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MELDUNG/126: Versorgung von Osteoporose-Patienten muss besser werden (idw)


Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden - 25.11.2013

Plädoyer im Gipsverband - Versorgung von Osteoporose-Patienten muss besser werden



Ärzte, Medizinstudierende, Osteoporose-Patienten, Angehörige sowie Prominente lassen sich am heutigen Montag (25. November) im Foyer des Diagnostisch-Internistisch-Neurologischen Zentrums am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden einen Gipsverband anlegen. Unter anderem die sächsische Staatsministerin für Soziales und Verbraucherschutz, Christine Clauß, sowie die Leichtathletik-Olympiasiegerin Heide Ecker-Rosendahl beteiligten sich an der Aktion und lassen sich einen Arm eingipsen. Am Ende der Aktion türmen sich 109 Gipsverbände im Foyer des Klinikums- Neubaus - diese Zahl entspricht den Knochenbrüchen, die jeden Tag in Deutschland aufgrund von Osteoporose passieren.

Viele dieser Brüche wären vermeidbar, gäbe es ein stärkeres Bewusstsein für den Knochenschwund und eine bessere medizinische Versorgung der Patienten. Prof. Lorenz Hofbauer, Osteoporose-Experte der Medizinischen Klinik III des Dresdner Uniklinikums hat die von der bundesweiten Initiative "Gemeinsam für starke Knochen" organisierte Aktion "Deutschland gipst" nach Dresden geholt. In dem vom ihm geleiteten Osteoporosezentrum Dresden werden jährlich gut 1.500 Patienten untersucht und behandelt.

"Wir schätzen, dass mehr als 80 Prozent der vom Knochenschwund betroffenen Menschen nichts von ihrer Erkrankung wissen", sagt Prof. Lorenz Hofbauer. Denn ohne spezielle Untersuchungen lässt sich eine Osteoporose nicht erkennen. Ein wichtiges Indiz sind Knochenbrüche bei Bagatellunfällen - doch dann ist die Krankheit oftmals bereits stark fortgeschritten. Typische Beispiele sind für Prof. Hofbauer 50-Jährige, die sich bei einem leichten Sturz das Handgelenk oder den Fuß brechen. Experten schätzen, dass europaweit pro Jahr rund 730.000 Menschen aufgrund von Osteoporose einen Knochenbruch erleiden. Mit der Aktion "Dresden gipst" erklären sich die Beteiligten solidarisch mit den Betroffenen und möchten die Öffentlichkeit darauf aufmerksam machen, dass Osteoporose oft erst spät erkannt und eine den Leitlinien entsprechende Therapie nicht begonnen wird. Damit wird vielen Patienten die Chance auf ein beschwerdefreies Leben vorenthalten: "Anders als früher können wir heute auf eine Vielzahl von Methoden zugreifen - sowohl in der Vorsorge, als auch in der Therapie", so der Dresdner Osteoporose-Experte. Nach seinem Wechsel nach Dresden hat sich der Arzt und Wissenschaftler für eine bessere Versorgung Osteoporosekranker vor Ort engagiert und das an der Medizinischen Klinik angesiedelte Osteoporosezentrum aufgebaut. Parallel entstand das von ihm ebenfalls geleitete Bone Lab, in dem rund 20 Wissenschaftler unterschiedliche Forschungsprojekte zu Fragen der Knochengesundheit, darunter auch die Mechanismen von Osteoporose arbeiten.

Staatsministerin Clauß: Nur ein Knochen, der gefordert ist, bleibt auch stark.

"Aber wir alle können dem Krankheitsbild individuell vorbeugen, indem wir knochenfreundlich leben! Bereits im jungen Erwachsenenalter setzt ein natürlicher Verlust an Knochenmasse ein. Er beträgt etwa ein Prozent im Jahr. Daher lautet die Devise für starke Knochen in jedem Alter: "Kalziumreich essen und viel bewegen!" Wer rastet, der rostet - oder anders gesagt: Nur ein Knochen, der gefordert ist, bleibt auch stark. Regelmäßige, am besten mehrmals wöchentliche ausdauernde Bewegung, sind gute Vorbeugung gegen Knocheninstabilität. Sachsens Sportvereine und Volkshochschulen bieten neben den vielen Fitnessstudios spezielle Programme an, um im Alter stabil und agil zu bleiben", sagte Gesundheitsministerin Christine Clauß.

