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MELDUNG/160: Australien geht strategische Kooperation mit der ESO ein (idw)


Max-Planck-Institut für Astronomie, ESO Science Outreach Network - 11.07.2017

Australien geht strategische Kooperation mit der ESO ein


Pressemitteilung der Europäischen Südsternwarte (Garching) - In feierlichem Rahmen wurde heute in Canberra in Australien eine Vereinbarung über den Beginn einer auf zehn Jahre ausgelegten strategischen Kooperation zwischen der ESO und Australien unterzeichnet. Die Kooperation soll die ESO-Programme sowohl wissenschaftlich als auch technisch stärken und australischen Astronomen sowie der australischen Industrie Zugang zum La Silla-Paranal-Observatorium bieten. Die Vereinbarung könnte der erste Schritt zu einer Vollmitgliedschaft Australiens in der ESO sein.

Im Mai 2017 kündigte die australische Regierung Verhandlungen über eine strategische Kooperation mit der ESO an, um australischen Astronomen Zugang zur hochmodernen Forschungsinfrastruktur der ESO zu ermöglichen. Diese Kooperation wurde nun offiziell besiegelt und wird umgehend in Kraft treten. Australien wird sich demnach für zehn Jahre finanziell an der ESO beteiligen und kann danach vollwertiges Mitglied werden. Die beabsichtigte Partnerschaft wurde einstimmig vom ESO-Rat genehmigt.

Die feierliche Vertragsunterzeichnung fand an der Australian National University (ANU) in Canberra während der jährlichen Zusammenkunft der Astronomical Society of Australia statt. Die Eröffnungsrede hielt Brian Schmidt, der Nobelpreisträger und Rektor der ANU, gefolgt von Reden von ESO-Generaldirektor Tim de Zeeuw, und des australischen Ministers für Industrie, Innovation und Wissenschaft, Arthur Sinodinos, die anschließend gemeinsam die Vereinbarung unterzeichneten. Der Zeremonie wohnten Vertreter der ESO, Mitglieder des Ministeriums für Industrie, Innovation und Wissenschaft, sowie weitere Ehrengäste bei.

Senator Arthur Sinodinos äußert sich hierzu: "Diese wichtige Kooperation mit einer weltweit führenden Organisation wie der Europäischen Südsternwarte wird es Australien ermöglichen, seine exzellente Forschung in dieser Ära der globalen Astronomie aufrechtzuerhalten, und bietet entscheidende Möglichkeiten für australischen Einfluss sowie technische und wissenschaftliche Beiträge, die die internationale Forschung und Zusammenarbeit mit der Industrie fördern werden."

"Wir unterzeichnen heute eine strategische Vereinbarung, die australischen Astronomen - sowie technischen Instituten und bestimmten Industriezweigen - Zugang zum La Silla-Paranal-Observatorium gewähren wird", fügt ESO-Generaldirektor Tim de Zeeuw hinzu. "Eine Partnerschaft zwischen Australien und der ESO war für mich seit mehr als 20 Jahren ein Ziel, und ich bin hocherfreut, dass sie jetzt Realität wird."

Die Kooperation wird es australischen Astronomen ermöglichen, sich an allen Aufgabenbereichen zu beteiligen, die Anlagen am La Silla-Paranal-Observatorium der ESO betreffen - besonders das Very Large Telescope, das Very Large Telescope Interferometer, VISTA, VST, das 3,6-Meter-Teleskop der ESO und das New Technology Telescope. Die Partnerschaft eröffnet auch Möglichkeiten für australische Wissenschaftler und die Industrie, mit Institutionen aus ESO-Mitgliedsländern hinsichtlich zukünftiger Instrumente an diesen Observatorien zusammenzuarbeiten.

