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DIABETES/1584: Fragen und Antworten - Diabetes Typ 2 und Adipositas (diabetesDE)


diabetesDE - 15. Juni 2012

Chat-Protokoll zum Thema
"Diabetes Typ 2 und Adipositas - Welche Rolle spielt die Ernährung?"

Auszüge aus dem diabetesDE-Experten-Chat vom 14. Juni 2012
mit dem Experten: Dr. med. Knut Mai



Protokoll der Sprechstunde
Joachim G. fragt:

Hallo Herr Dr. Mai,
in einer Studie von 2005 wurden Diäten verglichen: Weight Watchers, Low-Carb-Atkins-Diät, der ausgewogenen Zone-Diät und der fettarmen Ornish-Diät. Wenn ich das bei Spiegel-online richtig verstehe gab es keinen großen Unterschied.
www.Spiegel.de/gesundheit/diagnose/weight-watchers-wie-gut-funktioniert-abnehmenmit-punktesystem-a-819416.html
Welche Erfahrung haben Sie mit diesen verschiendenen Abnahmeprogrammen oder benutzen Sie bei Ihren Patienten andere Methoden?

Es grüßt Sie freundlich
Joachim G.


Dr. Mai:

Sehr geehrter Herr G.,
herzlichen Dank für Ihre Anfrage. Damit spielen Sie auf ein Problem an, das auch in anderen Gewichtsreduktionsstudien immer wieder aufgetreten ist. Eventuelle Unterschiede in der Wirksamkeit der verschiedenen Ernährungsformen bzgl. des Erreichens einer Gewichtsreduktion wurden oft durch Einschränkungen in der "Mitarbeit der Patienten" aufgehoben. Die Einhaltung der jeweiligen Kostform, und damit der Kalorienreduktion, sowie die Anzahl der Besuche beim Studienarzt waren scheinbar wichtiger. Daher ist es durchaus sinnvoll, eine Diätform zu wählen, die einem auch liegt. Nichtsdestotrotz gibt es Hinweise darauf, dass ein etwas höherer Proteinanteil und ein niedriger glykämischer Index (=hoher Anteil an langsam resorbierbaren Kohlehydrate, Ballaststoffen) gerade für den Erhalt einer einmal erreichten Gewichtsreduktion vorteilhaft sind. Hier ist eine individuelle Beratung oft sehr hilfreich und nötig. Prinzipiell würde ich meist zu einer Therapie in Gruppen raten, da der Gruppendynamische Effekt hinsichtlich des Erfolges nicht zu vernachlässigen ist.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. K. Mai

*

B. fragt:

Betreff: Übergewicht

Nachricht: Sehr geehrter Herr Dr. Mai
Meine Frage lautet:
Wie bekomme ich mit Diabetes Typ 2 und Hashimoto mein Übergewicht in den Griff? Ich nehme keine Tabletten außer L-Thyroxin 75 mg. Mein HbA1c liegt bei 5,6. Wie soll ich mich ernähren? Sport mache 1-2 x 1 Std. Nordic-Walking. Ich habe ca. 10 kg Übergewicht. Ich wäre sehr dankbar für eine Lösung. Vielen Dank.


Dr. Mai:

