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SCHLAGANFALL/282: Neurofeedback - Neues Rehabilitationsprogramm zur Verbesserung der Hirnleistung (idw)


Karl-Franzens-Universität Graz - 26.06.2013

Den Kopf wieder flott machen: Uni Graz entwickelt Rehabilitationsprogramm für Schlaganfall-Patienten



Im Rahmen des EU-Projekts CONTRAST entwickelt die Karl-Franzens-Universität Graz mit internationalen Partnern ein einzigartiges Trainingsprogramm, das die Hirnleistung verbessert. Die auf Neurofeedback basierende Methode soll Schlaganfall-Patienten in der post-akuten Phase durch einfache Übungen wieder zu einem selbstbestimmten Leben verhelfen.

Ein Laptop, ein kleines Kästchen und ein Headset: Diese einfachen Utensilien sollen kognitiv beeinträchtigte Schlaganfall-PatientInnen in ein selbstbestimmtes Leben zurückbegleiten. Die Karl-Franzens-Universität Graz entwickelt im Rahmen des von der EU geförderten Projekts CONTRAST mit sieben PartnerInnen aus sechs Ländern ein weltweit einzigartiges Trainingsprogramm, das die Hirnleistung verbessert. In Krankenhäusern wurde die Methode bereits erfolgreich getestet und optimiert. Die Grazer WissenschafterInnen suchen nun StudienteilnehmerInnen in der post-akuten Phase, die das Programm zu Hause anwenden.

Alle sechs Minuten passiert in Österreich ein Schlaganfall. Die kognitive Rehabilitation, also das Training von Aufmerksamkeit, Orientierung, Problemlösung und die Verbesserung des Gedächtnisses, sind durch die Therapie im Krankenhaus oder Rehabilitationszentrum aus Kostengründen derzeit nicht ausreichend abgedeckt. "Ein kontinuierliches und möglichst heimbasiertes Training ist oft unabdingbar, damit Menschen nicht als Folge eines Schlaganfalls in ihrer Mobilität und Unabhängigkeit eingeschränkt bleiben", weiß Assoz.Univ.-Prof. Dr. Guilherme Wood vom Institut für Psychologie, Leiter des CONTRAST-Projekts am Standort Graz. "Ohne entsprechende Übungen verbessert sich die geistige Verfassung der PatientInnen kaum oder nur sehr langsam, sodass die Betroffenen unter Umständen einen anspruchsvollen Job nicht mehr ausführen können", erklärt der Experte.

Das an der Universität Graz entwickelte Programm basiert auf Neurofeedback. Die Testpersonen setzen sich eine einfache Elektrodenkappe auf, die mit einem kleinen Messgerät und einem Laptop verbunden ist, und starten mit wenigen Klicks das Training. Das Gerät misst eine bestimmte Frequenz der Gehirnströme, die es - je nach Störung - zu senken oder zu erhöhen gilt. Das aktuelle Messergebnis wird binnen Millisekunden am Laptop angezeigt. "Die ProbandInnen sehen einen beweglichen Balken, den sie in den angestrebten Frequenzbereich steuern sollen", erklärt Wood. Wie das gelingt, ist individuell verschieden. "Manche entwickeln eine Strategie und denken an bestimmte Dinge, andere konzentrieren sich einfach auf den Balken und warten, dass er sich hebt oder senkt." Den meisten Personen gelingt es, ihre Gehirnströme zu beeinflussen und damit spezifische mentale Funktionen zu verbessern. "Bereits nach zehn Sitzungen zu je einer halben Stunde haben wir deutliche Erfolge festgestellt, selbst bei starken neurologischen Beeinträchtigungen", so der Experte. "Die Lernprozesse werden ohne große Anstrengung in Gang gesetzt, rein durch Entspannung und Konzentration." Durch das unmittelbare Feedback seien die PatientInnen auch mit Begeisterung dabei.

Ziel des Projekts ist es nun, das Programm für die Anwendung zu Hause zu optimieren.

Bisherige Trainingsprogramme sind Computerspielen nachempfunden und oft zu schwer oder zu leicht für die PatientInnen. Die weltweit einzigartige Methode mittels Neurofeedback lässt sich den individuellen Bedürfnissen perfekt anpassen und ist darüber hinaus mit herkömmlichen Trainings kombinierbar. Die Therapie ist von den Betroffenen selbst einfach anzuwenden und damit eine kostengünstige und enorm wichtige Ergänzung im Spektrum der kognitiven Rehabilitationsmöglichkeiten.


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Ein einfaches Training mittels Neurofeedback hilft, die Gehirnleistung zu steigern.

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Karl-Franzens-Universität Graz, Mag. Gudrun Pichler, 26.06.2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Juni 2013