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AIDS/825: Studie - Neue Prioritäten in der Aids-Prävention (DSW)


DSW [news] - Januar 2011
Deutsche Stiftung Weltbevölkerung

Neue Prioritäten in der Aids-Prävention

In den vergangenen Jahren sind die Mittel zur Entwicklung innovativer Aids-Präventionsmethoden wie von Impfstoffen und Mikrobiziden deutlich gestiegen


Die Mittel zur Aids-Prävention sind gestiegen und die Prioritäten haben sich von traditionellen hin zu eher innovativen Präventionsmethoden verschoben. Das zeigt eine aktuelle niederländische Studie, die im Fachmagazin Globalization and Health am 30.12.2010 erschienen ist. So sind zwischen den Jahren 2000 und 2008 mehr öffentliche Mittel in die Entwicklung innovativer Präventionsmethoden wie von Mikrobiziden und Impfstoffen geflossen. Die Gelder für integrierte Kondomprogramme waren hingegen rückläufig.

Nach aktuellen Zahlen des Aidsprogramms der Vereinten Nationen (UNAIDS) sind heute weltweit 33,3 Millionen Menschen mit HIV/Aids infiziert. Zwar ist die Zahl der Neuinfizierten in den vergangenen zehn Jahren um fast 20 Prozent auf 2,6 Millionen Menschen jährlich gesunken, allerdings kommen auf zwei Infizierte, die neu mit einer antiretroviralen Therapie beginnen, noch immer fünf Neuinfektionen. Das zeigt, dass trotz verbesserter Behandlungsmöglichkeiten die Aidsepidemie ohne ausreichende Prävention nicht eingedämmt werden kann.

Mehr Geld für innovative Präventionsmittel

Sowohl die USA als auch die EU haben im Untersuchungszeitraum der Studie ihre Mittel für die Forschung zu Impfstoffen und Mikrobiziden deutlich erhöht. Im Jahr 2000 haben die USA 307 Millionen US-Dollar in die Erforschung dieser innovativen Präventionsmethoden investiert, 2008 lag der Betrag mit 774 Millionen mehr als doppelt so hoch. Die öffentlichen Gelder für Impfstoffe und Mikrobizide aus Europa sind von 2000 bis 2008 von 24 Millionen US-Dollar auf 109 Millionen gestiegen.

Mikrobizide werden als Cremes oder Gels von Frauen vaginal angewendet und sollen sie dann für mehrere Stunden vor einer HIV-Infektion schützen. Mikrobizide können damit eine wichtige Lücke füllen. Denn gegenüber Kondomen bieten sie den Vorteil, dass Frauen die Präparate unabhängig von der Zustimmung des Mannes anwenden können. Das ist vor allem in Afrika südlich der Sahara von zentraler Bedeutung, denn dort sind Frauen, die die Verwendung von Kondomen oft nicht verhandeln können, einem weitaus größeren Infektionsrisiko ausgesetzt als Männer.

Weniger Geld für Kondome

Im gleichen Zeitraum haben sich die US-Mittel für Kondomprogramme von 79 auf 40 Millionen US-Dollar halbiert. In Europa fiel dieser Rückgang sogar noch deutlicher aus: Von 90 Millionen im Jahr 2000 auf 33 Millionen 2008. Im Bereich der Aidsprävention ist es aber auch wichtig, traditionelle Programme nicht zu vernachlässigen. Aufklärung und der Zugang zu Kondomen sind nach wie vor zentral für den Kampf gegen die Immunschwächekrankheit.

Aids-Mittel wurden vor allem für Behandlung aufgestockt

Die Gesamtmittel - also für Prävention und Behandlung - die international für den Kampf gegen HIV/Aids aufgebracht werden, haben sich laut der niederländischen Studie zwischen 2001 und 2008 mehr als verachtfacht und sind auf insgesamt 13,8 Milliarden US-Dollar pro Jahr gestiegen. Der Löwenanteil dieser Steigerung floss jedoch nicht in Präventionsprogramme sondern in die verbesserten Behandlungsmöglichkeiten von HIV/Aids. Dadurch haben heute deutlich mehr Aidskranke Zugang zu antiretroviralen Medikamenten. Entsprechend ist auch die Zahl der Todesfälle in den vergangenen Jahren zurückgegangen: Während im Jahr 2004 noch 2,1 Millionen Menschen der Immunschwächekrankheit zum Opfer fielen, waren es 2009 noch 1,8 Millionen.


Die Studie "Where does public funding for HIV prevention go to?
The case of condoms versus microbicides and vaccines"
können Sie in englischer Sprache herunterladen:
http://www.globalizationandhealth.com/content/pdf/1744-8603-6-23.pdf

Quelle: Globalization and Health, 30.12.2010.


Die DSW [news] werden im Rahmen der europäischen Öffentlichkeitskampagne "Reproductive Health For All" herausgegeben. Die Kampagne wird von der Europäischen Union finanziell gefördert. Für den Inhalt der DSW [news] ist allein die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung verantwortlich; der Inhalt kann in keiner Weise als Standpunkt der Europäischen Union angesehen werden.

Internet: www.weltbevoelkerung.de/DSW_news/pdfs/DSW__news__Januar_2011.pdf


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Quelle:
DSW [news] - Januar 2011
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veröffentlicht im Schattenblick zum 25. Januar 2011