Osteoporose-Anzeichen: Wenn die Jacke zum Mantel wird Eine zwanzigminütige, schmerzlose Untersuchung reicht oft aus, um den Verdacht auf Osteoporose zu bestätigen oder die Erkrankung auszuschließen. In der Regel bieten niedergelassene Internisten, Orthopäden oder Rheumatologen diese Tests an und können auch eine entsprechende Therapie einleiten. Im Osteoporosezentrum des Uniklinikums werden vor allem Patienten betreut, die besonders früh oder sehr schwer vom Knochenschwund betroffen sind. In diesen Fällen spielen erbliche Faktoren eine Rolle oder weitere schwere Erkrankungen etwa die des Stoffwechsels. "Oft ist es bei der Diagnostik und Therapie von stark betroffenen Patienten wichtig, Ärzte anderer Fachgebiete in die Behandlung mit einzubeziehen. Dabei ist es für die interdisziplinäre Zusammenarbeit sehr vorteilhaft, im neuen Diagnostisch-Internistisch-Neurologischen Zentrum zu arbeiten", lobt Prof. Hofbauer die kurzen Wege zu seinen Kollegen der anderen Fächer.

Für die Osteoporose-Experten ist es sehr unbefriedigend, wenn die Erkrankung erst durch einen Knochenbruch ans Tageslicht kommt. Es gibt einige wenige Indizien, die im Vorfeld auf den Schwund der Knochensubstanz hinweisen. Etwa wenn ein Buckel entsteht oder die Wirbelsäule sich im Bereich zwischen Rippen und Becken um mehr als vier Zentimeter verkürzt. "Das lässt sich daran erkennen, dass die Jacke zum Mantel wird", erklärt Prof. Hofbauer. Folge zusammenfallender Wirbel können Rückenschmerzen sein. Oft jedoch handelt es sich um ?stille Brüche?, die über längere Zeit keine Beschwerden machen.

Mit einer gesunden Lebensweise lässt sich das Entstehen und die weitere Entwicklung der Osteoporose positiv beeinflussen: Regelmäßige körperliche Aktivitäten, eine kalzium- und vitaminreiche Ernährung sind eine gute Voraussetzung, um den Knochenabbau zu verlangsamen. Hinzu kommen moderne Medikamente, die den Knochenstoffwechsel positiv beeinflussen. Auch wenn Frauen ab den Wechseljahren besonders häufig von Osteoporose betroffen sind, gibt es auch bei Männern mit einer beginnenden Osteoporose ein besonderes Risikopotenzial: "Alkohol und Zigaretten sind das ?Duo infernale?", sagt Prof. Hofbauer. Es reicht deshalb nicht aus, die Patienten mit Medikamenten zu versorgen - sie müssen davon überzeugt werden, ihren Lebensstil zu ändern, um den fortschreitenden Knochenschwund zu bremsen.

Aktion "Deutschland gipst"

Eine ignorierte Osteoporose kann zu großem Leid bei den Betroffenen - meist Frauen im fortgeschrittenen Alter - führen. Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und Folgeerkrankungen bis hin zu Pflegebedürftigkeit prägen häufig ihren Alltag. Um hier gegenzusteuern, wurde die Aktion "Deutschland gipst" ins Leben gerufen, die Bestandteil der bundesweiten Initiative "Gemeinsam für starke Knochen" ist. Initiatoren sind die Unternehmen AMGEN und GlaxoSmithKline. Mehr Bewusstsein für Osteoporose zu schaffen sowie einen partnerschaftlichen Dialog zwischen Patienten und Ärzten über Möglichkeiten der Vorbeugung und Behandlung anzustoßen, sind Ziele der Initiative. Schirmherrin ist die ehemalige Leichtathletin, Olympiasiegerin und Diplom-Sportlehrerin, Heide Ecker-Rosendahl, die sich auch in Dresden an der Aktion beteiligt.

