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AUSLAND/8475: Aus aller Welt - 18.04.2020 (SB)


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Sars-CoV-2 bedroht Afrika

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) registriert seit einigen Tagen in Afrika einen rasanten Anstieg von Infektionen mit Sars-CoV-2 und Todesfällen durch die davon ausgelöste Lungenkrankheit Covid-19. Weil es in den afrikanischen Ländern an Testmöglichkeiten mangelt, befürchtet der WHO-Generaldirektor Tedros eine hohe Dunkelziffer der Coronavirus-Infektionen. Afrika könnte das nächste Epizentrum des Coronavirus-Ausbruchs werden. In drei bis sechs Monaten kann es auf dem Kontinent bis zu zehn Millionen Fälle geben. Wenn sich das Virus von den Hauptstädten aus auf dem Land ausbreitet, wird es sich nur schwer bekämpfen lassen, weil dort die Gesundheitsversorgung noch schlechter ist. Sowieso gibt es in vielen afrikanischen Ländern nur schlecht ausgestattete Intensivstationen und kaum Beatmungsgeräte. Prävention ist deswegen die einzige Chance. Laut Bundesentwicklungsminister Müller gab es Ende März in ganz Afrika 40 Labore, die Covid-19 diagnostizieren konnten.

Die Uno-Wirtschaftskommission für Afrika (UNECA) rechnet damit, daß in Afrika 29 Millionen Menschen wegen der Pandemie extrem arm werden, falls nicht ein Rettungspaket von mindestens 100 Milliarden Dollar zusammen kommt. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International forderte am Freitag die Regierungen der Länder im Süden des Kontinents auf, Nahrungsmittel Bürgern zur Verfügung zu stellen, die sich wegen der gegen Corona verhängten Restriktionen nicht ernähren können.

Minister Müller erklärte am Samstag im Deutschlandfunk, es gehe nicht nur um Pandemiebekämpfung. Aus der an sich schon dramatischen Gesundheitskrise in afrikanischen Ländern erwüchsen Spannungen, Unruhen und Hunger bis hin zur Gefahr des Staatsverfalls in bestimmten Regionen wie z. B. dem Sahel. Man kann die Pandemie in einer Welt des Warengüteraustauschs und des Reiseverkehrs nur global besiegen, so Müller. Man darf sich nicht auf Europa beschränken. Deshalb ist es ganz wichtig, den internationalen Ansatz über die Vereinten Nationen zu koordinieren. Müller hat deswegen vorgeschlagen, die Weltgesundheitsorganisation zu einem Weltpandemiezentrum auszubauen. Schließlich gibt es mindestens 40 Viren der Gefährlichkeit von Sars-CoV-2.

18. April 2020


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