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GEWALT/266: Stellungnahme der Deutschen Depressionshilfe zum Amoklauf in München (SDD)


Stiftung Deutsche Depressionshilfe - 26. März 2015

Stellungnahme zum Amoklauf in München

Depression ist nicht die Ursache für den Amoklauf in München.


Leipzig, 23. Juli 2016 - Die Stiftung Deutsche Depressionshilfe ist durch das große, sinnlose Leid betroffen, das durch den Amoklauf in München verursacht worden ist. Wir sprechen allen Hinterbliebenen unser tief empfundenes Beileid aus.

Es wurde zwischenzeitlich bekannt gegeben, dass der Täter an einer Depressionserkrankung erkrankt gewesen sein soll. Durch die folgende Sachinformation soll Fehlinterpretationen dieser Tat und damit neuem Leid in Folge vorgebeugt werden:

Stellungnahme von Prof. Dr. Ulrich Hegerl, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Leipzig:

"Mit großer Sicherheit kommt eine Depression des Täters als Ursache für den Amoklauf in München nicht in Frage. Selbst wenn der Amokläufer wegen einer Depression behandelt worden ist, so heißt dies nicht, dass diese bei der Tat eine Rolle gespielt hat. Etwa 4 Millionen Menschen leiden in Deutschland aktuell unter behandlungsbedürftigen Depressionen, und es gibt keine Hinweise, dass diese Menschen häufiger Gewalttaten als andere begehen. Eher sogar im Gegenteil: Depressiv erkrankte Menschen sind im gesunden Zustand meist besonders verantwortungsvolle, fürsorgliche Menschen. In der depressiven Krankheitsphase neigen sie zu übertriebenen Schuldgefühlen, und dies ist sogar ein zentrales Diagnosemerkmal. Sie geben immer sich selbst die Schuld, nicht anderen und würden deshalb nie auf den Gedanken kommen, fremde Menschen in einem Amoklauf zu töten.

Den Amoklauf fälschlicherweise als Folge einer Depression darzustellen, verstärkt die Stigmatisierung depressiv Erkrankter. Dies erhöht für diese die Hürde, sich professionelle Hilfe zu holen. Nicht optimal behandelte Depressionen verursachen großes unnötiges Leid und sind die Hauptursache für die jährlich circa 10.000 Selbsttötungen (Suizide) und 150.000 Suizidversuche in Deutschland. Eine Zunahme der Stigmatisierung wird zu einer Zunahme der Suizide führen."

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Stiftung Deutsche Depressionshilfe

Ziel der 2008 gegründeten Stiftung Deutsche Depressionshilfe ist es, einen wesentlichen Beitrag zur besseren Versorgung depressiv erkrankter Menschen und zur Reduktion der Zahl der Suizide in Deutschland zu leisten. Neben Forschungsaktivitäten bietet die Stiftung Betroffenen und Angehörigen vielfältige Informations- und Hilfsangebote wie das Diskussionsforum Depression (www.deutsche-depressionshilfe.de/forum) und das deutschlandweite Info-Telefon Depression (0800 33 44 5 33). Unter dem Dach der Stiftung Deutsche Depressionshilfe koordiniert das Deutsche Bündnis gegen Depression zahlreiche lokale Aktivitäten. In über 75 Städten und Kommunen haben sich Bündnisse gebildet, die auf lokaler Ebene Aufklärung über die Erkrankung leisten. Schirmherr der Stiftung Deutsche Depressionshilfe ist der Entertainer und Schauspieler Harald Schmidt.

Weitere Informationen:
www.deutsche-depressionshilfe.de

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Quelle:
Stiftung Deutsche Depressionshilfe
Pressemitteilung vom 26. März 2015
Semmelweisstraße 10, 04103 Leipzig
Telefon: 0341 / 972 45 12
E-Mail: presse@deutsche-depressionshilfe.de
Internet: www.deutsche-depressionshilfe.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Juli 2016

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