Die konkreten Forderungen der Initiative lauten:

  • Eine lückenlose Osteoporose-Abklärung aller Frauen ab 70 Jahren
  • Konsequente Anwendung eines Risikotests bei Frauen ab 50 Jahren
  • Effiziente medikamentöse Therapie bei entsprechender Diagnose

Osteoporose ist eine der am stärksten unterschätzten Erkrankungen 730.000 Knochenbrüche gehen jährlich in Europa auf den Knochenschwund zurück. Unter anderem aufgrund des sinkenden Östrogenspiegels nach den Wechseljahren sind Frauen sehr viel häufiger betroffen als Männer. Die Erkrankung ist tückisch, da sie lange Zeit keine Beschwerden verursacht und erst dann entdeckt wird, wenn es plötzlich zu Knochenbrüchen kommt. Diese Brüche sind schmerzhaft und können gerade bei älteren Menschen zu einer Reihe von Folgeerkrankungen bis hin zu Pflegebedürftigkeit führen. Doch selbst mit Knochenbrüchen werden Patientinnen häufig nicht auf eine Osteoporose hin untersucht und behandelt. Ein weiterer Grund ist die mangelnde Therapietreue, da viele Patientinnen wegen komplizierter Einnahmeregeln oder Unverträglichkeiten ihre Therapie vorzeitig beenden. Dabei hat sich hier viel getan: Ärzte können heute auf eine Vielzahl wirksamer und verträglicher Medikamente zurückgreifen, die zudem in der Anwendung bequemer geworden sind.

Weitere Informationen
www.uniklinikum-dresden.de/mk3
http://www.osteoporosezentrum-dresden.de
http://www.bone-lab.de
www.osteoporose.de

Kontakt
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Medizinische Klinik III
Osteoporosezentrum Dresden
Leiter: Prof. Dr. med. Lorenz C. Hofbauer
E-Mail: lorenz.hofbauer@uniklinikum-dresden.de


Spitzenmedizin für Dresden: Uniklinikum erobert Top-Position in deutschen Krankenhaus-Rankings Deutschlands größter, im Mai 2013 erschienener Krankenhausvergleich des Nachrichtenmagazins "Focus" bescheinigt dem Universitätsklinikum Carl Gustav Dresden (UKD) eine hervorragende Behandlungsqualität. Die Dresdner Hochschulmedizin erreichte Platz vier im deutschlandweiten Ranking. Dies ist ein weiterer Beleg für die überdurchschnittliche Qualität der 21 Kliniken des UKD. Gesundheitsexperten sowie insgesamt 22.000 Ärzte hatten Kliniken aus ganz Deutschland beurteilt. Sie honorierten dabei die großen Anstrengungen des Dresdner Uniklinikums in den Bereichen Behandlungsqualität und Patientensicherheit. Beim Focus-Vergleich erreichte das Dresdner Uniklinikum vor allem Top-Noten für die Therapie von Parkinson und Prostatakrebs. Damit belegen die Kliniken für Neurologie beziehungsweise Urologie jeweils Platz zwei. Unter den Top zehn ist nochmals die Neurologie mit der Behandlung von Multipler Sklerose vertreten. Top-Plätze im Ranking erreichten zudem die Klinik für Viszeral- Thorax- und Gefäßchirurgie mit der Versorgung von Darmkrebspatienten sowie die Klinik für Psychiatrie mit der Therapie von Depressionen und Alzheimer. Weitere Kliniken des Dresdner Universitätsklinikums, die als "Top-Fachkliniken" ausgezeichnet wurden sind: Klinik für Orthopädie (Bewegungsapparat); Klinik für Psychotherapie und Psychosomatik (Angst- und Zwangserkrankungen), Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe (Brustkrebs und Risikogeburten) sowie die Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie.


Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution1564

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, Holger Ostermeyer, 25.11.2013
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 28. November 2013