Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt 10/2010
Fotoausstellung der Diakonie
Ungeschminkte Armut in Schleswig-Holstein
Mehr als 360.000 Menschen in Schleswig-Holstein leben unter der Armutsschwelle.
© Diakonie Schleswig-Holstein 2010
Armut und soziale Ausgrenzung ist für viele Menschen in
Schleswig-Holstein eine tägliche Erfahrung. Die Diakonie
Schleswig-Holstein zeigt diese Erfahrung über Fotos, die die
Betroffenen selbst mit Einwegkameras geschossen haben. Sie zeigen
Obdachlosigkeit, verwahrloste Wohnungen, Tafeln, Sozialläden und viele
andere Facetten der Armut, die von der Mehrheit der Bevölkerung kaum
wahrgenommen oder verdrängt werden. Um dies zu ändern, hat die
Diakonie Fotos für eine Ausstellung unter dem Titel "Ungeschminkt"
ausgewählt, passend zum EU-Jahr zur Bekämpfung von Armut und sozialer
Ausgrenzung. "Für uns ist entscheidend, dass betroffene Menschen aktiv
an dem Projekt beteiligt sind und dass sie selbst zu Wort kommen, und
sei es mit der Kamera", sagte Landespastorin Petra Thobaben zur
Ausstellungseröffnung in der Kieler St. Nikolaikirche. Dr. Bettina
Bonde, Staatssekretärin im Kieler Gesundheitsministerium, verwies auf
die mit Armut einhergehenden Begleitprobleme: Vereinsamung, Krankheit,
Sucht, geringe Vernetzung und fehlende Unterstützung im sozialen
Umfeld.
17,4 Prozent aller Kinder im Land gelten als arm. Die Grenze zur Armut
ist mit 1.683 Euro für eine Familie mit zwei Kindern definiert. Sucht
ist ein Begleitproblem der Armut.
© Diakonie Schleswig-Holstein 2010
Um Armut zu verhindern, sei auch ein interessiertes und engagiertes Umfeld erforderlich, betonte Bonde. Das Sozialministerium plant derzeit einen Sozialatlas für Schleswig-Holstein, der die sozialen Brennpunkte im Land abbildet und zugleich darüber informiert, welche Hilfsangebote von Land, Gemeinden und Zivilgesellschaft bestehen und von den Betroffenen abgerufen werden können. Wie hoch der Bedarf ist, erfahren die derzeit 48 Tafeln im Land. Sie verteilen Lebensmittel, zum Teil auch warme Mahlzeiten an Bedürftige. 34 Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe bieten Unterkunft für obdachlose Menschen, dennoch leben 670 Menschen dauerhaft auf der Straße - mit einer auffälligen Zunahme junger Menschen. Auch die Schuldnerberatungsstellen verzeichnen einen wachsenden Zulauf.
© Diakonie Schleswig-Holstein 2010
Rund 100.000 Haushalte im Land gelten als überschuldet. Die Nachfrage nach Sozialberatung nimmt stetig zu, die Arbeit von Sozialarbeitern, Sozialpädagogen und Psychologen wird nachgefragt. Das Diakonische Werk Schleswig-Holstein will mit der Fotoausstellung, die im vergangenen Monat auch in Husum, danach in Flensburg zu sehen war, aufrütteln und sie erweitern. Zur Eröffnung waren schon 200 Einwegkameras ausgegeben, weitere stehen bereit. Ausstellungstermine im Internet unter www.diakonie-gegen-armut.de (PM/Red)
© Diakonie Schleswig-Holstein 2010
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Quelle:
Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt Oktober 2010
63. Jahrgang, Seite 42 - 43
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mit den Mitteilungen der
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Das Schleswig-Holsteinische Ärzteblatt erscheint 12-mal im Jahr.
veröffentlicht im Schattenblick zum 20. November 2010
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