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DEPRESSION/096: Lichttherapie hilft bei Depression in der Schwangerschaft (idw)


Universität Basel - 07.04.2011

Lichttherapie hilft bei Depression in der Schwangerschaft


Schwangeren, die an einer Depression leiden und aus Angst vor Nebenwirkungen auf die Einnahme von antidepressiven Medikamenten während der Schwangerschaft verzichten wollen, kann mit einer Lichttherapie effektiv geholfen werden. Das belegt eine Studie von Forschenden der Universität Basel. Die Forschungsergebnisse sind in der aktuellen Online-Ausgabe des "Journal of Clinical Psychiatry" veröffentlicht.

Etwa 10 % aller Schwangeren leiden an einer behandlungsbedürftigen Depression. Unbehandelt kann diese Erkrankung nicht nur für die Mutter, sondern auch für das Ungeborene schwere Folgen haben, beispielsweise in Form von Frühgeburten, Geburtskomplikationen und niedrigem Geburtsgewicht. Aus Angst vor den Risiken und Nebenwirkungen möchten viele Frauen aber während der Schwangerschaft auf die Einnahme von antidepressiven Medikamenten verzichten. Psychotherapie und andere bei Depressionen eingesetzte Interventionen alleine helfen aber oft nicht ausreichend.

Wie Forschende der Universität Basel nun in einer vom Schweizerischen Nationalfonds unterstützten Studie belegen, könnte Lichttherapie eine Behandlungsalternative sein. Lichttherapie hat sich in der Behandlung von verschiedensten Formen von Depressionen bereits bewährt; zudem ist sie für das Ungeborene ungefährlich. Deshalb haben Ärztinnen und Ärzte sowie Forschende der Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel und der Universitäts-Frauenklinik Basel unter der Leitung von Prof. Dr. Anna Wirz-Justice und Prof. Dr. Anita Riecher-Rössler die Wirksamkeit der Lichttherapie für depressive Erkrankungen in der Schwangerschaft untersucht. Bei Schwangeren, die an der Universitäts-Frauenklinik Basel sowie in verschiedenen gynäkologischen Praxen in Behandlung waren und eine depressive Symptomatik zeigten, wurden in der Psychiatrischen Universitäts-Poliklinik weitere Abklärungen getroffen. Davon haben sich 27 Schwangere, die die Kriterien einer schwereren depressiven Erkrankung erfüllten, nach ausführlicher Aufklärung an der Studie beteiligt. Sie wurden zufällig entweder mit weissem Licht (7000 Lux) oder mit gedämpftem roten Licht (70 Lux, Placebo) während fünf Wochen jeden Morgen eine Stunde lang zuhause behandelt. Die Studie wurde doppelblind durchgeführt, so dass weder die Patientin noch ihre Psychiater wussten, ob die Frauen eine wirksame Lampe erhalten hatten oder nicht. Die depressive Symptomatik der Probandinnen wie auch eventuelle Nebenwirkungen wurden wöchentlich mit verschiedenen Fragebögen erfasst.

Lichttherapie wirkt

Lichttherapie mit hellem Licht erwies sich der Placebo-Therapie mit schwachem Licht gegenüber als deutlich überlegen. Schon nach fünf Wochen zeigten die Schwangeren mit Lichttherapie in 81 % der Fälle eine deutliche Besserung, 69 % waren symptomfrei, während die entsprechenden Zahlen in der Placebo-Gruppe nur bei 46 % bzw. 36 % lagen. Die Unterschiede waren statistisch signifikant, auch nach Kontrolle für die verschiedensten konfundierenden Einflussfaktoren. Die Lichttherapie könnte damit eine einfache, kosteneffektive Therapie bei Depression in der Schwangerschaft darstellen - mit minimalen Nebenwirkungen und ohne bekanntes Risiko für das Ungeborene.


Kontakt
Prof. Dr. med. Anita Riecher-Rössler
Ordinaria für Psychiatrie
Universität Basel, Chefärztin
Psychiatrische Universitäts-Poliklinik der
Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel
Allgemeine Psychiatrie
ambulant beim Universitätsspital Basel
Petersgraben 4, 4031 Basel
E-Mail Anita.Riecher@upkbs.ch

Originalbeitrag
Wirz-Justice A., Bader A., Frisch U., Stieglitz RD., Alder J., Bitzer J., Hösli I., Jazbec S., Benedetti F., Terman M., Wisner K., Riecher-Rössler A.
A randomized, double-blind, placebo-controlled study of light therapy for antepartum depression.
Journal of Clinical Psychiatry epub 5 April 2011
10.4088/JCP.10m06188blu

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution74


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Universität Basel, lic. phil. Hans Syfrig Fongione, 07.04.2011
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. April 2011