Australiens fachliche Kompetenz bei Instrumentierung, einschließlich fortschrittlicher Adaptiver Optik und Glasfasertechnologie, passt gut mit dem Instrumentierungsprogramm der ESO zusammen. Im Gegenzug erhält Australien Zugang zu industriellen, Instrumentierungs- und wissenschaftlichen Möglichkeiten am La Silla-Paranal-Observatorium und wird im Wesentlichen bei allen Angelegenheiten, die diese Anlagen betreffen, als Mitgliedsstaat angesehen. Die Ergebnisse dieser Zusammenarbeit werden von der ESO-Gemeinschaft eifrig erwartet.

Tim de Zeeuw ergänzt: "Australiens Beiträge im Rahmen dieser Partnerschaft werden ein Gewinn für die ESO sein. Der Zugang zu ESO-Einrichtungen wird für australische Astronomen die Grundlage für zahlreiche Entdeckungen und die Entwicklung der nächsten Generation an Hightech-Instrumenten bilden, die der Wissenschaft und Technologie auf der ganzen Welt zugutekommen wird. Ich glaube, das ist auch ein wichtiger Schritt zu einer Vollmitgliedschaft in der ESO zu gegebener Zeit."

Australien hat eine lange und umfangreiche Geschichte an international anerkannter astronomischer Forschung. Seine bereits sehr aktive und erfolgreiche astronomische Gemeinschaft wird mit langfristigem Zugang zu den modernsten Einrichtungen der ESO zweifellos wachsen. Diese europäisch-australische Zusammenarbeit wird zu grundlegenden neuen Fortschritten in Wissenschaft und Technik führen, die von einer Seite allein nicht hätten erreicht werden können.

Zusatzinformationen

Die Europäische Südsternwarte (engl. European Southern Observatory, kurz ESO) ist die führende europäische Organisation für astronomische Forschung und das wissenschaftlich produktivste Observatorium der Welt. Getragen wird die Organisation durch 16 Länder: Belgien, Brasilien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Italien, die Niederlande, Österreich, Polen, Portugal, Spanien, Schweden, die Schweiz und die Tschechische Republik. Die ESO ermöglicht astronomische Spitzenforschung, indem sie leistungsfähige bodengebundene Teleskope entwirft, konstruiert und betreibt. Auch bei der Förderung internationaler Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Astronomie spielt die Organisation eine maßgebliche Rolle. Die ESO verfügt über drei weltweit einzigartige Beobachtungsstandorte in Chile: La Silla, Paranal und Chajnantor. Auf dem Paranal betreibt die ESO mit dem Very Large Telescope (VLT) das weltweit leistungsfähigste Observatorium für Beobachtungen im Bereich des sichtbaren Lichts und zwei Teleskope für Himmelsdurchmusterungen: VISTA, das größte Durchmusterungsteleskop der Welt, arbeitet im Infraroten, während das VLT Survey Telescope (VST) für Himmelsdurchmusterungen ausschließlich im sichtbaren Licht konzipiert ist. Die ESO ist außerdem einer der Hauptpartner bei zwei Projekten auf Chajnantor, APEX und ALMA, dem größten astronomischen Projekt überhaupt. Auf dem Cerro Armazones unweit des Paranal errichtet die ESO zur Zeit das Extremely Large Telescope (E-ELT) mit 39 Metern Durchmesser, das einmal das größte optische Teleskop der Welt werden wird.

Die Übersetzungen von englischsprachigen ESO-Pressemitteilungen sind ein Service des ESO Science Outreach Network (ESON), eines internationalen Netzwerks für astronomische Öffentlichkeitsarbeit, in dem Wissenschaftler und Wissenschaftskommunikatoren aus allen ESO-Mitgliedsländern (und einigen weiteren Staaten) vertreten sind. Deutscher Knoten des Netzwerks ist das Haus der Astronomie in Heidelberg.


Weitere Informationen unter:
https://www.eso.org/public/germany/archives/releases/pdf/eso1721a.pdf
Rede Tim de Zeeuws im Rahmen der feierlichen Unterzeichnung

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution1413

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Max-Planck-Institut für Astronomie, ESO Science Outreach Network
(Dr. Carolin Liefke), 11.07.2017
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Juli 2017

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