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SOZIALES/8510: Arbeit, Soziales und Familie - 03.06.2020 (SB)


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Franzosen protestieren gegen Polizeigewalt

In Frankreich sind am Dienstag die medizinischen Befunde dazu veröffentlicht worden, wie 2016 der 24jährige Schwarze Adama Traoré in Polizeigewahrsam ums Leben gekommen ist. Seine Familie hatte eine zweite Untersuchung in Auftrag gegeben. Beiden zufolge erstickte der junge Mann bei einer gegen seinen Bruder gerichteten Polizeiaktion aufgrund der von den Beamten angewendeten Methode. Ein am vergangenen Freitag veröffentlichter anderer Untersuchungsbericht führt den Tod von Adama Traoré auf dessen schlechten Gesundheitszustand zurück. Der Fall erinnert viele Franzosen an den Tod von George Floyd, der vor gut einer Woche bei einer Festnahmeaktion in Minnesota von Polizisten erstickt wurde. Wie in den USA kam es am Dienstag in mehreren Städten Frankreichs zu einer Welle des Protestes gegen rassistische Polizeigewalt. An den Kundgebungen beteiligten sich trotz eines landesweit geltenden, corona-bedingten Versammlungsverbots Tausende von Menschen. Vor einem Pariser Gerichtsgebäude demonstrierten am Dienstag laut Polizeiangaben etwa 20.000. Die Polizeipräfektur der Stadt hatte die Demonstration ausdrücklich verboten. Traorés ältere Schwester Assa erklärte bei der Kundgebung, es gehe nicht mehr nur um den Kampf der Familie Traoré, es sei ihrer aller Kampf. Wenn man heute für George Floyd kämpfe, kämpfe man für Adama Traoré. In Lille protestierten rund 2500 Menschen, in Marseille etwa 1800 und in Lyon rund 1200 gegen dessen Tod. Einer der drei an der Festnahme beteiligten Polizisten hatte berichtete, zu dritt hätten sie Adama Traoré zu Boden gedrückt. Er habe im Polizeifahrzeug das Bewußtsein verloren und sei später auf der Wache verstorben. In diesem Jahr ist ein Familienvater am Eifelturm getötet worden. Polizisten hatten den Lieferfahrer zu Boden gedrückt, wodurch er einen Kehlkopfbruch erlitt. In Béziers starb ein 33jähriger Mann auf einer Polizeiwache, nachdem er mit dem Gesicht nach unten fixiert worden war.

3. Juni 2020


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