Deutsches Krebsforschungszentrum in der Helmholtz-Gemeinschaft - 14. Mai 2018
Hautkrebsgefahr im Nagelstudio?
Wissenschaftler bewerten das Risiko unterschiedlich.
Ob klassisch, neon-bunt oder kunstvoll verziert - professionell lackierte und modellierte Nägel gelten als modischer Hingucker. Die Schattenseite: Die ultraviolette Strahlung der Lampen, mit denen die Pracht üblicherweise gehärtet oder getrocknet wird, steht in dem Verdacht, das Risiko für weißen Hautkrebs zu erhöhen. Die Wissenschaftler schätzen die individuelle Gefahr sehr unterschiedlich ein, empfehlen aber unabhängig von ihren Untersuchungsergebnissen Schutzmaßnahmen zur Vorbeugung. Dieser Empfehlung schließt sich auch der Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums an.
In einer aktuellen Befragung* von 415 australischen Frauen glaubten 72 Prozent an ein erhöhtes Krebsrisiko aufgrund von UV-A-Lampen im Nagelstudio. 82 Prozent der Befragten waren bereit, umgehend auf die Nagelmodellage zu verzichten, sollte sich dieser Verdacht bewahrheiten.
Grundsätzlich wird UV-A-Licht als krebserregend eingestuft, allerdings
in Abhängigkeit von Dauer und Stärke der Bestrahlung. Je kürzer die
Einwirkzeit, desto geringer die Hautschädigung. Trotzdem empfiehlt Dr.
Susanne Weg-Remers, Leiterin des Krebsinformationsdienstes: "Wer nicht
auf modellierte Nägel verzichten will, der sollte beim Besuch im
Nagelstudio UV-Schutzmaßnahmen ergreifen, um sein Risiko so gering wie
möglich zu halten. Verwenden Sie Sun-Blocker oder Sonnenschutzmittel
mit hohem Lichtschutzfaktor. Auch fingerlose Handschuhe stellen einen
Schutz dar." Der Krebsinformationsdienst beantwortet alle Fragen zum
Thema Krebs und zu Krebsrisiken kostenlos. Telefonisch sind die
Ärztinnen und Ärzte täglich von 08:00 Uhr bis 20:00 Uhr unter
0800-420 30 40 und unter krebsinformationsdienst@dkfz.de auch
per E-Mail erreichbar. Auch ein Blick auf die Webseiten
www.krebsinformationsdienst.de lohnt sich.
Unter Wissenschaftlern wird der mögliche Zusammenhang zwischen den UV-A-Lampen und der Entstehung von Hautkrebs kontrovers diskutiert. Für ein geringes Krebsrisiko sprechen folgenden Ergebnisse: Nach einem mathematischen Modell müssten zehn- oder gar hunderttausend Individuen regelmäßig eine der üblichen UV-Lampen verwenden, bis sich bei einer Person ein Hautkrebskarzinom auf dem Handrücken entwickeln würde. Eine wissenschaftliche Untersuchung kommt zu dem Schluss, dass 13.700 Sitzungen mit starken bis mittelstarken UV-Lampen gleichzusetzen sind mit der Belastung, die bei einer einzigen Phototherapie-Anwendung zur Behandlung von Hauterkrankungen wie Schuppenflechte entsteht.
Andere Stimmen warnen, das Risiko nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Denn, so das Fazit einer Studie, nur zehn Minuten Bestrahlung mit der UV-Lampe entsprechen annähernd der empfohlenen maximalen Strahlendosis eines ganzen Tages. Eine andere Untersuchung kommt zu dem Schluss, dass es, je nach verwendeter Lampe, bereits nach acht Nagelstudiobesuchen zu DNA-Schädigungen kommen kann. Problematisch kann auch eine ungleiche Verteilung der Strahlung mit sehr unterschiedlichen UV-A-Dosen an verschiedenen Hautstellen sein. Einig ist man sich aber bei der Empfehlung für die Praxis: So lange keine abschließenden Ergebnisse vorliegen, sollten auf jeden Fall die empfohlenen Schutzmaßnahmen getroffen werden.
*Bollard SM et al. (2018). Skin cancer risk and the use of UV
nail lamps. Australas J Dermatol. 2018 Mar 28. doi:
10.1111/ajd.12806. [Epub ahead of print]
Der Krebsinformationsdienst (KID) des Deutschen
Krebsforschungszentrums beantwortet alle Fragen rund um das Thema
Krebs - am Telefon (0800-420 30 40), per E-Mail
(krebsinformationsdienst@dkfz.de) sowie in persönlichen Sprechstunden
in Heidelberg und Dresden. Das geschulte Ärzteteam geht mit fundierten
fachlichen Informationen auf individuelle Fragen ein. Die
Internetseite www.krebsinformationsdienst.de liefert aktuelles Wissen,
nützliche Tipps und Adressen. Mit eigener Telefonnummer
(0800-430 40 50) und E-Mail-Adresse (kid.med@dkfz.de) ist der KID auch
Anlaufstelle für medizinische Fachkreise. Der Krebsinformationsdienst
ist ein kostenfreies Angebot des Deutschen Krebsforschungszentrums. Er
kann daher unabhängig informieren, frei von Interessenkonflikten und
ohne Werbung.
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als
3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische
Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1000 Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen
Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern,
dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit
denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher
behandelt werden können. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des
Krebsinformationsdienstes (KID) klären Betroffene, interessierte
Bürger und Fachkreise über die Volkskrankheit Krebs auf. Gemeinsam mit
dem Universitätsklinikum Heidelberg hat das DKFZ das Nationale Centrum
für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg eingerichtet, in dem
vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik
übertragen werden. Im Deutschen Konsortium für Translationale
Krebsforschung (DKTK), einem der sechs Deutschen Zentren für
Gesundheitsforschung, unterhält das DKFZ Translationszentren an sieben
universitären Partnerstandorten. Die Verbindung von exzellenter
Hochschulmedizin mit der hochkarätigen Forschung eines
Helmholtz-Zentrums ist ein wichtiger Beitrag, um die Chancen von
Krebspatienten
zu verbessern. Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für
Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg
finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher
Forschungszentren.
*
Quelle:
Deutsches Krebsforschungszentrum in der Helmholtz-Gemeinschaft
Pressemitteilung vom 14.05.2018
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veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Mai 2018
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