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INTERVIEW/036: Grup Yorum - jung, verbunden, ausdrucksstark, Niko und Ulja im Gespräch (SB)


Interview mit der Band Gehörwäsche in der Arena Oberhausen am 28. Juni 2014



Während des Konzerts von Grup Yorum kam es zu einem kurzen Auftritt der Band Gehörwäsche. Die normalerweise vierköpfige Gruppe war als Trio angereist und übermittelte dem Publikum Grüße des Jugendverbandes der MLPD, Rebell. In der Pause zwischen den beiden Teilen dieses fünfstündigen Konzertabends erklärten Niko Held und Ulja Schweitzer dem Schattenblick, wie es zu dieser besonderen Gelegenheit kam, ihre in deutscher Sprache vorgetragenen Songs einem 15.000 Menschen starken Publikum präsentieren zu können.

Auf der Bühne in Oberhausen, dahinter Musiker von Grup Yorum - Foto: © 2014 by Schattenblick

Gehörwäsche in Aktion - Ulja, Niko, Augusto
Foto: © 2014 by Schattenblick

Schattenblick: Niko, was hat euch veranlaßt, heute hier aufzutreten?

Niko: Ich habe Pfingsten auf dem Rebellischen Musikfestival, an dessen Organisation ich auch beteiligt war, Grup Yorum kennengelernt. Wir hatten sie eingeladen, so kam der Kontakt zustande. Unser heutiger Auftritt erfolgte aufgrund einer freundlichen Gegeneinladung aus Solidarität. Wir fühlen uns aber auch eng verbunden mit den Kämpfen, die in der Türkei um mehr Demokratie und Freiheit geführt werden. Der Tod von Berkin Elvan hat uns sehr betroffen gemacht.

SB: Was sagt euch die politische Botschaft Grup Yorums?

Niko: Wir spüren, daß sie generationsübergreifend für eine lebenswerte Zukunft steht und daß hier junge wie ältere Menschen in der Idee miteinander verbunden sind, daß man für seine Zukunft auch kämpfen muß. Dafür steht Grup Yorum in unseren Augen, und deswegen sprechen hier viele sehr positiv auf ihre Botschaft und Musik an.

Ulja: Ich kenne die Band schon, seit ich zehn war, weil meine türkische Freundin, die auch Alevitin ist, ein Poster von Grup Yorum über dem Bett hängen hatte. Deswegen war es etwas ganz Besonders, hier aufzutreten. Da ich kein Türkisch spreche, weiß ich von den Inhalten der Lieder und der Ansagen leider nicht so viel. Aber ich würde mich freuen, sie näher kennenzulernen.

SB: Hier sind sehr viele Jugendliche, die offensichtlich nicht nur die Musik begeistert, sondern bei denen auch die politischen Inhalte gut ankommen. Könnte das für euch als Mitglieder eines linken Jugendverbands auch eine Vorbildfunktion haben?

Ulja: Ja, es ist schon interessant, wie über diese Kultur auch ein Zusammengehörigkeitsgefühl entsteht, das die Leute veranlaßt, aus ganz Deutschland hierher anzureisen und zusammen zu feiern. Der Jugendverband Rebell versucht das auch. Wir sind als Musikgruppe nicht explizit die Band des Jugendverbands Rebell, aber ich gehöre ihm an. Niko und ich sind Arbeiter und Vollblutmusiker. Als Band verbindet uns schon der Gedanke, daß wir politisch etwas verändern wollen, daher sind wir mit dem Rebell eng damit verbunden. Deswegen habe ich bei unserem Auftritt auch Grüße in seinem Namen überbracht.

Ich denke, daß die herrschende Kultur, die der Jugend hier verkauft wird, oft auf eine Ellenbogengesellschaft hinausläuft. Sieh zu, daß du dich selber durchschlägst, jeder ist seines eigenen Glückes Schmied, und alle Musikrichtungen arbeiten gegeneinander. Die Kultur spielt aber auch eine wichtige Rolle in der Gegenbewegung. Es geht uns um eine rebellische Kultur, die im Kampf um die Zukunft steht, die den positiven Zusammenhalt von Jungs und Mädchen, von deutschen und ausländischen Jugendlichen stärkt.

SB: Ulja und Niko, vielen Dank für eure Stellungnahme.

Publikum in der Arena Oberhausen beim Grup Yorum-Konzert - Foto: © 2014 by Schattenblick

Großer Auftritt für kleine Band
Foto: © 2014 by Schattenblick


Beiträge zum Konzert von Grup Yorum in Oberhausen im Schattenblick unter
www.schattenblick.de → INFOPOOL → MUSIK → REPORT:

BERICHT/023: Grup Yorum - musikvereinte Linke (SB)
http://www.schattenblick.de/infopool/musik/report/murb0023.html

INTERVIEW/034: Grup Yorum - Unser Gesicht ..., Ibrahim Gökcek im Gespräch (SB)
http://www.schattenblick.de/infopool/musik/report/muri0034.html

17. Juli 2014