verlauf einer Demenzerkrankung gehen die kognitiven Fähigkeiten verloren, die dazu notwendig sind. Menschen mit Demenz haben oft bereits in der ersten Schluckphase Probleme. Motorische Probleme stehen hier nicht im Vordergrund, deshalb spricht man hier eher von einer "intentionalen Ess- und Trinkstörung" - nicht von einer Dysphagie. Weil Menschen mit Demenz aber oft nicht nur eine Demenz, sondern auch andere altersbedingte Erkrankungen haben, ist eine Mischung aus kognitiven und motorischen Schwierigkeiten nicht selten.
Die Lungenentzündung ist eins der größten Risiken, die mit einer Schluckstörung verbunden sind. Für ältere Menschen verläuft eine solche Infektion nicht selten tödlich. Auch Mangelernährung und die Unterversorgung mit Flüssigkeit (Exsikkose) können eine gravierende Folge von Schluckstörungen sein.
Essen und Trinken hat aber auch eine wichtige soziale Funktion. Ein gemeinsames Essen verbindet uns und kann uns ein Gefühl von Zugehörigkeit geben. Deshalb ist es besonders wichtig, auch Menschen mit Schluckstörungen so gut wie möglich in dieses alltägliche Ritual einzubinden.
Schluckstörungen kann man unter anderem an Folgendem erkennen:
Eine Schluckstörung kann durch speziell ausgebildete Logopädinnen und Logopäden (Sprachtherapeuten) diagnostiziert werden, die durch den HNO-Arzt, Neurologen oder Hausarzt dazu einen Auftrag (mittels einer Heilmittelverordnung) bekommen. Die Diagnostik dient dazu, Ansätze für die Therapie sowie spezielle, individuelle Maßnahmen zu entwickeln, mit denen die Nahrungsaufnahme für den oder die Betroffene erleichtert und die Ernährung sichergestellt werden kann. Bei motorischen Problemen konzentriert sich die Behandlung darauf, die Schluckfunktion zu verbessern, etwa durch Training der Kau- und Schluckmuskulatur, die Veränderung der Körperhaltung und den Einsatz von Hilfsmitteln. Logopädinnen und Logopäden können auch Angehörige und Pflegekräfte im Umgang mit einer Schluckstörung beraten. Wünschenswert für eine gute Versorgung ist, dass Angehörige, Pflegepersonal, Therapeuten und Ärzte im Austausch stehen und hilfreiche Maßnahmen für die Betroffenen abstimmen.
Dr. rer. medic. Melanie Weinert, Kölner Dysphagiezentrum
Kontakt:
Tel: 0221 - 912 37 02
E-Mail: info@dysphagiezentrum.de www.dysphagiezentrum.de
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Quelle:
Alzheimer Info, Ausgabe 2/18, S. 10 - 11
Nachrichten der Deutschen Alzheimer Gesellschaft Selbsthilfe Demenz
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veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Oktober 2018
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