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HERZ/656: Studie - Implantierbares Frühwarnsystem erkennt die Vorboten eines Herzinfarkts (idw)


Universitäts-Herzzentrum Freiburg / Bad Krozingen - 08.07.2013

Der Wächter in der Brust schläft nie

- Ausgezeichnet: Prof. Manfred Zehender vom Universitäts-Herzzentrum Freiburg
- Bad Krozingen für implantierbares Herzinfarkt-Frühwarnsystem mit dem Hodeige-Preis 2013 geehrt



Täglich sterben rund 160 Menschen in Deutschland an einem Herzinfarkt. Zumindest ein Teil von ihnen könnte durch ein neues Frühstwarnsystem gerettet werden. Das Gerät wird besonders gefährdeten Patienten direkt in den Brustkorb implantiert. Die Idee stammt von Prof. Manfred Zehender, stellvertretender Ärztlicher Direktor an der Klinik Kardiologie und Angiologie des Universitäts-Herzzentrums Freiburg / Bad Krozingen. Gemeinsam mit Partnern in den USA wurde die neue Wächtertechnik bis zur klinischen Reife entwickelt und stellt derzeit in einer groß angelegten Studie mit über 1.000 Patienten ihren Nutzen unter Beweis. Als einziger Standort in Europa ist das Universitäts-Herzzentrum Freiburg / Bad Krozingen involviert. Für seine bahnbrechenden Forschungs- und Entwicklungsarbeiten auf diesem Gebiet erhält Prof. Zehender den mit 5.000 Euro dotierten Hodeige-Preis 2013 von der Eleonore und Fritz Hodeige-Stiftung.

Freiburg, 8. Juli 2013. Plötzliche starke Schmerzen in der Brust, Atemnot, Schwindel, Schweißausbrüche, Angst - das sind die typischen Symptome eines Herzinfarktes. Dann heißt es, so schnell wie möglich mit dem Notfallrettungswagen in die Klinik. Setzt die Behandlung im Herzkathederlabor innerhalb der ersten zwei Stunden ein, dann stehen die Chancen bei 90 Prozent, den betroffenen Herzmuskel zu erhalten. Umso wichtiger ist das für Patienten, die bereits ein vorgeschädigtes Herz haben, etwa durch einen früheren Infarkt oder Patienten bei denen der Herzinfarkt stumm abläuft oder nicht mit den typischen Symptomen verbunden ist. "Bei etwa einem Drittel aller Patienten verläuft der akute Herzinfarkt stumm, ebenso wie Frauen sehr häufig nur atypische Symptome wie Unwohlsein, Übelkeit und vegetative Symptome das Infarktereignis anzeigen und gerade Frauen deshalb oft viel zu spät ins Krankenhaus kommen", schildert Prof. Manfred Zehender. "Für solche Menschen haben wir unser Wächtersystem entwickelt."

Es funktioniert wie eine Art Mini-EKG: Sensoren an verschiedenen Positionen rund um das Herz im Brustkorb verteilt, erzeugen im Brustkorb ein Mehrkanal-EKG, welches fortlaufend die Signale des Herzschlags analysiert. So kann das Gerät bereits die direkten Vorboten eines Herzinfarktes erkennen und den entsprechenden Alarm auslösen. Auf seinem Handempfänger erhält der Patient zudem konkrete Informationen und Anweisungen. Prof. Zehender hat die Technik maßgeblich mit entwickelt. Bereits Mitte der 1990er Jahre brachte der Freiburger Herzspezialist die ersten Ideen zu Papier. In aufwendiger Grundlagenforschung, mit technischen Machbarkeitsstudien, Tests im Tiermodell und schließlich in der klinischen Erprobung führte das Team um Prof. Zehender das System bis zur Anwendungsreife. Gemeinsam mit Partnern an mehreren US-amerikanischen Kliniken wurde auf dieser Basis ein beim Menschen implantierbares Gerät entwickelt, das von einer Medizintechnik-Firma unter dem Namen "Guardian" serienmäßig gefertigt wird. Im November 2012 konnten die Freiburger Mediziner erstmals in Europa das System einem Patienten implantieren.

Weltweit sind im Rahmen einer groß angelegten Studie mittlerweile über 1.000 Hochrisiko-Patienten mit der innovativen Technik ausgestattet. Sie werden an 80 Zentren in den USA betreut. In Deutschland sind es zehn Patienten, die bislang einzig am Universitäts-Herzzentrum Freiburg / Bad Krozingen versorgt werden. "Die Studie läuft zwar noch, aber bereits jetzt kristallisiert sich ein deutlicher medizinischer Nutzen heraus", schildert Prof. Zehender. Bereits über 50 Mal hat die Wächter-Technik zuverlässig einen Infarkt erkannt und zur raschen medizinischen Versorgung beigetragen; die betroffenen Patienten erlitten keine Folgeschäden. "Unseren Patienten nimmt das Gerät ein ganzes Stück weit die Sorge und Angst vor dem nächsten Infarkt", sagt Prof. Zehender: "Allein dadurch hat sich ihre Lebensqualität insgesamt deutlich verbessert."


Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.universitaets-herzzentrum.de


Universitäts-Herzzentrum Freiburg / Bad Krozingen
Mit etwa 22.000 stationären Patienten pro Jahr, 377 Betten und 1.500 Mitarbeitern ist das Universitäts-Herzzentrum Freiburg / Bad Krozingen eines der bundesweit größten Herz-Kreislaufzentren. Es nimmt in der Krankenversorgung, Forschung und Lehre eine exponierte Stellung in Deutschland und Europa ein. Das Universitäts-Herzzentrum verfügt über die Wissensträger und die Ausstattung, um neue Behandlungsmethoden zu erforschen und dem Patienten schnell und verantwortungsvoll zugute kommen zu lassen. Gestärkt wird die Forschungskompetenz durch die geplante Etablierung eines national und international sichtbaren biomedizinischen Forschungszentrums auf dem Gebiet der kardiovaskulären Medizin.

Kontakt:
Sigrid Bendrich
sigrid.bendrich@universitaets-herzzentrum.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution1760

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Universitäts-Herzzentrum Freiburg - Bad Krozingen, Sigrid Bendrich, 08.07.2013
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Juli 2013