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OFFENER BRIEF/012: Erhaltet die Homöopathie (Bundesverband Patienten für Homöopathie)


Bundesverband Patienten für Homöopathie - 28. Oktober 2019

Erhaltet die Homöopathie


In einem offenen Brief wendet sich der Vorsitzende des Bundesverbandes Patienten für Homöopathie (BPH), Meinolf Stromberg, an Vertreter von Ärztekammern und an Politiker. "Es kann nicht sein, das Parteien ein funktionierendes, auf einander abgestimmtes und sicheres System zerstören und dies auch noch mit Patientenschutz begründen", schreibt Stromberg. "Wir Patientinnen und Patienten benötigen sichere homöopathische Arzneien, dafür ist das BfArM mit Erfolg zuständig und das muss auch so bleiben. Die homöopathischen Arzneien müssen weiterhin apothekenpflichtig bleiben. Die Beratung in der Apotheke ist im besten Sinne des Patientenschutzes wichtig? Da Homöopathie keine Regelleistung der Gesetzlichen Krankenversicherung ist, müssen die Kassen auch weiterhin freiwillig die Kosten einer homöopathischen Therapie erstatten dürfen. Kassenärzte mit der Zusatzbezeichnung Homöopathie haben oft eine über 10-jährige medizinische Ausbildung, sind Fachärzte und haben eine von den Ärztekammern vorgeschrieben Weiterbildung absolviert. Warum soll diese Behandlung weniger sicher sein als jede andere Therapie aus der Hand des gleichen Arztes? Wir vertrauen der konventionellen Medizin und unseren Ärzten, wir erwarten jedoch von ihnen, dass sie über den Tellerrand der konventionellen Medizin Blicken können."


Der Appell befindet sich hier im Anhang und steht, versehen mit vielen Links, auf der BPH-Webseite:
https://www.bph-online.de/erhaltet-die-homoeopathie/

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Erhaltet die Homöopathie.
Ein offener Brief des Vorsitzenden des Bundesverbandes Patienten für Homöopathie(BPH), Meinolf Stromberg, an Politiker und Vertreter von Ärztekammern.

28. Oktober 2019

Sehr geehrte Damen und Herren,

wir Patientinnen und Patienten vertrauen der Homöopathie, weil wir gute Erfahrungen mit ihr machen. Vor allem in zwei Bereichen: In der Selbstmedikation von leichteren Erkrankungen helfen wir uns und unseren Familien selbst - meist auf eigene Kosten. So vermeiden wir nebenwirkungsstarke Medikamente und häufig auch einen Arztbesuch. Die andere Situation ist ernster: Viele Patientinnen und Patienten kommen erst zur Homöopathie, wenn sie in der konventionellen Medizin als austherapiert gelten oder massive Nebenwirkungen ihrer konventionellen Behandlung erleben. Erfahrene homöopathisch tätige Therapeuten können vielen dieser Patienten helfen - diese Erfahrungen sprechen sich herum und sind uns wesentlich wichtiger als die Diskussion um Studien.

Was für uns Patientensicherheit bedeutet

Die derzeitige öffentliche Debatte geht aus unserer Sicht in die absolut falsche Richtung. Es kann nicht sein, das Parteien ein funktionierendes, auf einander abgestimmtes und sicheres System zerstören und dies auch noch mit Patientenschutz begründen. Wir Patientinnen und Patienten benötigen sichere homöopathische Arzneien, dafür ist das BfArM mit Erfolg zuständig und das muss auch so bleiben. Die homöopathischen Arzneien müssen weiterhin apothekenpflichtig bleiben. Die Beratung in der Apotheke ist im besten Sinne des Patientenschutzes wichtig. Mehr als 90 Prozent der in Apotheken verkauften homöopathischen Mittel werden ohne Verordnung vom Arzt von Patienten gekauft (und aus eigener Tasche bezahlt), üblicherweise steht auf homöopathischen Arzneien keine Indikation, hier brauchen viele Menschen eine qualifizierte Unterstützung. Da Homöopathie keine Regelleistung der Gesetzlichen Krankenversicherung ist, müssen die Kassen auch weiterhin freiwillig die Kosten einer homöopathischen Therapie erstatten dürfen. Kassenärzte mit der Zusatzbezeichnung Homöopathie haben oft eine über 10-jährige medizinische Ausbildung, sind Fachärzte und haben eine von den Ärztekammern vorgeschrieben Weiterbildung absolviert. Warum soll diese Behandlung weniger sicher sein als jede andere Therapie aus der Hand des gleichen Arztes? Wir vertrauen der konventionellen Medizin und unseren Ärzten, wir erwarten jedoch von ihnen, dass sie über den Tellerrand der konventionellen Medizin Blicken können - denn dann gibt es auch weniger austherapierte Patienten und weniger Verschreibungen von chemischen Medikamenten - z.B. Antibiotika mit der Folge gefährlicher Resistenzentwicklung.

