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INFEKTION/1455: Neues, vermutlich von Zecken übertragbares Bakterium, in österreichischem Fuchs entdeckt (idw)


Veterinärmedizinische Universität Wien - 27.11.2015

Neues, vermutlich von Zecken übertragbares Bakterium, in österreichischem Fuchs entdeckt


Zecken übertragen verschiedene Krankheiten auf den Menschen, aber auch auf Tiere. Einige bekannte Krankheiten sind beispielsweise FSME und Borreliose. ForscherInnen der Vetmeduni Vienna sind den Krankheitserregern, die von Zecken übertragen werden, auf der Spur. In einem Rotfuchs aus Vorarlberg entdeckten die ParasitologInnen nun eine neue Form des Bakteriums Candidatus Neoehrlichia. Der Erreger ist möglicherweise auch auf den Menschen übertragbar. Die Ergebnisse wurden im Fachblatt Parasites & Vectors veröffentlicht.

Adnan Hodzic vom Institut für Parasitologie an der Vetmeduni Vienna ist auf der Suche nach Krankheitserregern, die von Zecken übertragen werden. Insbesondere interessiert er sich für wild lebende Fleischfresser (Füchse und Wölfe), die nach einem Zeckenbiss Reservoire von Krankheitserregern werden können.

Ein besonderer Erreger, der erstmals 1999 in einer Schildzecke nachgewiesen wurde, ist Candidatus Neoehrlichia mikurensis. Eine Erkrankung beim Menschen verursachte der Erreger erstmals im Jahr 2010 in Schweden. Bisher ist das Bakterium mehrfach bei Menschen aber auch in zahlreichen Tierarten wie Hunden, Igeln, Spitzmäusen, Bären, Dachsen, Gämsen und Mufflons nachgewiesen worden. Bei Menschen macht sich eine Infektion mit diesem Erreger mit Fieber, Muskel- und Gelenksschmerzen, aber auch mit einem erhöhten Risiko für Thrombosen und Embolien bemerkbar. Gefährdet sind vor allem ältere und immunschwache Personen.

Ein zweiter bekannter Erreger ist Candidatus Neoehrlichia lotoris. Bisher wurde dieser jedoch ausschließlich in US-amerikanischen Waschbären nachgewiesen.

Neuer Erreger in Österreich aufgetaucht

Nun fanden Hodzic und seine KollegInnen in einem Rotfuchs aus Vorarlberg eine neue Form des Erregers. Genetisch ist das Bakterium zwischen den beiden bekannten Neoehrlichia-Formen angesiedelt. "Es benötigt weitere Untersuchungen, um das Bakterium genaue systematisch einordnen zu können. Es steht jedoch fest, dass es sich um einen potentiell zoonotischen Erreger handeln könnte, der also vom Tier auf den Menschen übertragbar wäre. Wie sich eine Infektion auf den Menschen oder auf Haustiere auswirken könnte, wissen wir noch nicht", erklärt der Studienleiter Hans-Peter Führer.

Im Jahr 2014 sammelten die ForscherInnen 164 Milzproben von erlegten Füchsen in Tirol und Vorarlberg. Genetische Analysen offenbarten eine Füchsin aus Feldkirch als Trägerin des neuartigen Erregers.

Infektion mit Candidatus Neoehrlichia mikurensis bleibt häufig unentdeckt Das Bakterium verursacht bei Menschen und auch bei Haustieren wie etwa dem Hund grippeähnliche Symptome. "Die Erkrankung ist bei Ärztinnen und Ärzten jedoch noch wenig bekannt und bleibt deshalb oft unentdeckt", so Hodzic. "Wir möchten Bewusstsein für diesen Erreger schaffen. Medizinerinnen und Mediziner sollten bei entsprechenden Symptomen wissen, was zu tun ist. Mit dem Antibiotikum Doxycyclin kann eine Infektion behandelt werden."

In Zukunft will der Parasitologe Hodzic weitere Untersuchungen an Wildtieren vornehmen. Auch die Verbreitung der Zecken in Europa bedarf noch intensiver Forschung. "Ein Monitoring der von Zecken übertragbaren Krankheiten gewinnt stetig an Bedeutung", betont Hodzic.


Service:

Der Artikel "Candidatus Neoehrlichia sp. in an Austrian fox is distinct from Candidatus Neoehrlichiamikurensis, but closer related to Candidatus Neoehrlichia lotoris" von Adnan Hodzic, Rita Cézanne, Georg Gerhard Duscher, Josef Harl, Walter Glawischnig and Hans-Peter Fuehrer wurde im Journal Parasites & Vectors veröffentlicht. DOI 10.1186/s13071-015-1163-0
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4608319/

• Über die Veterinärmedizinische Universität Wien
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Wissenschaftlicher Kontakt:
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Institut für Parasitologie
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Aussenderin:
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Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation
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susanna.berger@vetmeduni.ac.at

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.vetmeduni.ac.at/de/infoservice/presseinformationen/presseinfo2015/bakterium- neu/

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution1560

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Veterinärmedizinische Universität Wien, Dr. Susanna Berger, 27.11.2015
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Dezember 2015

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