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SCHLAGANFALL/214: Neue Erkenntnisse für die Rehabilitation motorischer Schlaganfalldefizite (FZ Jülich)


Forschungszentrum Jülich - Dienstag, 21. Juni 2011

Neue Erkenntnisse für die Rehabilitation motorischer Schlaganfalldefizite


Jülich, 21. Juni - Nach einem Schlaganfall in der linken Gehirnhälfte leiden viele Patienten an einer motorisch-kognitiven Störung, bei der sie Schwierigkeiten haben, früher gelernte komplexe Bewegungen auszuführen. Forscher aus Jülich und Köln zeigten nun, dass das motorische Lernen bei Schlaganfallpatienten mit dieser sogenannten Apraxie erhalten bleibt, die Patienten das Gelernte aber nicht mehr abrufen können.

Der Schlaganfall stellt eine der häufigsten Ursachen für bleibende Behinderungen und vorzeitige Invalidität in der westlichen Welt dar. Allein in Deutschland erleiden jährlich etwa 200.000 Menschen einen Schlaganfall. Viele Patienten mit einem linksseitigen Schlaganfall leiden an einer Apraxie, wodurch komplexe gelernte Bewegungen beeinträchtigt sind, auch der gesunden Körperhälfte.

Obwohl die Apraxie als Störung erlernter Bewegungen aufgefasst wird, gibt es bisher nur wenige Studien, die gezielt das motorische Lernen bei Apraxie untersuchen. Da eine Apraxie nach einem Schlaganfall aber zu deutlichen Beeinträchtigungen im Alltag und zu schlechteren Rehabilitationsergebnissen führt, ist es für die Rehabilitation von besonderer Bedeutung, zu untersuchen, wie Patienten mit Apraxie lernen können, nach dem Schlaganfall Bewegungsfolgen wieder richtig auszuführen.

Wissenschaftler des Forschungszentrums Jülich und der Kölner Universitätsklinik für Neurologie haben nun erstmals nachgewiesen, dass diese Patienten neue Bewegungsfolgen durchaus lernen, die gelernten Bewegungen aber viel schlechter abrufen können als Gesunde oder Patienten ohne Apraxie. Dieser Nachweis gelang den Forschern um Prof. Dr. Gereon Fink und Prof. Dr. Peter Weiss-Blankenhorn mit Hilfe einer speziell für Schlaganfallpatienten angepassten motorischen Lernaufgabe, bei der die Patienten unbewusst neue Bewegungsfolgen erlernen sollen. Für das Abrufdefizit sind Schlaganfallläsionen im sogenannten prämotorischen Kortex verantwortlich.

Diese Ergebnisse, die kürzlich in der Fachzeitschrift "Journal of Neuroscience" publiziert wurden, eröffnen neue Perspektiven für die Neuro-Rehabilitation motorischer Defizite nach Schlaganfall. Bei Patienten mit einer Apraxie sollte nicht nur das Wieder-Erlernen komplexer Bewegungsmuster gefördert, sondern gezielt auch das Abrufen trainiert werden.


Weitere Informationen:

Kognitive Neurologie, Forschungszentrum Jülich
http://www.fz-juelich.de/inm/inm-3/DE/Home/home_node.html

Neurologische Klinik, Universitätsklinikum Köln
http://neurologie-psychiatrie.uk-koeln.de/neurologie

Artikel zum Download (pdf):
The Journal of Neuroscience, 1 June 2011, 31(22):8102-8108;Dovern et al. (2011)


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Quelle:
Pressemitteilung vom 21. Juni 2011
Forschungszentrum Jülich GmbH
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Internet: www.fz-juelich.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Juni 2011