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INITIATIVE/101: Die private "Medikamentenhilfe für Menschen in Not" in Aumühle (SH Ärzteblatt)


Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt 4/2016

Private Initiative
"Brücke von Arzt zu Arzt"

Von Dirk Schnack


Die private "Medikamentenhilfe für Menschen in Not" in Aumühle sucht ehrenamtliche Helfer, die sich im Vorstand engagieren möchten.


Die vor 20 Jahren von der Tanztherapeutin Sonne Leddin gegründete Initiative erhält derzeit Arzneimittelspenden von 72 Ärzten, Apotheken und Pharmaunternehmen und sorgt dafür, dass Hilfsprojekte, die Menschen in Not unterstützen, damit versorgt werden. Darunter sind bislang Projekte in zwölf verschiedenen Ländern, aber auch in Deutschland. So arbeitet die Initiative seit über fünf Jahren mit einer Gruppe von acht Hamburger Ärzten zusammen, die Praxen für Obdachlose, Flüchtlinge und Patienten ohne Krankenversicherung behandeln. "Die Ärzte arbeiten ehrenamtlich und wir möchten sie so gut wir können mit Medikamenten und Klinikmaterial unterstützen", sagt Leddin. Auch Krankenhäuser in Litauen und ein Hilfsprojekt deutscher Ärzte in Eritrea werden derzeit von der privaten Initiative unterstützt. An private Personen dagegen werden keine Spenden weitergegeben. "An private Personen dürfen wir keine Medikamente abgeben, wir sind nur die Brücke von Arzt zu Arzt, das ist der Unterschied zu den Lebensmitteltafeln", sagt Leddin.

In der 20-jährigen Tätigkeit hat die Initiative bislang insgesamt 2.500 Kartons mit Medikamenten eingesammelt und weiter verteilt - nach Angaben Leddins entspricht dies 40 Tonnen Hilfsgütern im Wert von rund 4,4 Millionen Euro, die damit vor dem Verfall und der Vernichtung bewahrt wurden. Die Aufgabe der Initiative besteht in der Annahme der Spenden und in der Bewertung, Sortierung und Lieferung. In Aumühle wird jede angenommene Schachtel auf Vollständigkeit, Verfallsdatum, Übereinstimmung mit den Mengenangaben auf der Packung, Unversehrtheit der Blister und Vorhandensein der Beipackzettel geprüft. Es werden grundsätzlich nur Medikamente angenommen, die noch mindestens ein Jahr lang haltbar sind. Ziel der Initiative ist es, die Spenden so in die Krisengebiete zu schicken, dass die Medikamente die betroffenen Menschen so schnell wie möglich erreichen.

Leddin kam erstmals im Bosnienkrieg 1992 in Berührung mit vergleichbaren Hilfsprojekten. Damals begegnete sie einem Hamburger Klinikarzt, der Medikamente sammelte und sie auf eigene Faust in das Krisengebiet brachte. "Mir gefiel dieses Projekt so gut, dass ich sofort in die Arbeit mit einstieg. Gemeinsam haben wir später auch Hilfsprojekte in der Ukraine organisiert", berichtet Leddin.

Als der Arzt das Projekt nach damals vier Jahren aus beruflichen Gründen beendete, wollte sie weiterhin helfen und gründete die Initiative. "Viele Ärzte, Apotheker und Freunde, die ich damals ansprach, fanden die Idee so gut, dass die Zahl der Helfer schnell zu einem großen Kreis zusammenwuchs", erinnert sie sich.

Nun sucht Leddin selbst Nachfolger - "idealerweise wären Apotheker und Ärzte bestens geeignet", sagt sie, aber Menschen aus nicht-medizinischen Berufen seien nach entsprechender Einarbeitungszeit in der Lage, wirkungsvoll zu unterstützen.

Wer sich für eine Mitarbeit oder sogar eine Tätigkeit im Vorstand interessiert, kann sich direkt an die amtierende Vorsitzende wenden (sonne.leddin@gmx.de oder 04104 4813). Weitere Informationen über die Initiative bietet die Website unter
www.medikamentenhilfe-fuer-menschen-in-not.de


Info

2.500 Kartons mit Medikamenten hat die private Initiative "Medikamentenhilfe für Menschen in Not" in ihrem 20-jährigen Bestehen eingesammelt und in Krisengebiete geschickt. Dies entspricht einem Wert von 4,4 Millionen Euro für Arzneimittel, die damit vor dem Verfall und der Vernichtung bewahrt wurden.


Gesamtausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts 4/2016 im Internet unter:

http://www.aeksh.de/shae/2016/201604/h16044a.htm

Zur jeweils aktuellen Ausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts:
www.aerzteblatt-sh.de

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Quelle:
Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt
69. Jahrgang, April 2016, Seite 21
Herausgegeben von der Ärztekammer Schleswig-Holstein
mit den Mitteilungen der
Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein
Redaktion: Dirk Schnack (Ltg.)
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Das Schleswig-Holsteinische Ärzteblatt erscheint 12-mal im Jahr.


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Mai 2016

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