Sehr geehrter Herr B.,
wenn wichtige hormonelle Ursachen (unzureichende Substitution von L-Thyroxin bei Hashimoto-Hypothyreose und vermehrte Bildung von Cortisol) durch Ihren Arzt ausgeschlossen sind, dann handelt es sich in der Regel um ein durch Lebensstilveränderungen induziertes und damit veränderbares Übergewicht. Prinzipiell empfiehlt sich hier die Intensivierung der körperlichen Aktivität und eine Umstellung der Ernährung. Dabei ist die körperliche Aktivität besonders wichtig zum Erhöhen der Fitness und zur Reduktion des Muskelabbaus, der in der Regel bei jeder Gewichtsabnahme durch eine Diät immer mit auftritt. Wahrscheinlich erhöht dieser Abbau der Muskelmasse auch das Risiko, im Verlauf nach einer Initial erfolgreichen Diät dann leider wieder Gewicht zuzunehmen. Es wird eine körperliche Betätigung von mindestens 30 Minuten pro Tag bei mittlerer Belastung empfohlen. Eine ausführliche Diät-Beratung kann leider in diesem Rahmen nicht erfolgen. Es ist jedoch auf eine ausreichende Trinkmenge und Pausen zwischen den Mahlzeiten zu achten.
Es gibt verschiedene Formen der Nährstoffzusammensetzung, wobei momentan eine Kost mit ca. 55% Kohlehydraten, 15 % Protein und max. 30% Fett (mit nur geringem Anteil an gesättigten Fetten) empfohlen wird. In den Studien zeigt sich jedoch, dass eventuelle Unterschiede in der Wirksamkeit der verschiedenen Diäten bzgl. des Erreichens einer Gewichtsreduktion meist durch Einschränkungen in der "Mitarbeit der Patienten" aufgehoben werden. Daher scheint es durchaus sinnvoll zu sein, eine Diätform zu wählen, die einem auch liegt. Hier ist eine individuelle Beratung oft sehr hilfreich und nötig. Prinzipiell würde ich meist zu einer Therapie in Gruppen raten, da der Gruppendynamische Effekt hinsichtlich des Erfolges nicht zu vernachlässigen ist.

Herzlichen Dank nochmals für Ihre Anfrage.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. K. Mai

*

D. H. fragt:

Betreff: Vegetarische Ernährung

Eine Bekannte von mir ist überzeugte Vegetarierin und will mich stets davon überzeugen, dass ich das auch werden soll. Ich habe Diabetes II und sie meint, dass ich das dann auch in den Griff bekommen könnte. Können Sie mir das auch empfehlen? Ist Fleisch schlecht für Diabetiker bzw. kann ich durch vegetarische Ernährung meinen Diabetes wegbekommen?

Viele Grüße
D. H.


Dr. Mai:

Sehr geehrter Herr Hamann,
prinzipiell kann eine Gewichtsreduktion zu einer deutlichen Verbesserung der Blutzuckerwerte führen. Dabei helfen die Zufuhr von Gemüse und die Reduktion der Gesamtkalorien. Insofern kann eine vermehrte Gemüsezufuhr vorteilhaft sein. Besonders der Anteil an Fasern ist hier vorteilhaft. Studien, die den Effekt einer kalorienreduzierten vegetarischen Ernährung bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 untersucht haben, legen eine bessere Gewichtsreduktion und Blutzuckereinstellung nahe. Zudem kommt es zu einer stärkeren Verbesserung der Blutfettwerte. Daher erscheint es durchaus sinnvoll, seine Ernährung diesbezüglich teilweise umzustellen, wenn Ihnen auch diese Kostform liegt.

Herzlichen Dank nochmals für Ihre Anfrage.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. K. Mai



zum kompletten Chat-Protokoll:
http://tinyurl.com/d35f46x

Der Diabetes-Chat steht allen Internet-Nutzern kostenfrei auf
www.diabetesde.org zur Verfügung.
Protokolle der letzten Sprechstunden können Sie abrufen unter:
www.diabetesde.org/experten_chat

Eine weitere wichtige Anlaufstelle ist das Diabetes Gesundheitstelefon.
Unter der Nummer 0180 250 5205 (6 Cent/Anruf aus dem Festnetz, Mobilfunk max. 42 Cent/Minute) stehen täglich 24 Stunden Experten bereit.


diabetesDE ist eine gemeinnützige Organisation, die alle Menschen mit Diabetes und alle Berufsgruppen wie Ärzte, Diabetesberater und Forscher vereint, um sich für eine bessere Prävention, Versorgung und Forschung im Kampf gegen Diabetes einzusetzen. An oberster Stelle steht die Interessenvertretung für die Menschen, die von dieser Volkskrankheit betroffen sind, die sich in großem Tempo in vielen Ländern der Erde, so auch in Deutschland ausbreitet. Gegründet wurde diabetesDE von der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG) und dem Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland (VDBD).

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Quelle:
diabetesDE, Pressestelle
diabetesDE-Experten-Chat vom 15. Juni 2012
Bundesgeschäftsstelle
Reinhardtstraße 14, 10117 Berlin
Telefonnummer: +49 (0)30 201 677-0, Fax: +49 (0)30 201 677-20
E-Mail: presse@diabetesde.org
Internet: www.diabetesde.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Juni 2012