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SCHMERZ/506: Migränetherapie - Zu wenig, zu spät (DGK)


Forum Schmerz im Deutschen Grünen Kreuz e. V. - 2. Dezember 2009

Migränetherapie - Zu wenig, zu spät

Deutsche Patienten sind unzufrieden mit der Behandlung


In Deutschland gibt es ungefähr zehn Millionen Migräne-Patienten. Doch mehr als die Hälfte (60 Prozent) sind unzufrieden mit der Behandlung. Es dauert durchschnittlich mehr als 13 Jahre bis sie an einen Spezialisten überwiesen werden und überhaupt nur 6 Prozent kommen in den "Genuss" solch einer Behandlung.

Das ist das Ergebnis einer europaweiten Umfrage der Europäischen Kopfschmerz-Allianz, dem Dachverband der Migräne-Selbsthilfeverbände, und des Deutschen Grünen Kreuzes.


(dgk) Mehr als 60 Prozent der Migränepatienten sind unzufrieden mit der Behandlung ihrer Erkrankung. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage der Europäischen Kopfschmerz Allianz und des Deutschen Grünen Kreuzes e. V. (DGK) in Marburg. Hauptgründe dafür sind die mangelnde Wirkung der verschiedenen Medikamente, ungenügende Aufklärung und Schwierigkeiten bei der Überweisung an einen Spezialisten.

Zwar begeben sich immerhin 62 Prozent der 1.642 Befragten in medizinische Behandlung, aber nur 6 Prozent gelangen zu einem Kopfschmerzspezialisten. Im Durchschnitt dauert es 13,6 Jahre vom Auftreten der Kopfschmerzen bis die Patienten an ein Kopfschmerzzentrum überwiesen werden. Die meisten Betroffenen (40 Prozent) gehen mit den Beschwerden zu einem Allgemeinmediziner, wo sie sich oft nicht ernst genommen fühlen. Jeder Zehnte versorgt sich mit freiverkäuflichen Medikamenten in der Apotheke.

"Wir unterstützen zwar den Hausarzt in seiner Funktion als erste Anlaufstelle, weil er seine Patienten oft am besten kennt. Gleichzeitig erwarten wir, dass sie sich intensiver fortbilden, um die Diagnose und Therapie von Migräne zu verbessern, und dass sie dieser chronischen, neurologischen Erkrankung mehr Aufmerksamkeit widmen", sagt Dr. Dietmar Krause, Leiter der Schmerzsektion im DGK. Außerdem müsse der Zugang zu spezialisierten Einrichtungen verbessert und die oft mehrwöchigen Wartezeiten verkürzt werden, fordert der Schmerzexperte.

Die Effektivität der Therapie ließe sich nach Ansicht von Dr. med. Jan-Peter Jansen durch bessere Fortbildung der Ärzte erhöhen. "Es stehen zahlreiche erprobte Wirkstoffe zur Verfügung, die jedoch nicht immer optimal eingesetzt werden. Die ärztliche Kunst besteht darin, für jeden Patienten und jede Migräne das wirksamste Mittel auszuwählen. Das kann man lernen", sagt der Ärztliche Leiter des Ostdeutschen Kopfschmerzzentrums in Berlin. Ausführliche Informationen zur Migräne mit kostenlosen Broschüren und Kopfschmerztagebüchern stehen unter www.forum-schmerz.de im Internet bereit.


Zur Untersuchung:

An der Befragung nahmen 1.642 Personen aus neun europäischen Ländern teil (Finnland, Deutschland, Irland, Italien, Niederlande, Serbien, Spanien, Schweden, England). 84 Prozent davon waren Frauen, von denen sich wiederum 91 Prozent in der besonders aktiven Lebensphase zwischen 20 und 60 Jahren befanden. Fast alle Befragten litten an Migräne (82,3 Prozent) und zu einem geringeren Anteil an Spannungskopfschmerzen, Clusterkopfschmerzen oder einem Medikamentenkopfschmerz.

Initiiert wurde die Befragung von der European Headache Alliance (EHA, www.e-h-a.eu), dem Dachverband europäischer Patientenorganisationen, unterstützt vom Deutschen Grünen Kreuz, das die Interessen der deutschen Migränepatienten auf europäischer Ebene vertritt.


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Quelle:
Forum Schmerz im Deutschen Grünen Kreuz e. V.
im Kilian, Schuhmarkt 4, 35037 Marburg
Telefon: 06421/29 3-0, Fax: 06421/229 10
E-Mail dgk@kilian.de
Internet: www.dgk.de / www.forum-schmerz.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Dezember 2009