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SUCHT/656: Jugendliche in Hamburg setzen auf andere Suchtmittel als Jugendliche auf dem Land (SH Ärzteblatt)


Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt 7/2014

Sucht

Jugendliche in Hamburg setzen auf andere Suchtmittel



Jugendliche auf dem Land trinken häufiger, in der Stadt wird mehr geraucht. Hamburg will Schulung der Fachkräfte zur Prävention optimieren.


Der Tabak- und Alkoholkonsum unter Jugendlichen ist insgesamt rückläufig, weil weniger von ihnen rauchen und trinken. Unter den Konsumenten aber steigen die Menge und Häufigkeit. Dies geht aus den Ergebnissen der Schüler- und Lehrerbefragungen zum Umgang mit Suchtmitteln (SCHULBUS) 2012 hervor.

Sie wurde im Rahmen eines Modellprojektes erstmals als Regionalstudie über die Grenzen Hamburgs hinaus angelegt. Die jetzt vorliegenden Ergebnisse der Gesamtauswertung zeigen zum Teil deutliche Unterschiede zwischen Stadt und Land: Alkohol spielt in Hamburg generell eine geringere Rolle als in ländlichen Regionen. Anders sieht es beim Cannabiskonsum aus, der in Hamburg wesentlich stärker verbreitet ist. Für die Studie wurden Jugendliche im Alter zwischen 14 und 17 Jahren befragt. Das Büro für Suchtprävention der Hamburgischen Landesstelle für Suchtfragen e.V. hat die Studie mit finanzieller Unterstützung durch das Bundesministerium für Gesundheit zusätzlich in zwei Städten, zwei Gemeinden und einem Landkreis durchgeführt. Die Teilergebnisse für die Stadt Hamburg waren bereits im vergangenen Jahr präsentiert worden. Jetzt liegt die Gesamtauswertung für alle Regionen vor, die die Gesundheitsbehörde der Hansestadt Ende Mai veröffentlichte. Der regionalspezifische Abgleich der Daten zum Alkoholkonsum zeigt, dass dieser vor allem in den eher ländlich geprägten Regionen verbreitet ist. So wird deutlich, dass gut ein Drittel der dortigen Jugendlichen regelmäßig "Binge Drinking" betreibt, also fünf oder mehr Gläser Alkohol bei einer Gelegenheit trinkt. In Hamburg liegt dieser Anteil unter den Gleichaltrigen bei 25 Prozent.

Tabakprodukte zählen zu den am häufigsten konsumierten Suchtmitteln. Hier wird deutlich, dass die im eher ländlichen Milieu aufwachsenden Jugendlichen signifikant weniger rauchen. Während in Hamburg 30 Prozent angeben, aktuell zu rauchen, liegt dieser Anteil auf dem Land nur zwischen 21 und 27 Prozent.

Auch beim Umgang mit Cannabisprodukten ist unter Jugendlichen ein deutlicher Stadt-Land-Unterschied auszumachen: Mit zunehmendem Urbanisierungsgrad steigt der Anteil aktueller Konsumenten spürbar an. Der Anteil der Jugendlichen, die in Hamburg Cannabis zu sich nehmen, ist von rund elf Prozent im Jahr 2009 auf etwa 17 Prozent im Jahr 2012 angestiegen. Im ländlichen Raum sind es bis zu acht Prozent.

Der Umgang mit illegalen Drogen jenseits von Cannabis spielt unter den Hamburger Jugendlichen und auch bei den Schülern in den anderen Modellregionen epidemiologisch gesehen bislang nur eine untergeordnete Rolle. "Gerade der steigende Cannabiskonsum in Hamburg ist ein besorgniserregender Trend. Insbesondere bei Jüngeren können die gesundheitlichen Schäden durch das Kiffen verheerend sein", sagte dazu Hamburgs Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks. Sie kündigte für den Sommer eine Kampagne an, um diesem Trend und den Verharmlosungstendenzen von Cannabis entgegenzuwirken. Über die Zahlen zur Verbreitung des Suchtmittelkonsums hinaus gibt die Studie Auskunft über Art und Umfang des Umgangs der Jugendlichen mit verschiedenen Angeboten in den Bereichen PC-Spiele, Internet und Glücksspiel. Hier zeigt sich, dass etwa zehn Prozent der in Hamburg befragten Jugendlichen eine problematische Internetnutzung betreiben. Knapp vier Prozent gelten als suchtgefährdete PC-Spiele-Nutzer und fast sieben Prozent geben an, mehrmals im Monat an Glücksspielen um Geld teilzunehmen, obwohl sie auf diese laut Jugendschutzgesetz gar keinen Zugriff haben dürfen. Um die Jugendlichen in der Hansestadt gezielter als bislang vor den Gefahren einer möglichen Suchtentstehung zu schützen, sollen Qualifizierungsmaßnahmen für Fachkräfte optimiert werden. (PM/Red)

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Gesamtausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts 7/2014 im Internet unter:
http://www.aeksh.de/shae/2014/201407/h14074a.htm

Zur jeweils aktuellen Ausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts:
www.aerzteblatt-sh.de

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Quelle:
Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt
67. Jahrgang, Juli 2014, Seite 59
Herausgegeben von der Ärztekammer Schleswig-Holstein
mit den Mitteilungen der
Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein
Redaktion: Dr. Franz-Joseph Bartmann (V.i.S.d.P.)
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Das Schleswig-Holsteinische Ärzteblatt erscheint 12-mal im Jahr.


veröffentlicht im Schattenblick zum 2. August 2014