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NEBENWIRKUNG/224: Nierenschwäche - Kollaps durch Hochdruckmedikamente (Thieme)


Thieme Verlag / FZMedNews - Freitag, 17. April 2009

Nierenschwäche: Kollaps durch Hochdruckmedikamente


fzm - Wenn bei pflegebedürftigen Menschen der Kreislauf kollabiert, sind nicht selten Medikamente zur Behandlung des hohen Blutdrucks der Auslöser. Die tiefere Ursache kann eine Überdosierung infolge einer Nierenschwäche sein, die bei älteren Menschen häufig ist, von vielen Ärzten aber nicht erkannt wird, beklagen eine Arzneimittelexperten in der Fachzeitschrift "DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift" (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2009).

Überdosierungen von Hochdruckmitteln können Ohnmachtsanfälle auslösen. Sie treten entweder aus heiterem Himmel auf oder nach dem Aufstehen aus Bett oder Sessel. Für die Notärzte der Berliner Charité sind dies die häufigsten Gründe für Einsätze bei Senioren, die in Altenheimen und Pflegeheimen leben oder ambulant betreut werden. Die Klinik-Pharmakologin Dr. Juliane Bolbrinker und ihre Kollegen haben in einer Studie nach den Ursachen geforscht. Ihr Ergebnis: Ältere Menschen erhalten häufig mehrere Medikamente, in der Studie bis zu 13, und häufig bedenken die verordnenden Ärzte nicht, dass die Dosis wegen der Nierenschwäche gesenkt werden muss.

Eine Funktionsstörung der Nieren hatten nach der Analyse der Experten jedoch zwei von drei Patienten. Die Nierenschwäche hat zur Folge, dass eine Reihe von Medikamenten verzögert ausgeschieden wird. Es bleibt mehr Wirkstoff im Körper. Um eine Überdosierung zu verhindern, müssen die Ärzte die Dosis bei Menschen mit Nierenschwäche senken, erläutert die Pharmakologin Bolbrinker. Dies wurde jedoch häufig bei den Hochdruckmitteln vergessen. Dr. Bolbrinker: Bei einem Viertel der Patienten war die Dosis im Verhältnis zur Nierenfunktion zu hoch.

Die meisten Patienten benötigen mehrere Mittel, um den Blutdruck im Alter ausreichend zu senken. Viele Ärzte favorisieren harntreibende Mittel. Einige dieser Diuretika können die Nierenfunktion im Alter weiter verschlechtern, was die Therapie noch komplizierter macht. Die Autoren raten den Ärzten dringend, bei allen älteren Patienten die Nierenfunktion regelmäßig zu prüfen. Dazu stehen heute genaue Tests zur Verfügung. Mit Formeln können Ärzte die Nierenleistung recht gut berechnen. Als Pharmakologin ist Dr. Bolbrinker überzeugt, dass viele Notfallsituationen vermieden werden könnten.


J. Bolbrinker et al.:
Antihypertensive Pharmakotherapie und Nierenfunktion bei geriatrischen Notfallpatienten.
DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift 2009; 134 (16): S. 802-806


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Quelle:
FZMedNews - Freitag, 17. April 2009
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veröffentlicht im Schattenblick zum 21. April 2009