Appell an die Ärztekammern, Zusatzbezeichnung Homöopathie zu erhalten

Und an dieser Stelle kommen die Landesärztekammern ins Spiel. Die Kammern in Bremen und Sachsen-Anhalt haben die Zusatzbezeichnung Homöopathie ab Mitte nächsten Jahres abgeschafft. Als Patient liest man von dieser Entscheidung und versteht sie nicht. Warum wird Ärztinnen und Ärzten verwehrt, sich in im Namen und unter Kontrolle der Ärztekammern weiter zu bilden? Aus unserer Sicht fatale Entscheidungen. Auf der Webseite des Berlin Brandenburger Vereins homöopathischer Ärzte (BVhÄ) berichten Ärzte, warum sie homöopathisch therapieren. Der genannte Hauptgrund ist, da sie mit der konventionellen Medizin allein keine Antwort bei chronischen und wiederkehrenden Erkrankungen haben - aus genau diesem Grund wenden sich auch Patienten der Homöopathie zu. Patienten benötigen die Sicherheit, von qualifizierten Therapeuten behandelt zu werden, und sie benötigen eine Orientierung, welche Therapeuten dies bieten können. Die Zusatzbezeichnung Homöopathie, vergeben durch die jeweils zuständige Ärztekammer, ist eine solche Orientierung und wir appellieren an die Landesärztekammern, die Zusatzbezeichnung Homöopathie zu erhalten.

Die gegenwärtige Homöopathie-Debatte wird sehr emotional und unsachlich geführt

"Angesichts fehlender Plausibilität zu den Wirkprinzipien der Homöopathie ist es Mode geworden, deren therapeutische Wirksamkeit in Abrede zu stellen, obwohl die hierzu publizierte Evidenz für eine Wirksamkeit spricht", schrieb Prof. Dr. med. Peter F. Matthiessen (1944-2019), ehemaliger Sprecher des Dialogforums Pluralismus in der Medizin, in der Deutschen Zeitschrift für Onkologie. Eine Skeptiker-Vereinigung betreibt seit einigen Jahren eine gezielte Desinformationskampagne. Vor allem die Aussage, dass Homöopathie nicht über den Placeboeffekt hinaus wirke, hat sich dadurch in den deutschen Medien verfestigt. Im Zentrum dieser Kampagne steht die GWUP, die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften, eine ihr angegliederte Organisation ist das sogenannte "Informationsnetzwerk Homöopathie". Die organisierten Skeptiker verbindet ein humanistisch-atheistisches Weltbild mit einem sehr dogmatisch ausgerichteten materialistischen Wissenschaftsverständnis. Auf der politischen Agenda stehen neben der Bekämpfung von Homöopathie, TCM & Co. der Einsatz für Glyphosat, für Gentechnik und für Kernenergie. Die Zielsetzung der Anti-Homöopathie Kampagne bringt einer ihrer Vordenker, Udo Endruscheit, im Dezember 2018 auf dem anonymen (!) Skeptiker-Blog Psiram auf den Punkt: "Aber was nötig wäre, das ist das Zerschlagen der öffentlichen, der sozialen Reputation der Homöopathie". Diese Kampagne hat sich den vielsagenden Titel "Globukalypse" gegeben...

Fakten zur Homöopathie

Repräsentative Umfragen zeigen, dass Homöopathie regelmäßig von etwa der Hälfte der Bevölkerung genutzt wird. Dabei geht es nicht um ein Gegeneinander der Therapiemethoden: Die Bevölkerung erwartet ein Miteinander von konventioneller Medizin und den besonderen Therapierichtungen, laut einer aktuellen repräsentativen Umfrage wünschen sich 75 Prozent der Bürgerinnen und Bürger dieses Miteinander in der Medizin, auch Integrative Medizin genannt.

Der Bertelsmann Gesundheitsmonitor 2014 stellt fest: "84 Prozent der Befragten geben an, den Arzt gezielt wegen der homöopathischen Behandlung aufgesucht zu haben. ... Als häufigstes Motiv für den Besuch nennen die Teilnehmer, dass anderswo keine Besserung erzielt worden war (49 Prozent)." Dieses Studienergebnis spiegelt sich zu 100 Prozent mit unseren Erfahrungen und auch mit denen der Therapeuten - was für eine seltene Übereinstimmung.

Patientensicherheit bedeutet: Qualitativ hochwertige homöopathische Arzneien, die durch Apotheken vertrieben werden und gut ausgebildete Therapeuten, die Homöopathie und konventionelle Medizin verbinden können. Aber auch: Dass es sichere Alternativen zur konventionellen Medizin gibt, denn wir brauchen als freie und mündige Patienten und Patientinnen einen lebendigen Pluralismus der Methoden innerhalb unseres Gesundheitssystems.

Therapiefreiheit, Therapievielfalt und Selbstbestimmung auch im Bereich der Gesundheit sind hohe Werte einer offenen Gesellschaft. Zunehmend wird an diesem gesellschaftlichen Konsens gerüttelt.

Laut Bundesministerium für Gesundheit betragen die Kosten für die Homöopathie nur 0,03 Prozent der Gesamtausgaben der GKV.

Unser Ziel: In der Schweiz sind seit dem Sommer 2017 die Homöopathie und andere besondere Therapieverfahren Gegenstand der Regelversorgung. Das Schweizer Bundesamt für Gesundheit hatte einen "Health Technology Assessment (HTA)"-Bericht in Auftrag gegeben. Das Ergebnis: Nach Ansicht der Autoren "untermauert ihr Bericht, dass die Homöopathie eine wertvolle Ergänzung zur schulmedizinischen Versorgung ist." Und: "Es liegen ausreichende Nachweise für die präklinische Effektivität und klinische Wirksamkeit der Homöopathie sowie für ihre Sicherheit und Wirtschaftlichkeit im Vergleich zu schulmedizinischen Behandlungen vor." Dem ist aus unserer Sicht nichts mehr hinzuzufügen.

Der Bundesverband Patienten für Homöopathie (BPH)
Wir beraten und informieren unsere Mitglieder rund um die Homöopathie. Der Verein informiert darüber hinaus die Öffentlichkeit über die therapeutischen Möglichkeiten der Homöopathie und setzt sich für gute gesundheitspolitische Rahmenbedingungen und eine integrative Medizin ein, in der die konventionelle Medizin, die Homöopathie und weitere besondere Therapierichtungen Hand in Hand zum Wohle aller Patienten zur Verfügung stehen. Weitere Informationen: www.bph-online.de

Uns interessiert Ihre Haltung zur Homöopathie, zur Therapiefreiheit, wie nehmen Sie die Debatte wahr? Wir möchten mit Ihnen ins Gespräch kommen und freuen uns über Ihre Antwort.


Mit freundlichen Grüßen,

Meinolf Stromberg,
Vorsitzender des Bundesverbandes Patienten für Homöopathie

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Quelle:
Bundesverband Patienten für Homöopathie
Pressemitteilung vom 28. Oktober 2019
Am Eichenkamp 9, 33184 Altenbeken
E-Mail: info@bph-online.de
Internet: www.bph-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. November 2019

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